Donnerstag, 31. Mai 2012

Rue Royale, Göttingen, 28.05.12

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Konzert: Rue Royale, 28. 05. 2012

Ort: Pools, Göttingen

Zuschauer: etwa 100

Dauer: etwa 90 min



Von Gudrun aus Karlsruhe

Dieses Konzert ist mir ein bisschen zwischen die Beine gekullert.


Der ursprüngliche Plan sah vor, die Tage in Beverungen beim Orange Blossom mit einem Tag Urlaub am Pfingstmontag ausklingen zu lassen und dann Dienstag in Ruhe wieder in den Süden Deutschlands und den Alltag zurück zu kehren. Dann kam es gleich mehrfach anders und ich stand schließlich vor der Entscheidung, mit etwas Groll im Herzen, dass meine Urlaubspläne IMMER so blöd durchkreuzt werden, doch am Montag Abend nach Karlsruhe zu fahren oder nördlich von Darmstadt eine sinnvolle Verwendung dieses Abends und ein Bett zu organisieren.

Die ganzen Tage in Beverungen nagte das am Rande meines Bewusstseins und es fiel mir einfach nichts richtiges ein. Bis ich am Sonntag Abend den Veranstaltungshinweis fand, dass Rue Royale am Montag in Göttingen spielen. Dann war es auf einmal ganz einfach. Ich suchte, ob es Hostels in Göttingen gibt und wenn ja, wo die liegen. Ich rief im Hostel in Bahnhofsnähe an und bekam dort das letzte Bett.

Nach dem Telefonat hatte ich ein breites Lächeln im Gesicht, denn am anderen Ende war jemand supernett gewesen und mein Plan für Montag Abend war endlich nicht nur in trockenen Tüchern sondern richtig verlockend. Nun musste ich nur noch die Zugreise umbuchen und es konnte losgehen.

Das Timing war sehr präzise, man könnte auch sagen knapp. 18:46 Uhr kam der Zug laut Fahrplan an, 20:00 Uhr sollte das Konzert losgehen. Ich müsste ins Hostel, kurz den Rucksack umpacken und mich etwas zurechtzupfen (ich hatte 60 km Radtour hinter mir) und dann auf möglichst direktem Weg das Pools in der Göttinger Altstadt finden. Zum Glück klappte das wie am Schnürchen. Besonders schön war, dass sogar mein Bett im Hostel schon bezogen war. Nebenbei stellte ich fest, dass Göttingen eine sehr schöne und interessante Altstadt hat...


Ich habe ja hier schon über Konzerte von Rue Royale berichtet und dieses Konzert war im Kern ähnlich. Es war aber insofern etwas Besonderes, als es in einem Innenhof stattfand (also open air aber mit der Begrenzung des Hofes). Als ich 19:30 Uhr ankam, war alles schon gut besetzt. Meist junge Leute saßen auf Bierzeltbänken, Gartenstühlen, Ledersofas und zwei Strandkörben bei Bier und Cola und es lag eine erwartungsvolle Spannung in der Luft. Später saßen auch welche einfach auf dem Pflaster, als die bequemeren Sitzgelegenheiten ausgingen. Was entweder auf eine solide Fanbase von Rue Royale in Göttingen hindeutete oder einfach für den schönen Veranstaltungsort in der Göttinger Altstadt sprach. Rue Royale waren gerade noch dabei, einen fixen Soundcheck zu absolvieren. Später erzählten sie, dass die Fahrt von
Bremen alles andere als angenehm gewesen war und sie deshalb erst 2 Stunden später als geplant angekommen waren. Pfingstreiseverkehr und Baustellen sind keine gute Kombination. Da helfen auch die Plakate mit den Kindergesichtern nicht, die je nach noch vor einem liegenden Kilometerzahl Baustelle traurig oder glücklich schauen. Aber wenn dann darüber im Konzert berichtet wird, kann man schon wieder darüber lachen, was den Deutschen so alles einfällt...

Das Konzert war einerseits genau so, wie ich es kannte und erwartet hatte. Andererseits war eine besondere Leichtigkeit da, weil das Publikum mit der Band bestens vertraut war - es war quasi ein Heimspiel vor ausverkauftem Stadion - und weil der laue Sommerabend eine ganz eigene Atmosphäre in den schönen Innenhof zauberte. Für viele war es auch der Ausklang eine phantastischen sonnendurchfluteten Pfingstwochenendes und als solcher einfach perfekt. Die Vögel stimmten zwischendurch mit ein und es wurden Maibräuche diskutiert (z.B. Pole-Dancing). Was um Himmels Willen an Pfingsten gefeiert wird, wusste keiner so recht außer dass es ein christliches Fest ist. Damit wurde aus dem Publikum spontan und halbernst begründet, warum alle so andächtig zuhörten - schließlich sei doch ein christlicher Feiertag. Dass an Pfingsten gerade gefeiert wird, dass die Apostel in fremden Sprachen aller Welt ihre gute Nachricht entgegenbrüllten ist dabei doch ein bisschen amüsant. Andererseits vielleicht auch wieder sehr passend im Ausklang des Festes auf diese Weise mit der vertrauten Musik eine gute Nachricht zu feiern und miteinander zu teilen.

Rue Royale spielten etwa 70 min und wurden dann noch zweimal zurückgeklatscht. Für die Zugaben gab es Wünsche aus dem Publikum, was zur Erheiterung der Band führte.

Nach dem Konzert wurde am Merchstand eifrig eingekauft und geschwatzt und ich konnte Brookln um die Setlist bitten. Die bekam ich noch extra aufgeschrieben (vielleicht sollte ich das zu meinem persönlichen Markenzeichen machen: die Konzertberichte mit den von der Band handgeschriebenen Setlists).

Anschließend wurde ich bei der Veranstalterin des Konzertes noch Plakate fürs Phonopop los (die hatte ich vergessen in den Koffer zu packen und ganz zufällig dabei). Eines wurde sofort just dem jungen Mann in die Hand gedrückt, der mich im Hostel so nett an der Rezeption begrüßt hatte, um es dort aufzuhängen. Da hatte ich mir ja wirklich das Bett zum Konzert gefunden...

Am Morgen gab es noch einen kleinen Schwatz beim grünen Tee. Ich erfuhr, dass Rue Royale im Zimmer gegenüber geschlafen hatten und bestieg den Zug zurück in den Arbeitsalltag mit einem zufriedenen Herzen (wie es Rue Royale so schon ausdrücken: "We'll go on alright") und fühlte mich vom Schicksal beschenkt.

Setlist:

Guide to an escape
These long roads
Flightline
Get me standing
Halfway blind
Walls
Knocked back to the start
Rolling hills
Even in the darkness
On and on
Parachutes & Lifeboats
Crater
U.F.O.
Blame

Zugabe1:

Tell me when you go
Try as they might

Zugabe 2:

We'll go on alright



Mudhoney, Paris, 27.05.12

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Konzert: Mudhoney
Ort: La Villette, Paris (Villette Sonique)

Datum: 27.05.2012

Zuschauer: tausende
Konzertdauer: 90 Minuten




Das alljärhlich in Paris stattfindende Festival Villette Sonique liebe ich wirklich sehr. Es läutet den Auftakt der Open Air Konzerte ein, bietet einige spannende Gratis-Konzerte am Nachmittag auf den Wiesen und hält für den Abend bezahlpflichtige Gigs mit oft außergewöhnlichen Künstlern* in den umliegenden Indoor Locations bereitet. Und erstaunlicherweise ist das Wetter immer fantastisch. Die Veranstalter müssen einen Pakt mit Petrus geschlossen haben, anders ist das Ganze nicht zu erklären! Seitdem ich hierhin komme, strahlt die Sonne jedes Jahr an jedem Tag aus jeder Ritze. Das war am Samstag bei den Konzerten von u.a. Mouse On Mars (Deutschland) und The Field (Schweden) so und bei Mudhoney am Sonntag nicht anders.


Beste Vorraussetzungen also für eine denkwürdige Show mit den alten Legenden des Grunge. Die Pariser waren dem Wetter enstprechend luftig gekleidet, trugen ihre Tattoos zur Show und vielen war an der weißen Haut anzusehen, daß sie dieses Jahr noch nicht so viel Tageslicht abbekommen haben. Aber Blässe passt ja auch irgendwie zur Indie-Rockmusik, wer ist in der Szene schon gebräunt?


Auch die etwas in die Jahre gekommenen Jungs von Mudhoney waren natürlich käsig weiß, jedoch erstaunlich drahtig und schlank und eigentlich nicht besonders alt aussehend. Sänger und Chef Mark Arm und seine Mitspieler Steve Turner, Dan Peters, Guy Maddison und Matt Lukin haben sich allesamt gut gehalten und so dachte man glücklicherweise keine Sekunde an den Auftritt einer abgehalfterten Altherrenband.


