Mittwoch, 30. November 2011

Puro Instinct, Paris, 28.11.11

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Konzert: Puro Instinct
Ort: Le Point Ephémère, Paris
Datum: 28.11.11
Zuschauer. 150 oder so
Konzertdauer: 45 Minuten


Manchmal fühlte ich mich beim Konzert von Puro Instinct ja an Bananarama erinnert. Die 80 er ließen halt eben sehr deutlich grüßen. Dann kamen mir aber auch noch andere, gewagtere Asssoziationen. Ich musste an die seicht-romantische Musik denken, die in jenem wenig geschmackssicheren Jahrzehnt sämtliche Pornofilme untermalte. Das kitschige Gedudel sollte wohl anregend wirken, ich fand es damals (circa 1985) schon abtörnend und igendwie peinlich, fast so schlimm wie die obligatorischen Schnauzbärte der männlichen Hauptdarsteller.

Seitdem sind mehr als 25 Jahre ins Land gegangen und selbst junge Männer tragen allen Ernstes wieder Schnäuzer (hoffentlich mit einem Augenzwinkern und nur aus Jux?),Pornofilme gucke ich keine mehr (was denn? das stimmt!) und die Musik im Jahre 2011 klingt fast schon wieder als stamme sie aus den 80ern. Man muss sich nur von Pitchfork gehypte Acts wie Destroyer, Twin Shadow und Ariel Pink anhören, um zu verstehen was ich meine. Mit Letztgenanntem haben die beiden blutjungen Kaplan Schwestern auch bereits zusammengearbeitet, er gilt als eine Art Mentor. Zum Glück gefiel mir das Konzert von Piper (23, Gesang, Keyboard) und Skyler Kaplan (16!, Gitarre, Backgroundgesang) dann aber doch viel besser als der scheußliche Gig von Ariel Pink vor ein paar Monaten. Nicht auszuschließen, daß dies mit am süßen Aussehen der beiden Blondinen lag. Es gab aber noch andere, wichtigere Gründe. Da war zum einen das absolut eingängige Gitarrenspiel von Skyler, die berits heute mit Johnny Marr verglichen wird und sicherlich sämtliche Alben von The Smiths und The Cure gehört hat. Und dann gab es auch noch den verhuschten, verhallten Gesang mit dreampoppiger Note von Piper, der mir richtig gut ins Ohr ging. Schließlich waren auch einige Lieder absolut hitverdächtig. Allen möglichen (und unmöglichen?) Vergleichen mit Bananarama, Pornofilmsoundtracks und Girl Groups aus den 80 er Jahren zum Trotz, die Musik von Puro Instinct hatte eine absolut charmante und anziehende Seite. Hinzu kam, daß die beiden Schwestern mit viel Spielfreude, Unbekümmertheit und Spaß an die Sache rangingen, oft lachten und natürlich rüberkamen. Und Piper war eine absolut respektable Performerin, die wie es sich gehört, in der Mitte agierte (bei Dream Pop Bands hat sich ja die grausame Angewohnheit des auf der Seite Singens eingebürgert, siehe Warpaint), schon so manche verführerische Pose beherrschte und immer wieder lustig und kokett mit ihrem Köpfchen wackelte.

Schade fand ich allerdings, daß kein echter Drummer engagiert wurde, sondern ein Kerl hinten DJ-like an einem Drumcomputer hantierte, was der Sache eine recht sterile und künstliche Note verlieh. Gut allerdings der Bassist, der sich ebenfalls dezent im Hintergrund aufhielt und den beiden Mädels nie die Show stahl.

Selbst wenn das Konzert noch ein bißchen unausgewogen war, konnte man viel Talent ausmachen und eine Band für sich entdecken, die ein ziemlich guter Ersatz für die leider aufgelösten The Organ sind und sicherlich auch Fans von Warpaint gefallen dürften.

Ich verfolge die weitere Entwicklung gespannt!

Setlist Puro Instinct, Point Ephémère, Paris

01: Can't
02: Luv Goon
03: Everybody's Sick
04: Lost At Sea
05: Silky Eyes
06: Slivers Of You
07: High Road
08: California Shakedown
09: Babylon
10: Stilyagi





Dienstag, 29. November 2011

The Pack A.D., Paris, 28.11.11

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Konzert: The Pack A.D.
Ort: Le Point Ephémère, Paris
Datum: 28.11.2011
Zuschauer: geschätzte 150
Konzertdauer: etwa 50 Minuten



Am 27. November hatte ich mir Lana Del Rey angesehen und am 28. November The Pack A.D. Spannende Kontraste! Statt falschen Wimpern und glamourösem Schmusesound gab es saftigen und rohen Indierock von zwei burschikosen und ungeschminkten Weibsbildern aus Kanada (Vancouver).

The Pack A.D. war wirklich die volle Packung! Hier gab es voll was auf die Mütze. Etwa 50 Minuten lang befeuerten uns die beiden Mädels mit ihren brachialen Riffs und ihren peitschenden Schlagzeugsalven und ließen einem kaum Luft zum Atmen. Jedes einzelne Lied war kurz wie ein coitus interruptus, kam sofort zum Punkt und rockte wie Hölle. Maya Miller (Drums) und Becky Black sind halt eben Riot Grrrls wie sie im Buche stehen. Sie bringen ihre Botschaften ungefiltert zur Sprache und gefielen mit ihrer Attitüde in Paris sowohl heterosexuellen Lüstlingen wie auch der Gay-Community. Lange Ansagen gab es aber trotzdem keine, Maya und Becky ließen lieber die Musik sprechen und erinnerten in den besten Phasen an Sleater-Kinney (der Gesang) oder die White Lies/die Black Keys (der Rhythmus).

Die Songs waren catchy, bluesig-garagig und eigentlich nicht mal unmelodiös, aber definitiv wesentlich roher und schrammeliger als auf den (ingesamt vier) Alben. Höhepunkte zu nennen, fällt dennoch nicht leicht, da sich die Stücke letztlich doch ziemlich stark ähnelten und es mehr auf die Energie und den Punkspirit als um das Warten auf ein bestimmtes Lied ging.

So waren dann hinterher alle Zuschauer zufrieden und einige Leute deckten sich am Merch mit Tonträgern ein. Die Kasse dürfte gestimmt haben, ich sah viele Mitbürgerinnen und Mitbürger ihr Portemonnaie zücken.

Achso, ein Mädel im Publikum hatte eine Vollmeise. Sie hüpfte wie eine Gestörte rum, trommelte mit Wucht meinem Freund Gilles auf den Rücken (der blieb ganz cool, unglaublich!) und versetzte ihm sogar Arschtritte (was ihm ebenfalls am Arsch vorbeiging). Irgendwann wurde sie so übermütig, daß sie auf die Bühne sprang, sich das Mikro griff und mitten in ein Lied reinsang. Erst Minuten später deutete ihr ein Ordner an, daß sie da runterkommen solle. Sachen gibt's!

Setlist The Pack A.D., Le Point Ephémère, Paris

01: Lights
02: Cobra Matte
03: B.C. Is On Fire
04: Deer
05: Haunt You
06: Don't Have To Like You
07: Seasick
08: Sirens
09: Of Me
10: Hear Me Out
11: 8
12: Ride
13: Crazy

14: What's Up There
15: Cabin




Sonntag, 27. November 2011

Bill Callahan, Paris, 26.11.11

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Konzert: Bill Callahan
Ort: La Gaité Lyrique
Datum: 26.11.2011

Zuschauer: ausverkauft

Konzertdauer: mindestens 100 Minuten


Wow! Bei Bill Callahan wird das Wort sensationell noch einmal ganz neu definiert. Wenn ich neulich bezüglich einer Sängerin mit aufgespritzten Lippen diese Vokabel benutzt habe, dann muss für den ehemaligen Smog Sänger eine Steigerung um zwei Stufen her. Bill ist also nicht nur sensationell, sondern am sensationellsten!

