Konzert: Arcade Fire
Ort: Lanxess Arena
Datum: 14.09.2022
Dauer: 105 min.
Zuschauer: ca. 4.500
Arcade Fire treten an diesem Abend in der Lanxess Arena in Köln auf, und schon die Vorzeichen waren bedenklich. Völlig überzogene Ticketpreise von (im Schnitt 80 EUR), dazu eine recht schwache, neue Platte, eine viel zu große Konzerthalle und die Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe gegen den Sänger standen im Raum.
Daher entschied ich mich auch erst am Nachmittag für einen spontanen Konzertbesuch, Tickets zu Dumpingpreisen gab es vor der Tür genug.
Aber schon beim Betreten der, bis zum Ende nicht mehr erleuchteten Halle, wird klar: Das wird kein normaler Konzertabend.
Selbst der Unterrang und der Innenraum sind nur halb gefüllt, im Oberrang verkaufte Tickets wurden umplatziert. Positiv geschätzt ist die Arena nur zu einem ¼ gefüllt. Die B-Stage liegt verlassen am Ende der Halle. Die netterweise darin integrierten Bars sind verweist.
Freunde aus Haiti (Boukman Eksperyans) bestreiten nach dem Rückzug von Feist als Support das Vorprogramm. Danach versucht noch ein DJ sein Glück.
Hier kulminert an einem Abend so ziemlich alles, was zurzeit in der Branche schiefläuft. Die vielfältigen Probleme wurden ja bereits in großen Artikeln fast aller Magazine beschrieben. Aber wer hat Schuld? Und was ist die Lösung?
Jahrelang ging es der Veranstaltungs- und Konzertbranche sehr gut. Ein Ende des Aufschwungs war nicht in Sicht. Das Geld, früher in Tonträger investiert, wurde gerne für Live-Erlebnisse ausgegeben. Doch jetzt zeigt sich das Ende der Fahnenstange. Tickets aus vergangenen Jahren kleben noch ungenutzt am Kühlschrank, Festivals locken mit fast allen großen Namen und Clubs (zumindest in Köln) verschrecken immer mehr Konzertbesucher mit Renovierungsstau. Von „Youtube“ und "Gratis"-Streams fast aller Festivals im Netz ganz zu schweigen.
Als Arcade Fire dann die Bühne betreten, ergibt sich leider direkt das nächste Problem. Eine so spärlich gefüllte Lanxess Arena klingt leider, als würden „The Prodigy“ in einer Wellblechhütte auftreten. Als die Band zur B-Stage wechselt wird der Sound noch diffuser, dazu ist es (zumindest direkt vor der Bühne) auch noch viel zu leise.
Die Show ist passend, aber auch in keiner Weise etwas Besonders für eine so große Arena. Der gespannte Arch/Regenbogen dient nur als Projektionsfläche und die beiden viel zu dunklen Screens neben der Bühne zeigen verwackelte Bilder einer Handkamera.
Dabei ist die Stimmung gut. Viele scheinen sich sehr auf den Auftritt gefreut zu haben, die Band hat ja auch schon in den Jahren vor Corona eher selten in Deutschland gespielt. Warum aber dann zwei der besten Versionen des Abends, das neue „The Lightning“ und der crowd pleaser „Rebellion“ 50 Meter entfernt auf der kleinen Bühne präsentiert werden, es bleibt ein Geheimnis.
Tracks der neuen Platte „WE“ spielen an diesem Abend kaum eine Rolle, dafür entführen die letzten Songs des Sets in eine große Diskothek mit Live-Musik. Die langen Versionen „Here comes the night time“ und „Everything now“ schaffen eine gelöste Stimmung zum Ende und lassen die eher schwachen, im Set vorher etwas untergegangen, großen Hits vergessen.
Ein verlorener Abend.
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