Sonntag, 27. August 2017

Martha, Ripley, 28.07.17


Konzert: Martha
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 28.07.2017
Dauer: gut 60 min
Zuschauer: voller Lokschuppen



Daß das Indietracks ein Indie- und Twee-Pop-Paradies ist, ist nur die halbe Wahrheit, das zweite Standbein des Festival sind DIY-Punkbands. Und der größte Name der britischen DIY-Szene ist seit ein paar Jahren Martha. Die Band aus Pity Me bei Durham war also der perfekte Headliner für den ersten Indietracks-Abend.

Als wir morgens nördlich von London aufgebrochen waren (immer den Autobahnschildern "The North" folgend), war es sonnig, dann kam irgendwann das Wetter vom Kontinent und brachte Regen. Da am Indietracks-Freitag nur drei Bands (nacheinander) auftreten*, konnte man reagieren und die Konzerte auf die Indoor-Stage verlegen.

Martha haben sich in den letzten Jahren eine enorme Fanbasis erspielt. Beim Indietracks spielt die Band alle zwei Jahre. 2013 noch ohne Platte hatten sie offenbar soviel Eindruck hinterlassen, daß 2015 schon massenhaft Martha-Shirts über das Gelände liefen. Ich hatte beide Auftritte verpasst. 2013 spielten Martha sonntags nach Fear Of Men auf der Hauptbühne. Ich bekam aber kurz vorher eine sms, daß Harvey Williams ein akustisches Set seiner Sarah-Records-Band Another Sunny Day spielen würde. Also ließ ich Martha Martha sein und guckte ich mir im Workshop-Zelt (in dem ich drei Stunden vorher den Workshop "How to create iconic indiepop album covers in Lego" geleitet hatte) Lieder wie Anorak City oder You should all be murdered an. 



Zum ersten Mal hatte ich Martha erst im März in London und dann vor einigen Wochen in Aachen gesehen. Zwei Tage vorher hatten zwei der Marthas (Nathan und Daniel) mit ihrer anderen Band Onsind bei Laura und Nelle in Köln ein wundervolles akustisches Konzert gespielt, bei dem irgendwann auch die anderen Marthas Naomi und JC für einige Stücke dazukamen.


Anders als in Köln und Aachen waren Martha beim Indietracks eben Headliner. Der Hauptunterschied zu den beiden Konzerten in Deutschland war, daß einfach absolut mehr textsichere Leute da waren (erstaunlicherweise haben Martha auch bei uns eine große Anhängerschaft).

Bei Martha singen alle vier. Die Lieder sind politisch und haben enorm abwechslungsreiche Melodien. Live ist alles 30% schneller als auf Platte, was toll ist. Als Nebeneffekt bekamen Martha dadurch fast all ihre Lieder in das einstündige Set (was auch toll war). Als ich auf der Wikipedia-Seite aufgeschnappt hatte, daß Martha die Housemartins als Einfluß nennen, hatte ich das nicht weiter beachtet, als ich sie zum ersten Mal live gesehen habe, gab es einige Momente, in denen ich dachte, daß man das durchaus höre. Soweit die Theorie...

In der Praxis machen Martha einfach riesigen Spaß! Naomi (Bass), die beiden Gitarristen JC und Daniel und Schlagzeuger Nathan (Naomis Bruder) sind eine fantastische Liveband, die Band hat nur Hits. Was am besten war? Ach, so viele Lieder. Precarious, Present, tense, Bubble in my bloodstream, 1997..., St. Paul's, Checkhov's hangnail... 


Am Ende wurde es spektakulär. Die Band wollte unbedingt crowdsurfen, die letzte Zugabe St. Paul's (Westerberg comprehensive) eignete sich dafür vorzüglich, denn die konnte JC alleine spielen, während die anderen nacheinander übers Publikum kletterten. Am Ende folgte JC und Martha hatten eine exzellenten Headliner-Job abgeliefert. Sie wollen das vermutlich nicht, Martha können aber riesig werden. Ich sehe sie dann spätestens beim Indietracks 2019 wieder.

Setlist Martha, Indietracks, Ripley:

01: Bubble in my bloodstream
02: Checkhov's hangnail
03: Precarious (The supermarket song)
04: Sleeping beauty
05: 1997, passing in the hallway
06: Present, tense
07: 1978, smiling politely
08: Icecream and sunscreen
09: The awkward ones
10: Sycamore
11: 11:45, legless in Brandon
12: Curly & Raquel
13: Goldman's Detective Agency
14: 1967, I miss you, I'm lonely
15: Do nothing
16: Closing time (Semisonic Cover)

17: Christine (Z)
18: Move to Durham and never leave (Z)
19: St. Paul's (Westerberg comprehensive) (Z) 

Links:

Onsind (und Martha), Köln, 13.06.17



* "nur"? Kid Canaveral: fantastisch, Chorusgirl: fantastisch, Martha: fantastisch!




 

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