Sein Konzert in der modernen und recht neuen Pariser Location La Gaité Lyrique (Bill ans Publikum: "do you like this new venue?- I do!") war wirklich ein Zungenschnalzer. Zusammen mit seinem etatmäßigen Drummer (der Kerl trommelt auch bei Joanna Newsom) und einem noisigen E-Gitarristen zelebrierte er höchst elegant seine zahlreichen starken Songs, verlieh ihnen mehr Dynamik und Intensität als auf den Alben und begeisterte einmal mehr mit seiner einmaligen Baritonstimme und seinem famosen Songwriting.* Wie immer äußerlich kühl und emotionslos (der Kerl lacht wirklich nie, zumindest nicht auf der Bühne), agierte er hochkonzentriert und inspiriert und kitzelte das Letzte aus seinen Liedern heraus, vor allem aus America!, das ein ganz besonderes Glanzlicht in einem Konzert voller Höhepunkte war.



Da staunten die zahlreich vertretenen Pariser Indiemusiker imPublikum (H-Burns, June et Jim, Pierre & Marie, Marie Marie Cells...) nicht schlecht. Bill hat ihnen mal gezeigt, wie wahnsinnig hoch er die internationale Messlatte legt. So hoch, daß auch ein Ass wie Warren Ellis (Nick Cave, Grinderman) verwundert in seinem langen Bart wuschelte und hinterher zufrieden nach draußen schlenderte.

À propos schlendern: mein Bett ruft. Auch ein Konzertblogger muss mal pennen.

Bonne nuit, wir lesen uns morgen wieder!

Und so verlief das Ganze genau:

Samstag der 26. November in Paris. Ein Tag voller Nostalgie. In ein paar Tagen werden wir nach 9 Jahren unsere heißgeliebte Wohnung verlassen müssen. Die Heimatstätte der insgesamt 41. Oliver Peel Sessions, sie gibt es dann nicht mehr. Ob wir in der neuen Wohnung diese intimen Konzerte veranstalten können, steht in den Sternen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes in den Sternen, denn da die Zimmer in der neuen Bleibe so klein sind, daß wir dort kaum Leute empfangen können, wäre die Terrasse (mit Blick auf die Sterne?!) der einzige (allerdings überaus geniale) Ort ist, wo man so etwas machen könnte. Stellt sich natürlich die Frage, ob da die Nachbarn mitspielen. Die alte Hausverwalterin meint, die Leute im Hause seien spießig und beschwerten sich gern mal über Lärmstörungen. Au weia! Wenn wir Pech haben, war's das dann mit den Oliver Peel Sessions...

Enstprechend wehmütig fühlte ich mich an diesem Samstag. Verunsichert und ziemlich deprimiert zeigte ich einem Freund mein neues Zuhause und glotzte mit ihm über die Dächer der Stadt. Auf unserer Terrasse im achten Stock hat man wirklich eine prima Aussicht! Mein Freund kümmerte sich aber nicht großartig darum und meinte nur schelmisch grinsend, ich solle diese Fläche Porno-Produzenten für ein bis zwei Tage zum Drehen zur Verfügung stellen. Die Typen würden 1.500 Euro pro Tag dafür zahlen (woher der so etwas weiß??). Ich winkte augenzwinkernd ab. Was wenn mein Kater Schamzonenathleten in voller Aktion sieht? Er wäre traumatisiert! No way!

Ob der Samstag wenigstens am Abend noch besser werden würde? Nachdem mich bereits Other Lives versetzt und ihren Showcase (16 Uhr) in der in unserer Nähe gelegenen Fnac kurzfristig abgesagt hatten? Ich musste mein Glück erzwingen. Aber wie? Zum Konzert von Bill Callahan tigern, wohlwissend, daß die Show eigentlich ausverkauft war und ich weder Ticket noch Akkreditierung hatte? Riskant. Ich wagte es trotzdem und ließ mich auch nicht davon beirren, daß ich wieder einmal viel zu spät losgegangen war. Verwirrt wie ich war, latschte ich Trottel dann nach dem Ausstieg aus der U-Bahn zuerst in die falsche Richtung und verlor zusätzlich wertvolle Zeit. Erst gegen 21 Uhr 45 stand ich dann schließlich vor der riesigen Eingangstür der prachtvollen Gaité Lyrique. Bullige Ordner versperrten mir den Weg, fragten mich wo ich hin wolle. "Na zum Konzert von Bill Callahan", antwortete ich knapp. Einer der Gorillas schlurfte daraufhin rein und richtete mir aus, er werde sich erkundigen, ob man dafür noch Karten kaufen könne. Man konnte und gegen Bezahlung von relativ fairen 22,50 Euro war ich nach Erklettern der zwei Treppenstockwerke drin! Die Leute standen dicht an dicht und von der Bühne erklang das Kleinod Too Many Birds. Ein wundervolles Lied vom Vorgängeralbum Sometimes I Wish We Were An Eagle, das ich heiß und innig liebe. Der Sound schien mir da hinten wo ich war aber nicht optimal zu sein. Meter um Meter kämpfte ich mich nach vorne, getreu dem Motto: "Lassen sie mich durch, ich bin Arzt (bzw. Blogger, genauer: Oliver Peel). Spätestens ab Lied fünf war ich schön weit vorne und konnte Bills emotionslosen Gesichtsausdruck gut beobachten. Er war wie immer kühl wie eine Hundeschnauze, lächelte nie, auch nicht, wenn nach den jeweiligen Liedern euphorischer Applaus aufbrandete. Sein Blick wirkte leer und müde, aber all seine Gefühle steckte er in seinen Gesang, so daß sein apathisches Äußeres nicht den Konzertgenuß trübte. Wahnsinn allein, wie elegant er seine Gitarre hielt und bearbeitete! Neben Troy von Balthazar, Paul Banks von Interpol und Stuart Stables von den Tindersticks ist der Amerikaner einer der elegantesten Musiker überhaupt. Alles bei ihm wirkt immer so federleicht, so mühelos, so souverän. Nie forciert er seine senationelle Baritonstimme, stets erscheint sein Fingerpicking virtuos und lässig. Eine Wonne ihm zuzuschauen! Aber auch seine beiden Mitmusiker verdienten sich Bestnoten. Drummer Neal Morgan (auch bei Joanna Newsom aktiv) variierte perfekt zwischen getragenem und wuchtigerem Spiel, beschleunigte wenn es sein musste, nahm dann aber im richtigen Moment auch immer Tempo und Intensität wieder raus. E-Gitarrist Matt Kinsey sorgte für die noisigen Momente. Er verzerrte reglmäßig die Töne, gab ihnen einen schwebend-dröhnende Note und schuf so einen spannenden Kontrast zur hell perlenden Akustikgitarre von Callahan.

Besonders schön, daß die ohnehin schon ausgezeichneten Albumversionen dadurch noch deutlich verbessert wurden. Alles klang druckvoller, intensiver, emotionsgeladener und einzelne Giarrensoli wurden noch deutlicher herausgearbeitet. Allein die mindestens 10 Minuten lange Version von America! war das Kommen wert. "What an army, what an air force, what a marine!" intonierte Callahan diesen ungemein ryhthmischen Song auf zynische Weise und als er trocken hinterherschickte: "I never served my country" johlten ein paar Amerikaner im Publikum laut auf. Auch hier verblüffend wie elegant und fast beiläufig er seine Gesellschaftskritik formulierte und am Ende textlich fast mit Frohmut verkündete: "ain't enough teat, ain't enough teat, ain't enough to eat."