Zwar hielt sich Mark Arm in der ersten Phase des Konzertes ein wenig zurück, wurde aber im Laufe der Show immer wilder und aufgedrehter und giftete am Ende wie ein kleiner Teufel über die Bühne. Seine Stimme: saugeil. Anders kann man das wirklich nicht sagen. Sein agrresiver, aufmüpfiger Gesang ging mir durch Mark und Bein und hatte nichts von seiner rotzigen Ungestümheit verloren. Er sang durchgängig sehr stark, wurde am Ende allerdings etwas krächziger, was nur zu verständlich war.

Die vier alten Haudegen schonten sich nicht, schenkten den in der Mehrzahl begeisterten Zuschauern ordentlich ein und hatten mehr Saft und Ausdauer als so manche junge Band. Besonders witzig zu beobachten war der Sonnenbrille tragende Basser Guy Maddison, der nicht zur Originalbesetzung der Band gehörte und erst zum Album Since We've Become Translucent (2002) hinzugestoßen war. Ein lässiger Bursche, der ständig das Publikum grimmig anglotzte und manche hochkomische Grimasse schnitt. Er ließ den bösen Gorilla, oder üblen Mafioso raushängen, ist aber sicherlich privat ein ganz zahmes Lamm.


Gitarrist Steve Turner wiederum stand der Schalk im Nacken. Herrlich nonchalant spielte er seine muskulösen Riffs und lachte sich dabei oft diebisch ins Fäustchen. Er kommunizierte auch oft mit Bandleader Arm, rockte ein wenig mit ihm ab, während der Basser eigentlich nie die Band, sondern ständig das Publikum anguckte. Der hütchentragende und rosahäutige Drummer Dan Peters verzog gar keine Miene, hatte oft die Augen geschlossen und konzentrierte sich ausschließlich auf sein saftiges Highspeed-Spiel.


Ständig im Mittelpunkt stand aber natürlich Mark Arm. Der hagere Kerl mit den blaßblauen DDR-Grenzbeamter-Augen, trug seine strohigen Haare etwas kürzer als früher, hatte aber noch genauso viel Biss und erinnerte in seiner Gestik und Mimik oft an Iggy Pop, vor allem wenn er die Gitarre ablegte, wie ein Leguan über die Bühne streifte und mit gebücktem Körper sang bzw. krächzte. Eine ganz coole Sau, eine Ikone, ein veritabler Held! Angesichts der Tatsache, daß Grunge tierisch out ist, ist es kleine Sensation, daß er mit seiner Band trotz einiger Pausen immer weitergemacht hat und nach wie vor gut im Geschäft ist, zumindest, was Konzerte anbelangt. Mudhoney waren und sind eben eine hervorragende Liveband, da ist es verständlich, daß Veranstalter sie nach wie vor gerne buchen.


Das gespielte Songmaterial ging quer durch den Garten und umfasste viele Schaffensperioden. Besonders cool fand ich gleich in der Anfangsphase You Got It, eine alte Single von 1989, dann Fearless Doctor Killers mit der gemeinen Songzeile "Kill The Doctor" und kurz später natürlich When Tomorrow Hits. Mit Sweet Young Thing kam an zehnter Stelle eine ebenfalls sehr alte Single von den späten 1980 er Jahren, bevor in der Mitte des Sets der Überhit Touch Me I'm Sick höllisch abräumte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung wild und aufgeheizt und Crowdsurfer zogen ihre Runden über den Köpfen der anderen Festivalbesucher, die mit helfenden Händen das Surfen erst ermöglichten. Ein par der mutigen Heißsporne fielen dabei irgendwann ziemlich unsanft zu Boden und hatten Schwein, sich nicht das Genick zu brechen.


Oben auf der Bühne ging das Bombardement indessen gnadenlos weiter. Ohne Pausen und lange Ansagen wurden die Songs erbarmungslos abgefeuert und 90 Minuten lang ein wahnsinnig hohes Tempo gehalten. Lahme Stücke oder gar Balladen gab es nicht, stattdessen war Dauerbefeuerung aus allen Rohren angesagt.


Nach etwa 75 Minuten waren die vier alten Helden erstmals von der Bühne getrottet, kamen aber noch einmal für einen ausgiebigen Zugabenteil mit vielen Covern wieder. Besonders witzig fand ich, daß Basser Guy Maddison mit einer Flasche Rotwein und einem Glas auflief und sich erst einmal ganz genüßlich den Tropfen einschenkte, bevor er sich wieder auf sein eisenhartes Spiel konzentrierte. Die nun performten Cover waren erste Sahne und schlossen nach eineinhalb Stunden ein großartiges und denkwürdiges Konzert ab.

Setlist Mudhoney, La Villette Sonique, Paris 2012:

01: Poisoned Water Poisins In The Mind
02: Into The Drink
03: You Got It
04; Slipping Away
05: Fearless Doctor Killers
06: Hard-On For War
07: When Tomorrow Hits
08: In 'N' Out Of Grace
09: Judgement, Rage, Retribution And Thyme
10: Sweet Young Thing (Ain't Sweet No More)
11: No One Has
12: Good Enough
13: Touch Me I'm Sick
14. I'm Now
15: The Lucky Ones
16: Chardonnay
17: The Open Mind
18: Widow Of Nain
19: Tales Of Terror

20: Blinding Sun
21: Here Comes Sickness
2: The Money Will Roll Right In (Fang)
23: Hate The Police (Dicks)
24: Fix Me (Black Flag)


* in den letzten Jahren kamen u.a. die Young Marble Giants, Devo, The Fall und die Melvins 2012.



1 Foto, ein Satz, eine Setlist, Sharon van Etten, Köln, 30.05.12

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Konzert: Sharon van Etten
Ort: Studio 672, Köln
Datum: 30.05.2012



So, aufgepasst, liebe Freunde!


Testweise möchten wir eine neue radikale Kurzform von Konzertberichten einführen. Die Rubrik lautet: "1 Foto, ein Satz, eine Setlist" und bietet die Möglichkeit, sich in sehr knapper und präziser Weise am Konzerttagebuch zu beteiligen. Jeder kann hier mitmachen und sich natürlich auch an einer Diskusssion über die Güte der jeweiligen Konzerte beteiligen.

Als Erster hat Gudio E. aus dem Saarland bei diesem Spielchen mitgemacht. Danke sehr!

1 Satz: " Sharon kam, sah und siegte"

1 Setlist:

01: All I Can
02: Warsaw
03: Save Yourself
04: Kevin's
05: Peace Signs
06: Give Out
07: Magic Chords
08: Ask
09: Solo
10: Leonard
11: Serpents
12: I'm Wrong
13: Joke

14: Life Of His Own
15: Love More

1 Foto: siehe oben



Mittwoch, 30. Mai 2012

The Wedding Present, Barcelona, 30.05.12

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Konzert: The Wedding Present play Seamonsters
Ort: Arc de Triomf, Barcelona (Primavera Festival)
Zuschauer: einige Tausend
Dauer: 60 min


Morgen abend beginnt auf das diesjährige Primavera auf dem eigentlichen Festivalgelände. Seit Montag finden aber bereits überall in Barcelona Primavera Sound Konzerte statt. Die größte dieser Veranstaltungen gab es heute abend am Arc de Triomf statt, dem Ende des 19 Jhd. gebauten sehr sehenswerten Eingangstors der damaligen Weltausstellung. Der Bogen steht an der Kopfseite eines Platzes, der von zwischen zwei Boulevards liegt. Auf halber Höhe des Platzes ist eine riesige Bühne aufgebaut, auf der heute fünf Bands spielten. Wegen der langen Anreise war für uns nach zweieinhalb Schluß - der Abend begann mit den letzten Liedern einer spanischen Band (No More Lies), die nicht spannend waren.

Es folgte mit Jeremy Jay ein amerikanischer Sänger, der von einer Keyboarderin, einem Bassisten und einem Schlagzeuger begleitet wurde. Jeremys Musik war immer dann am besten, wenn sie nach Bands wie den Field Mice klang, dies war aber nur bei einigen Stücken in der Mitte des Sets der Fall. Am Anfang und am Ende kam die Musik des Kalifornieres nicht über das Prädikat nett hinaus.

