Konzert: Thus:Owls & Still Corners & Beth Jeans Houghton
Ort: Le Divan Du Monde, Paris
Datum: 26.03.12
Zuschauer: etwa 350-380
Dream Pop mit weiblich-verhuschter Stimme wohin man seine Öhrchen nur wendet.
I Break Horses, Blouse, Trailer Trash Tracys, Memoryhouse, My Bee's Garden, Les Colettes... Seit Beach House (Foto) mit ihrem letzten Album riesige kommerzielle Erfolge feiern konnten, sprießen die Dream Pop Formationen wie Pilze aus dem Boden. Die Pressetexte, die man zu den jeweiligen Acts lesen kann, klingen alle ähnlich. Als Referenzbands werden immer die Cocteau Twins und Broadcast genannt und in schöner Regelmäßigkeit fällt auch der Name des düsteren Filmemachers David Lynch. Sage mir keiner, daß dieser Boom zufällig entstanden ist! Die Industrie wittert genau, was läuft und schickt den Leuten nach einer Erfolgsgeschichte (wie in diesem Falle eben Beach House) gleich mindestens 10 ähnliche Bands hinterher.
Dementsprechend skeptisch war ich deshalb auch in das Konzert von Still Corners gegangen, die heute als zweite Gruppe des Abends auftraten. Was spielen sie? Dreimal dürft ihr raten, genau, Dream Pop! Und was stand im Programmheft? Nun, da werden selbstredend Broadcast und die Cocteau Twins zitiert. Laaaaaaangweilig! Oder etwa nicht?
Nein, zum Glück war das Konzert der Band um Tessa Murray und Greg Hughes keine Spur öde und sie brachten vor allem auch eigene Ideen mit ein. Natürlich begeisterte in erster Linie die luftige, sirenenhafte Hauchstimme der blonden Tessa Murray, aber das war nicht alles. Vor allem die Gitarrenparts waren klasse und originell. Der Bursche mit der Waver Frisur zauberte famos-spacige Melodien aus seiner Elektrischen, verzerrte sie aber auch oft noisig und peppte das Ganze im Vergleich zur okayen aber ein wenig blutleeren Platte deutlich auf. Das war wirklich phasenweise berauschend und hypnotisch und wurde visuell noch sehr gekonnt durch abstrakte Videos untermalt. In den besten Momenten raste mein Puls, ging ich voll und ganz in der melancholischen Schwebemusik auf und war von Alltagssorgen meilenweit entfernt. Zwar war das Set nicht durchgängig auf diesem ganz hohen Niveau, aber Langeweile kam nie auf. Dafür war auch das Songmaterial zu überzeugend. Es stammte natürlich fast ausschließlichvon Creatures Of An Hour, aber es gab auch ein ganz nagelneus Lied, das aufhorchen ließ.
Von den bekannten Sachen gefielen mir Cuckoo und I Wrote In Blood am besten, obwohl auch Into The Trees und Endless Summer ihre Reize entwickelten. Die von Markus hinsichtlich des Still Corners Konzertes in Berlin geäußerte Kritik, jedes Lied klänge ähnlich oder gleich, konnte ich in dieser Form nicht nachempfinden. Zwar ist die Grundstimmung der Songs in der Tat oft identisch, aber mittels Hall-Effekten, Loops, scharfen Giattrenriffs und Tempowechseln beim Schlagzeugrythmus wurde für Abwechslung gesorgt. Und ein großer Pluspunkt war sicherlich auch die hohe Lautstärke. Wenn Dream Pop bzw Shoegaze zu leise und schlecht abgemischt aus den Boxen kommt, bleibt der Genuß oft auf der Strecke. Im Pariser Divan Du Monde war der Sound aber glasklar und auch bei hohem Volumen präzise und nicht breiig. Es war wirklich ein intensives und sinnliches Erlebnis, eine Art hypnotischer Trip.