Andere Höhepunkte in dem durchgängig hochkarätigen Set war das früh gebrachte The Wind & The Dove ("And I am a child of linger on", ach wundervoll!) und Eid Ma Clack Shaw, der eingängigste Track vom Vorgängeralbum. Herrlich trippelnd und leichfüßig der Anfang, catchy der Refrain: "show me the way, show me the way, to shake a memory", jubilierend und melodiös die Gitarren, zackig das Schlagzeug.

Absolut herzerwärmend dann auch das zu Beginn lagsam fließende Say Valley Maker (Smog), das Callahan von seiner nachdenklichen Seite zeigte: "oh I never realized, death is what it meant to make it on my own."

Zu diese Endphase des extensiven Konzertes war ich schon weit nach vorne durchgedrungen und fühlte die Magie immer stärker. Zwar war der moderne Rahmen der Gaité Lyrique nicht unbedingt passend für ein Folkkonzert, aber die im vorderen Teil exzellente Akustik kompensierte dieses Manko aufs Beste. Leider waren wir aber schon sehr weit vorangeschritten und nach dem Traditional In The Pines verließen Bill und seine beiden Mitstreiter erstmals die Bühne. Nach einer kurzen Pause ging es aber noch einmal weiter und nun kamen mit Blood Red Bird und River Guard auch die Smog Fans auf ihre Kosten.Von denen schien es ein paar zu geben (das laute Johlen wies sie als solche aus. Oder war das nur Bluff und Aufschneiderei?), obwohl mir hinterher auch ein paar Leutchen erzählten, sie hätten Bill Callahan zum ersten Mal in ihrem Leben live gesehen. Ich selbst konnte hingegen mit dem nun vierten Konzertbesuch prahlen und zufrieden verkünden, daß jedes dieser Konzerte wundervoll, aber immer anders instrumentiert und interpretiert wurde, so daß man sich auch in 10 Jahren noch nicht daran satt gehört und gesehen haben wird. Falls denn der gute Bill dann noch auf der Bühne steht. Aber was sollte ihn daran hindern? Außer einer immer mit einzukalkulierenden Depression und Schreibblockade sehe ich nichts, was den weiteren Aufstieg des großartigen Künstlers verhindern könnte. Zusammen mit Bonnie "Prince" Billy bildet er ein exquistes Nachfolgeduo für die in die Jahre gekommenen Bob Dylan und Neil Young.

Der 26. November hatte also doch noch ein gutes Ende für mich vorbehalten. Und jetzt heißt es Kisten packen!

Setlist Bill Callahan, La Gaité Lyrique, Paris

01: Riding For The Feeling
02: Baby's Breath
03: Too Many Birds
04: The Wind And The Dove
05: Universal Applicant
06: Honeymoon Child
07: America!
08: Our Anniversary
09: Drover
10: One Fine Morning
11: Eid Ma Clack Shaw
12: Say Valley Maker (Smog)
13: Let Me See The Colts (Smog)
14: In The Pines (Smog)

15: Blood Red Bird (Smog)
16: If You Can Touch Her At All (Lee Clayton)
17:
River Guard (Smog)

Aus unserem Archiv:

Bill Callahan, Paris, 12.02.10
Bill Callahan, Paris, 28.08.09
Bill Callahan, Paris, 16.05.08


* writing ist das Stichwort: das Buch von Bill Callahan, Letters To Emma Bowlcut, gab es am Merch käuflich zu erwerben.



Samstag, 26. November 2011

Immanu El, Berlin, 25.11.11

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Konzert: Immanu El
Ort: Lovelite, Berlin
Datum: 25.11.2011



Immanu El aus Schweden im Lovelite, endlich wieder in Berlin! Manch einem mögen zwei der Mitglieder, Claes und Jonatan, bekannt vorkommen - von Konzerten der Band EF, in der sie allerdings mittlerweile nicht mehr spielen. Die beiden Bands wurden oft verglichen, bewegen sich jedoch meiner Meinung nach musikalisch auf etwas anderen Gebieten.

Das Lovelite war an diesem Abend nicht übermäßig gefüllt, was der Begeisterung des Publikums nicht im Wege stand, ganz im Gegenteil. So hatte man zudem eine gute Sicht auf die wunderschönen Visuals, die die Band auf einer Schiffsreise aufnahmen, wovon das aktuelle Album In Passage stark inspiriert ist. Sie ergänzten die treibenden Melodien und den sphärischen Gesang der Zwillingsbrüder wundervoll. Ich zumindest konnte für eine Weile völlig darin versinken, was nur ab und zu von etwas zu aufdringlichen Fanforderungen unterbrochen wurde. (Ernsthaft? Während der Lieder?!)

Eine gute Stunde lang spielten sie eine runde Mischung aus ihren Alben Theyʻll Come, They Come, Moen sowie ihrem neuen Album In Passage. Dieses hatten sie übrigens in unglaublich schöner, liebevoll handgemachter und limitierter Vinyl-Version, inklusive 7inch, dabei.

Auch nach dem vierten Mal Immanu El gehe ich nicht weniger begeistert in die Nacht... Tack.

Setlist Immanu El, Lovelite, Berlin:

01: Skagerak
02: The Threshold
03: Astral Days
04: Panda
05: Under Your Wings Iʻll Hide
06: On Wide Shoulders
07: Agnes Day

08: Tunnel (Z)

Links:

- Immanu El in Wien



Katja Hubrich



Emmy The Great & Anna Aaron, Paris, 23.11.11

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Konzert: Emmy The Great & Anna Aaron (Susanna Sundför)

Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 23.11.2011

Zuschauer: 250 vielleicht?


Emmy The Great. Ist sie das wirklich? Großartig? Darüber will ich mich in Kürze hier auslassen. Natürlich und sympathisch ist sie jedenfalls nicht, zumindest in Paris kam sie nicht so rüber. Stattdessen wirkte sie schnippisch, hochnäsig und arrogant. Vermutlich bildet sie sich etwas auf ihr blendendes Aussehen ein und ihre Freundschaft mit Tim Wheeler von Ash.

Interessanterweise berichten aber Beobachter, die bei einem Konzert in Köln dabei waren, daß sie dort sehr charmant und herzlich auftrat. Hmm. Schlecht gepennt in der Nacht vor Paris? Möglich ist das. Tourende Musiker sind einem großen Stress ausgesetzt, reisen unkomfortabel und bekommen oft nicht ausreichend Schlaf. Da ist es kein Wunder, wenn man manchmal gereizt und pampig ist. Im Falle von Emma-Lee Moss aka Emmy The Great kann es aber durchaus eine große Rolle spielen, daß die junge, ursprünglich aus Hongkong stammende Frau, so früh Im Rampenlicht stand, vor allem in ihrer Heimat England. Wenn man von allen Seiten hört, daß man so toll ist und so entzückend aussieht, dann kann man schon mal die Bodenhaftung verlieren. Zumal Großbrittanien der einzige Markt ist, in dem noch ein wenig Geld steckt und Platten verkauft werden. Und Platten hat Emmy schon so einige veröffentlicht. Insgesamt stehen nun 4 Eps und zwei Alben zu Buche. Das letzte heißt Virtue und davon stammte dann natürlich auch der Löwenanteil der Stücke. Ein Werk, welches mit lobhudelnden Kritiken nur so überschüttet wurde. Zumindest in Teilen kann man das Nachvollziehen. Paper Forest z.B, ist in der Tat ein Knüller, sowohl in der Konserve als auch live. Zur Umsetzung bedurfte es neben Emmy eines zuszätzlichen E-Gittaristen, der zwar schöne, sehr atmosphärische Melodien spielte, sonst aber eher gesichtslos blieb. Die ganze Aufmerksamkeit zog die bildhübsche Asiatin auf sich. Sie sah aber auch wirklich extrem sexy aus! Gülden glitzender kurzer Rock, coole schwarze Boots, lilanes Glitzertop und darüber eine Jeansjacke. Ein Hingucker! Schade aber, daß sie kaum Augenkontakt zum Publikum aufnahm, sondern mit ihren wundervollen Rehaugen anscheinend ins Leere guckte. Es wäre deutlich mehr rübergekommen, wenn sie nicht so distanziert und kühl aufgetreten wäre. Ich hatte fast den Eindruck, sie achte bei jedem Schritt darauf, wie sie aussieht und wie sie auf den Konzertfotos wirkt. Ein echtes Barbie Girl, lediglich in der dunklen Variante!

