Konzert: Under Byen (Essie Jain)
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 03.10.2008
Zuschauer: nicht ausverkauft
[Am 22.09.15 forderte uns Essie Jain per mail auf, die Fotos ihres Auftritts zu entfernen. In neun Jahren mit mehr als 3.300 Konzertberichten ist dies eine Premiere. Wir finden Konzertberichte ohne Fotos stinklangweilig, werden Essies Aufforderung aber nachkommen, um eine angekündigte Meldung an google zu umgehen, die die Löscung des Konzertberichts bedeuten würde. Wir fotografieren niemals heimlich oder illegal und haben Fotopässe, wann immer dies für Bilder nötig ist. Wir schreiben aus Begeisterung für Livemusik und haben dadurch über unzählige Künstler geschrieben, die sonst zu wenig Aufmerksamkeit bekämen. Fotofreigaben für jede Vorgruppe bei Minikonzerten abzufragen, ist realitätsfremd und widerspricht unserer Idee von Konzerten.]
Am Tag der deutschen Einheit (der in Frankreich natürlich kein Feiertag ist) habe ich die beste Band der Welt gesehen. Sagt zumindest der Rolling Stone. Und wir reden hier jetzt nicht über U2, Oasis, Die Ärzte, Coldplay, oder Arcade Fire. Nein, nein, das Etikett "beste Band der Welt" hat das Rolling Stone Magazin einmal der dänischen Formation Under Byen an die Brust geheftet und in diesem Zusammenhang auch von dem "best kept secret" - dem bestgehüteten Geheimnis der Musikszene - gesprochen.
Setlist Under Byen, La Maroquinerie, Paris:
01: Film Og Omvendt
02: Plantage
03: Af Samme Stof Som Stof
04: Det Er Mig Der Holder Traeerne Sammen
05: Mission
06: Hjertebarn
07: Heftig
08: Pilot
09: Onkel
10: Sejler
11: Jeg Er Din Mand
12: Legesag
Links:
- Sessions von der Blogothèque mit Essie Jain hier
- Fotos von Under Byen hier
- komplette Diskografie von Under Byen, auch mit sämtlichen anderen Projekten (Giant Sand...) der Künstler hier
- Eine Fanseite über Under Byen von Lars Dideriksen mit Fotos von alten Tickets,Plakaten, Setlisten, etc...
- Videoclip Under Byen Af Samme Stof Som Stof
- Videoclip Plantage, hier lernt man sogar noch dänisch!
- Videoclip Det Er Mig
- Recording Clip Jeg Er Din Mand
- Legesag live @ Club Lek
Konzerttermine von Under Byen:
05.10.2008: ISC, Bern
06.10.2008: Karlstorbahnhof, Heidelberg
08.10.2008: Szene, Wien
09.10.2008: Volksbühne, Wien
10.10.2008: Beatpol, Dresden
11.10.2008: Übel & Gefährlich, Hamburg
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 03.10.2008
Zuschauer: nicht ausverkauft
[Am 22.09.15 forderte uns Essie Jain per mail auf, die Fotos ihres Auftritts zu entfernen. In neun Jahren mit mehr als 3.300 Konzertberichten ist dies eine Premiere. Wir finden Konzertberichte ohne Fotos stinklangweilig, werden Essies Aufforderung aber nachkommen, um eine angekündigte Meldung an google zu umgehen, die die Löscung des Konzertberichts bedeuten würde. Wir fotografieren niemals heimlich oder illegal und haben Fotopässe, wann immer dies für Bilder nötig ist. Wir schreiben aus Begeisterung für Livemusik und haben dadurch über unzählige Künstler geschrieben, die sonst zu wenig Aufmerksamkeit bekämen. Fotofreigaben für jede Vorgruppe bei Minikonzerten abzufragen, ist realitätsfremd und widerspricht unserer Idee von Konzerten.]
