Konzert: Anna Burch
Ort: Hafen 2, Offenbach
Datum: 12.05.2018
Dauer: gut 45 min
Zuschauer: etwa 40
Den Namen Anna Burch habe ich zum ersten Mal bewußt wahrgenommen, als die Sängerin aus Detroit fürs diesjährige Indietracks bestätigt wurde. Weil bei meinem Lieblingsfestival fast nur sehenswerte Bands auftreten, ist es hilfreich (aber eigentlich auch unmöglich), möglichst viele schon einmal gesehen zu haben, um Clashes* zu vermeiden. Das war nicht der Grund, den zweiten Abend nacheinander in Offenbach zu verbringen, es war aber ein schöner Nebeneffekt. Clever, oder?
Der Hafen 2 begeistert mich immer wieder. Der hohe Konzertsaal mit seiner fantastischen Beleuchtungsanlage, die vielen Bierbänke draußen mit Blick auf den Hafen, die Quittensaftschorle. Und natürlich das ausgezeichnete Programm. Gestern Say Sue Me, heute Anna Burch.
Anna kommt aus Detroit und war früher Mitglied bei Frontier Ruckus (allerdings nicht, als ich die 2013 beim End Of The Road Festival gesehen habe). Auf ihrer Europatour tritt sie mit einer dreiköpfigen Band auf, Schlagzeuger Matt, Gitarrist Joe und Bassistin Lauren, die am coolesten aussehe. "She has the best hair! - They are clapping for the hair!"
Ähnlich wie Annas Komplimente ist ihr Gesang, ihre Stimme ist wunderschön, in ihrem Singen ist aber live auch manchmal etwas Schiefes, was mir immer mal wieder Pavement-Assotiationen in den Kopf setzte, die niemand nachvollziehen können wird. Bei meinem Lieblingslied des Abends Asking 4 a friend fiel mir das besonders auf. Nachdem ich das Video zu 2 cool 2 care gesehen hatte, hatte ich Angst, daß die Musik der Amerikanerin netter aber harmloser Pop sein könnte. Diese Panik war während des ersten Stücks (großes Highlight: Yeah you know) schon unbegründet. Sie kam auch nie wieder. Neben den wirklich mitreißenden Melodien sind auch die Texte der Stücke sehr viel düsterer als man denken könnte. Das finster-schöne What I want (über den Umgang mit einem Ex-Partner) kündigte Anna als "Lied über den Frühling" an. "Self destruction is so played out, so is self pity and self doubt. Let's try to be ok."
Obwohl der Saal nicht sonderlich voll war - es waren vielleicht 40 Zuschauer da, der große Rest der Offenbacher Ausgeher saß draußen am Hafen, war der Beifall ungewöhnlich lang und laut. "That's great applause!" Als das Set nach knapp 40 Minuten fast zu Ende war, rächte sich das für die Band. "Normalerweise spielen wir mit Supports. Wenn ihr wollt, könnte ich euch noch ein Lied alleine spielen." Der Rest der Band ging von der Bühne, Anna spielte ein Solo-Stück, die Zugabe innerhalb des Sets quasi. Es war ein Lied, das nicht auf Annas Debüt-Album Quit the curse ist, mehr weiß ich leider nicht. Danach kamen Lauren, Joe und Matt wieder und spielten zum Abschluß das wundervolle Tea-soaked letter.
Meine Strategie, mit dem Konzertbesuch, Anna in Ripley nicht sehen zu müssen, falls etwas anderes parallel spielt, das ich sehen möchte, ist natürlich nicht aufgegangen. Der kurze Auftritt war so gut, daß ich gleich (also im Juli) noch mal will.
Setlist Anna Burch, Hafen 2, Offenbach:
01: Yeah you know
02: Quit the curse
03: 2 cool 2 care
04: Asking 4 a friend
05: With you every day
06: Belle Isle
07: What I want
08: ? (Anna Burch solo)
09: Tea-soaked letter
*Konzertdeutsch für Überschneidungen von Auftritten, die man sehen will