Entsprechend positiv waren auch die Reaktionen meiner Freunde hinterher. Quasi jeder bescheinigte den Still Corners ein richtig gutes Konzert und ich war happy und positiv überrascht, daß ich dieses Jahr wenigstens eine Dream Pop Formation aufgespürt habe, die mich wirklich überzeugen konnte.
Aber es gab auch noch zwei andere Konzerte an diesem Montagabend des Festivals les femmes s'en mêlent.
Vor Still Corners hatten bereits Thus: Owls aus Schweden gespielt. Angeführt von der leicht soulig singenden Skandinavierin Erika Angell und genial an der Gitarre begleitet von ihrem Ehegatten Simon Angell (ein Kanadier, der auch bei Patrick Waston im Einsatz ist), zählt die Band noch drei weitere Mitglieder. Heute fehlte aber Cecilia Persson und somit sahen wir ein Quartett, in dem Ola Hultgren (Loney Dear) Schlagzeug und Martin Höpner Piano spielte.
Der Vierer musste schon um 20 Uhr ran und hatte auch etwas weniger Spielzeit als die nachfolgenden Bands. Es wurde viel Material von dem neuen Opus Harbours performt und das erste Album Cardiac Malformations stark vernachlässigt. Nach wie vor ist die Grundstimmung der Songs sehr düster und melodramatisch, sind die Strukturen komplex und vielschichtig und die Arrangements originell, was aber auch dazu führt, daß die Eingängigkeit auf der Strecke bleibt. Kaum ein Stück setzte sich nach dem gut 30 minütigen Set auf Anhieb im Ohr fest und man muss wohl das neue Scheibchen so etliche Male hören, damit es sich einem erschließt.
Was mir bei dem Konzert aber letztlich in bester Erinnerung geblieben ist, waren die Bearbeitung der Gitarre mit einem kleine Löffel und sogar einer Kette und die sexy Strumpfhose von Erika...
Sexy war schließlich ein Attribut, das man ohne weiteres auch der jungen Engländerin Beth Jeans Houghton anheften konnte. Mit ihren gebleichten blonden Haaren, dem blassen Teint und den feuerroten Lippen sah sie aus wie ein Pin Up Girl der 50er Jahre und hätte in den umliegenden Variété-Theatern in Pigalle sicher gutes Geld verdienen können. Ihr schöner Arsch steckte in einer knallengen Lederhose und die langen Nägel hatte sie gelb lackiert. Ein Paradiesvogel, diese Beth, die von einer kurios anmutenden Männertruppe, den Hooves Of Destiny, begleitet wurde. Die Burschen, vor allem der Trompeter, sahen aus wie tschechische Straßen-bzw Zirkusmusikanten, überließen aber Beth ganz klar das Rampenlicht.
Deren Musik war gar nicht so leicht zu katalogisieren. Was war das? Punk Pop? New Folk? Rockabilly? 60ies Pop? Ich weiß es nicht so genau, wahrscheinlich von allem etwas. Letztlich aber nicht so wichtig, denn ehrlich gesagt mundete mir die grellbunte Mischung nicht so recht. Das war mir zu opulent, zu glamourös glitzernd, zu schrill und modisch.
Nicht daß, das Konzert schlecht gewesen wäre -Beth ist schließlich eine glänzende Performerin-, aber so richtig kam ich da nie rein und die Songs huschten schnell an mir vorbei. Am Ende gab es noch ein Madonna Cover (Like A Prayer) und eine Zugabe, die stark nach den Ramones klang und dann war die Messe gelesen, der Konzertabend beschloßen. Beth erwies sich als fleißige Autgrammschreiberin, lächelte oft und ließ sich auch bereitwillig abknipsen. Vielleicht führt eine intensivere Beschäftigung noch dazu, daß ich bei ihr auf den Geschack komme.
Festzuhalten bliebt aber, daß die heutige Veranstaltung auf jeden Fall gelungen war und Still Corners herausragten.