Am Tag der deutschen Einheit (der in Frankreich natürlich kein Feiertag ist) habe ich die beste Band der Welt gesehen. Sagt zumindest der Rolling Stone. Und wir reden hier jetzt nicht über U2, Oasis, Die Ärzte, Coldplay, oder Arcade Fire. Nein, nein, das Etikett "beste Band der Welt" hat das Rolling Stone Magazin einmal der dänischen Formation Under Byen an die Brust geheftet und in diesem Zusammenhang auch von dem "best kept secret" - dem bestgehüteten Geheimnis der Musikszene - gesprochen.
Solche Sätze schreien ja geradezu nach Überprüfung, zumal nicht nur der Rollig Stone von den Dänen begeistert ist, sondern auch Festivalbesucher, die Under Byen schon einmal beim Haldern-Pop gesehen haben und hinterher euphorisch urteilten.
À propos euphorisch urteilen: Bloggerfreund Eike lobte (hier) bereits im April
den Mut, den feinmodulierten Gesang und den spitzfindigen Drive der Dame, die heute das Vorprogramm bestritt. Ihr Name: Essie Jain.
Das Problem war bloß, daß ich von ihrem Auftritt vorher gar nichts zu Ohren bekommen hatte. Ich ging blauäugig davon aus, daß man eine recht
ungenießbare experimentelle dänische Band an den Anfang setzen würde und kam deshalb erst gegen 21 Uhr in der Maroquinerie an. Ein einziges Lied bekam ich von der in New York lebenden Engländerin Essie Jain, die mit einer brünetten Cellistin erscheinen war, noch mit, dann war für mich schon Schluß. Misses Jain erhob sich von ihrem Piano, verließ die Bühne, war aber später zum Glück noch am Merchandising-Stand anzutreffen. Aus ihren Häden kaufte ich dann gleich beide verfügbaren Alben, The Inbetween und We Made This Ourselves, die auf dem tollen Leaf Label erschienen sind.
Under Byen ließen zum Glück auch nicht lange auf sich warten. Zu acht kamen die Dänen einmarschiert, fünf Herren und drei Damen. Ein großes Aufgebot an Musikern also, die so unterschiedliche Instrumente wie Banjo, Geige, Wurlitzer Piano, Cello einsetzten und zudem mit gleich zwei Schlagzeugen (eins davon unter weiblichem Trommelwirbel in der Gestalt von Stine Sorensen) aufwarteten, um einen düsteren, mystischen und postrockgefärbeten Sound zu kredenzen.
Im Mittelpunkt des Interesses - wenngleich nicht in der Mitte der Bühne - stand innerhalb der Musiker die blonde Schönheit Henriette Sennenvaldt. Die schüchtern und in ihrer eigenen Welt lebende Frau mit den wundervollen blauen Augen sang hinten links verschanzt mit unbewegter Miene auf Björk ähnliche Weise in ein spezielles Mikro. Und das Ganze ausschließlich gehaucht und auf dänisch! Von der Blondine ging eine kühle, aber dennoch stark wirkende Magie aus. Sie lachte nie, auch nach den Stücken nicht. Sie versank ganz und gar in den Liedern...
Auch die anderen beiden Damen in der Runde waren auffällig. Bassistin Sara Saxild allerdings hauptsächlich wegen ihres Ramones-T-Shirts, denn ansonsten spielte der Bass in der Musik der Dänen keine besonders große Rolle. Und die attraktive Stine Sorensen stach einem nicht nur ins Auge, weil sie ein schönes Lächeln hatte, sondern weil sie ihre Drums vorne rechts auf der Bühne spielte und das Schlagzeug mir zugewandt war. Der andere Drummer Morten Larssen agierte rechts hinter ihr, trommelte aber nicht im gleichen Takt, so daß ein spannender Kontrast dadurch entstandt.
Die Mitte der Bühne nahm schließlich Nils Gröndahl ein. Mit seiner Fidel sorgte er für die feinen Töne, genau wie der Pianist Rasmus Jaer Larsen, der vorne links Stellung bezogen hatte und gothisch-düster anmutende Klänge aus seinem Wurlitzer- Teil zauberte. Vervollständigt wurde das Oktett von Morten Svenstrup am Cello.