Um acht begann das, worauf ich gewartet hatte: die Liveumsetzung der dritten Platte der Leedser Band The Wedding Present. Seit ein paar Jahren tourt David Gedge mit Jubiläumsveranstaltungen seiner ersten Platten. Zum 20. Geburtstag von George Best und Bizarro führte er die live auf, beim Primavera Festival (und hoffentlich später auch in Clubs) Seamonsters. Ich hatte die ersten beiden Erinnerungstouren gesehen, also durfte Seamonsters nicht fehlen, ich sammele nämlich die Liveaufführungen der Wedding Present Platten.

David Gedge wurde heute von Pepe le Moko am Bass, von Charlie Layton am Schlagzeug und einem Gitarristen, dessen Namen ich als Peter verstanden hatte, begleitet. Die Bandzusammensetzung hat in den letzten Jahren immer wieder gewechselt, der Sound und die Songstrukturen sind ähnlich geblieben - und auch die Art und Weise, wie die Gruppe die Alben-Abende bestreitet. Erst ein paar andere Stücke, dann die Platte, dann wieder ein paar Lieder vom Restwerk. Heute in der Kürze eine Festivals blieb neben Seamonsters nur Zeit für vier andere Titel: My favourite dress ganz vom Anfang der Band, das neue Back a bit...stop und Drive und der Evergreen Kennedy am Ende des Sets.

Zweieinhalb Stunden nach Ende der Show habe ich immer noch Dalliance, den Opener von Seamonsters im Ohr. Neben Kennedy mit seinem gitarrenquietschenden Ende (und Instrumentenwechsel während des Lieds), war Dalliance das beste Stück des Abends. Besonders toll waren aber auch Rotterdam, Corduroy und Carolyn.

The Wedding Present mögen nie der große Name auf einem Festival sein oder ausreichend Ruhm und Anerkennung bekommen. Sie sind vermutlich das, was man in ekligen Musikszenen eine grundsolide Band nennt. Mich haben sie heute wieder sehr beeindruckt mit der Unaufgeregtheit, mit der David und seine Begleiter Hits spielen, um die alle Hypebands der letzten Jahre sie immer beneiden werden. Für mich das erwartet tolle Konzert! Jetzt können ruhig einige miese Überraschungen kommen.

Setlist The Wedding Present, Primavera Festival, Barcelona:

01: My favourite dress
02: Back a bit...stop

Seamonsters:
03: Dalliance
04: Dare
05: Suck
06: Blonde
07: Rotterdam
08: Lovenest
09: Corduroy
10: Carolyn
11: Heather
12: Octopussy

13: Drive
14: Kennedy

Links:

- aus unserem Archiv:
- The Wedding Present play Bizarro, Köln, 15.10.10
- The Wedding Present play George Best, Köln, 15.11.07
- The Wedding Present play George Best, Paris, 02.11.07


Montag, 28. Mai 2012

Tu Fawning, Frankfurt, 27.05.12

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Konzert: Tu Fawning
Ort: Zoom, Frankfurt
Datum: 27.05.2012
Zuschauer: gut 100
Dauer: 75 min


Beim ersten Festival des Jahres, dem Mannheimer Maifeld Derby, begeisterten mich Tu Fawning ganz besonders. Die Band aus Portland macht das zwar regelmäßig, mein erstes Konzert mit der zweiten Platte war aber wegen der herausragenden neuen Stücke ganz besonders gut. So ein Festivalauftritt hat aber bekanntlich den Nachteil, zu kurz zu sein, also gab es keine Alternative dazu, am Pfingstsonntag ins Zoom in Frankfurt zu fahren.

Das Zoom ist kein neuer Club, es ist der neueröffnete Sinkkasten, direkt an der Fußgängerzone. Der alte Laden war sehr speziell. Mit seinen Sitzecken und der tieferliegenden Tanzfläche erinnerte er an das, was man eine Erlebniskneipe nennt (sofern man auf merkwürdige Erlebnisse steht). Der umgebaute Laden ist dunkel angestrichen und sieht schon damit viel mehr nach einem Musikclub als nach einer Engtanz-Disco aus. Mir gefiel es da wirklich gut.

Als ich ankam, war bereits für Tu Fawning aufgebaut - keine Vorgruppe also. Im Sinkkasten hatte man uns vor Malajube vor ein paar Jahren zwei sehr anstrengende lokale Supports vorgesetzt, vor denen ich heute noch Angst habe. Sie blieben mir also diesmal erpart.

Eine halbe Stunde später trat das Quartett aus Oregon auf. Tu Fawning bestehen aus Corrina Repp (Gesang, Gitarre, Schlagzeug), Joe Haege (Schlagzeug, Gitarre, Gesang), Liza Rietz (Geige, Keyboard) und Toussaint Perrault (Blasinstrumente, Gitarre, Schlagzeug, Synthie).* Das inoffizelle "fünfte Mitglied"** Fritz Brückner (Tourmanager, Soundmann...) spielte erst später eine tragende Rolle.

Vor leider nur gut 50 Zuschauern begannen die Amerikaner mit A pose for no one vom aktuellen (zweiten) Album A monument mit Corrina an der Gitarre und Joe am Schlagzeug. Auch wenn auch Toussaint beide Instrumente spielt, finden die meisten Wechsel zwischen Drums und Gitarren zwischen der kleinen blonden Sängerin und dem 31knots Mann Haege mit dem altbackenen Kleidungsstil statt. Die ersten beiden Lieder trommelte Joe, danach übernahm Corrina für zwei Titel, bevor Joe wieder übernahm.

A pose for no one ist vielleicht nicht das auffälligste Tu Fawning Lied, es ist aber sehr typisch für die Band, weil es alle Elemente enthält, die ihren nicht sinnvoll zu beschreibenden Stil prägen. So viele Instrumente und kleine Effekte entdeckt man, wenn man die Albumversion des Songs intensiv hört. Dabei aber live zuzusehen, macht den wahren Reiz aus. Liza Rietz steht sicher hinter ihrem Keyboard im Schatten der Bühnenpräsenz der beiden Frontleute Corrina und Joe, sie trägt aber mit allerlei Geigentricks und Klanghölzern faszinierend zum Auftritt bei, statt nur ein paar Pianoklänge zu spielen. Bei Toussaint fällt die Beobachtung schwerer, weil er hinten oben aufgebaut ist und vieles im Verborgenen bewegt. Das muß man wirklich live gesehen haben (ruhig immer wieder!).

Bei meinen bisherigen Konzerten der Amerikaner haben sie nicht viel gesprochen zwischen den Stücken. In Frankfurt waren sie in Plauderlaune. Joe stellte erst fest, daß sein Dank an uns, an einem Sonntagabend gekommen zu sein, etwas übertrieben wäre, weil Montag Feiertag sei und unser Besuch dadurch weniger eindrucksvoll wäre. Liza, die sonst sehr zurückhaltend war, bemerkt wie unglaublich ruhig wir zwischen den Liedern seien. Samstag bei einem Zeltfestival in Österreich (Seewiesenfestival) war das wohl anders. Toussaint bedankte sich bei uns, daß wir keine jungen, sehr betrunkenen Österreicher seien. Joe erkärte das genauer: einer der besonders betrunkenen Zuschauer hatte seine nicht mehr ganz schöne Unterhose auf Corrinas Mikro geworfen. "The direct way into a woman's heart!" - "We went out on a date later!" Glücklicher betrunkener Österreicher.

Kurz danach beim zum ersten Mal auf Tour gespielten Skin & bone schlug Joe die Snaredrum kaputt. Offenbar stellte das ein so großes Problem dar, daß es ein wenig hektisch wurde. Fritz kam nach vorne, nahm die Trommel und suchte Ersatz oder Reparaturmöglichkeit. To break into war danach wohl geplant und kam ohne Schlagzeug aus. Im Anschluß wurde die Setlist dann aber umgestellt. Trommelfrei (bzw. vom Drumcomputer erledigt) konnte Multiply a house gespielt werden. Während des Lieds kam Fritz mit funktionierender Snare zurück. "He's amazing, he's a miracle, he's Fritz!"

Die nächste Pause nutzte Liza zu einer Bandbesprechung. Breit grinsend fragte sie Joe: "What else did you break on tour?" Ein Thema, daß dem trommelnden Sänger wohl nicht sehr angenehm war. Wie schade, daß die Musiker bei den vorherigen Konzerten so wenig geredet haben, denn das zwischen den Liedern machte fast genauso viel Spaß wie die Musik!

Aber es geht ja vor allem um die Musik und die ist bei Tu Fawning schlichtweg grandios! Weil die zweite Platte auch mindestens genauso großartig wie das Debüt ist, wird sich daran auch sehr wahrscheinlich zukünftig nichts ändern. Tu Fawning haben ihr Feuer noch nicht verschossen und werden auch bei uns weiter eine riesige Rolle spielen.

