Mittwoch, 31. Oktober 2018

Motorama, 24.10.18



Konzert: Motorama
Ort: Petit Bain, Paris
Datum: 24.10.2018
Zuschauer: etwa 450, ausverkauft



Wie heisst noch mal diese Band aus Russland deren Musik süchtig macht? Ach, Motorama, ja genau! Jede neue Platte ein Volltreffer, jede neue Tour ein enthusiasmierendes Erlebnis und dies nun schon seit einigen Jahren. Motorama hängen mir immer noch nicht zum Halse raus, im Gegenteil! Sie sind so clever, schnell neue Alben zu veröffentlichen und nicht Jahre zu warten wie andere. So bleiben sie immer aktuell, immer aktiv. Zwar überschreiten die "Longplayer" selten die 30 Minutenmarke und im aktuellen Fall bleiben sie sogar darunter, aber das Erlebnis ist trotzdem oder gerade deshalb sehr intensiv.



Die Frage war natürlich wie sich die neuen Sachen von Many Nights live schlagen würden. Nach dem Konzert würde ich sagen, dass sie gut rüber kamen, allerdings weniger fetzig und dynamisch als die alten Stücke vom Erstling Alps. Auf Alps waren Motorama wirklich noch eine Post Punk Band, heutzutage ist ihre Musik elektronischer und sanfter geworden, es geht teilweise Richtung Ambient. So war das Pariser Konzert dann auch erstaunlich ruhig und wenig krawallig. Sogar seine Brille behielt Sänger Vlad Parshin heuer durchweg auf der Nasenspitze, in der Vergangenheit hatte er sie oft hyperaktiv an- und ausgezogen oder beim Rumwirbeln auf der Bühne verloren. Das Konzert glänzte weniger durch Power als durch profunde Schönheit, wenngleich diese Schönheit natürlich einen leicht morbiden Anstrich hatte. 


Videos mit kargen Bäumen, Wellen und alten Häusern untermalten die Songs, währen die drei Musiker auf der Bühne vor der Leinwand ihre Kunst ausübten. 



Beim genauen Hinsehen fiel auf, das der Drummer gewechselt hat. Der alte Drummer Oleg Chernov ist nicht mehr dabei, der neue heisst Mikhail Nikulin. An Gitarre und Bass aber weiterhin Maxim Polivanov und vorne natürlich der grossgewachsene Vlad Parshin mit seinem Stoppelhaarschnitt. Seine Grabesstimme klang toll wie immer aber er schonte sie mehr als sonst. Er schrie in keiner Phase, sondern sang durchgängig sehr zart und melancholisch.


Dem überaus zahlreich erschienenen Publikum gefiel das Ganze mehrheitlich, das sah man an den zufrieden Gesichtern. Freilich hatte der Publikumsandrang zur Folge, dass man eng an eng stand und kaum Platz zum Tanzen hatte. Viele junge Leute unter den Zuschauern, auch einige Russen aus der russischen Gemeinde von Paris, aber auch ein paar Deutsche und Fans aus Asien. Es war wirklich ein internationaler Abend. Motorama haben Fans auf der ganzen Welt und touren auch immer mal wieder in Südamerika und Asien.


In Südamerika sollen die Konzerte sehr wild sein, alle singen die Texte mit und feiern, in Paris hingegen läuft das Ganze immer dezenter ab.

Das erste Lied, das mich so richtig in Stimmung brachte war Wind In Her Hair mit seinem fast tropischen Flair und etwa zehn Minuten später der neue Titel From The Choir, der mit den für Motorama typischen hochmelodischen Gitarren punkten konnte. Zweifelsohne ein Hit.



Auch Two Stones vom Zweitliga Calendar mochte ich nach wie vor sehr. Ein nur mittelschneller Titel, eher beschaulich, mit sonnigen Gitarren und einem nahegehenden Text: "hold your breath and die with me, just like two little stones on the water."

Kurzes Zeit später mit Rose In The Vase ein weiteres Highlight von Calendar.

Sie brachten auch Ship, ein wundervolles Lied vom Erstling Alps, weniger elektronisch als die neuen Sachen, basslastiger und scheppernder.



Im letzten Drittel kam dann mit Second Part ein sehr poppiger, an New Order erinnernder Titel und natürlich auch Alps, der vielleicht nach wie vor beste Song von Motorama. Da konnte ich einfach nicht mehr still halten. "I'm slow slow slowly dying, my blue coloured eyes are almost blind." Ghost wurde gleich noch hinterhergeschickt.

Die Zugabe bestand dann noch aus zwei Liedern, das Konzert wurde von dem poppigen Tell Me beendet und ich hatte mal wieder einen glänzend Abend mit einer meiner Lieblingsbands verbracht. Im Februar 2019 kommen die 3 Russen dann auch wieder nach Deutschland. Ich hätte glatt Bock hinzufahren und mir jede einzelne Show anzusehen!

Setlist



He Will Disappear

Heavy Wave
Homewards
Wind In Her Hair
I See You
No More Time
Voice From The Choir
Dispense Energy
Two Stones
This Night
Rose In The Vase
You & The Others
Ship
Empty Bed
Kissing The Ground
Second Part
Devoid Of Color
Alps 
Ghost


Hard Times
Tell Me



 

Konzerttagebuch © 2010

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