Bei solch einer Vielzahl an Musikern und diversen Instrumenten sollte klar sein, daß die Musik eine dramatische Spannung bekam, die man von vergleichbaren Bands wie Mogwai oder Sigur Ros her kennt. Aber was heißt schon vergleichbar? Tatsache ist, daß die Dänen wirklich ihren eigenen Stil pflegen, bei dem der Gesang sicherlich an Björk und die Liedstrukturen zweifelsohne an Postrockgruppen erinnert, der aber dennoch sehr schwer einzuordnen ist.
Als Konzertnovize hinsichtlich Under Byen war ich jedenfalls angetan von Titeln mit solch exotisch klingenden Namen wie Det Er Mig, Onkel oder dem famosen Schlußsong Legesag und auch das Publikum in der Pariser Maroquinerie spendete langanhaltenden und verdienten Applaus.
Ob ich wirklich die beste Band der Welt gesehen habe, kann ich freilich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen. Dazu müsste ich mich erst einmal ausführlich in die Diskografie von Under Byen einarbeiten. Wer dies auch tun möchte: Ich habe einen Link beigefügt, wo man das alles ganz genau nachlesen kann.
À propos euphorisch urteilen: Bloggerfreund Eike lobte (hier) bereits im April
den Mut, den feinmodulierten Gesang und den spitzfindigen Drive der Dame, die heute das Vorprogramm bestritt. Ihr Name: Essie Jain.
Das Problem war bloß, daß ich von ihrem Auftritt vorher gar nichts zu Ohren bekommen hatte. Ich ging blauäugig davon aus, daß man eine recht
ungenießbare experimentelle dänische Band an den Anfang setzen würde und kam deshalb erst gegen 21 Uhr in der Maroquinerie an. Ein einziges Lied bekam ich von der in New York lebenden Engländerin Essie Jain, die mit einer brünetten Cellistin erscheinen war, noch mit, dann war für mich schon Schluß. Misses Jain erhob sich von ihrem Piano, verließ die Bühne, war aber später zum Glück noch am Merchandising-Stand anzutreffen. Aus ihren Häden kaufte ich dann gleich beide verfügbaren Alben, The Inbetween und We Made This Ourselves, die auf dem tollen Leaf Label erschienen sind.
Under Byen ließen zum Glück auch nicht lange auf sich warten. Zu acht kamen die Dänen einmarschiert, fünf Herren und drei Damen. Ein großes Aufgebot an Musikern also, die so unterschiedliche Instrumente wie Banjo, Geige, Wurlitzer Piano, Cello einsetzten und zudem mit gleich zwei Schlagzeugen (eins davon unter weiblichem Trommelwirbel in der Gestalt von Stine Sorensen) aufwarteten, um einen düsteren, mystischen und postrockgefärbeten Sound zu kredenzen.
Im Mittelpunkt des Interesses - wenngleich nicht in der Mitte der Bühne - stand innerhalb der Musiker die blonde Schönheit Henriette Sennenvaldt. Die schüchtern und in ihrer eigenen Welt lebende Frau mit den wundervollen blauen Augen sang hinten links verschanzt mit unbewegter Miene auf Björk ähnliche Weise in ein spezielles Mikro. Und das Ganze ausschließlich gehaucht und auf dänisch! Von der Blondine ging eine kühle, aber dennoch stark wirkende Magie aus. Sie lachte nie, auch nach den Stücken nicht. Sie versank ganz und gar in den Liedern...
Auch die anderen beiden Damen in der Runde waren auffällig. Bassistin Sara Saxild allerdings hauptsächlich wegen ihres Ramones-T-Shirts, denn ansonsten spielte der Bass in der Musik der Dänen keine besonders große Rolle. Und die attraktive Stine Sorensen stach einem nicht nur ins Auge, weil sie ein schönes Lächeln hatte, sondern weil sie ihre Drums vorne rechts auf der Bühne spielte und das Schlagzeug mir zugewandt war. Der andere Drummer Morten Larssen agierte rechts hinter ihr, trommelte aber nicht im gleichen Takt, so daß ein spannender Kontrast dadurch entstandt.
