Konzert: Deerhoof & Parenthetical Girls (Festival Sonic Protest)
Ort: Le Trabendo, Paris
Datum: 11.12.2008
Zuschauer: ca. 500
Konzertdauer: Parenthetical Girls ca. 45 Minuten, Deerhoof ca. eine Stunde
Sonic Protest, so der schöne Name dieses mir bis dato unbekannten Pariser Festivals, das wie geschaffen ist für Leute mit einem etwas schrägeren Musikgeschmack.
Wer glaubt, individuelle Hörgewohnheiten zu haben, weil auf seinem I-pod Coco Rosie, Beirut und Animal Collective laufen, hat sich noch nicht die letztjährigen Line-Ups von Sonic Protest angesehen, das es seit 2003 gibt!
Kennt etwa jemand Pelt aus den USA? Die machen laut der Beschreibung des Veranstalters improvisierten Post-Folk. Wie soll sich so etwas anhören, bitte schön? Für Blood Stereo haben sie eine andere interessante Schublade: UK Freaky Experimentalist! Haha, ich rede hier gerade von Teilnehmern aus dem Jahre 2004, die mir genauso unbekannt sind wie der Rest. Aus dem Jahr 2003 sagte mir allerdings eine Band etwas: A Hawk And A Hacksaw. Wahnsinn, ich überrasche mich selbst! 2005 dann ein mir vage bekannter Name, auch weil sie gerade ein neues, von der Zeitschrift Magic hochgelobtes Album herausgebracht haben: Gang Gang Dance. Der Rest des immer größer werdenden Festivals: nie gehört! Oder bin ich schlecht informiert, wenn ich Esquilax aus England nicht kenne? Aus dem Jahrgang 2006 sticht ein Name hervor: Don Caballero. Die Math-Rocker können einem etwas sagen, weil deren Drummer John Stanier auch bei der Band Battles wütet, die 2007 von sich reden machte.
Im Lineup von Sonic Protest 2007 ist mir amüsanterweise noch nicht einmal ein einziger Name von 24 Teilnehmer geläufig. Wer kann sich auch schon rühmen, CDs von Tetuzi Akiyama oder Les Chevaux de Düsseldorf (die Pferde aus Düsseldorf) aus Spanien sein Eigen zu nennen?
Man merkt es schon, dieses Festival ist wirklich etwas für Individualisten! Gut so, denn die wollen auch einmal zu ihrem Recht kommen! Ist ja auch nachvollziehbar, bei soviel Musik auf die das Etikett "Indie" gepappt wird (selbst die Killers definieren sich so!), deren Inhalt aber oft verdammt mainstreamlastig ist!
Aber ich will ehrlich bleiben, der Beweggrund für mein Kommen war der Auftritt der Amerikaner Deerhoof, die sich inzwischen auch schon einen größeren Hörerkreis erschlossen haben. Ihre Tourpartner - die Parenthetical Girls - kannte ich vorher jedoch überhaupt nicht. Macht aber nichts, denn schließlich gilt es ja auf einer solchen Veranstaltung, neue Bands für sich zu entdecken! Und die Parenthetical Girls, die schon angefangen hatten, als ich in das nicht gerade überlaufene Trabendo eintrat, machten mich glücklicherweise von Beginn an neugierig. Ich stand hinter dem Mischpult des Soundmannes und sah als Erstes eine junge, brünette Frau mit süßen Zöpfchen, die zunächst am Keyboard und Glockenspiel aktiv war, später allerdings auch zur Violine griff. Sie (Rachael Jensen) trug ein rot-schwarz kariertes Kleid mit weißen Rüschen und hatte einen unschuldig wirkenden Charme eines kälbchenhaften Indie-Girlies. Sie sang auch im Background mit und dies herzallerliebst. Hauptsänger war allerdings ein hagerer Kerl mit rotblonden Haaren, der sich in der Mitte der Bühne tummelte und Gitarre spielte. Zac Pennigton sein Name und der Bursche war wirklich auf Zack! Fast hyperaktiv wanderte er herum, erzählte kleine Anekdoten und ließ sich auch manchmal im verdutzten Publikum blicken. Seine Stimme war für sein vermutetes jugendliches