Setlist Tu Fawning, Zoom, Frankfurt:

01: A pose for no one
02: Diamond in the forest
03: Wager
04: I'm gone
05: Blood stains
06: Anchor
07: Skin & bone
08: To break into
09: Multiply a house
10: I know you now
11: The felt sense
12: Bones

13: Sad story (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Tu Fawning, Wien, 21.05.12
- Tu Fawning, Mannheim, 19.05.12
- Tu Fawning, Paris, 16.05.12
- Tu Fawning, Berlin, 05.05.12
- Tu Fawning, Köln, 21.07.11
- Tu Fawning, Duisburg, 08.03.11
- Tu Fawning, Paris, 19.02.11

* für die, die bisher - wieso auch immer - keinen unserer Tu Fawning Berichte gelesen haben.
** laut Joe




Les concerts de la semaine à Paris du 28 mai au 3 juin 2012

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Les concerts de la semaine à Paris du 28 mai au 3 juin 2012


Sacré concert de Mudhoney hier à la Villette, non? J'ai encore les oreilles qui sifflent! Mais les concerts continuent cette semaine et on a l'embarras du choix surtout le 29 mai. Le concert que j'attends le plus? Beach House (photo) à la Maroquinerie. Bon, c'est complet, mais sinon il y a le même jour Dirty Three et Julia Holter ça à l'air très sympa aussi. Mes coups de coeurs en rouge comme d'hab.

28.05.2012: Cursive, Point Ephémère >>> Transféré à L'Espace B, 8 Euro
28.05.2012: Death Cab For Cutie, Trianon
29.05.2012: Beach Fossils & Girls Names, Point Ephémère
29.05.2012: Beach House, La Maroquinerie, complet 29.05.2012: Dirty Three & Julia Holter & Peaking Lights, Trabendo, Villette Sonique
29.05.2012: Shellac, Le Bataclan
29.05.2012: Elvis Costello, Olympia
29.05.2012: Holograms & Towers, Espace B
30.05.2012: Revolver, La Cigale, complet
30.05.2012: Young Man & Thousand, Petit Bain
30.05.2012: Bear In Heaven, Point Ephémère
30.05.2012: Marie-Pierre Arthur & Pendentif & Andromakers, Café de la Danse
30.05.2012: Tristesse Contemporaine & Girls, Cité de la Musique, Vilette Sonique
30.05.2012: Beak, La Mécanique Ondulatoire
31.05.2012: Chromatics, La Gaité Lyrique
31.05.2012: Showcase Butch McKoy aux Balades Sonores, gratuit
31.05.2012: Sleepy Sun & Moonface, Point Ephémère
31.05.2012: Le Ton Mite & Darugaires, Espace B
31.05.2012: The Blank Tapes, Tennessee

Juin:


01.06.2012: La Femme & Bon Voyage & La Classe, Flèche d'or
01.06.2012: Monster Children & Black Luna, Espace B
01.06.2012: Gals Rock On Stage avec Aimee Norwich, Norton 69 & Gretchen Phillips, International, gratuit
02.06.2012: Unison, Rigoletto
02.06.2012: Extra Life & Hungry Kids Of Hungary, etc. La Flèche d'or
03.06.2012: Lee Ranaldo, La Maroquinerie




Team Me, Paris, 25.05.12

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Konzert: Team Me

Ort: La Fléche d'or, Paris

Datum: 25.05.2012

Zuschauer: etwa 200
Konzertdauer: ungefähr 1 Stunde



Borg gegen McEnroe. Zumindest die urkomischen Stirnbänder der norwegischen Band Team Me ließen an ein Duell dieser charismatischen Tennisspieler der frühen 1980 er Jahre denken. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich zwei der Musiker mit diesem dünnem Bädchen im Haar vor dem Beginn des Gigs so rumstehen sah. Die Norweger scheinen ihren ganz eigenen Humor zu haben. Allerdings kannte ich den Gag mit den Stirnbändern schon von Malajube her, die auch keine Scheu davor hatten, albern auszusehen. Und zu Malajube gab es durchaus musikalische Parallelen, wenngleich Arcade Fire, Los Campesinos!, Patrick Wolf oder Architecture in Helsinki als Referenzen für Team Me passender erscheinen.


Wir reden hier von euphorischer und euphorisierender Musik, die mit geradezu kindlicher Freude und Naivität aufs Publikum abgeschossen wurde und ihre Wirkung nicht verfehlte. Am Ende befand ich mich mittendrin in einer großen Fete, bei der getanzt und vereinzelt sogar gecrowdsurft wurde. Von Lied zu Lied hatten die Norweger das Pariser Publikum mehr und mehr in Wallung gebracht, es mit ihren schrill hohen Männergesängen, perlenden Gitarren und jubilierenden Synthies aufgepeitscht und am Ende einen regelrechten Triumph verbucht. Eine ganz erstaunliche Leistung für das erste offizielle Konzert in der Seine-Metropole.


Dabei hatte ich vorher meine Zweifel, befürchete, der Sound der Skandinavier könne zu überzuckert und naiv für mich klingen. Aber die Bedenken wurden schnell ausgeräumt, der schlumpfige Gesang schon bald als charmant empfunden und das Auftreten der Band als geschlossen, symathisch und ungekünstelt eingeschätzt. Immer wieder schafften sie es, an der Kitschgrenze vorbeizuschrammen, nicht wirklich wie die ätzenden Scissor Sisters zu klingen, oder so überzogen auf Party machend wie I'm From Barcelona rüberzukommen.

Die Mischung stimmte einfach bei Team Me, das gab es neben dem ganzen Frohsinn auch Passagen rauszuhören, in der eine ganze Menge Melancholie steckte.

Und Hits hatten sie noch und nöcher. Dear Sister, Show me oder Weathervans and Chemicals hießen diese und stammten meistens vom Debütalbum To The Treetops. Allesamt waren sie wahnsinnig quirlig, hysterisch und quitschlebendig. Norweger sind verschlafene Leute, die nur Trübsal blasen? Von wegen! Team Me bewiesen uns das Gegenteil und verschafften sich auch durch ihre nette Art viele Sympathien.


Gerne würde ich sie auf einer Bühne, oder- warum eigentlich nicht?- auf einem Tennisplatz wiedersehen. Zum Beispiel in Roland Garros? Da scheinen zwar Stirnbänder zur Zeit out zu sein, aber vielleicht führen Team Me diese Mode ja wieder ein!

Ein duftes Konzert!

Setlist Team Me, La Flèche d'or, Paris

01: Patrick Wolf & Daniel Johns
02: Wheatervans and Chemicals
03: Favorite Ghost
04: Kennedy Street
05: Come Down
06: Dear Sister
07: Daggers
08: Show Me

09: Fool
10: With My Hands Covering Both Of My Eyes I Am Too



Sonntag, 27. Mai 2012

Owen Pallett u.a., Düsseldorf, 26.05.12

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Konzert: Owen Pallett, Hauschka, Ólöf Arnalds (New Romantics beim Schumannfest)
Ort: Tonhalle, Düsseldorf
Datum: 26.05.2012
Zuschauer: nicht ausverkauft aber erstaunlich gut besucht
Dauer: Ólöf Arnalds 40 min, Hauschka 48 min, Owen Pallett knapp 75 min


Vom 24. Mai bis 4. Juni findet in Düsseldorf das Schumannfest statt, ein klassisches Festival, der Musik eines der wichtigsten Vertreters der Romantik gewidmet. Dem in Düsseldorf lebenden Pianisten Hauschka hatten die Veranstalter die Gestaltung eines Abends übertragen. Unter dem Motto The New Romantics lud Hauschka Owen Pallett und Ólöf Arnalds ein, die in ihren Werken entweder eine neue Interpretation der Romantik oder (wie im Fall Owen Palletts) konkrete Inspiration durch Robert Schumann erlebt haben.

Ich hatte mir einen spannenden Abend in der Tonhalle (also einem sehr klassischen Konzertsaal) erhofft, hatte aber Angst, daß die beiden Künstler, die ich noch nicht live gesehen habe, zu experimentell und der, den ich oft gesehen habe, mittlerweile zu wenig überraschend ist. Alles Unsinn! Ólöf Arnalds spielte ein vorzügliches Set meist Isländischer Lieder, sprach wundervolles Deutsch und betonte, daß sie für Slapstickeinlagen und anderen Quatsch gut sei (was sie erfüllte). Hauschka mit Schlagzeuger Samuli Kosminen schaffte es, auch Lieder, die aus dem schnellen Wiederholen von maximal drei Tönen bestanden, aufregend klingen zu lassen. Experimentell ja, aber auch hochgradig kurzweilig! Beide Konzerte erlebten Gastauftritte von Owen Pallett.