Die Mitte der Bühne nahm schließlich Nils Gröndahl ein. Mit seiner Fidel sorgte er für die feinen Töne, genau wie der Pianist Rasmus Jaer Larsen, der vorne links Stellung bezogen hatte und gothisch-düster anmutende Klänge aus seinem Wurlitzer- Teil zauberte. Vervollständigt wurde das Oktett von Morten Svenstrup am Cello.
Bei solch einer Vielzahl an Musikern und diversen Instrumenten sollte klar sein, daß die Musik eine dramatische Spannung bekam, die man von vergleichbaren Bands wie Mogwai oder Sigur Ros her kennt. Aber was heißt schon vergleichbar? Tatsache ist, daß die Dänen wirklich ihren eigenen Stil pflegen, bei dem der Gesang sicherlich an Björk und die Liedstrukturen zweifelsohne an Postrockgruppen erinnert, der aber dennoch sehr schwer einzuordnen ist.
Als Konzertnovize hinsichtlich Under Byen war ich jedenfalls angetan von Titeln mit solch exotisch klingenden Namen wie Det Er Mig, Onkel oder dem famosen Schlußsong Legesag und auch das Publikum in der Pariser Maroquinerie spendete langanhaltenden und verdienten Applaus.
Ob ich wirklich die beste Band der Welt gesehen habe, kann ich freilich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen. Dazu müsste ich mich erst einmal ausführlich in die Diskografie von Under Byen einarbeiten. Wer dies auch tun möchte: Ich habe einen Link beigefügt, wo man das alles ganz genau nachlesen kann.
Setlist Under Byen, La Maroquinerie, Paris:
01: Film Og Omvendt
02: Plantage
03: Af Samme Stof Som Stof
04: Det Er Mig Der Holder Traeerne Sammen
05: Mission
06: Hjertebarn
07: Heftig
08: Pilot
09: Onkel
10: Sejler
11: Jeg Er Din Mand
12: Legesag
Links:
- Sessions von der Blogothèque mit Essie Jain hier
- Fotos von Under Byen hier
- komplette Diskografie von Under Byen, auch mit sämtlichen anderen Projekten (Giant Sand...) der Künstler hier
- Eine Fanseite über Under Byen von Lars Dideriksen mit Fotos von alten Tickets,Plakaten, Setlisten, etc...
- Videoclip Under Byen Af Samme Stof Som Stof
- Videoclip Plantage, hier lernt man sogar noch dänisch!
- Videoclip Det Er Mig
- Recording Clip Jeg Er Din Mand
- Legesag live @ Club Lek
Konzerttermine von Under Byen:
05.10.2008: ISC, Bern
06.10.2008: Karlstorbahnhof, Heidelberg
08.10.2008: Szene, Wien
09.10.2008: Volksbühne, Wien
10.10.2008: Beatpol, Dresden
11.10.2008: Übel & Gefährlich, Hamburg
2 Kommentare :
jo mei, meine liebe essie jain! ihre beiden longplayer erfuhren jede menge lob im klienicum. DAS hättest du bereits ernst nehmen können, um pünktlich zum konzert zu kommen! eine schande!
Ja, ja, ich wußte, daß ich von Dir eine Rüge bekommen würde, Eike! Zu recht!
Aber in diesem Falle müßtest Du erst einmal den fertigen Konzertbericht abwarten. Da werde ich nämlich dann erklären, daß ich überhaupt erst in allerletzter Minute entschieden habe, auf ein Konzert zu gehen. Ich war gerade so mit dem Text zu Bon Iver fertig geworden. Und ich bin davon ausgegangen, daß sie irgendeinen experimentellen dänischen Act als Vorgruppe platzieren würden. Mit Essie Jain hatte ich nie und nimmer gerechnet, sonst wäre ich in die Maroquinerie geflogen!
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