Setlisten gleich!
Ort: Le Divan Du Monde, Paris
Datum: 26.03.12
Zuschauer: etwa 350-380
Dream Pop mit weiblich-verhuschter Stimme wohin man seine Öhrchen nur wendet.
I Break Horses, Blouse, Trailer Trash Tracys, Memoryhouse, My Bee's Garden, Les Colettes... Seit Beach House (Foto) mit ihrem letzten Album riesige kommerzielle Erfolge feiern konnten, sprießen die Dream Pop Formationen wie Pilze aus dem Boden. Die Pressetexte, die man zu den jeweiligen Acts lesen kann, klingen alle ähnlich. Als Referenzbands werden immer die Cocteau Twins und Broadcast genannt und in schöner Regelmäßigkeit fällt auch der Name des düsteren Filmemachers David Lynch. Sage mir keiner, daß dieser Boom zufällig entstanden ist! Die Industrie wittert genau, was läuft und schickt den Leuten nach einer Erfolgsgeschichte (wie in diesem Falle eben Beach House) gleich mindestens 10 ähnliche Bands hinterher.
Dementsprechend skeptisch war ich deshalb auch in das Konzert von Still Corners gegangen, die heute als zweite Gruppe des Abends auftraten. Was spielen sie? Dreimal dürft ihr raten, genau, Dream Pop! Und was stand im Programmheft? Nun, da werden selbstredend Broadcast und die Cocteau Twins zitiert. Laaaaaaangweilig! Oder etwa nicht?
Nein, zum Glück war das Konzert der Band um Tessa Murray und Greg Hughes keine Spur öde und sie brachten vor allem auch eigene Ideen mit ein. Natürlich begeisterte in erster Linie die luftige, sirenenhafte Hauchstimme der blonden Tessa Murray, aber das war nicht alles. Vor allem die Gitarrenparts waren klasse und originell. Der Bursche mit der Waver Frisur zauberte famos-spacige Melodien aus seiner Elektrischen, verzerrte sie aber auch oft noisig und peppte das Ganze im Vergleich zur okayen aber ein wenig blutleeren Platte deutlich auf. Das war wirklich phasenweise berauschend und hypnotisch und wurde visuell noch sehr gekonnt durch abstrakte Videos untermalt. In den besten Momenten raste mein Puls, ging ich voll und ganz in der melancholischen Schwebemusik auf und war von Alltagssorgen meilenweit entfernt. Zwar war das Set nicht durchgängig auf diesem ganz hohen Niveau, aber Langeweile kam nie auf. Dafür war auch das Songmaterial zu überzeugend. Es stammte natürlich fast ausschließlichvon Creatures Of An Hour, aber es gab auch ein ganz nagelneus Lied, das aufhorchen ließ.
Von den bekannten Sachen gefielen mir Cuckoo und I Wrote In Blood am besten, obwohl auch Into The Trees und Endless Summer ihre Reize entwickelten. Die von Markus hinsichtlich des Still Corners Konzertes in Berlin geäußerte Kritik, jedes Lied klänge ähnlich oder gleich, konnte ich in dieser Form nicht nachempfinden. Zwar ist die Grundstimmung der Songs in der Tat oft identisch, aber mittels Hall-Effekten, Loops, scharfen Giattrenriffs und Tempowechseln beim Schlagzeugrythmus wurde für Abwechslung gesorgt. Und ein großer Pluspunkt war sicherlich auch die hohe Lautstärke. Wenn Dream Pop bzw Shoegaze zu leise und schlecht abgemischt aus den Boxen kommt, bleibt der Genuß oft auf der Strecke. Im Pariser Divan Du Monde war der Sound aber glasklar und auch bei hohem Volumen präzise und nicht breiig. Es war wirklich ein intensives und sinnliches Erlebnis, eine Art hypnotischer Trip.
