Donnerstag, 16. Juli 2009

Greg Dulli & Mark Lanegan, Düsseldorf, 15.07.09


Konzert: An Evening With Greg Dulli & Mark Lanegan
Ort: Savoy-Theater, Düsseldorf
Datum: 15.07.2009
Zuschauer: 350 vielleicht
Dauer: Greg Dulli & Mark Lanegan 68 min, Jimmy Gnecco 27 min, Duke Garwood 25 min


Als ich vor Wochen vom Konzert von Mark Lanegan und Greg Dulli in einem "Savoy Theater" in Düsseldorf gelesen habe, war ich hin- und hergerissen, ob ich hingehen sollte. Keine der vielen Bands der beiden Amerikaner (u.a. Afghan Whigs, The Twilight Singers, Sreaming Trees und die Gutter Twins gemeinsam), von denen heute abend Lieder gespielt werden sollten, hatte ich je live gesehen, von einigen kenne ich das Werk viel zu wenig. Und dann war da dieser Abend im Juni letzten Jahres. Emotionslos war ich spontan nach Frankfurt gefahren, um mir Isobel Campbell und Mark Lanegan anzusehen; emotionslos, weil mir die Platten der beiden oft zu langweilig sind, und ich daher niemals eines der schönsten Konzert meines Lebens erwartet hätte. Wie man sich täsuchen kann! Ich wollte mir diesen positiven Eindruck aber nicht versauen, auch wenn Isobel diesmal nicht beteiligt war.

Schließlich siegte wieder einmal die Neugierde. Und Theaterbesuche sind ja auch sinnvoll für das eigene Buch der guten Taten.

Da bekanntlich in Düsseldorf alles etwas feiner ist als in Köln, auch die Bezeichnungen, stellte sich das Savoy Theater als Kö-nahes Kino heraus, vor denen das zu erwartende ältere männliche Publikum wartete. Nachdem wir uns gegen Ice Age 3 und für die Stoneage Singers entschieden hatten, fanden wir uns in einem beeindruckend großen Kinosaal wieder (der Platz für knapp 500 Leute bietet). Reihe drei erschien mir vorher eine gute Idee zu sein, nah genug, um vielleicht ein paar Fotos des grimmigen Mark Lanegan zu schießen, dabei aber weit genug weg, um ihm nicht aufzufallen und böse Blicke oder Bierflaschen abzubekommen. Allerdings waren die Reihen eins und zwei auf der Bühne, meine dritte also die erste.

Zwischen acht und viertel nach neun unterhielten zunächst zwei Vorgitarristen. Der erste hatte eine wahnwitzig bluesige Stimme und sehr traurige Lieder (unterstelle ich ihnen, sie klangen so; vielleicht hat er aber auch bluesig über Sommerwiesen gesungen, dies entging meiner schnell schwindenden Aufmerksamkeit). Für mich war das gar nichts. Vielleicht war er sich dessen bewußt und verzichtete absichtlich darauf, sich vorzustellen oder irgendetwas zu sagen (außer "Gleich kommt der fabelhafte Jimmy Gnecco"). Duke Garwood hieß der Mann. Und er kam nicht aus Alabama sondern aus London. Und vermutlich noch nicht einmal aus Londons altem Süden.

Der erwähnte Jimmy Gnecco erschien dann wenige Minuten später. Seine Musik war in meinen Ohren weit weniger langatmig, zumindest so, daß ich nicht den Drang spürte aufzustehen. Jimmy Gnecco ist Sänger einer Band namens Ours. Mit seinen Solosachen begleitet er zur Zeit Dulli & Lanegan in Europa. Jimmy Gnecco ist ausgestattet mit einer Stimme mit irrem Umfang. Das fesselte mich auf die überschaubare Dauer von 27 Minuten schon mehr. Den letzten Song widmete er - na wem schon? - natürlich Bubbles' Herrchen.

Wie sieht ein Bühnenaufbau für Rockveteranen wie Greg Dulli und Mark Lanegan aus? Sehr überschaubar. Die Herren saßen auf gleichaltrigen Stühlen und hatten Notenständer und Wasserflaschen als Hilfsmittel vor sich aufgebaut. Obwohl man bei den beiden Vorgruppen ahnte, wie gut das Licht hätte sein können, wurde mit Beginn des Konzerts alles fotografierunfreundlich rot. Sie wollen also wirklich nicht abgelichtet werden. Dulli & Lanegan waren nicht zu zweit, sie hatten einen zusätzlichen Gitarristen dabei, den ich nicht kannte.

Ohne viel Brimborium begannen die drei Musiker (also eigentlich die Gutter Triplets). Mark Lanegan spielt kein Instrument. Er saß bloß da und sang, wenn es von ihm erwartet wurde. Während des ganzen Konzerts lag sein rechter Arm auf seinem rechten Oberschenkel. Mit links schlug er ab und zu im Takt auf sein anderes Bein, sonst lag auch der Arm meist still. Ein Mann der großen Gesten. Greg Dulli spielte eine seiner beiden Gitarren oder wechselte an ein kleines Klavier.