Der Kanadier schließlich kündigte zu meiner Überraschung an, hauptsächlich Stücke seines 2006er Albums He poos clouds spielen zu wollen, nicht alle, einige möge er nicht, aber die anderen dann. Diese Lieder seien stark von der Poesie Schumanns geprägt, erforderten allerdings die Unterstützung eines Streichquartetts, das in Form des Lee-Quartetts um die kanadischen Geschwister Elissa und Trey Lee aus Berlin angereist war. Vorher spielte Owen Pallett fünf andere Stücke alleine, dabei überragte das auf Zuruf vorgetragene This is the dream of Win and Régine, das er zunächst nicht spielen wollte, weil dafür das Keyboard fehle. In der zweiten Hälfte gab es zwei Gastauftritte der Isländerin, die nicht pannenfrei aber wundervoll und enorm charmant waren. Und es gab viele alte Hits des Kanadiers mit fabelhafter Streicherunterstützung!

Nicht nur für die klar erkennbaren Fans von Owen Pallett (die vermutlich sonst nicht an Veranstaltungen des Schumannfests teilgenommen hätten), auch für die Besucher aus der klassischen Ecke war der Abend (wahrscheinlich) hervorragend!

Ein ausführlicher Bericht folgt.

Setlist Owen Pallett, Schumannfest, The New Romantics, Tonhalle, Düsseldorf:

01: Took you two years to win my heart (Solo)
02: Lewis takes action (Solo)
03: This is the dream of Win and Régine (Solo)
04: E is for estranger (Solo)
05: Scandal at the parkade (Solo)
06: The Arctic Circle
07: He poos clouds
08: The lamb sells condos
09: I'm afraid of Japan
10: Song song song
11: Many lives -> 49 p
12: The Pooka sings

13: The CN Tower belongs to the dead (Z)

14: Peach plum pear (Joanna Newsom Cover) (Solo) (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Owen Pallett, Eindhoven, 11.11.11
- Owen Pallett, Köln, 23.06.11
- Owen Pallett, Paris, 22.02.11
- Owen Pallett, Eindhoven, 18.02.11
- Owen Pallett, Paris, 01.06.10
- Owen Pallett, Barcelona, 28.05.10
- Owen Pallett, Frankfurt, 15.03.10
- Final Fantasy, Haldern, 14.08.09
- Ólöf Arnalds, Paris, 28.02.11
- Hauschka, Paris, 22.05.12
- Hauschka, Paris, 26.06.11


Perfume Genius, Berlin, 22.05.12

1 Kommentare
Konzert: Perfume Genius (+Cate Le Bon)
Ort: Privat Club Berlin

Datum: 22.05.2012

Zuschauer: ausverkauft

Konzertdauer: Perfume Genius 40 Minuten; Cate Le Bon 30 Minuten



Bericht und Fotos von Markus aus Berlin


Ende Mai und tropische Temperaturen in Berlin. Mädchen in kurzen Blümchenkleider turnen durch Kreuzberg. Der Eingang zum Privatclub führt durch das Weltrestaurant Markthalle, das aufgrund der subtropischen Temperaturen leer ist. Das Geschmause - ich sag nur Beelitzer Spargel - findet heute draußen statt. In den Katakomben des Privatclubs fühlt es sich zunächst recht angenehm kühl an, zum Glück, ließ mich doch der Kartenabreißer wissen, dass einmal drin auch für den Rest des Abends drin bedeutet. Das kühle Glück halt nicht lang an. Der Laden füllt sich rasch, die Temperatur steigt und Sängerin Cate Le Bon steigt ihrerseits mit hochhackigen Retro-Style-Sandalen auf die Bühne und setzt sich auf ein Holzstühlchen. Sie intoniert traurige Lieder, von denen es zu Beginn scheint, dass diese ein paar zu hohe Töne für die Sängerin beinhalten. Dann gibt sie der Technik irgendwelche Anweisungen zur Nachregulierung. Überhaupt gibt sie sich Mühe, ein paar Worte Deutsch zu sprechen - und will uns weismachen, sie sei zwölf Jahre alt. Insgesamt ein sympathischer Auftakt. Begleitet wird sie dabei nur durch ihre E-Gitarre, die sie den Auftritt über auch nicht wechselt. Wirklich redselig ist sie nicht und so verlässt sie nach sehr ordentlichem Applaus die Bühne und verschwindet ins Nirgendwo. Nur ein Lied erinnerte mich an die von Christoph so schön beschriebene Peking-Oper. Der Rest war sehr gut anzuhören und passte zu der Stimmung des Publikums. Ich kann sie mir sehr gut bei Wohnzimmer-Konzerten vorstellen.

Mittlerweile kommt keine Maus mehr durch den Laden, auch nicht in in Richtung Tresen zum Biernachschub. Und die Temperatur steigt weiter. So wird jede Minute, die der Mainact auf sich warten lässt, zur Qual. Meine Begleitung und ich haben es dabei noch gut, denn wir sitzen auf einem Vorsprung der Bühne am rechten Rand des Raumes und so hält sich unser Kreislauf noch recht stabil. Auf einmal bahnt sich unter Applaus der Menge ein graziler junger Mann mit weit ausgeschnittenem grauem Shirt seinen Weg auf die Bühne, gefolgt von einem Typen, der wie die jüngere Ausgabe von Charlie Sheen aussieht, sowie ein markanter Mann mit Vollbart. Das wird wohl auch das letzte Mal sein, dass wir ihn zu Gesicht bekommen, denn er versteckt sich hinter Aufbauten auf der Bühne und spielt dort Schlagzeug und Gitarre. Die Band sieht schon jetzt erledigt aus. So ist die erste Bemerkung auch von Mike Hadreas auch irgendwas mit "hot". Er wirkt etwas nervös und fahrig in seinen Bewegungen, was seinem Gesang aber nicht anzumerken ist. No Tears wird stimmig mit starkem Schlagzeug vorgetragen. Auch er bittet die Technik um Nachbesserung. Er spricht kein Deutsch, aber gibt sich charmant. Das Publikum ist begeistert. Er hält nicht damit hinterm Berg, dass er es nicht fassen kann, dass der Laden gerammelt voll ist. Denn das hatte er zwei Jahre zuvor am selben Ort schon anders erlebt. Das Publikum fächert sich mit allem was ihnen zur Verfügung steht, Postkarten, Eintrittkarten etc. Wind ins Gesicht. Bei der Hitze wirkt es aber wie ein Föhn. Weiter geht es mit Lookout, Lookout von seinem 2010 eher unbeachtetem Debüt. Das kann man rückblickend gar nicht verstehen, denn es klingt ebenso schön, wie all seine neuen Lieder. Es wird mit vollem Gefühlseinsatz vorgetragen und klingt live noch berührender als in der Studioversion. Dark Parts, ein Lied in welchem über die Gewalt in seiner Familie gesungen wird, wird sensibel dem Publikum präsentiert. Apropos Publikum: Das ist an diesem Abend äußerst reizend. Das recht leise Konzert wird weder durch Unterhaltungen noch durch zu lautes Klappern mit Flaschen und Gläsern gestört. Alle hören bedächtig, ich würde sogar sagen andächtig zu und lassen sich an die Hand nehmen. Der Normal Song untermalt diese Stimmung. Es ist schön anzusehen, wie Mike Hadreas mit Akustikgitarre sitzt. Er wirkt so zerbrechlich, dass man ihn am liebsten in den Arm nehmen möchte. Vor Rührung kommen mir sogar leichte Tränen in die Augen. Take Me Home hilft mir wieder halbwegs über den Berg.


Die Band ist großartig. Sie könnten ihn nicht besser begleiten. Nicht jedes Lied erkenne ich. Unter das Set haben sich wohl auch zwei bislang unveröffentlichte Stücke gemischt. Selbst in kurzen Pausen zwischen den Stücken bleiben die Anwesenden ruhig und alle wirken berauscht von den schönen Melodien und der so lieblichen Stimme. All Waters klingt himmlisch. Die getragene Atmosphäre des Liedes ergreift mich tief. Für Learning holt er Charlie Sheen zu sich ans Keyboard und anekdotet, dass "Charlie", als er ihn kennenlernte, ihm erzählte habe, dass er sich mehr für Metallica interessiere. Das Duett ist nicht nur toll anzusehen, sondern klingt phantastisch.Dann kommt endlich Hood. Bei der Hitze wundert es mich, dass sich nicht längst alle im Publikum entkleidet haben und so nackt dastehen, wie es im Video zu dem Lied so berührend gezeigt wird. Das Lied könnte noch zehn weitere Strophen haben und es würde mich immer noch nicht langweilen. Es gibt keinen Stilbruch, so reiht sich 17 auch schön ein. Eine tolle Ballade. Mit Sister Song endet erstmal sein Auftritt. Da es aber keinen Backstage-Ausgang neben der Bühne gibt, versteckt sich Mike Hadreas neckisch hinter dem roten Bühnenvorhang, hinter welcher sich nur eine Betonmauer verbirgt.