Entsprechend positiv waren auch die Reaktionen meiner Freunde hinterher. Quasi jeder bescheinigte den Still Corners ein richtig gutes Konzert und ich war happy und positiv überrascht, daß ich dieses Jahr wenigstens eine Dream Pop Formation aufgespürt habe, die mich wirklich überzeugen konnte.
Aber es gab auch noch zwei andere Konzerte an diesem Montagabend des Festivals les femmes s'en mêlent.
Vor Still Corners hatten bereits Thus: Owls aus Schweden gespielt. Angeführt von der leicht soulig singenden Skandinavierin Erika Angell und genial an der Gitarre begleitet von ihrem Ehegatten Simon Angell (ein Kanadier, der auch bei Patrick Waston im Einsatz ist), zählt die Band noch drei weitere Mitglieder. Heute fehlte aber Cecilia Persson und somit sahen wir ein Quartett, in dem Ola Hultgren (Loney Dear) Schlagzeug und Martin Höpner Piano spielte.
Der Vierer musste schon um 20 Uhr ran und hatte auch etwas weniger Spielzeit als die nachfolgenden Bands. Es wurde viel Material von dem neuen Opus Harbours performt und das erste Album Cardiac Malformations stark vernachlässigt. Nach wie vor ist die Grundstimmung der Songs sehr düster und melodramatisch, sind die Strukturen komplex und vielschichtig und die Arrangements originell, was aber auch dazu führt, daß die Eingängigkeit auf der Strecke bleibt. Kaum ein Stück setzte sich nach dem gut 30 minütigen Set auf Anhieb im Ohr fest und man muss wohl das neue Scheibchen so etliche Male hören, damit es sich einem erschließt.
Was mir bei dem Konzert aber letztlich in bester Erinnerung geblieben ist, waren die Bearbeitung der Gitarre mit einem kleine Löffel und sogar einer Kette und die sexy Strumpfhose von Erika...
Sexy war schließlich ein Attribut, das man ohne weiteres auch der jungen Engländerin Beth Jeans Houghton anheften konnte. Mit ihren gebleichten blonden Haaren, dem blassen Teint und den feuerroten Lippen sah sie aus wie ein Pin Up Girl der 50er Jahre und hätte in den umliegenden Variété-Theatern in Pigalle sicher gutes Geld verdienen können. Ihr schöner Arsch steckte in einer knallengen Lederhose und die langen Nägel hatte sie gelb lackiert. Ein Paradiesvogel, diese Beth, die von einer kurios anmutenden Männertruppe, den Hooves Of Destiny, begleitet wurde. Die Burschen, vor allem der Trompeter, sahen aus wie tschechische Straßen-bzw Zirkusmusikanten, überließen aber Beth ganz klar das Rampenlicht.
Deren Musik war gar nicht so leicht zu katalogisieren. Was war das? Punk Pop? New Folk? Rockabilly? 60ies Pop? Ich weiß es nicht so genau, wahrscheinlich von allem etwas. Letztlich aber nicht so wichtig, denn ehrlich gesagt mundete mir die grellbunte Mischung nicht so recht. Das war mir zu opulent, zu glamourös glitzernd, zu schrill und modisch.
Nicht daß, das Konzert schlecht gewesen wäre -Beth ist schließlich eine glänzende Performerin-, aber so richtig kam ich da nie rein und die Songs huschten schnell an mir vorbei. Am Ende gab es noch ein Madonna Cover (Like A Prayer) und eine Zugabe, die stark nach den Ramones klang und dann war die Messe gelesen, der Konzertabend beschloßen. Beth erwies sich als fleißige Autgrammschreiberin, lächelte oft und ließ sich auch bereitwillig abknipsen. Vielleicht führt eine intensivere Beschäftigung noch dazu, daß ich bei ihr auf den Geschack komme.
Festzuhalten bliebt aber, daß die heutige Veranstaltung auf jeden Fall gelungen war und Still Corners herausragten.
Setlisten gleich!