Alter äußerst ungewöhnlich, sehr eigen, hoch und weinerlich und fast wie aus einer anderen Zeit stammend. Die Musikpresse zieht Vergleiche zu Baby Dee und Anthony and The Johnsons, aber das trifft es nicht so ganz, sondern kann nur eine Groborientierung liefern, für das, was einen beim Hören erwartet. Scott Walker wird genannt, teilweise sogar Fred Astaire oder Frank Sinatra, alles Versuche den jungen Mann, der ein stark theatralisches Spiel lieferte, irgendwie fassen zu können. Vermutlich hat er viel gelesen, Shakespeare, Oscar Wilde, Marcel Proust, was weiß ich! Und das Theather und die Oper scheint er demzufolge auch zu mögen. Alles reine Vermutungen die mir kamen, als ich den Burschen auf der Bühne boebachtete und mich darüber amüsierte, wie er in seine Melodica blies. Er führte sich das Instrument nämlich von oben an den Mund (als tränke er aus einer Flasche) und wanderte damit herum. Die Süße Rachael hatte inzwischen von Glockenspiel zu Geige gewechselt und fiedelte auf das Schönste. Es gab zwar auch zwei andere Musiker an Schlagzeug und Keyboard in der Band, aber die waren eher unauffällig. Fast alle Augen waren auf Rachael und Zac gerichtet und neugieriges und angetanes Publikum gab es heute zuhauf!
Zu den gespielten Songs kann ich in Ermangelung von Vorkenntnissen nicht viel sagen, allerdings vermute ich nach einem Durchzappen durch die Videos bei Youtube stark, daß sie Avenue Of Trees und Unmentionables performt haben. Höchstwahrscheinlich war auch das wunderschöne The Weight She Fell Under dabei, das man auch live im Netz findet. Ganz sicher war ich mir aber beim allerletzten Lied des Sets. Joan Of Arc (Maid Of Orleans) kannte ich alter Sack ja noch im Original von OMD, aber der Klassiker aus den 80ern war in der Cover-Version von den Parenthetical Girls irgendwie viel besser, innovativer und frischer!
Noch etwas zur Diskografie: Das Quartett aus Portland/Oregan, das zunächst auf den Namen Swastika Girls hörte, hat drei Alben herausgebracht, immer in Zweijahresabständen. 2004 (((GRRRLS))), 2006 Safe As Houses und 2008 Entanglements. Ich denke man sollte sie alle haben!
Der liebenswürdige Zac, den man am Merchandising-Stand wiedertreffen konnte, führt übrigens auch ein kleines Indie-Label. Dort sind sogar Künstler vertreten, die selbst ich kenne! Final Fantasy und Xiu Xiu zum Beispiel, allerdings mit limitierten Werken, die ich noch nie zuvor in einem Laden gesehen hatte...
CDs von Deerhoof findet man allerdings inzwischen in jedem einigermaßen vernünftigen Geschäft. Wenn der örtliche Promarkt stattdessen nur Scheibchen von Paul Potts oder Britney Spears führt, habt ihr eine weiteren Beweis dafür, das es sich um einen Saftladen handelt!
Deerhoof sind also inzwischen recht bekannt, trotz - oder gerade wegen - ihrer schrägen Musik. Die MySpace Seite der Band aus Kalifornien bringt es zum Beleg dessen auf über 1 Million Profilaufrufe! Nicht schlecht für eine Formation, die dem Mainstream nicht gerade in den dollarverheißenden Arsch kriecht!
Aber auch hier muß ich Farbe bekennen: Aus mir im Nachhinein unerklärlichen Gründen hat es bisher keines der 12 Album in mein heimisches Wohnzimmer geschafft. Dabei bin ich gerade auf Friend Opportunity von 2007 mehrfach gestoßen, wenn ich planlos durch die FNAC oder den Virgin-Store bummelte. Auch eine Liveerlebnis war mir bisher vergönnt gewesen, obwohl 2007 beim Festival BB Mix in Boulogne Billancourt vor den Toren von Paris die Gelegenheit dazu bestand.