Die Zugabe ist mir unbekannt, ist aber ein gelungener Abschluss des Konzertes. Denn schon nach 40 Minuten ist alles vorbei und der triefendnasse Künstler verlässt unter großem Applaus den Club. Das Publikum schließt sich ihm rasendschnell an. So schnell habe ich noch nie erlebt, dass die Gäste einen Saal freiwillig räumen. Wir fühlen uns nach den zwei Stunden im Privat Club wie glückliche Fische in abgestandenem Wasser. Wir treffen Mike Hadreas draußen leicht abseits stehend wieder. Nachdem ich meine Lobpreisungen ihm gegenüber losgeworden bin, erfahre ich erleichtert, dass er schon im September wieder in Berlin auftreten wird. So intim wird es wohl nie wieder werden. Ein großartiger Künstler, ein phantastisches Publikum in einem der schönsten Veranstaltungsorte Berlins.







Samstag, 26. Mai 2012

Sharon van Etten, Paris, 24.05.12

7 Kommentare

Konzert: Sharon van Etten

Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 24.05.12
Zuschauer: etwa 250
Konzertdauer: ungefähr 80 Minuten



Am Ende zog die attraktive New Yorkerin Sharon van Etten dann doch ihre sexy schwarzen High Heels aus und kam zu den Zugaben mit bequemen ungeschnürten Boots zurück. "I tried to be cool, but I'm not", kommentierte sie die Szene schmunzelnd. In der Sache stimmte das natürlich nicht, denn sie ist natürlich saucool und vor allem war sie besonders heute abend in Paris höllisch sexy! In ihrem engen Bleistiftrock und mit den schwarzen Pumps sah sie wirklich umwerfend aus!

Aber lassen wir es mit diesen Anmerkungen zu den Äußerlichkeiten gut sein, denn ansonsten wirft man mir wieder vor, ich würde Musikerinnen nur auf ihr Aussehen reduzieren. Wäre im Fall von Sharon van Etten auch ein Skandal, denn ihr Konzert in der Pariser Maroquinerie war wirklich fabelhaft, Highheels oder enge Röcke hin oder her. Sie und ihre Band fanden die richtige Balance zwischen ruhigeren und rockigeren Phasen, zwischen Folk und Rock und zwischen reduzierter und etwas opulenterer Instrumentierung. Phasenweise wurde mit zwei E-Gitarren und einem Bass angegriffen (so bei Serpents, dem Knüller schlechthin), aber das war eher die Ausnahme, denn auch die Akustische kam immer wieder zum Einsatz.


Highlight war ohnehin die Stimme von van Etten, die sie so berührend und authentisch einsetzte, daß einem das Herz klopfte. Man fühlte in den Schwingungen jeden Schmerz, jede Enttäuschung, jeden Liebeskummer, den sie erlebt hat. Das war wahnsinnig intensiv und ungefiltert, obwohl Sharon während der ersten zwanzig Minuten mit dem Sound nicht zufrieden war und erklärte, sie könne sich selbst nicht hören. "Sorry for being a bitch by saying that" entschuldigte sie sich aber gleich dafür, dem Soundmenschen eine Rüge erteilt haben zu müssen. In der Tat war die Aussteuerung anfänglich nicht ganz optimal, ohne jedoch katastrophal gewesen zu sein. Im zweiten und dritten Drittel lief aber alles störungsfrei ab und der Auftritt wurde immer besser und emotionaler. Wie schon beim Gig im Point Ephémère hatte ich das Gefühl, van Etten habe Tränen in den Augen. Jedenfalls verrieten ihre hübschen Sehorgane, daß sie das Ganze nicht kalt ließ. Es lag ein schöner Schimmer auf ihren Augen, ein ganz besonderer Glanz, der die Verletzlichkeit ihres Wesens auf faszinierende Weise dokumentierte. Manchmal gab sie auch ein wenig von ihrem Innenleben preis, als sie zum Beispiel erzählte, daß sie kürzlich weinend bei ihrer Mutter angerufen habe, um sich dafür zu entschuldigen, daß sie so eine schwierige Tochter sei ("the worst daughter in the world" wie sie selbst dramatisch überspitzt sagte) und ihr so viele Probleme bereite. Aber ich glaube ihre Mutter wird ihr immer wieder verzeihen, denn wer kann schließlich einem solchen Mädel widerstehen?

Die Zuschauer in der Maroquinerie jedenfalls nicht. Die hingen fast 90 Minuten lang an ihren rot geschminkten Lippen, guckten entzückt wenn ihre Lieblingslieder gespielt wurden und gingen gut mit. Es herrschte eine angenehme, herzliche Stimmung und es war weder zu voll noch zu leer, so daß man die Show wirklich voll und ganz genießen konnte.

Viele starke Songs versüßten mir den Abend. Das treibende Peace Signs zum Beispiel, oder die wundervolle Ballade Kevin's, das herzerwärmende Give Out (toll die Gitarrenarbeit ihres lockenköpfigen Mitmusikers und der Backgroundgesang von Heather Woods Broderick) und in ganz besonderem Maße Leonard. Wie ihre Stimme beim Refrain "well, well I am bad, well, weeel, hell I am bad at loving" fast brach, das war schon ein sehr emotionaler Moment.

Kurze Zeit später räumte das rockigste Stück Serpents dann erwartungsgemäß ab und dies war wirklich der einzige Moment, wo man wirklich an The National (der Bass, das Schlagzeug!) erinnert wurde, mit denen (bzw. derem Gitarristen Aaron Dessner) Sharon auf ihrem letzten Album Tramp zusammengearbeitet hatte.

Gegen Ende des offiziellen Sets kam dann das nebulöse I'm Wrong, das zwar schön war, aber doch zu lange ausgedehnt wurde und ein wenig die Spannung zusammensacken ließ. Es glitt übergangslos in das ähnlich milde Joke Or A Lie. Ich persönlich hätte mir zwei knackigere Stücke zum (freilich vorläufigen) Schluß gewünscht. Der Wunsch nach Knackigkeit wurde aber mit dem fetzigen Don't Do It bei den Zugaben zur Genüge erfüllt. Toll, wie Heather Woods Broderick hierbei das Tambourin knallen ließ. Die Melodica Fans kamen ihrerseits bei Love More auf ihre Kosten, bei dem der Gitarrist in das (vermeintliche) Kinderinstrument bließ und eine feierliche Seemannsstimmung aufkommen ließ. "You chained me like a dog in our room" sang Sharon hierzu und hatte längst die High Heels gegen die Boots ausgetauscht. Selbst in diesen ausgelatschten Dingern sah die Amerikanerin blendend aus. Aber ich wollte mich ja nicht mehr zu Äußerlichkeiten äußern, erwähne aber an dieser Stelle noch kurz, daß die Künsterin auf eine Nachfrage aus dem Publikum hin, ausführlich ihre Tattoos auf den Armen erklärt hatte.

Merkt euch einfach: Sharon van Etten macht durfte Musik und gibt klasse Konzerte!

Setlist:

01: All I Can
02: Warsaw
03: Save Yourself
04: Kevin's
05: Peace Sign
06: Give Out
07: Magic Chords
08: Ask
09: I Wish I Knew- Van Etten Solo
10: Serpent's
11: I'm Wrong
12: Joke Or A Lie

13: For You
14: Don't Do It
15: Love More

Aus unserem Archiv:

Sharon van Etten, Paris, 02.03.12





A Whisper In The Noise, Karlsruhe, 23.05.12

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Konzert: A Whisper in the Noise (St. Paul in Minneapolis) & Gravelines (Karlsruhe)

Ort: Jubez (Café), Karlsruhe
Datum: 23. 05. 2012
Dauer: 55 min + 65 min
Zuschauer: etwa 40

Von Gudrun aus Karlsruhe. Lieben Dank!

Manchmal führt einen das Leben schon seltsame Wege entlang um eigentlich etwas abwegige einzelne Erlebnisse zu einem neuen und erhellendem Ganzen zu fügen. Das ging mir gestern Abend durch den Kopf als ich im Jubez einen ganz besonderen Abend verbrachte.

