Konzert: Peter, Björn and John
Datum: 13.01.2007
Ort: La maroquinerie, Paris
Zuschauer: zum Bersten gefüllt
Viele Fans der Indiemusikszene hatten wohl über die Feiertage Entzugserscheinungen bekommen, so daß die Maroquinerie am heutigen Abend fast aus allen Nähten platzte.
Peter, Björn and John, ein Trio aus Stockholm, stand zum Saisonauftakt auf dem Programm. Von den drei Nordlichtern bekam ich aber zunächst nicht viel zu sehen, da das Gedränge viel zu groß war und zudem die Betonpfeiler mir die Sicht auf die Bühne versperrten. So lauschte ich zunächst den sphärischen Klängen, die das Intro zu dem Set bildeten. Diese gingen schließlich in die Singleauskopplung "Let's call it off" über. Sofort kam Stimmung auf.
Der zweite Song dann ein Stück von einem älteren Album. Ja, richtig gelesen, Peter, Björn and John gibt es zumindest in Schweden schon etwas länger. Sie haben vor dem aktuellen Durchbruchalbum "Writer's block" schon zwei andere Longplayer veröffentlicht. Im übrigen ein relativ harter Song, wie man überhaupt sagen muß, daß die Skandinavier live wesentlich schrammeliger und kantiger rüberkommen als auf dem ziemlich soften und gefälligen Album. Für mich war das genau richtig so. Erinnerte manchmal fast an Mando Diao. Zumindest haben die jeweiligen Sänger im Englischen einen ähnlichen Akzent.
Vor dem dritten Titel "The chills" stellten sich die jungen Herren erst einmal artig vor und zwar auf französisch: "Je m'appelle Peter et ca c'est Björn. Nous sommes suedois et très content de jouer à Paris." Danach streikte aber das Schulfranzösisch und sie mußten den Rest dann doch auf Englisch bestreiten. Für ihre Bemühungen bekamen sie aber den verdienten Applaus des amüsierten Publikums. Daß sie Paris mögen, verdeutlicht zudem die Tatsache, daß sie der Stadt der Liebe gleich ein eigenes Lied gewidmet haben, das als nächstes angestimmt wurde: "Paris 2004". Zweifelsohne ein Highlight des Konzerts und des letzten Albums. Der Funke war nun endgültig übergesprungen und in der Folge gab es einen regen Wechsel zwischen neuen und alten Liedern. Letztendlich wartete aber jeder schon klammheimlich auf den Riesenhit "Young folks", denn so gefällig die anderen Stücke auch waren, an die Qualitäten dieses Gassenhauers kam nichts ran. Nach "Amsterdam" war es dann schließlich so weit: ein Trommelwirbel, eine rhythmische Rassel und natürlich das euphorisierende Pfeifen von Peter ließen längst vermisste Sommergefühle aufkommen. Das wirkte bei der Menge besser als Prozac, jeder hatte ein gutgelauntes Grinsen im Gesicht. Leider wurden sie live nicht von einer weiblichen Stimme unterstützt wie auf der Albumversion, aber auch so verfehlte die Hymne nicht ihren Effekt. Eigentlich wäre das ja schon ein perfekter Abschlusstitel gewesen, aber die Drei versicherten danach frohgemut: "It's not over yet, let's play some more songs." Mir sollte es recht sein. Die Verlängerung lohnte sich vor allem für "Up against the wall", dessen Klasse ich bisher unterschätzt hatte, aber auch für einen alten Hit namens "Teen love". Beschlossen wurde das Set schließlich von der Ballade "Collect. Select. Reflect.", bei dem der Geist von Nick Drake durch das Kellergewölbe der Maroquinerie wehte.
Alles in allem ein gelungener Aufgalopp in die neue Saison!
Setlist
01: Let's call it off
02: ? (alter Titel)
03: The chills
04: Paris 2004
05: ? (Songzeile: Dubidu)
06: Start to melt
07: Big black coffin
08: Amsterdam
09: Young folks
10: Objects of my affection
11: Up against the wall
12: Teen love (Z)
13: ? (our very first single) (Z)
14: Collect.Select.Reflect (Z)
von Oliver
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