Konzert: Scout Niblett
Ort: Le Scopitone
Datum: 30.11.2009
Zuschauer: es war sehr voll, aber der Laden ist klein.
Konzertdauer: Scout Niblett lediglich 40-45 Minuten
Résumé en français ci-dessous!
Die Alternativen haben die Yuppies aus ihrem Revier vertrieben! Na wenn das nicht außergewöhnlich ist, normalerweise läuft es ja immer umgekehrt!
Wie ich das meine? Nun, aus dem ehemaligen Schicki- Micki Laden Paris Paris, in dem Jungdynamiker Afterworkpartys mit Schampus veranstalteten, ist ein Konzertsaal geworden, der nun auf den Namen Le Scopitone hört und dessen Programm überwiegend von den Machern der Blogothèque gestaltet wird. Schon cool, daß Blogger, die einst damit anfingen, Bands an ungewöhnlichen Orten abzufilmen (man denke nur an die Sessions mit Arcade Fire oder Beirut! ) nun selbst am Drücker sind und sich die Gruppen, auf die sie Bock haben, in den einstigen Nobelschuppen bestellen. Kürzlich waren schon die Schwedinnen von First Aid Kit da und heute hatte man mit Scout Niblett eine noch bekanntere Künstlerin anlocken können.
Vorher galt es aber bei einer recht zähen Vorgruppe durchzuhalten, ohne vorher einzuschlafen. Amüsanterweise erwähnten der Sänger Marc Morvan und der Cellist Ben Jarry am Ende ihres eigentlich sehr feinen Konzertes auch diesen Umstand: "Wenn ihr nicht weggedöst seit und euch das Konzert gefallen hat, könnt ihr Euch am Merch eine CD von uns besorgen." Zugegeben: ich bin weggedöst! Ohne Mist! Ich saß auf einem sehr bequemen Sessel im Vorraum und bin immer weiter runtergesackt, bis ich irgendwann in einem schlafähnlichen Zustand war. Und das war gar kein unangenehmes Gefühl. Im Hintergrund hörte ich das gefühlvolle Cello brummeln und Marc, der Sänger, klang wie Yames Yorkston, in manchen Momenten auch wie Matt Berninger von The National. Feine Musik also, aber bei meinem immensen Nachholbedarf an Schlaf fast wie ein Narkoleptikum wirkend.
Mehr Feuer erwartete ich mir dann von der in Amerika lebenden Engländerin Scout Niblett. Schließlich kannte ich sie ja schon von früheren Konzerten her, wo sie eifrig Kostproben ihres wilden Temperaments abgegeben hatte. Heute blieb sie hingegen eher zahm und - leider passt das Worstpiel, etwas lahm. Mit einem Drumset, aber ohne ihren Drummer erschienen, performte sie ganz allein auf ihrer Elektrischen und spielte gerade am Anfang einige neue Lieder von ihrem im Januar 2010 erscheinenden Album The Calcination Of Sout Niblett. Wie gut diese sind, kann ich nach einem Hördurchlauf natürlich nicht wirklich beurteilen. Nur eins ist sicher: sie bleibt ihrem minimalistischen, rohen und depressiven Stil treu. Im Vordergrund steht wie immer ihre greinende Stimme, eine Gitarre, die ständig Gefahr läuft ins Noisige abzudriften und düstere Lyrics. Die Reaktionen im Publikum auf das Ganze: eher verhalten. Erst beim Erklingen der ersten Noten des Klassiker Dinosaur Egg vom letzten Output This Fool Can Die Now tauten ein paar Leute auf und machten sich durch Gejohle bemerkbar. Das Konzert war halbwegs lanciert und hatte in der Folge mit Relax und dem von ihr am Schlagzeug vorgetragenen Your Beat Kicks Back Like Death ("We all gonna die") eine starke Phase. So richtig los ging es aber nie. Das hatte verschiedene Gründe. Erstens war es viel zu eng und heiß in dem Laden und ich hatte die eklige Geruchsmischung aus altem Tabak, Schweiß und einer Bierfahne meines Vordermannes zu ertragen und zweitens ist das Scopitone ungünstig konstruiert. Die Bühne ist nicht erhöht und größere Zuschauer versperren ihren kleineren Hinterleuten komplett den Blick auf den jeweiligen Künstler. 2/3 des Konzertes sah ich Scout also nur sehr schemenhaft. Erst als ich mich seitlich in der Nähe der Bar positionierte, erblickte ich sie in ihren ganzen Schönheit. In der Ecke gab es aber das Problem, daß zwei Heinis sich ununterbrochen und sehr laut über irgendwelche beruflichen Projekte unterhielten und damit den zum Teil sehr intimen Vortag massiv störten. Möglicherweise ging auch Scout im Scopitone so einiges auf die Nerven und so verließ sie nach höchstens 45 Minuten die Bühne. Weil es so eng war und die Kabine in diesem Teil des Raumes lag, mußte sie direkt an mir vorbei. Sie wäre fast in mich reingelaufen und ich hatte Probleme, ihr auszuweichen! Schade, ich hätte die Chance beim Schopfe packen und sie ganz fest an meine Brust drücken sollen. Ich mag sie nämlich sehr, auch mit ihren Launen und Wutausbrüchen, oder gerade deshalb. Dieses widerspenstige Gemüt bei ihrem puppigen Engelsgesicht, das ist es was ein Teil der Faszination von Scout Niblett ausmacht. Geradezu typisch dann auch, daß sie nicht mehr zurück auf die Bühne kam. Kein "Auf Wiedersehen", keine Zugabe, nichts! Wenigstens Kiss und It's All For you hatten wir zuvor noch serviert bekommen. Zu wenig! Viele Leute äußertens sich hinterher enttäuscht und auch ich hatte mein bisher schwächstes Konzert von Scout erlebt.