Dass ich mir für das Konzert schon frühzeitig Karten besorgt hatte, lag daran, dass ich 2008 eine unglaublich verliebte Phase hatte mit ``Dry land'' von ``A whisper in the Noise''. In der letzten Zeit hatte ich sie etwas aus den Augen verloren, aber mit der Konzertankündigung natürlich die Platte wieder einmal herausgesucht und befunden, dass ich sie immer noch einfach großartig finde.

Aber warum war mir so als würde sich mit dem Abend Teile zu einem großen Ganzen fügen? Fangen wir mit dem Anfang an:

Am Wochenende hatten wir Besuch und haben den Tag des freien Eintritts im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medienkultur ausgenutzt. Speziell interessierte mich die Ausstellung Soundart, die in der Stadt und in den Museumsräumen einlädt, sich mit Klang auseinanderzusetzen:

http://soundart.zkm.de/

Diese Art von Ausstellungen erfordern eigentlich mehrere längere Besuche, um das Gefühl zu haben, man hat alles gefunden, was interessant und sehenswert (hier auch noch hörenswert) ist. Aber mit dem Museumstag gab es die Gelegenheit, einfach mal zu schnuppern und abzutasten, was sich bei einem richtigen Besuch lohnen könnte. Mir hatte es eine Soundstrasse angetan, wo man in verschiedene Sorten experimentellen Umgangs mit Klang als Musik stöbern gehen konnte (alle Beispiele zusammen zeitlich so viel Material, dass man mehrfach die ganze Öffnungszeit des Museums ausnutzen müsste). Was mir dabei eine richtige AHA-Wiederentdeckung war, war die Benutzung von Elektronik als Soundtrack zu den Science-Fiction Filmen meiner Kindheit. Heute ist das ja total aus der Mode gekommen, aber in den Filmen meiner Kindheit wurden die fremden Welten noch durch abgefahren fremde Klänge untermalt. Ich hatte das ganz vergessen und nun war es wieder da.

http://soundart.zkm.de/electronica-horstation/

Danach kam die CD zu Olivers Terassenkonzert - ``Rustle of stars'' am Montag an, die zwar nicht elektronische Musik in dem eben geschilderten Sinn ist, aber mit den Klanglandschaften eher nicht zu meinem typischen ``Beuteschema'' passt. Trotzdem ist die Musik für mich bezaubernd unddie CD ein Schatz und irgendwie auch ein Soundtrack.

Und last but not least gab es ein witziges Google-Doodle, an dem ich vor dem Konzert noch spielen konnte und mir meinen eigenen Science-Fiction-Film Soundtrack spielen und komponieren:

http://www.google.com/doodles/robert-moogs-78th-birthday

Als ich dann Abends ins Jubez kam und sah, was die Vorband Gravelines da aufgebaut hatte, musste ich spontan grinsen: Das waren die wahren Spielkinder der Moogzeit. Arbeitsgemeinschaft junge Elektronikmusikbastler ließ grüßen. Zwei Tische waren voller geheimnisvoller Geräte in klein und mittelgroß, die durch eine unüberschaubare Zahl an Kabeln und Steckern miteinander verbunden waren. Na, das passte ja prima in meine Woche. In der Tat erlebte ich das Konzert als Soundtrack. Es ist ein bisschen witzig, wenn auf der Bühne eigentlich fast nichts passiert, weil das Drehen an Reglern wirklich kaum zu sehen ist und wo man sich auch eigentlich mehr den inneren Bildern hingibt. Der Klangteppich wurde etwa 21:15 Uhr ausgerollt und schwebte mit uns ohne Unterbrechung bis etwa 22:10 durch fremde Welten. Am Ende gab es einen sehr freundlichen Applaus - es hatte wohl
außer mir auch anderen richtig gut gefallen!

Anschließend wurde direkt umgebaut und 15 min später begannen West Dylan Thordson und Sonja Larson ihr Set an Geige und Keyboard-Kombinationen. Es ist schon erstaunlich, welche Soundlandschaften man zu zweit mit der elektronischen Unterstützung sogar live hinbekommt. Der Auftritt hatte eine unglaubliche Dramatik,
die für mich vor allem durch die Wärme der Geige getrieben wurde. Im Gegensatz zum ersten Set war die Klangreise diesmal im bekannteren Tonraum, wenngleich auch hier viele Sounds dazugebastelt werden um die Klangfarbe zu erschaffen, in der die einzelnen Stücke ihre Geschichte erzählen. Im Unterschied zur Vorband konnte man sehen, wie die Musik gemacht wurde und wie besonders West Dylan Thordson ganz schön ins Schwitzen kam und während des Konzertes ziemlich angespannt war.
Ich kannte von den Stücken ganze zwei, es war also wirklich auch eine Reise durch fremde Gefilde. Als nach etwa 15 min das erste Stück von ``Dry Land'' kam, war es dann überraschend emotional. Auf einmal war mir die Situation wieder nah, in der ich die Platte so oft gehört hatte und die innere Zerrissenheit der Zeit, die wirklich eine harte Probe war. Der für mich schönste Moment und Höhepunkt das Abends war ``As we were'' - da habe ich mir doch ein paar Tränen verdrückt, von denen ich nicht sagen konnte ob vor Glück oder Traurigkeit. Aber das liegt wohl an der Art der Musik, die A whisper in the noise machen. Und welcher Mensch mit Gefühlen könnte ungerührt bleiben, wenn man mit solchen Worten verabschiedet wird:

As we were as before
comes to be nevermore
the fool to regret
to repent to forget
As our hurt devestates
as our hopes dissipate
Turning joy into pain
as our love turns in vain
So we now close the door
as we were nevermore
Day of birth be alive
learning now to survive
To move on without ache
humbler within grace
Within hope dawn of spring
to the start all that sadness brings...


Das Publikum war recht offensichtlich keine ``Laufkundschaft''. Es wurden schon vor dem Konzert viele T-Shirts gekauft und die neuste Platte. Entsprechend andächtig wurde zugehört und euphorisch geklatscht. Die Musiker waren hinterher ganz gelöst und ließen im Gespräch durchblicken, dass ihnen das Karlsruher Publikum gut gefallen hatte. Es wurden viele Autogramme verlangt und gern gegeben, immer mit einem kleinen Gespräch und Sonja war so nett, mir die Setlist extra aufzuschreiben. Alles in allem also wieder ein zauberhafter Abend.

Black Shroud by A Whisper in the Noise



Setlist:

Black Shroud (To Forget)
In the Dark (Through the Ides of March)
Your Hand (To Forget)
Armament (Dry Land)
Last Night (Through the Ides of March)
Every Blad of Grass (To Forget)
Hell's Half Acre (As The Bluebird Sings)
All My (To Forget)
Carpenters' Coalmen (As The Bluebird Sings)
Silence (Through the Ides of March)
To Forget (To Forget)
As we Were (Dry Land)

Zugabe:
The Song you Hate (Through the Ides of March)

Veröffentlichungen von ``A whisper in the Noise'':
Through the Ides of March 2003
As The Bluebird Sings 2006
Dry Land 2007
To Forget 2012

Tourdaten 2012 in Deutschland (dazwischen lagen diverse
Termine in anderen europäischen Staaten und zu Pfingsten spielen sie
in Moskau und St. Petersburg!):

Live: A Whisper In The Noise
20.04. Potsdam - Fabrik
21.04. Chemnitz - AJZ Talschock
23.04. Bayreuth - Glashaus
24.04. Frankfurt - Ponyhof
25.04. Dresden - Beatpol
28.04. Leipzig - UT Connewitz
29.04. Berlin - Schokoladen
13.05. Münster - Fachwerk
20.05. Zug - Cholerhalle
21.05. Lausanne - Cinema Le Bourg
23.05. Karlsruhe - Jubez
24.05. Duisburg - Steinbruch
25.05. Berlin - Schokoladen

Die Beschreibung der Veranstaltung auf den Seiten des Jubez:

A WHISPER IN THE NOISE + Gravelines
Experimenteller Avant-Postrock

A Whisper in the noise: Das Musikprojekt aus Minneapolis-St. Paul, USA besteht v.a. aus West Thordson (Gesang, Piano, Gitarre und Synthesizer). Aktuell sind Rebecca Farmer (Violine, Gesang) und Meghan Irwin (Gesang) dabei. Die Band ist bekannt für ihren dunklen Klang und die ungewöhnliche Instrumentierung. Gitarrist Matt Irwin und Violinistin Hannah Murray verließen das Projekt Ende 2008 und gründeten Wive.

Beeinflusst wurden AWITN von so unterschiedlichen Künstlern wie Bob Dylan, Roger Waters, Philip Glass und Arvo Pärt. West Thordson startete das Projekt 2002 in seinem Heimatdorf Hanska, Minnesota (406 Einwohner), im alten Grundschulgebäude, das er von nun an bewohnte. Nachts war alles still auf den weiten Fluren – daher rührt die spukige, düstere Grundausrichtung seiner Musikkompositionen.

