Konzert: Sophie Hunger
Ort: Théatre de L'Atelier, Paris
Datum: 06.12.2010
Zuschauer: fast ausverkauft
Konzertdauer: 100 Minuten purer Genuß!
Update (07.12.2010 spät abends): Ich leide unter massiven Rücken-und Nackenschmerzen. Habe mir wohl einen Nerv eingeklemmt. Hinter dem Computer zu sitzen und zu schreiben ist eine üble Qual. Der ausführliche Bericht kommt deshalb erst später. Danke für das Verständnis.
Update II (8.12.2010 spät abends): Rien ne va plus- nichts geht mehr. Rücken und Nacken sind hart wie ein Brett! Zur Vorgruppe Juliette Commagère habe ich aber unten zumindest ein paar Sätze geschrieben.
So etwas habe ich seit meiner frühen Jugend nicht mehr erlebt: Ich hatte weihnachtliche Gefühle, als ich nach dem grandiosen Konzert von Sophie Hunger das wunderbare Théatre de L'Atelier verließ. Damals war ich Messdiener und hatte noch die mir inzwischen verloren gegangene Gabe, an Gott zu glauben. Logisch, daß ich mit dem Weihnachtsfest und der vorweihnachtlichen Zeit identifizieren konnte und im Dezember immer eine gewisse Ergriffenheit spürte. Spätestens seit ich das 16. Lebensjahr hinter mir gelassen habe, kannte ich aber dieses feierliche Gefühl nicht mehr. Und heute da ich ein 39 jähriger Sack bin, bereitet mir eine schüchtern wirkende Schweizerin dieses wärmende Gefühl im Herzen, das ich glücklicherwiese auch noch mit vielen anderen Besuchern teilen konnte. Auf dem Flur und draußen vor der Türe waren alle voll des Lobes für das unglaubliche Talent der Sophie Hunger, für ihre mitreißende Performance und ihre natürliche, herzensgute Art. Schweizer, Deutsche und Franzosen waren sich einig, daß dieses Konzert sensationell, ja unvergesslich war. Viele bezogen sich auch auf den abschließenden Satz der Musikerin, die von dem donnernden Applaus emotional ungemein bewegt geäußerte hatte: "Je ne vais pas pouvoir dormir toute la nuit"- "ich werde die ganze Nacht nicht schlafen können" und bekundeten ihrerseits ebenfalls, daß sie heute Nacht wohl kein Auge zumachen können werden. Zu ergreifend war das Geschehene, zu brillant die Vorstellung, zu intensiv der Draht, den die Schweizerin zum Publikum geknüpft hatte, um hinterher einfach abzuschalten und an den morgigen Tag zu denken. Was war das für ein rauschendes Fest! Welche Zelebrierung großartiger Kunst, die sich musikalisch bei verschiedenen Genres wie Indierock, Folk, Jazz und Soul bedient hatte! Und wie bescheiden und lieb die Sophie schon wieder war! Himmlisch, ganz einfach himmlisch! Wie Weihnachten eben...
Morgen mehr. An Schlaf ist nicht zu denken, nachdem was im Théatre de l'Atelier passiert ist.
Aus unserem Archiv:
Sophie Hunger, Haldern Pop, 14.08.2010
Sophie Hunger, Paris, 02.06.10
Sophie Hunger, Köln, 29.09.09
Sophie Hunger, Köln, 09.05.09
Sophie Hunger, Paris, 23.03.09
Anmerkung: Bei den Bilder handelt es sich um Archivfotos aus Paris. Aktuelle Pics gibt es aber bereits hier. Die brillanten Videos stammen von KidamProd. Auf deren Youtube Kanal gibt es noch zahlreiche andere Perlen.
Die Setlist sah weitestgehend so aus. Zusätzlich wurde Spiegelbild in der Mitte gespielt.
Konzerttermine von Sophie Hunger (ohne Gewähr):
09.12.2010: Lido, Berlin (ausverkauft) mit Juliette Commagère*
10.12.2010: Lido, Berlin (ausverlauft), ebenfalls mit Juliette Commagère
11.12.2010: Lido, Berlin (erkundigt euch (z.B. hier,)ob es noch Karten gibt
16.12.2010: Bierhübeli, Bern, Schweiz
17.12.2010: Salle des fêtes, Thônex, Schweiz
18.12.2010: fi-son, Fribourg, Schweiz
27.01.2011: Kulturfabrik, Esch-sur-Alzette, Luxemburg
28.01.2011: Konzerthaus, Dortmund
30.01.2011: Burghof, Lörrach
Für diejenigen, die wissen möchte, wie Juliette Commagère war:
Genau wie bei den kommenden Terminen in Berlin war die Amerikanerin Juliette Commagère Support Act von Sophie Hunger in Paris. Stilistisch schien sie so gar nicht zur Hunger zu passen. Sie bot keinen Indierock mit jazzig/soluigen Einschlägen, sondern tribalischen 1980 er Jahre Elektro Pop im Stile von Fever Ray. Allein ihr Haarschnitt war klasse, sie sah obenrum aus, wie Limahl von Kajagoogoo bloß in schwarz! Volles Rohr Eighties also und ich fragte mich mehrfach, wie ihre Plattensammlung aussehen würde. Was findet man da? Madonna? Kate Bush? Culture Club? OMD? Oder aktuelle Sachen wie Au Revoir Simone, Bat For Lashes, Zola Jesus, Lykke Li, Beach House, Glasser und natürlich Fever Ray?...
Eine hübsche Frau auf jeden Fall, aber leider verheiratet. Ihr Mann war nicht weit von ihr entfernt, er trommelte auf der Bühne mit, der Glückspilz.
Die ganze Sache war sehr kurz, 4 bis 5 Lieder gestand man ihr zu, dann musste sie das Feld räumen. Ob sie neue Fans hinzugewonnen hat, entzieht sich meiner Kenntniss. Ich vermute aber, daß im Publikum so gar nicht ihre Zielgruppe saß und sich hinterher niemand mehr an ihren Namen erinnerte.
5 Kommentare :
Au Backe! Gute Besserung, lieber Oliver.
Uschi aus P.
ja, komm wieder flott auf die beine! alles gute!
Danke für die aufmunternden Worte, Uschi und Eike!
mir hat juliette commagiere sehr gut gefallen, mit ihrem fever ray angehauchten elektro pop. hab mir dann auch ihre cd gekauft und wurde bitter, bitter enttäuscht -- keine synths und keyboards, keine tanzbaren rythmen.. die lieder auf der cd sind grösstenteils zwischen rock und vor allem acoustic angesiedelt, was ich sehr sehr schade finde. ich hätte gerne die versionen nochmals gehört welche sie live gespielt hat..
sophie hunger war übrigens auch ganz toll. so nebenbei.
@ Jeng:
Ja, Juliette Commagère war unterhaltsam, ich fand sie auch nicht schlecht. Leider ist es keine Seltenheit, daß die CDs dann ganz anders klingen, als der zuvor gehörte Liveauftritt. Geht mir auch oft so, daß ich vom Tonträger hinterher enttäuscht bin.
Kommentar veröffentlichen