Trotzdem bin ich sicher erneut dabei, wenn sie wieder nach Paris kommt.
Setlist Scout Niblett, Le Scopitone, Paris:
01: Duke
02: Just Do It
03: IBD
04: Calcination
05: Dinorsaur Egg
06: Relax
07: Lucy Lucifer
08: Your Beat Kicks Back Like Death
09: Kings
10: Meet & Greet
11: Kiss
12: Wolfie
13: It's All For You
Aus unserem Archiv:
Scout Niblett, Paris, 24.05.08
Scout Niblett, Paris, 17.12.07
- Video Scout Niblett Dinosaur Egg in einer Session der Blogothèque. Klick!
Pour nos lecteurs français:
Petite déception quand même ce concert de l'anglaise (vivant aux USA) Emma Louise alias Scout Niblett. Dans une ancienne boite branchée (l'affreux Paris Paris) rebaptisée Scopitone, pleine comme un oeuf et diaboliquement chaude, elle nous a juste montré quelques bribes de son immense talent. Arrivée sans son batteur, elle joua seule sur sa guitare électrique ses morceaux tristes à mourir. Au début elle donna quelques extraits de son nouvel album The Calcination Of Scout Niblett à paraître en janvier 2010. Le style n'a pas changé. C'est toujours mystérieux, hanté, depressif et brut, dominé par sa voix de gamine révoltée et sa guitare qu'elle fait hurler de temps en temps. Elle créé à chaque fois une ambiance presque suicidaire rappelant les beaux jour de Nirvana avec qui elle a partagé le même producteur, Steve Albini. Dommage qu'elle aie joué si peu. Le public resta sur sa faim. Ceux qui ne l'avaient jamais vu étaient étonné de la voir s'asseoir pour un morceau derrière la batterie et entonner la chanson Your Beat Kicks Back Like Death avec les paroles glauquissimes: "We all gonna die" et qu'elle demande parfois comme un prof: do you have any questions?
Dinosaur Egg était de loin le meilleur titre ce soir, mais Relax était très chouette aussi. Mais bon, j'avais espéré un peu plus de feu et un concert plus long et enthousiaste.
6 Kommentare :
Super Fotos! Das Licht in den Haaren ist sensationell!
Danke! Bildbearbeitung lautet das Zauberwort. Ohne bekommt man das so nicht hin. Empfehle ich Dir ja seit langem...
Wenn ich nur wüsste wann.
ich bin für weitgehend unbehandelte fotos. ehrlich. dieses glitzern in scouts haaren..., ähm, zu weihnachten ok, aber sonst...
Das Licht war so, es hatte einen Grünstich und eine violette Note. Durch die dezente Bearbeitung wurde dieser Umstand nur ein wenig unterstrichen.
Mit der Bildbearbeitung verhält es sich fast geanauso wie beim weiblichen Schminken:
- unbearbeitet, ungeschminkt: in der Regel schrecklich
- zu stark bearbeitet/geschminkt: immer fürchterlich
- dezent bearbeitet/geschminkt: perfekt.
Fotos von Oliver Peel: perfekt :)
(oder können über 1,1 Millionen Views bei Flickr lügen?)
now I stay in touch..
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