Vier wunderbare Alben sind die Folge: „Through The Ides Of March“, „As The Bluebird Sings“, „Dry Land“ und ganz aktuell das fantastische Werk „To Forget“. Alles von Steve Albini (Shellac) produziert. Emotionsgeladen und erschreckend, schwarz und grell – das sind AWITN.

Der Support Gravelines sind Ambient, Noise, Drone, Soundscapes, Modulation, Kopfkino pur.



Freitag, 25. Mai 2012

April Shower, Paris, 24.05.12

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Konzert: April Shower

Ort: La Maison de l'Aquitaine de Paris

Datum: 24.05.2012

Zuschauer: viele, etwa 100

Konzertdauer: ungefähr 40 Minuten



Chronique en français en bas du texte!


Die Region Aquitaine kennen Weinliebhaber besonders gut. Hier wachsen die kräftigen roten Bordeaux Weine, die Weltruhm genießen und schwindelerregende Preise erzielen. In dieser Ecke Frankreichs wird aber nicht nur Wein gesoffen, sondern auch ausgezeichnete Musik gemacht. Unglaublich bekannt wurde die Kultband Noir Desir, aber mit Calc gibt es auch eine Gruppe, die keine großen Schlagzeilen macht, mir aber enorm gut gefällt.


Heute im Maison de l'Aquiatine de Paris durfte sich der Nachwuchs austoben. Fünf wahnsinnig junge Mädels, die bis auf die Hauptsägerin Guillemette extra aus Bordeaux angereist waren, um dieses Konzert zu absolvieren. Ihr Name: April Shower. Die süßen Girls heißen Margaux, Ayla, Lucie, Blandine und Guillemette und spielen gleich mit zwei Ukuelen, etwas Gitarre und Bass und einer tragbaren Trommel. Stilistisch sprechen wir hier von Folkpop mit viel Witz und Spielfreude, der mit seiner heiteren, fast tropischen Note extrem gut zu den steigenden Temperaturen passt.


Bevor es losging, war aber eine ziemliche Warterei angesagt, die dazu führte, daß man nicht wie geplant um 19 Uhr sondern erst um 19 Uhr 50 begann. Folge davon war, daß ich das Konzert von Dustion O'Halloran im Café de la danse danach versäumte. Aber es war gut investierte Zeit, denn der Auftritt der jungen Damen war sehr spritzig, unterhaltsam und charmant. Das Warten auf den Beginn hatte mir durch den Genuß eines baskischen Bieres verkürzt, daß es hier gratis gab. Es schmeckte gut, aber extrem bitter und hinterließ einen seltsamen Nachgeschmack auf der Zunge.


Egal, es steigerte meine Heiterkeit, schießlich macht sauer lustig. Und zum Schmunzeln war auch das Bühnengebaren der (manchmal etwas albernen) jungen Mädchen aus Bordeaux, die mich mit ihrem karibisch angehauchten Pop auch und vor allem an Herman Düne (bzw. dessen Schwester Lisa Li Lund erinnerten). Süßliche Gesänge, viel Ukulele, die Erfolgsrezeptur war ähnlich, aber nicht lediglich billig kopiert.









Leider findet man im Netz nicht sonderlich viel Material. Die einzigen Videos, die ich aufstöbern konnte beziehen sich auf die Songs Boy You're An Alien und I'm Not Here, die man auch als Audioversion bei Bandcamp finden kann. Bei Myspace gibt es zusätzlich noch Red Wine & Chocolate, ein sehr feiner und zarter Titel, der fast wie eine Bedroom Recording klingt, live aber mehr Dampf hatte. Ohnehin sind April Shower eine sehr temperamentvolle Band, allen voran die beiden Hauptsängerinnnen, die viel Talent für die Bühne haben und das Publikum im Maison de L'Aquitaine zum Kochen brachten. Selten habe ich bei einem Showcase so viel Applaus erlebt und der kam sogar von Matthieu Malzieu und Babette, zwei Mitgliedern, der in Frankreich enorm erfolgreichen Band Dionysos, in der Guillemette von April Shower auch Background singt. Ob es die junge Girlgroup aus Bordeaux auch in den Zénith (6000 Plätze) schafft, wie Dionysos? Schwer zu sagen. Ich glaube, das ist nicht unbedingt ihre Ambition, mir schien es , daß es den Girls mehr um den Spaß am Musizieren und nicht die große Karriere ging. Aber gerade mit dieser Unbeschwertheit und Frische können sie in den nächsten Jahren sicherlich punkten. Die sind noch so jung, da bliebt viel Zeit, um neue Lieder zu schreiben, ein Debütalbum aufzunehmen und so richtig zu touren. Ich bleibe ihnen auf den Fersen, junge Gruppen wie diese beleben die Poplandschaft Frankreichs ganz außerordentlich und motivieren auch andere junge Talent kreativ tätig zu werden.

So, aber jetzt erst mal ein Glas roten Bordeauxwein für mich!

Setlist April Shower, Maison de l'Aquitaine, Paris

01: Boy You're An Alien
02: Red Wine and Chocolate
03: Lolita's Dream
04: Eat Me
05: Enfant Sauvage
06: Cosmic Félicidade
07: I'm not Here
08: Lady Lilyth

Pour nos lecteurs français:


La région Aquitaine est très célèbre chez les connaisseurs de bons vins. Ici poussent les grands rouges, qui ont une renommée internationale et atteignent des prix faramineux. Mais dans ce joli coin de France il n'y a pas seulement du bon vin, mais également de la bonne musique. Noir Désir sont mondialement connus, mais un groupe comme Calc est excellent aussi, sans faire les gros titres de la presse à scandale!

Aujourd'hui dans la maison de l'Aquitaine de Paris la jeune génération de Bordeaux avaient son mot a dire. April Shower, un groupe de cinq très jeunes filles donnait un concert exceptionnel. Leurs noms: Margaux, Ayla, Lucie, Blandine et Guillemette, mis à part cette dernière, la chanteuse principale, toutes sont venues exprès pour ce spectacle. Chez elles il y a souvent même deux ukulélés, un peu de guitare, une mandoline africaine et une tambour portatif. Stylistiquement on parle de folk pop très fraiche avec une note douce-amère et une touche de Caraibes, qui s'accordait extrêmement bien avec les températures montantes.

Mais d'abord il fallait un peu attendre. Le concert initialement prévu pour 19 h commença finalement
seulement à 19h50. Résultat: j'ai raté ensuite le gig de Dustin O Halloran au Café de la Danse. Mais ce n'était pas dramatique, puisque le show de ces jeunes filles était pétillant, divertissant et charmant. Je décidais de profiter de l'attente pour déguster une "bonne" bière basque qui avait une note très amère dans la bouche.

Mais l'amertume rend heureux et j'étais de très bonne humeur quand le concert commença enfin. April Shower m'ont toute suite mis le sourire aux lèvres avec leur pop tropicale qui me faisait un peu penser à Herman Dune. Des harmonies vocales sucrées, beaucoup d'Ukulele et un rythme bien enlevé, voila la marque de fabrique d'April Shower!

Dommage qu'on ne trouve pas plus de tarce du jeune groupe sur le net. Il y a seulement deux (très chouettes) vidéos de Boy You're An Alien et de I'm Not Here, titres que l'on peut également déguster sur Bandcamo ou sur MySpace où il y en plus Red Wine & Chocolate, un morceaux très fin et raffiné, qui sonne presque comme une "Bedroom Recording." Mais en live même ce titre rêveur avait plus de punch, normal, puisque April Shower est un groupe très dynamique et plein de tempérament, surtout les deux chanteuses qui ont un don remarquable pour la scène! Cela m'a bien plu, ainsi qu'à Babette et Matthieu Malzieu de Dionysos, présents dans la salle aujourd'hui. Difficile à dire pourtant si April Shower arrivera un jour à remplir le Zénith comme Dinoysos. Mais je pense que ce n'est pas forcément le but. J'ai l'impression que leur motivation est plutôt une énorme joie de vivre, de jouer et d'y prendre du plaisir.


Je les trouvai très harmonieuses et elles me semble faire preuve d'un bel esprit d'équipe, comme on a pu le voir au début du concert lorsqu'elles se sont toutes serrées dans les bras! En tout cas, ces cinq filles apportent un vent de fraicheur dans la musique et montrent qu'a Bordeux il n'y a pas seulement du bon vin rouge.





 

Konzerttagebuch © 2010

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