Den unverkennbaren Sound der Band kannte ich allerdings doch schon recht gut. Auf Samplern waren Lieder von Deerhoof drauf, die MySpace- Seite und YouTube- Videos hatte ich bereits konsultiert und so war ich mit der lieblichen Stimme der japanischen Bassistin und Sängerin Satomi Matsuzaki und dem teilweise recht noisigen Gitarrensound schon recht vertraut. Live fiel aber besonders das explosive Schlagzeugspiel von Drummer Greg Saunier auf. Wahnsinn, wie der Typ drauffetzte! Seine lockigen Haare flogen dabei wie wild durch die Luft und wenn man Glück hatte, konnte man ab und zu sein Gesicht erkennen, auf dem sich die ungestüme Spielfreude abzeichnete. Der Typ guckte ein bißchen wie Olli Kahn wenn ihm ein gegnerischer Stürmer zu nahe kam. Als wollte er ausdrücken: "Hau bloß ab hier, sonst gibt es Dresche!" Wahrscheinlich ist er privat zahm wie ein Lamm, wenn er aber in die Songs abtauchte, befand er sich in einer Art Parallelwelt, in der ihm der Gitarrist John Dieterich zur Seite stand. Dieterich bildete zusammen mit Ed Rodriguez ein fetziges Gitarrenduo, welches sich fast wie junge Skater bewegte. Die beiden hüpften die ganze Zeit im Gleichschritt von hinten nach vorne und wieder zurück. Das hatte etwas slackerhaftes. Irgendwie waren das typische Bewegungen für amerikanische Uni-Studenten mit Querkopf und eigenen Ideen. Die Typen haben damals bestimmt reichlich Sonic Youth und Pavement gehört, das merkt man dem Sound von Deerhoof nach wie vor an. Erfreulicherweise haben sie es aber geschafft, basierend auf ihren Einflüssen eine neuen Stil zu kredenzen, der herrlich gegen den Strich gebürstet ist, aber trotzdem hörbar bleibt und auch so manche schöne Melodie aufweist.
Ein Song fiel mir im Trabendo besonders auf: Die japanische Sängerin und Bassistin Satomi fing bei dessen Performance plötzlich und ohne Vorwarnung an, Laute im Stile eines kleinen Kindes von sich zu geben: "Beep beep beep" entfuhr es ihr, bevor im späteren Verlaufe heulende Gitarren diesen infantilen Gesang kontrastierten. The Great Car Tomb heißt dieses klasse Lied, es stammt von einem sehr alten Album namens Holdypaws von 1999. Was vom Neuling Offend Maggie gespielt wurde, vermag ich allerdings nicht sicher zu sagen. My Purple Past glaube ich erkannt zu haben. Ach verflixt!, ich habe das Album nicht, brauche es aber unbedingt, denn neben My Purple Past gibt es darauf mehrere tolle Lieder, wie ich feststellen konnte!
Eines davon war auf jeden Fall die allerletzte Zugabe Basket Ball Get Your Groove Back. Satomi hatte sich eigentlich schon mit "Au revoir" mustergültig verabschiedet und zuvor auf englisch erklärt, daß die Leute jetzt hier den Laden schließen werden, weil sie schlafen gehen möchten, aber dann ging es doch noch weiter. Zum ersten Mal ging jetzt auch die Japanerin so richtig aus sich heraus und tanzte fast wie ein Rumpelstilzchen über die Bühne! Nicht nur deshalb haben sie, ihr wahnsinniger Drummer und die beiden Gitarristen einen hervorragenden Eindruck bei mir hinterlassen!
Die muß ich unbedingt wiedersehen! Und zum Festival Sonic Protest werde ich 2009 bestimmt zurückkehren, da gibt es nämlich viele spannende Acts zu entdecken, über die man ansonsten eher wenig liest.
- The Weight She Fell Under live, sehr charmant!
- Original- Videoclip - A Song For Ellie Greenwich
- Fotos von den Parenthetical Girls, die eigentlich abgesehen von der hübschen Geigerin allesamt boys sind!Wer glaubt, individuelle Hörgewohnheiten zu haben, weil auf seinem I-pod Coco Rosie, Beirut und Animal Collective laufen, hat sich noch nicht die letztjährigen Line-Ups von Sonic Protest angesehen, das es seit 2003 gibt!
