Konzert: Neil Young and Promise of the Real
Ort: Berlin, Waldbühne
Datum: 03.07.2019
Dauer: 120 min.
Zuschauer: ca. 16.000
Ein Abend der Tradition war das Konzert von Neil Young auf der Waldbühne. Unzählige Male hat er hier schon Station gemacht, immer wieder in anderen Konstellationen. Alleine dieses Jahr ist dies für Neil schon die dritte Kurztour. Crazy Horse, Acoustic und jetzt begleiten ihn die jungen Spunde von Promise of the Real zum zweiten Mal in Berlin.
Eigentlich machen Open Airs ja erst im Dämmerlicht und bei Dunkelheit richtig Spaß. Die Anwohner der Waldbühne sehen das leider anders, daher gilt in der sonst so vogelfreien Stadt schon lange eine strikte Sperrstunde.
Kein Wunder also, daß die Supportband Bear`s Den mehr als pünktlich um 18:30 Uhr bereits die Bühne betritt. Leider bleibt von deren, eigentlich tollen Folkrock, in der großen Arena nicht viel hängen. Zum einen, weil es Vorgruppen bei Neil Young Fans grundsätzlich sehr schwer haben, aber auch die Band spielt zu gefällig auf, um einen starken Eindruck zu hinterlassen.
So ist auch nach 30 Minuten ohne Höhepunkte schon das Ende erreicht, lediglich "Agape" mit schönem Waldhorn klingt gefällig. Die neue CD von Bear`s Den ist in dieser Woche erschienen und klingt leider ähnlich belanglos. Schade, die Band hatte mit den ersten beiden CD`s ein hohes Level vorgelegt.
Nach der Umbaupause schlurfen dann, fast unbemerkt vom red-und bierseligen Publikum, Neil und seine Band auf die Waldbühne. Überschneidungen in der Setlist gibt es bisher kaum, jeden Abend werden scheinbar wahllos die Songs und deren Reihenfolge verändert. "Country Home" eröffnet diesmal überraschenderweise, lange nicht gehört. Danach sofort heftiger Applaus für "Everybody knows this is nowhere" und "Mr. Soul".
Kleinigkeiten lassen einen spüren, daß Neil sehr gute Laune zu haben scheint. Er grinst häufig über beide Backen, allerdings fast immer nu einer Seite, wenn seine Bandkollegen ihn zu einem spontanen Jam oder Riff anregen.
Nach dem furiosen Start erkennt Neil dann wohl die sommerliche, entspannte Atmosphäre der Waldbühne und fährt das Tempo merklich zurück. Für die einen ein Segen, bekommt man nun tolle Versionen von "Words", "Winterlong" und akustische Klassiker geboten. Die Altrocker beginnen dagegen langsam, sich etwas zu langweilen.
Aber an diesem Abend sollten alle noch zu ihrem Recht kommen. Für Hardcorefans gibt es nämlich ein besonderes Schmankerl. Zwei mit Promise of the Real noch nie live gespielte Stücke: "Over and Over" und das hier herausragende und selten vorgetragene "Danger Bird". Das alles passiert, bevor dann mit drei Feedbacknallern die letzten 45 Minuten eingetütet werden.
Immer wieder ist es "Love and only Love", das Neil zu Höchstform zwingt. Fast 20 Minuten fliegen hier die Mantra artigen Solos und Lyrics durch die Luft, zerschneiden sie förmlich mit ihrer Spielfreude und Hingabe. Der Song, den alle kennen, "Rockin in a free World" kann dies aber noch toppen.
Neil verlangt seiner Gitarre "Old Black" alles ab, befreit sie am Ende im Feedbackorkan von allen Saiten und spielt dann den alten Opa mit Hut und Flanellhemd, der er ja eigentlich ist. Er benutzt die Gitarre als Krückstock, um über die Bühne zu humpeln und zieht Grimassen. Ein Riesenlacher, auch für die Band.
Die Zugaben sind danach leider entbehrlich. Ein etwas zerschossenes "Roll another Number" und "Piece of Crap" gehören nun wirklich nicht zu meinen Favoriten. Es sei ihm verziehen. Die Waldbühne wurde 1936 erbaut, Neil ist Jahrgang 1945. Es sind die letzten ihrer Art.
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