Zurück zu den gespielten Liedern. Hier muss auf jeden Fall auch We Almost Had A Baby erwähnt werden. Ein Stück vom Debütalbum First Love, das sixtiespoppig und romantisch daherkam und bei einigen Leuten im Publikum schmachtvolle Blicke auslöste.

Auch alles andere als übel: der Pfeifsong Mia, ebenfalls von First Love und die abschließende schmachtende Ballade Trellick Tower, bei der Emmy textlich so sehnsüchtig fragte: "and I'll keep praying 'til the language dies, praying cause your'e so high, can I spend my life trying to climb you?

Ich persönlich fragte mich eher: "can I spend my life trying to understand why a young girl calls herself great, although she has still so much to learn?"

Aber es standen außer Emmy The Great auch noch andere junge Damen auf der Bühne an jenem 28. November. Die Norwegerin Susanna Sundför war als Erste auf die Zuschauer gehetzt worden, aber zu diesem Zeitpunkt weilte ich noch im Kino. Im Moment läuft in Paris gerade das Festival du Cinéma Allemand und ich hatte netterweise eine Einladung für den Eröffnungsabend bekommen, an dem der absolut bezaubernde Film Westwind lief. Vom Kino bis zur Flèche d'or war es ein weiter Weg, so daß ich erst zu Anna Aaron erschien. Und selbst diese junge Lady hatte bereits seit etwa einer viertel Stunde angefangen. Was ich aber noch zu hören und zu sehen bekam, weckte meine Neugierde. Ich erlebte das Konzert einer jungen selbstbewußten Pianistin aus der Schweiz, die eine mehrköpfige Band um sich scharte. Ihre Stimme war außergewöhnlich, leicht soulig/bluesig/jazzig und insofern dem Kehlchen von Sophie Hunger nicht unähnlich. Melancholische Balladen und flotte und eingängige Pop/Rocknummern (besonders toll: Seamonsters) hielten sich die Wage und die Band hatte ab und an richtig Bock, loszurocken. Anna verfügt über ein gehöriges Charima und kam entsprechend begeisternd rüber. Das zierliche Persönchen hielt ihre Truppe zusammen und auch filigrane Arrangements klappten fantastisch. Ich persönlich hatte eine Schwäche für die getragenen Stücke wie Joanna, in die Anna besonders viel Gefühl und Sehnsucht legte, aber auch Uptempo Tracks wie King Of The Dogs wurden immer wieder eingestreut.

Aber wo ordenet man Fräulein Aaron jetzt stilistisch ein? Was sind die Referenzen? Sophie Hunger könnte man nennen, aber auch Regina Spektor, Cat Power, Fiona Apple, PJ Harvey, oder Joan As A Police Woman. Letztlich aber - und das ist das Schöne- klingt Anna sehr eigen. Ihre Stimme transportiert so viele persönlichen Emotionen, daß es mir schwer fiel, nicht gerührt zu sein.

Daumen hoch für Anna Aaron!






Setlist Emmy The Great, La Flèche d'or, Paris

01: Eastern Maria
02: Dinosaur Sex
03: Paper Forest
04: Desert Prom
05: We Almost Had A Baby
06: Mia
07: First Love
08: North
09: Trellick Tower


Setlist Anna Aaron, La Flèche d'or, Paris:

01: Elijah's Chant
02: Holy Mother
03: Sea Monsters
04: Solo
05: Fire Over The Forbidden Mountain
06: Joanna
07: Mary Ruth
08: King Of The Dogs
09: Where Are You David




My Brightest Diamond, Berlin, 24.11.11

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Konzert: My Brightest Diamond (& Special Guest Miss Kenichi)

Ort: Club ADS (An der Shillingbrücke), Berlin

Datum: 24.11.2011
Zuschauer: knapp 200


Von Gudrun Thäter, vielen herzlichen Dank!


In meiner Familie gelte ich mitunter als "krass". Aber extra wegen eines kleinen Indie-Konzertes von Karlsruhe nach Berlin zu fahren, das fällt mir nicht ein. Als ich heute Nacht jedoch nach dem Konzert von Sharah Worden alias My Brightest Diamond glücklich auf die S-Bahn wartete, kam mir flüchtig der Gedanke: dafür hätte es sich aber tatsächlich gelohnt.

In Wirklichkeit bin ich in Berlin um zu arbeiten. Mehr aus
Pflichtbewusstsein (damit man sich hinterher nicht ärgern muss) hatte ich am Dienstag geschaut, was denn am 24.11. abends so in der Hauptstadt geboten wird und war mit etwas Glück fast sofort darauf gestoßen, dass My Brightest Diamond spielen. Ich Greenhorn musste dann erst einmal herausfinden, wie man an die Konzertkarten kommt und wurde an eine zentrale Konzertkasse verwiesen. Es gab noch viele Karten (von 500 waren erst 100 verkauft). Freilich war die Zeit zum zuschicken schon zu kurz und ich würde es auch nicht schaffen, noch vor 19 Uhr dort meine Karte abzuholen. Aber ich wollte es auch nicht darauf ankommen lassen, mein Glück an der Abendkasse zu versuchen. Der freundliche Mann am anderen Ende der Telefonleitung machte daraufhin einen sehr lieben deal mit mir: die Karte wurde in einem Cafe hinterlegt, das in Fußentfernung zum Club liegt. So machte ich mich mit Stadtplan und U-Bahn-Liniennetz ausgestattet auf den Weg erst in das Lokal (wo tatsächlich ein Umschlag auf mich wartete!) und anschließend weiter zum Ostbahnhof. Der Club ADS war von der Schillingbrücke aus tatsächlich leicht zu finden. Wäre ich am Ostbahnhof ausgestiegen, wäre ich beim Suchen wahrscheinlich komplett verzweifelt, weil es als unscheinbarer flacher Bau am Spreeufer in einem total verwilderten Grundstück liegt, der Zugang fast unsichtbar. So hatte ich durch das entgegenkommen des freundlichen Kartenverkäufers gleich dreimal Glück: ich hatte meine Karte sicher, ich hatte einen Spaziergang durch eine Gegend wo ich noch nie war, wohl auch nie hingekommen wäre, die mir aber ausgesprochen gut gefallen hat und ich habe mich dem Club von
der richtigen Seite her genähert. Am Einlass zum Club öffnete ich meinen Umschlag und die erste Überraschung war: Webseite sagte 20 Uhr Beginn, (sagte übrigens auch das Radio) die Karte hatte 21:00 Uhr aufgedruckt. Somit war, als ich kurz vor 20 Uhr
ankam natürlich noch tote Hose. Aber ich musste nicht lange warten. Im Club konnte ich mich in Ruhe erst einmal zurechtfinden. Ich war positiv überrascht. Von außen sah alles ziemlich gammlig aus, drinnen hatte man aber aus einer Halle einen Raum gemacht, der klug aufgeteilt war und mit einigen wenigen und gut gesetzten Akzenten einladend auf mich wirkte. Es gab Fläzecken, Sitzecken, einen langen interessant gestalteten Bartresen mit sehr freundlichem Personal und mein persönliches Highlight war ein Strauß Diskokugeln (schwer zu zählen, aber vielleicht 7 Stück interessant als Strauß angeordnet). Die hatten an dem Abend zwar keine wirkliche Rolle, aber auch der kleinste Lichtreflex machte auf diesen vielen Spiegeln viele interessante Sachen... Wenn man so lange auf den Beginn der richtigen Musik warten
muss, hat man einige Zeit, dem hinterher zu träumen.

