Donnerstag, 10. Dezember 2015

Steven James Adams, Ripley, 25.07.15


Konzert: Steven James Adams
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks Festival)
Datum: 25.07.2015
Dauer: gut 45 min
Zuschauer: rund 100 (volle Kirche)



Steven James Adams war mir vor dem Indietracks kein Begriff. Der Sänger aus Cambridge hatte früher in den Bands The Broken Family und Singing Adams, die als Folk-, Indie- oder sogar Country-Rocker beschrieben werden. Country mag ich etwa so gerne wie Petersilie, ich hätte das Konzert von Steven also ausgelassen, hätte ich diese Beschreibung vorher gelesen. Aber das Indietracks läuft bei mir nach dem Motto "höre das eine Lied auf dem Sampler, das muß als Vorbereitung reichen." Und Ideas von Steven James Adams war zwar ein Folksong - und ich habe seit der Überfolkisierung des deutschen Indie-Pop/Rock dagegen eine ausgeprägte Aversion - Ideas ist aber auch ein Ohrwurm, also ging ich in die kleine Holzkirche und nicht zur Indoorbühne, wo die Wave Pictures spielten.

Wir immer war das Kirchchen voll besetzt. Und wie meist fand die Vorbereitung des Künstlers vor seinem Publikum statt. Als hätte Steven meine Folkgedanken gelesen, spielte er vor Konzertbeginn ein paar Zeilen unverstärkt (ich glaube, es war All for me grog) und kommentierte das mit "THAT is folk music!" Ertappt (1).

Das echte Konzert begann mit dem Ohrwurm Ideas. Steven (mit Black Flag T-Shirt und akustischer Gitarre) spielte anschließend ein Stück seiner Band The Broken Family, ein paar Lieder seiner 2014 erschienenen Soloplatte House music, ein Herman Dune-, ein Constantines-Cover ("the best rock'n'roll band in the world") und eines, das ich nicht erkannte ("mit howling at the moon", vielleicht auch einer der Titel seiner ersten Band). Ein Mann, folkige Lieder und eine akustische Gitarre, das klingt so dröge wie der ganze Absatz. War es aber nicht. Zum einen waren die Lieder hervorragend, die Cover gut gewählt. Zum anderen - noch wichtiger - war das Entertainment durch Steven. Und durch alles andere.

Da war das Baby, das bei Black cloud mitsang und Steven zum ersten Mal zum Lachen brachte. Bei dem wunderschönen Tears of happiness gebe es im Original ein Gitarrensolo. Da er hier nur mit akustischer Gitarre unterwegs sei, müssten wir das Solo bitte mit lautestmöglichen Freudengeräuschen ersetzen. Dazu poste der Sänger mit seiner Gitarre so, als spiele er sein Solo. Da er im Kirchengang auf- und ab ging und sich immer wieder drehte, ging die Gitarre oft knapp über den Köpfen der Leute in den ersten Reihen her. Als meine Banknachbarn diskret aufstanden, um den Start der nachfolgenden Pains Of Being Pure At Heart nicht zu verpassen, fragte Steven: "wo geht ihr denn hin?" und hatte sichtlich Spaß. Ertappt (2). 


Am schönsten wurde es am Ende. Vermutlich war das schrecklich kitschig, es ist aber der Indietracks 15 Moment, der mir am meisten in Erinnerung bleibt. Steven erzählte, er habe einmal einen Traum gehabt, in dem der norwegische Singer/Songwriter Thomas Hansen (Saint Thomas) vorgekommen sei, der ihm geraten habe, ihn zu besuchen, damit er Steven das Singen beibringen könne. Er bat uns, den Refrain des Lieds, das er darüber geschrieben habe ("when you come to Oslo, I'll tech you how to sing") mitzusingen. Dazu lief er wieder durch den Mittelgang. Irgendwann unterbrach er. "Everyone happy singing this?" - "Yeah!" Und noch später eine weitere Unterbrechung: "would you do me the honour of standing up?" Auch das machten wir, um dann von Steven singend aus der Kirche geführt zu werden. Dieser Zug ging ein wenig übers Gelände und endete auf dem Spielplatz. Mit Steven auf dem Klettergerüst. "When you come to Oslo, I'll teach you how to sing."

Setlist Steven James Adams, Indietracks, Ripley:

01: Ideas
02: A place you deserve (The Broken Family)
03: Black cloud
04: How we get through
05: Going to Everglades (Herman Dune Cover)
06: You drew a line
07: Tears of happiness
08: ?
09: Young lions (Constantines Cover)
10: St. Thomas



 

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