Konzert: Rue Royale, 28. 05. 2012
Ort: Pools, Göttingen
Zuschauer: etwa 100
Dauer: etwa 90 min
Von Gudrun aus Karlsruhe
Dieses Konzert ist mir ein bisschen zwischen die Beine gekullert.
Der ursprüngliche Plan sah vor, die Tage in Beverungen beim Orange Blossom mit einem Tag Urlaub am Pfingstmontag ausklingen zu lassen und dann Dienstag in Ruhe wieder in den Süden Deutschlands und den Alltag zurück zu kehren. Dann kam es gleich mehrfach anders und ich stand schließlich vor der Entscheidung, mit etwas Groll im Herzen, dass meine Urlaubspläne IMMER so blöd durchkreuzt werden, doch am Montag Abend nach Karlsruhe zu fahren oder nördlich von Darmstadt eine sinnvolle Verwendung dieses Abends und ein Bett zu organisieren.
Die ganzen Tage in Beverungen nagte das am Rande meines Bewusstseins und es fiel mir einfach nichts richtiges ein. Bis ich am Sonntag Abend den Veranstaltungshinweis fand, dass Rue Royale am Montag in Göttingen spielen. Dann war es auf einmal ganz einfach. Ich suchte, ob es Hostels in Göttingen gibt und wenn ja, wo die liegen. Ich rief im Hostel in Bahnhofsnähe an und bekam dort das letzte Bett.
Nach dem Telefonat hatte ich ein breites Lächeln im Gesicht, denn am anderen Ende war jemand supernett gewesen und mein Plan für Montag Abend war endlich nicht nur in trockenen Tüchern sondern richtig verlockend. Nun musste ich nur noch die Zugreise umbuchen und es konnte losgehen.
Das Timing war sehr präzise, man könnte auch sagen knapp. 18:46 Uhr kam der Zug laut Fahrplan an, 20:00 Uhr sollte das Konzert losgehen. Ich müsste ins Hostel, kurz den Rucksack umpacken und mich etwas zurechtzupfen (ich hatte 60 km Radtour hinter mir) und dann auf möglichst direktem Weg das Pools in der Göttinger Altstadt finden. Zum Glück klappte das wie am Schnürchen. Besonders schön war, dass sogar mein Bett im Hostel schon bezogen war. Nebenbei stellte ich fest, dass Göttingen eine sehr schöne und interessante Altstadt hat...
Ich habe ja hier schon über Konzerte von Rue Royale berichtet und dieses Konzert war im Kern ähnlich. Es war aber insofern etwas Besonderes, als es in einem Innenhof stattfand (also open air aber mit der Begrenzung des Hofes). Als ich 19:30 Uhr ankam, war alles schon gut besetzt. Meist junge Leute saßen auf Bierzeltbänken, Gartenstühlen, Ledersofas und zwei Strandkörben bei Bier und Cola und es lag eine erwartungsvolle Spannung in der Luft. Später saßen auch welche einfach auf dem Pflaster, als die bequemeren Sitzgelegenheiten ausgingen. Was entweder auf eine solide Fanbase von Rue Royale in Göttingen hindeutete oder einfach für den schönen Veranstaltungsort in der Göttinger Altstadt sprach. Rue Royale waren gerade noch dabei, einen fixen Soundcheck zu absolvieren. Später erzählten sie, dass die Fahrt von
Bremen alles andere als angenehm gewesen war und sie deshalb erst 2 Stunden später als geplant angekommen waren. Pfingstreiseverkehr und Baustellen sind keine gute Kombination. Da helfen auch die Plakate mit den Kindergesichtern nicht, die je nach noch vor einem liegenden Kilometerzahl Baustelle traurig oder glücklich schauen. Aber wenn dann darüber im Konzert berichtet wird, kann man schon wieder darüber lachen, was den Deutschen so alles einfällt...
Das Konzert war einerseits genau so, wie ich es kannte und erwartet hatte. Andererseits war eine besondere Leichtigkeit da, weil das Publikum mit der Band bestens vertraut war - es war quasi ein Heimspiel vor ausverkauftem Stadion - und weil der laue Sommerabend eine ganz eigene Atmosphäre in den schönen Innenhof zauberte. Für viele war es auch der Ausklang eine phantastischen sonnendurchfluteten Pfingstwochenendes und als solcher einfach perfekt. Die Vögel stimmten zwischendurch mit ein und es wurden Maibräuche diskutiert (z.B. Pole-Dancing). Was um Himmels Willen an Pfingsten gefeiert wird, wusste keiner so recht außer dass es ein christliches Fest ist. Damit wurde aus dem Publikum spontan und halbernst begründet, warum alle so andächtig zuhörten - schließlich sei doch ein christlicher Feiertag. Dass an Pfingsten gerade gefeiert wird, dass die Apostel in fremden Sprachen aller Welt ihre gute Nachricht entgegenbrüllten ist dabei doch ein bisschen amüsant. Andererseits vielleicht auch wieder sehr passend im Ausklang des Festes auf diese Weise mit der vertrauten Musik eine gute Nachricht zu feiern und miteinander zu teilen.
Rue Royale spielten etwa 70 min und wurden dann noch zweimal zurückgeklatscht. Für die Zugaben gab es Wünsche aus dem Publikum, was zur Erheiterung der Band führte.
Nach dem Konzert wurde am Merchstand eifrig eingekauft und geschwatzt und ich konnte Brookln um die Setlist bitten. Die bekam ich noch extra aufgeschrieben (vielleicht sollte ich das zu meinem persönlichen Markenzeichen machen: die Konzertberichte mit den von der Band handgeschriebenen Setlists).
Anschließend wurde ich bei der Veranstalterin des Konzertes noch Plakate fürs Phonopop los (die hatte ich vergessen in den Koffer zu packen und ganz zufällig dabei). Eines wurde sofort just dem jungen Mann in die Hand gedrückt, der mich im Hostel so nett an der Rezeption begrüßt hatte, um es dort aufzuhängen. Da hatte ich mir ja wirklich das Bett zum Konzert gefunden...
Am Morgen gab es noch einen kleinen Schwatz beim grünen Tee. Ich erfuhr, dass Rue Royale im Zimmer gegenüber geschlafen hatten und bestieg den Zug zurück in den Arbeitsalltag mit einem zufriedenen Herzen (wie es Rue Royale so schon ausdrücken: "We'll go on alright") und fühlte mich vom Schicksal beschenkt.
Setlist:
Guide to an escape
These long roads
Flightline
Get me standing
Halfway blind
Walls
Knocked back to the start
Rolling hills
Even in the darkness
On and on
Parachutes & Lifeboats
Crater
U.F.O.
Blame
Zugabe1:
Tell me when you go
Try as they might
Zugabe 2:
We'll go on alright