Das Konzert ging schließlich 21:20 Uhr mit Miss Kenichi los: Eine blonde junge
Dame mit Gitarre (Oliver, ich musste gleich an dich denken...), die sich vor uns die Seele aus dem Leib sang begleitet von einem Mann an Keyboards und etwas Schlagwerk. Der Raum vor der Bühne war gefüllt, aber ich konnte mir vorstellen, wie statt der 200 Besucher heute sonst bis zu 500 Besucher hier Platz finden könnten (nicht alle direkt vor der Bühne, aber doch im Raum). Die Musik war sehr innig, eher
experimentell in der Melodieführung und Instrumentierung. Das erste Stück war fast ganz ohne instrumentale Begleitung und es spricht wohl eher für das Publikum, dass damit auch sofort Stille und Spannung hergestellt war. Die beiden wurden sehr freundlich durch ihr Set begleitet, das Publikum von Sharah Worden sprach auf diese Art der Musik durchaus positiv an. Gegen 22:00 Uhr war das Set beendet.

Es folgte ein kurzer Umbau, der eher ein Abbau der wenigen Utensilien von Miss Kenichi war. Danach war die vordere Hälfte der Bühne leer und in der hinteren Hälfte stand ein satt ausgestattetes Drumset ein Keyboard, Mikro, E-Gitarre, Ukulele und Autoharp. Es würde also wohl eher eine Besetzung geben ohne klassische Instrumente.

Die leere Bühne vorn erklärte sich sofort, nachdem Sharah 22:20 Uhr ihr
Set mit einem schamanisch anmutendem Tanz begann (und dies blieb nicht die einzige Tanzeinlage). Aber insgesamt fühlte sie sich wohl hinten nicht recht wohl, weil sie zwischendurch immer wieder mit dem Mikro nach vor kam - so nah, dass ich ihre Schnürsenkel hätte binden können...

Diese kleine und eher zart gebaute Frau hat eine faszinierende Aura umsich - ein wahres Energiebündel. Sie tanzt und wiegt sich, rockt dabei mit der Gitarre ab und singt die schönsten Töne als würde es sie keinerlei Mühe kosten. Mitgebracht hatte sie Brian Wolfe als Mann am Drumset. Das Publikum sprach sofort begeistert an. Wir sind hier nicht so viele, wie der Club fassen würde, aber alle wie wir hier stehen, nehmen dieses Konzert als persönliches Geschenk, scheint der Beifall zu sagen. Es ist mir schon fast unheimlich: Wenn ich mich umschaue, schaue ich in lauter glücklich entrückte Gesichter.

Das Set umfasst im Wesentlichen die Stücke vom neuen Album. Durch die komplett veränderte Instrumentierung gewinnen sie eine neue Dimension. Von flüsterleise bis zu: jetzt schauen wir mal was die Anlage hergibt, ist alles vertreten. Alles wirkt dabei so, als müsste es genau so sein und nicht anders. Laut und leise, innig (fast folkig) bis zur Rockröhre - all das beherrscht Sharah und man nimmt es ihr auch ab. Und diese Stimme - sie ist einfach unbeschreiblich!

Natürlich sind wir nicht damit einverstanden, das Set schon 23:30 Uhr enden zu lassen. Eine Zugabe wird erklatscht, dann noch eine weitere. Schließlich lassen wir nicht locker und Sharah Worden steht etwas fassungslos ein drittes Mal zurückgerufen auf der Bühne und fragt, was sie noch spielen soll. Als zwei Lieder gefunden sind, erbittet sich Sharah, nun auch ein Bier trinken zu dürfen (also übersetzt: dies ist nun aber wirklich das allerletzte Lied Freunde).

Danach ist es 0:00 Uhr und ich gehe glücklich zum Ostbahnhof, um von dort
die S-Bahn zu nehmen.

Falls jemand in Köln noch die Gelegenheit wahrnehmen kann, SharahWorden am 26.11. zu sehen sei dies hiermit wärmstens empfohlen.

Pics: Foto 1 by Oliver Peel, Archiv, Foto 2& 3 by Gudrun.
- Ganz glänzende Fotos von diesem Konzert haben unsere Freunde von le Cargo.org, klick!

Aus unserem Archiv:

My Brightest Diamond, Haldern, 13.08.11
My Brightest Diamond, Paris, 07.10.08
My Brightest Diamond, Haldern, 08.08.08
My Brightest Diamond, Evreux, 27.06.08
My Brightest Diamond, Paris, 22.04.08
My Brightest Diamond, Paris, 02.10.07
My Brightest Diamond, Paris, 26.02.07




Donnerstag, 24. November 2011

Lana Del Rey, Paris, 23.11.11

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Konzert: Lana Del Rey

Ort: La Plaine Saint-Denis bei Paris, Studios des Senders Canal +
Datum: 23.11.2011, 14 Uhr 30!
Zuschauer. etwa 250
Konzertdauer: etwa 45-50 Minuten


Warum es einen solch riesigen Hype um Lana Del Rey gibt? Nun, weil die Frau einfach absolut fantastisch ist und jeder Superlativ (sensationell, atemberaubend, unfassbar!) gerechtfertig ist. Ihr Auftritt beim französischen Privatsender Canal + war Hörgenuß pur und die Zeit ging leider viel zu schnell vorbei. Ich hätte der Chanteuse noch stundenlang zuhören können! Klares Top Ten Konzert 2011, von dem ich in kürze mehr berichten möchte.

Donnerstag 24. November 2011:

So, eine Nacht drüber geschlafen. War ich etwa zu euphorisch? Zu unkritisch? Oder war das, was ich gestern gehört und gesehen habe, wirklich so einmalig? Zunächst einmal gilt: pure Vernunft darf
niemals siegen. Unsere Konzertberichte kommen aus dem Bauch, nicht dem Kopf. Das haben wir uns damals, als wie hier angefangen haben, auf die Fahne geschrieben. Wir wollten nie nüchtern-sachliche Reviews vorlegen, die zu Tode analysiert sind, sondern vielmehr unsere spontanen, unmittelbar empfundenen Emotionen wiedergeben. Und meine Emotionen gestern waren einfach überwältigend. Schon nach ein paar Takten des Konzertes war ich in den Bann der mysteriösen Lana gezogen. Wie ein männermordendes Vamp stand sie da im Scheinwerferlicht. Atemberaubend enges, anthrazit-glitzerndes Kleid, unglaublich hohe schwarze High Heels, gemeingefährlich spitz gefeilte, überlange Fingernägel und ein Schmollmund, um den sich wüste Spekulationen ranken.

All diese Äußerlichkeiten waren mir aber egal, als ich ihre unfassbare Stimme hörte. Sie hauchte mal samtweich und tief wie Cat Power, ging dann aber auch spielerisch in hohen, glockenklaren Gesang à la Kate Bush über, intonierte countryesk wie eine Dolly Parton und klang manchmal auch wie eine verzogene Göre. An Brillanz und Schönheit war dieser Vortrag kaum zu überbieten, mir stockte fast der Atem. Ich gehe ja nun seit ein paar Jährchen auf Konzerte, aber so etwas hatte ich selten erlebt. Die Sogwirkung, die von den melancholischen Liedern ausging, war schlichtweg magisch und auch die Instrumentierung durch die männlichen Begleitmusiker harmonisch und rund. Ich staunte Bauglötze, war absolut geplättet. Wow, wow, wow!