Die drei begannen mit zwei Gutter Twins Liedern. Auch wenn mir schon The body gut gefiel, weil die beiden Stimmen der Hauptdarstellen perfekt zu einander passen und wundervoll harmonischen, wenn auch sehr dreckigen Gesang erzeugen, war das Stück im Vergleich zu The stations blaß. Das Stück von der gemeinsamen Platte Saturnalia (Nummer sieben in den belgischen Charts) war ein erster Höhepunkt.

Die beiden Sänger wechselten sich ab, mal sang Dulli den Hauptteil, mal Lanegan, je nachdem, von welcher Band das Stück stammte. Ich muß gestehen, daß ich bei weitem nicht von jedem Stück die Originalversion kannte. In den akustischen Versionen überzeugten mich aber alle (vermutlich hätten die beiden aber auch langsame Varianten von Jeanette Biedermanns Katalog spielen können, und es hätte toll geklungen).

Überraschend war für mich, daß sehr viele Lieder von Marks Soloplatten stammten. Aber auch Afghan Whigs, Gutter Twins, Screaming Trees und Twilight Singers waren im Set vertreten, es war also keine Mogelpackung!

Bis auf einen kleinen Moment lief das Konzert sehr ruhig, nach immer dem gleichen Muster ab: Vor einem Lied blätterte der, von dem es nicht stammte, sein Textblatt zurecht, einer der Gitarristen stimmte an und es wurde gesungen.

Beim Laneganschen Resurrection song lief irgendetwas schief. Ich glaube, der dritte Mann wollte eine Strophe zu viel spielen. Das Publikum hatte schon applaudiert, als der Gitarrist weiterspielte. Lanegan griff ihm auf die Gitarre (sein einziger Kontakt mit einem Instrument) und bedeutete ihm, zu stoppen. Als Dulli, der am Klavier saß, zurück zum Stuhl kam, fragte er "What was that, buddy?"

Mich überrascht immer wieder, wie packend dieser Mark Lanegan (in unterschiedlichen Formationen) live ist. Aufgenommen (mit Isobel Campbell oder als Gutter Twin) übt er für mich weit weniger Faszination aus, auf der Bühne wahnsinnig viel. Es war also ein gelungener Abend. Und ab der Hauptgruppe auch ein kurzweiliger.

So kurzweilig, daß mich nach 45 Minuten vollkommen verblüffte, daß die Musiker aufstanden und Greg Dulli einen schönen Abend wünschte. Das war kurz! Aber sie kamen zu drei Zugaben zurück, von denen
Candy cane crawl überragend war.

Ein wirklich schöner Abend bis auf die schlechte Informationspolitik. Daß das Savoy-Kino nirgendwo verlässliche Anfangszeiten angeben konnte, war sehr ärgerlich. Einlaß acht, Beginn neun, keine Erwähnung einer Vorgruppe und numerierte Sitzplätze ließen kein Pokern zu. Dabei wäre mein Leben nicht ärmer, hätte ich die beiden verpasst.

Setlist An Evening With Greg Dulli & Mark Lanegan, Savoy Theater, Düsseldorf:

01: The body
02: The stations
03: If I were going (Afghan Whigs)
04: Sworn & broken (Screaming Trees)
05: Down the line (Gutter Twins) (José Gonzales Cover)
06: Creeping coastline of light (Mark Lanegan) (Leaving Trains Cover)
07: Resurrection song (Mark Lanegan)
08: The twilite kid (The Twilight Singers)
09: Sunrise (Mark Lanegan)
10: Summer's kiss (Afghan Whigs)
11: The river rise (Mark Lanegan)
12: Sunset machine
13: I am in the heavenly way (Bukka White Cover)

14: Candy cane crawl (The Twilight Singers) (Z)
15: One hundred days (Mark Lanegan) (Z)
16: Three hours (Nick Drake Cover) (Z)

Links folgen!




3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

ja, die twilight singers ... wie gerne erinnere ich mich an diesen schoenen abend vor 2-3 jahren in hamburg ... schon damals war mr. L dabei, aber schon damals nicht meines, also habe ich das ganze lings liegen gelassen ... scheinbar ein fehler ...

oliver s.

p.s. damals wars ohrenbetaeubend laut!

Anonym hat gesagt…

mr. l ist ein triftiger grund hinzugehen! :)
duke garwood war großes kino an der gitarre...
schönen gruß, s.
euch sollte man häufiger loben...

LaRocca hat gesagt…

"Beim Laneganschen Resurrection song lief irgendetwas schief. Ich glaube, der dritte Mann wollte eine Strophe zu viel spielen. Das Publikum hatte schon applaudiert, als der Gitarrist weiterspielte. Lanegan griff ihm auf die Gitarre (sein einziger Kontakt mit einem Instrument) und bedeutete ihm, zu stoppen."
Ich hatte das anders gedeutet: Dem Gitarristen ist sein Plektrum (oder so) auf den Boden gefallen, zumindest fummelte er mitten im Song da unten rum und konnte nicht weiter spielen, also haben die anderen beiden den Song geschickt etwas früher beendet, was der Mann aber nicht so ganz mitbekam. Als er da unten fertig war, wollte er weiter spielen und wurde von Mark unterbrochen, weil der Song ja nun fertig war.
Aber trotz dieser und einigen weiteren Panne fand ich das Konzert recht gelungen.

 

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