Kennt etwa jemand Pelt aus den USA? Die machen laut der Beschreibung des Veranstalters improvisierten Post-Folk. Wie soll sich so etwas anhören, bitte schön? Für Blood Stereo haben sie eine andere interessante Schublade: UK Freaky Experimentalist! Haha, ich rede hier gerade von Teilnehmern aus dem Jahre 2004, die mir genauso unbekannt sind wie der Rest. Aus dem Jahr 2003 sagte mir allerdings eine Band etwas: A Hawk And A Hacksaw. Wahnsinn, ich überrasche mich selbst! 2005 dann ein mir vage bekannter Name, auch weil sie gerade ein neues, von der Zeitschrift Magic hochgelobtes Album herausgebracht haben: Gang Gang Dance. Der Rest des immer größer werdenden Festivals: nie gehört! Oder bin ich schlecht informiert, wenn ich Esquilax aus England nicht kenne? Aus dem Jahrgang 2006 sticht ein Name hervor: Don Caballero. Die Math-Rocker können einem etwas sagen, weil deren Drummer John Stanier auch bei der Band Battles wütet, die 2007 von sich reden machte.
Im Lineup von Sonic Protest 2007 ist mir amüsanterweise noch nicht einmal ein einziger Name von 24 Teilnehmer geläufig. Wer kann sich auch schon rühmen, CDs von Tetuzi Akiyama oder Les Chevaux de Düsseldorf (die Pferde aus Düsseldorf) aus Spanien sein Eigen zu nennen?
Man merkt es schon, dieses Festival ist wirklich etwas für Individualisten! Gut so, denn die wollen auch einmal zu ihrem Recht kommen! Ist ja auch nachvollziehbar, bei soviel Musik auf die das Etikett "Indie" gepappt wird (selbst die Killers definieren sich so!), deren Inhalt aber oft verdammt mainstreamlastig ist!
Aber ich will ehrlich bleiben, der Beweggrund für mein Kommen war der Auftritt der Amerikaner Deerhoof, die sich inzwischen auch schon einen größeren Hörerkreis erschlossen haben. Ihre Tourpartner - die Parenthetical Girls - kannte ich vorher jedoch überhaupt nicht. Macht aber nichts, denn schließlich gilt es ja auf einer solchen Veranstaltung, neue Bands für sich zu entdecken! Und die Parenthetical Girls, die schon angefangen hatten, als ich in das nicht gerade überlaufene Trabendo eintrat, machten mich glücklicherweise von Beginn an neugierig. Ich stand hinter dem Mischpult des Soundmannes und sah als Erstes eine junge, brünette Frau mit süßen Zöpfchen, die zunächst am Keyboard und Glockenspiel aktiv war, später allerdings auch zur Violine griff. Sie (Rachael Jensen) trug ein rot-schwarz kariertes Kleid mit weißen Rüschen und hatte einen unschuldig wirkenden Charme eines kälbchenhaften Indie-Girlies. Sie sang auch im Background mit und dies herzallerliebst. Hauptsänger war allerdings ein hagerer Kerl mit rotblonden Haaren, der sich in der Mitte der Bühne tummelte und Gitarre spielte. Zac Pennigton sein Name und der Bursche war wirklich auf Zack! Fast hyperaktiv wanderte er herum, erzählte kleine Anekdoten und ließ sich auch manchmal im verdutzten Publikum blicken. Seine Stimme war für sein vermutetes jugendliches Alter äußerst ungewöhnlich, sehr eigen, hoch und weinerlich und fast wie aus einer anderen Zeit stammend. Die Musikpresse zieht Vergleiche zu Baby Dee und Anthony and The Johnsons, aber das trifft es nicht so ganz, sondern kann nur eine Groborientierung liefern, für das, was einen beim Hören erwartet. Scott Walker wird genannt, teilweise sogar Fred Astaire oder Frank Sinatra, alles Versuche den jungen Mann, der ein stark theatralisches Spiel lieferte, irgendwie fassen zu können. Vermutlich hat er viel gelesen, Shakespeare, Oscar Wilde, Marcel Proust, was weiß ich! Und das Theather und die Oper scheint er demzufolge auch zu mögen. Alles reine Vermutungen die mir kamen, als ich den Burschen auf der Bühne boebachtete und mich darüber amüsierte, wie er in seine Melodica blies. Er führte sich das Instrument nämlich von oben an den Mund (als tränke er aus einer Flasche) und wanderte damit herum. Die Süße Rachael hatte inzwischen von Glockenspiel zu Geige gewechselt und fiedelte auf das Schönste. Es gab zwar auch zwei andere Musiker an Schlagzeug und Keyboard in der Band, aber die waren eher unauffällig. Fast alle Augen waren auf Rachael und Zac gerichtet und neugieriges und angetanes Publikum gab es heute zuhauf!