Wie auf einer Wolke erlebte ich das keinerlei Schwächen aufweisende Konzert. Jeder Song ein Volltreffer, jede angestimmte Note ein fast sündiger Genuß. Born To Die wird die nächste Single, eine sehnsüchtige, gleichzeitig tottraurige, aber auch himmelhochjauchzende Ballade mit einem klitzekleinen Hip Hop Einschlag, einer cinematographischen Atmosphäre und der kuriosen Songzeile: "let me fuck you hard in the pouring rain (waren Kinder im Raume?, die haben sich hoffentlich die Ohren zugehalten!).

Blue Jeans dann wohl das Highlight einer famosen Show. Nie war der Cat Power Vergleich angebrachter als hier, zumindest am Anfang. Dann aber driftete der sehr variable Song in eine andere Richtung, floß sinnlich und esoterisch voran, zog am Ende aber deutlich das Tempo an und entwickelte sich zum coolen Country Up Tempo Song mit einer Lane Del Rey, die stimmlich richtig auf die Tube drückte. Radio und Million Dollar Man folgten, bevor der Hit Video Games zelebriert wurde. Die heutige Version war absolut gelungen und in vielerlei Hinsicht deutlich besser als so manche Livevideos, die im Internet rumgeistern. Das Piano-Intro ist einfach ohrwurmig wie Hölle, das Lied an sich einfach dufte, da beißt die Maus keinen Faden ab und auch Lästerer hören sich die Nummer wahrscheinlich heimlich im stillen Kämmerlein an. Allerdings hat mir neulich eine Amerikanerin gesagt, daß sie das Lied textlich so unterwürfig und devot findet und sie mit der dadurch transportierten Frauenrolle nicht d'accord geht. Futter findet diese These durch den abschließenden Song You Can Be The Boss. Künstlich gestytle Frauen, bei denen optisch alles falsch ist (Wimpern, Nägel, Lippen), stehen nun einmal paradoxerweise oft auf richtige Männer, sprich Machos.

Zum Glück ist aber Lana Del Rey außerhalb der Bühne alles andere als gekünstelt. Hinterher präsentierte sie sich nämlich ihren geduldig wartenden Fans sehr liebenswürdig und natürlich, ließ sich abknipsen, signte Autogrammte und wunderte sich darüber, daß mittags um 3 so viele Leute zu ihrem Konzert gekommen sind.

Fazit: Lana del Rey ist sehr talentiert und vielsversprechend. Geben wir ihr die Zeit, sich zu entwickeln. Der Hype um ihre Person kann natürlich stark nerven, weil man weiß,
daß andere große Talente nie auch nur einen Bruchteil ihrer Aufmerksamkeit bekommen werden und das ist eine Sauerei. Oder wie Karl Lagerfeld im Bezug auf die Modelwelt sagt:" c'est totalement injuste", das ist total ungerecht. Sie aber nur deshalb abzulehnen, weil sie im Rampenlicht steht, wäre auch albern und deplatziert. Ich habe jedenfalls ein super Konzert erlebt, daß es sicherlich in meines Jahres Top Ten 2011 bringen wird.

Setlist Lana Del Rey, Canal + Paris, L'album de la Semaine:

01: Without You
02: Born To Die
03: Blue Jeans
04: Radio
05: Million Dollar Man
06: Video Games
07: Off The Races
08: You Can Be The Boss

09: Video Games (akustische Version)
10: Born To Die (akustisch)




Dienstag, 22. November 2011

Fleet Foxes, Wien, 15.11.11

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Konzert: Fleet Foxes & Alela Diane
Ort: Museumsquartier, Wien
Datum: 15.11.2011
Zuschauer: 2500?
Dauer: Fleet Foxes 110 Minuten

Eigentlich wollte ich ja gar nicht zu den Fleet Foxes gehen, ich hatte sie viermal gesehen, der Preis war nicht mehr wirklich moderat und die Vorstellung an eine Riesenhalle mit einem Haufen hypelustigen Publikum förderte meine Motivation auch nicht gerade.
Eigentlich war der Entschluss für mich gefallen, nicht hinzugehen. Doch am Tag des Konzerts bekam ich dann doch noch Interesse (ok, und die geplante Abendgestaltung fiel aus). Zudem hielt sich die Lust auf negativ zu beantwortende Fragen wie "Aha, du hörst coole Musik, dann warst du doch sicher auch bei den Fleet Foxes?" in Grenzen.
Der Marsch zur Kartenverkaufsstelle förderte (neben der Fitness) aber nur die Erkenntnis zu Tage, dass die Stehplätze ausverkauft waren.
Damit abgefunden war ich schon wieder auf der Uni, eine HörerInnenversammlung stand an (immer lustig, wenn das eigene Studium abgeschafft werden soll), als eine Freundin anrief, sie hätte eine Karte vor Ort erstanden. Eine tolle Sache! Tschüss Zukunft, hallo Fleet Foxes!

Im Museumsquartier war einiges los, die paar Leute, die im Freien der Eröffnung des Weihnachtsmarktes zuprosteten, waren aber ein Witz gegen das, was in der Konzerthalle zugegen war. Die Garderobendame kam zu einem ähnlichen Schluss - es wäre schon ewig nicht mehr notwendig gewesen, die Zusatzgarderoben zu öffnen. Ganz geheuer war ihr der Ansturm nicht und da hatte sie etwas mit mir gemeinsam.
Seit wann kommen die Leute zu Tausenden zu den Füchsen? Das letzte Album ist ja eh sehr gut rezipiert wird, aber den offensichtlich vonstatten gegangen Hype hab ich verpasst. Vielleicht aber hatte auch die Location eine Rolle gespielt, immerhin ist dort kaum einmal ein Konzert und viele erwarteten sich wohl ein feudales Ambiente in den ehemaligen Hofstallungen. In den ähnlich dimensionierten (und ungeliebten) Gasometer wären wohl nicht so viele Leute gekommen...

Recht außergewöhnlich war der Saal dann eh nicht, die Decke war mit Akustikplatten zugeklebt und überhaupt ähnelte sie mehr einem TV-Studio, so viele Schweinwerfer hingen da auf einem Haufen. Ab und wann bekam man mal ein Stuckelement zu Gesicht, ansonsten machte der Raum einer Multifunktionshalle alle Ehre.
Hinter einem eine steile Tribüne, vor einem eine Leinwand, Projektion still to come.

Die ging los, als die Fleet Foxes leise die Bühne betraten. Freudiger Empfang glich die Lautstärke auf der anderen Seite wieder aus, das Licht wurde derart eingedämmt, dass die Konzertfotografen nur so fluchten. Dabei hätten die Visuals auf der Leinwand so einen schönen Hintergrund abgegeben, langsam und in harmonischen Farben, teilweise mit Erzählcharakter.

Im Vordergrund aber die Protagonisten, jeweils entweder mit Bart oder Pudelhaube, an der Arbeit: Gleich der zweite Song war Mykonos, vielleicht der stärkste überhaupt? "And you will go to Mykonos, with a vision of a gentle coast."
Das Publikum war hochkonzentriert, aber auch recht entspannt. Recht bald folgte dann die erste Ansage von Robin Pecknold, er sei ein wenig geflashed von der Anzahl der Leute, die waren vielleicht auch davon überrascht. Etwas auf seinen exklusiven Musikgeschmack braucht man sich jedenfalls nicht mehr...

Die Gespräche Pecknolds waren in der Folge recht rar gesät, während das Publikum langsam auftauchte und mit Your Protector eine ideale Vorlage bekam.
Recht aktiv war dabei eine Gruppe Leute vorne rechts, die sich auf des Ober-Fuchses Frage als amerikanische Austauschstudenten deklarierten, schön anzusehen war aber auch das Meer klatschender (eigentlich mag ich Mitklatschen nicht) Leute auf der Tribüne.
White Winter Hymnal war in der Folge auch nicht wirklich ein Grund, die Aktivität zu reduzieren und so behielt das Publikum von da an diese bei.

An dieser Stelle sollte vielleicht der sehr gute Sound hervorgehoben werden. Es wurde recht differenziert und sensibel ans Werk gegangen, Schilderungen wie jene Olivers vom Paris-Konzert im Juli muss ich glücklicherweise nicht auspacken. Auch das Schlagzeug war, anders als bei einigen der Festivalauftritte, die ich gesehen habe, in seine Schranken gewiesen worden.

All das braucht es, um die Musik der Seattler Wirkungsmacht zu geben. Und die Fleet Foxes nutzten diese beinahe idealen Gegebenheiten und legten hohe Präzision und Spielfreude an den Tag. Nur von hinten angeleuchtet, hatten die fünf Amerikaner mit den symbolistischen Visuals im Hintergrund etwas annähernd Ikonisches an sich. Die Entscheidung, manche Songs ohne Pause hintereinander zu spielen und aufkommenden Applaus zu ignorieren diente diesem Gesamtbild, es machte den Abend zu einem sehr dichten.

Einem außerdem recht langen. Aber, weil kurzweilig, auch subjektiv sehr schnell vergangenen. Eine Ansage später (es ging um Punsch oder so ähnlich, die Fleet Foxes hatten wohl die wenigen sympathischen Sachen, die man des Winters in Wien machen kann, ausgekostet) war die Band weg und kam erst nach zwei Minuten anschwellendem Lärm, die "Zugabe"-Rufe waren wirklich nicht von schlechten Eltern.

Also eigentlich kam nur Pecknold, er bedankte sich authentisch erfreut und begann solo das bislang unveröffentlichte I Let You zu spielen. Es war völlig still in der Halle, ein vierminütiges Highlight des Abends.
Danach kam die gesamte Band zurück und bot Sun It Rises dar, den Song über das rote Einhörnchen und die Morgensonne und das, was zwischen den Zeilen gelesen werden kann.
Den Abschluss bildete der Helpnessless Blues, einer der zentralen Songs des neuen Albums, mit den wunderschönen Anfangslyrics: "I was raised up believing I was somehow unique. Like a snowflake distinct among snowflakes, unique in each way you can see."

Im speziellen Falle Fleet Foxes lässt sich zwar feststellen, dass die Band auf bestem Weg zur Massenband sind, ihr dennoch schneeflockengleich gewisse Besonderheiten und seltene Qualitäten nicht abzusprechen sind. So etwa die Gabe, trotz vornehm zurückgehaltenen Charme stets die geballte Ladung Zuneigung zu erfahren. Oder sich den Luxus leisten zu können, eine große Fanschar und konsequent starke Platten gleichzeitig zu haben.

Allerdings ist es mit Sicherheit noch zu früh, die Karriere der Fleet Foxes in irgendeiner Weise zu prophezeien, die bisherigen zwei Alben und die gespielten Konzerte lassen einen die Fleet Foxes jedoch noch eindeutig näher bei der kleinen Indie-Band aus 2008 verorten als bei einem etablierten Massenanzieher.

Gut so. Wenn die hergepilgerten Leute also Konzerte mit verbindlichem Charakter, der genannten Sorte Musik und Leuten, mit denen man, wenns drauf ankommt, auch mal auf einen Punsch gehen würde mochten, dann haben an diesem Abend alle gewonnen. Band, Publikum, Veranstalter. Alle? Nun, die Garderobendamen vielleicht nicht...

Setlist Fleet Foxes, Museumsquartier, Wien:
01: The Plains/Bitter Dancer
02: Mykonos
03: English House
04: Battery Kinzie
05: Bedouin Dress
06: Sim Sala Bim
07: Your Protector
08: White Winter Hymnal
09: Ragged Wood
10: Montezuma
11: He Doesn't Know Why
12: Lorelai
13: The Shrine/An Argument
14: Blue Spotted Tail
15. Grown Ocean

16: I Let You (Z)
17: Sun It Rises (Z)
18: Blue Ridge Mountains (Z)
19: Helpnessless Blues (Z)

Aus unserem Archiv:
Fleet Foxes, Haldern, 13.08.11
Fleet Foxes, Chicago, 16.07.11
Fleet Foxes, Paris, 04.07.11
Fleet Foxes, Paris, 30.05.11
Fleet Foxes, Paris, 16.09.09
Fleet Foxes, Luxemburg, 15.09.09
Fleet Foxes, Paris, 25.02.09
Fleet Foxes, Essen, 22.11.08
Fleet Foxes, Paris, 12.11.08
Fleet Foxes, Haldern, 07.08.08
Fleet Foxes, Paris, 02.06.08


Vielen Dank für die Fotos an Patrick!



I like Trains, Wien, 24.10.11

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Konzert: I like Trains

Ort: Chelsea, Wien
Datum: 24.10.2011
Zuschauer: schön voll
Dauer: etwa 90 Minuten

Dieser Bericht ist etwas spät, die zeitlose Schönheit von I like Trains dient hier als Entschuldigung.

I like Trains dürfte es in Wien gefallen, schon das zweite Mal in diesem Jahr stand ein Konzert in Wien an. Umgekehrt hat die Band aber auch einen sehr guten Stand beim hiesigen Konzertpublikum. Sehr oft war ich in den vergangenen Monaten auf Konzerten der Sorte Postrock/Ambient, die herzzerreißend mager besucht waren. An diesem Abend war das Chelsea dagegen ausgezeichnet gefüllt und das mit einem bunt gemischten Publikum. Sogar aus Slowenien war eine ganze Schar der Band nachgereist, die Vorfreude war den Lebhaften unschwer anzumerken.

Vorfreudig war ich auch, das letzte Mal habe ich I like Trains (damals noch als iLiKETRAiNS) am Haldern 2009 gesehen, irgendwann früh nachmittags und in der prallen Sonne. Nicht ganz optimale Bedingungen, um Musik und Ambiente parallel zu halten und es hatte dort auch fast jeder die Augen geschlossen, um das Konzert richtig genießen zu können.
Später trafen wir die Band am Autogrammzelt, hochsympathische Burschen. Die Autogrammkarten wurden mit Zeichnungen bestückt, umgekehrt konnte man der Band etwas in ein kleines Büchlein malen. Das Talent in dieser Disziplin ließ allerdings auf beiden Seiten zu wünschen übrig.

Kurz vor zehn kamen die Engländer auf die Bühne, nicht - wie sonst üblich - durch den Zuschauerraum, sondern durch die Seitentür aus dem Freien: ein Zeichen für die gute Auslastung des Chelseas an diesem Abend.
Ohne viel Umschweife wurde begonnen, Sirens stellte den Opener dar. "You sing to me, and I, I'm lost." Das Motiv der Sirenen aus der griechischen Mythologie, ein recht beliebtes übrigens (z.B. Radiohead - There There), fand auch recht schnell Anwendung auf den Konzertabend. I like Trains musizierten und man war hin und weg.