Zu den gespielten Songs kann ich in Ermangelung von Vorkenntnissen nicht viel sagen, allerdings vermute ich nach einem Durchzappen durch die Videos bei Youtube stark, daß sie Avenue Of Trees und Unmentionables performt haben. Höchstwahrscheinlich war auch das wunderschöne The Weight She Fell Under dabei, das man auch live im Netz findet. Ganz sicher war ich mir aber beim allerletzten Lied des Sets. Joan Of Arc (Maid Of Orleans) kannte ich alter Sack ja noch im Original von OMD, aber der Klassiker aus den 80ern war in der Cover-Version von den Parenthetical Girls irgendwie viel besser, innovativer und frischer!
Noch etwas zur Diskografie: Das Quartett aus Portland/Oregan, das zunächst auf den Namen Swastika Girls hörte, hat drei Alben herausgebracht, immer in Zweijahresabständen. 2004 (((GRRRLS))), 2006 Safe As Houses und 2008 Entanglements. Ich denke man sollte sie alle haben!
Der liebenswürdige Zac, den man am Merchandising-Stand wiedertreffen konnte, führt übrigens auch ein kleines Indie-Label. Dort sind sogar Künstler vertreten, die selbst ich kenne! Final Fantasy und Xiu Xiu zum Beispiel, allerdings mit limitierten Werken, die ich noch nie zuvor in einem Laden gesehen hatte...
CDs von Deerhoof findet man allerdings inzwischen in jedem einigermaßen vernünftigen Geschäft. Wenn der örtliche Promarkt stattdessen nur Scheibchen von Paul Potts oder Britney Spears führt, habt ihr eine weiteren Beweis dafür, das es sich um einen Saftladen handelt!
Deerhoof sind also inzwischen recht bekannt, trotz - oder gerade wegen - ihrer schrägen Musik. Die MySpace Seite der Band aus Kalifornien bringt es zum Beleg dessen auf über 1 Million Profilaufrufe! Nicht schlecht für eine Formation, die dem Mainstream nicht gerade in den dollarverheißenden Arsch kriecht!
Aber auch hier muß ich Farbe bekennen: Aus mir im Nachhinein unerklärlichen Gründen hat es bisher keines der 12 Album in mein heimisches Wohnzimmer geschafft. Dabei bin ich gerade auf Friend Opportunity von 2007 mehrfach gestoßen, wenn ich planlos durch die FNAC oder den Virgin-Store bummelte. Auch eine Liveerlebnis war mir bisher vergönnt gewesen, obwohl 2007 beim Festival BB Mix in Boulogne Billancourt vor den Toren von Paris die Gelegenheit dazu bestand.
Den unverkennbaren Sound der Band kannte ich allerdings doch schon recht gut. Auf Samplern waren Lieder von Deerhoof drauf, die MySpace- Seite und YouTube- Videos hatte ich bereits konsultiert und so war ich mit der lieblichen Stimme der japanischen Bassistin und Sängerin Satomi Matsuzaki und dem teilweise recht noisigen Gitarrensound schon recht vertraut. Live fiel aber besonders das explosive Schlagzeugspiel von Drummer Greg Saunier auf. Wahnsinn, wie der Typ drauffetzte! Seine lockigen Haare flogen dabei wie wild durch die Luft und wenn man Glück hatte, konnte man ab und zu sein Gesicht erkennen, auf dem sich die ungestüme Spielfreude abzeichnete. Der Typ guckte ein bißchen wie Olli Kahn wenn ihm ein gegnerischer Stürmer zu nahe kam. Als wollte er ausdrücken: "Hau bloß ab hier, sonst gibt es Dresche!" Wahrscheinlich ist er privat zahm wie ein Lamm, wenn er aber in die Songs abtauchte, befand er sich in einer Art Parallelwelt, in der ihm der Gitarrist John Dieterich zur Seite stand. Dieterich bildete zusammen mit Ed Rodriguez ein fetziges Gitarrenduo, welches sich fast wie junge Skater bewegte. Die beiden hüpften die ganze Zeit im Gleichschritt von hinten nach vorne und wieder zurück. Das hatte etwas slackerhaftes. Irgendwie waren das typische Bewegungen für amerikanische Uni-Studenten mit Querkopf und eigenen Ideen. Die Typen haben damals bestimmt reichlich Sonic Youth und Pavement gehört, das merkt man dem Sound von Deerhoof nach wie vor an. Erfreulicherweise haben sie es aber geschafft, basierend auf ihren Einflüssen eine neuen Stil zu kredenzen, der herrlich gegen den Strich gebürstet ist, aber trotzdem hörbar bleibt und auch so manche schöne Melodie aufweist.