Auf großartige Versuche, sich mit dem Publikum zu unterhalten, wurde verzichtet. Bis auf ein paar Routinesätze war wenig drin, einzig eine Besucherin aus Slowenien wurde gefragt, ob denn eh alles in Ordnung sei, nachdem sie einen spitzen Schrei losgelassen hatte. Ja, war es - genannter Ruf erfolgte vor Begeisterung und das nicht zu Unrecht.
Die spärliche Wortgebrauch zwischen den Songs war allerdings hochgradig erfreulich, stellte er doch die Dichte des Abends sicher. Vor allem Übergänge wie von A Father's Son zu We Saw The Deep, die auch auf Platte ausgezeichnet funktionieren, kamen so zu ihrer vollen Geltung. Das gespielte Material stammte auch hauptsächlich vom letzten Album He Who Saw The Deep, vom Vorgängeralbum waren nur zwei Songs dabei.

Fünf Menschen waren I like Trains an diesem Abend, drei davon Gitarristen - einfach herrlich. Teilweise trugen sie Marine-Uniformen, Sänger David Martin eine mit zwei Goldbalken am Ärmel, der erste Gitarrist und der Bassist welche mit nur einem Streifen. Es scheint also eine deutliche Hierarchie in der Band zu geben. Oder ist die Verkleidung einfach reine Koketterie?
Völlig egal, das einzige was zählte, war das Konzerterlebnis - ein hervorragendes!

Bis zu dem Zeitpunkt, als die Engländer die Bühne verließen, schwelgte man in Gedanken, man ließ sich treiben und träumte.
Mit ihrer Rückkunft ging der Traum weiter, uniformiert war aber nur mehr Martin. Vielleicht geriet Spencer Perceval deshalb so entfesselt. Naja, müßige Spekulation. Fest steht: I like Trains sind live immer wieder fesselnd, ihre Musik ein Soundtrack zum Gedankenkino. Klingt durchschnittlicher als es ist, I like Trains sind perfektes Handwerk und ganz viel Herz. Wem das nicht reicht, kann ja zu den Kaiser Chiefs gehen, wenn er eine Band aus Leeds sehen will.

Setlist I like Trains, Wien:
01: Sirens
02: Progress Is A Snake
03: A Rook House For Bobby
04: A Father's Son
05: We Saw The Deep
06: Voice Of Reason
07: (New Song)
08: Terra Nova
09: When We Were Kings
10: (New Song)
11: Victress
12: These Feet Of Clay
13: Sea Of Regrets

14: Spencer Perceval (Z)


Aus unserem Archiv:

I Like Trains, Köln, 19.01.11
I Like Trains, Haldern, 15.08.09
I Like Trains, Köln, 06.03.09
I Like Trains, Düsseldorf, 28.11.08
iLiKETRAiNS, Frankfurt, 15.04.08
iLiKETRAiNS, Paris, 08.04.08
iLiKETRAiNS, Köln, 16.11.07
iLiKETRAiNS, Paris, 31.10.07
iLiKETRAiNS, Paris, 12.10.06




Konzertankündigung Emmy The Great

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Konzertankündigung Emmy The Great
Orte & Daten: siehe unten


Bei Emmy The Great sei der Name auch Programm las ich in diesem Sommer in einem britischen Musikmagazin. Ihr vor ein paar Monaten erschienenes Album Virtue sei auf jeden Fall hervorragend (übereinstimmende Meinung bei Mojo, Uncut, Drowned In Sound, etc.). Aber wie ist Emma-Lee Moss, so heißt die junge Dame mit bürgerlichem Namen, live? In Berlin (Privat Club) und Hamburg (Molotow) konnte man dies kürzlich schon erfahren, in Köln hat man am 22. November die Gelegenheit dazu und Paris ist dann am 23. November dran.

Konzerttermine Emmy The Great:

22.11.2011: Blue Shell, Köln
23.11.2011: La Flèche d'or, Paris (mit Susanna Sunför und Anna Aaron)



Givers & Peggy Sue, Köln, 21.11.11

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Konzert: Givers (& Peggy Sue)
Ort: Blue Shell
Datum: 21.11.2011
Zuschauer: rund 35
Dauer: Givers genau 60 min, Peggy Sue 27 min


Solche Konzertabend sind doch wirklich die schönsten. Ich war beim Durchklicken beim heutigen Programm des Blue Shell bei einer Band namens Givers hängengeblieben, hatte ein halbes Lied bei myspace (daß es das noch gibt, verrückt!) gehört und beschlossen, hinzugehen. Spielte ich Computerspiele, hätte ich das halbe Lied vielleicht schon aus Fifa 12 gekannt, mache ich aber nicht, also kannte ich es nicht. Soweit also meine Vorbereitung.

Im Blue Shell war es leer und für eine Vorgruppe angerichtet. 2011 waren Supportbands meist unnötige Zeitfresser, daher hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Nach ein paar Minuten war die Skepsis weg, und Peggy Sue hatten mich fest im Griff. Die Band besteht aus zwei Sängerinnen (Rosa Rex und Katy Klaw) und einem Schlagzeuger (Olly Joyce). Der Gesang der beiden Frauen und die wechselnden, aufregenden Melodien erinnerten mich an Warpaint; keine der schlechteren Assoziationen also.

Ganz grandios waren die letzten beiden Lieder des kurzen Auftritts. Insbesondere Watchman, das vorletzte Stück war herrlich! Rosa Rex, die lockige Sängerin, drosch dabei auf eine Trommel ein, im Takt mit Olly im Hintergrund - es war eine wahre Pracht!

Peggy Sue existieren seit einigen Jahren (anfangs noch als Peggy Sue and the Pirates), haben allerdings noch nie in Köln gespielt. Ich habe also bisher keinen Auftritt verpasst und habe auch nicht vor, das zukünftig zu tun, dafür war das britische Trio zu aufregend und gut! Nicht, daß ich mich jemals fragte, wofür ich nachts in lauten Clubs rumhänge und mir Bands ansehe, die keiner meiner nicht-Musik-Freunde kennt. Wenn eine solche Sinnkrise kommt, erinnere ich mich hoffentlich an den Peggy Sue Abend, das wird helfen!

Setlist Peggy Sue, Blue Shell, Köln:

01: This constant night
02: There always was
03: Song & dance
04: Funeral beat
05: Ruthie
06: How heavy the quiet...
07: Watchman
08: Salt water*

Hauptgruppe nach diesem perfekten Auftakt waren Givers aus Louisiana. Mit dem Südosten der USA verbinde ich schwüles Klima, karibisches Essen, Jazz und Blues (und Vampire - aber das ist ein anderes Thema). Jazz und Blues fand sich in der Musik der fünfköpfigen Band nicht, karibische Einflüsse aber sehr wohl. Mit karibisch-afrikanischen Ethnoelementen kann ich nicht viel anfangen. Außer beim Ska laufe ich ganz schnell weg, wenn Bob Marley oder Paul Simon zitiert werden. Auch mit dem (Ostküsten-) Afrobeat von Vampire Weekend** konnte ich mich nie richtig anfreunden. Obwohl Givers immer mal wieder an den Hype von vor ein paar Jahren erinnerten, störte mich das an ihrer Musik allerdings gar nicht. Vielleicht lag das daran, daß ihnen das Streberhafte von Vampire Weekend fehlte. Oder daß die Band wie eine ADS Selbsthilfegruppe wirkte - also auch ein wenig an Los Campesinos! erinnerte.

Am besten wurde es immer dann, wenn Keyboarderin Tiffany auch trommelte. Dann war es laut, wild und besonders verrückt. Aber auch der Rest taugte sehr viel und machte Lust darauf, auch Givers bald noch einmal zu sehen, durchaus möglich, daß das dann in einem größeren Club sein wird!


* danke an Katy!
** und wieder Vampire

[ein ausführlicher Konzertbericht ist einem abgestürzten PC zum Opfer gefallen; plötzlich war alles blau und der Text weg]




 

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