Ein Song fiel mir im Trabendo besonders auf: Die japanische Sängerin und Bassistin Satomi fing bei dessen Performance plötzlich und ohne Vorwarnung an, Laute im Stile eines kleinen Kindes von sich zu geben: "Beep beep beep" entfuhr es ihr, bevor im späteren Verlaufe heulende Gitarren diesen infantilen Gesang kontrastierten. The Great Car Tomb heißt dieses klasse Lied, es stammt von einem sehr alten Album namens Holdypaws von 1999. Was vom Neuling Offend Maggie gespielt wurde, vermag ich allerdings nicht sicher zu sagen. My Purple Past glaube ich erkannt zu haben. Ach verflixt!, ich habe das Album nicht, brauche es aber unbedingt, denn neben My Purple Past gibt es darauf mehrere tolle Lieder, wie ich feststellen konnte!
Eines davon war auf jeden Fall die allerletzte Zugabe Basket Ball Get Your Groove Back. Satomi hatte sich eigentlich schon mit "Au revoir" mustergültig verabschiedet und zuvor auf englisch erklärt, daß die Leute jetzt hier den Laden schließen werden, weil sie schlafen gehen möchten, aber dann ging es doch noch weiter. Zum ersten Mal ging jetzt auch die Japanerin so richtig aus sich heraus und tanzte fast wie ein Rumpelstilzchen über die Bühne! Nicht nur deshalb haben sie, ihr wahnsinniger Drummer und die beiden Gitarristen einen hervorragenden Eindruck bei mir hinterlassen!
Die muß ich unbedingt wiedersehen! Und zum Festival Sonic Protest werde ich 2009 bestimmt zurückkehren, da gibt es nämlich viele spannende Acts zu entdecken, über die man ansonsten eher wenig liest.
Links:
- Videos von den Parenthetical Girls:
- Livevideo Avenue Of Trees/Unmentionables, auch dort latscht Zac durch das Publikum!- Videos von den Parenthetical Girls:
- The Weight She Fell Under live, sehr charmant!
- Original- Videoclip - A Song For Ellie Greenwich
- Fotos von Deerhoof
- Wie schrieb Eike vom tollen Klienicum so schön zu Deerhoof: "Wer hier an die hohle Hand glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen!" - Capito?
Zu den Parenthetical Girls merkt Eike an: das Album Entanglements wird mit Spannung erwartet....
- Videoclip Deerhoof The Perfect Me
- Video live von diesem Konzert im Pariser Trabendo: Basket Ball Get Your Groove Back, man sieht sehr schön, wie die japanische Sängerin wild rumhüpft!
- Videoclip Wrong Time Capsule
- Deerhoof - Videclip Fresh Born
3 Kommentare :
es wird langsam zeit für eine kleine zitatesammlung, was? was man alles so in die tasten kloppt! ich kann manchen blog- kritiker verstehen! wohlan, freue mich auf deinen bericht.
Ha, Zitatesammlung, eine gute Idee!
Aber ich finde die wiedergegebenen Sprüche sehr schön :-)
schön, den auflauf an neuen, interessanten bands zu sehen. so wirst du zur perfekten quelle, oliver! ich hör mich bei denen mal um.
Kommentar veröffentlichen