Dienstag, 5. November 2019

Kaltern Pop Festival 2019, Kaltern


Konzert: Kaltern Pop Festival 2019
Ort: Kaltern
Datum: 24.-26.10.2019
Dauer: 3 Tage
Zuschauer: div.


Bericht und Fotos von Denis Schinner: KalternPopFestival 2019 Auflage 5. Fünf KalternPopFestivals waren ursprünglich geplant. Dann Strich drunter und schauen was bleibt. Ein Experiment der Extraklasse. Die kleine Schwester des #hpf (Haldern Pop Festivals). 

Die Verdichtung besten (musikalischen) Geschmacks. Nicht nur eine Fülle von Konzerten, sondern eine Harmonie des ausgeklügelten LineUp‘s. Es gibt keine wirklichen Headliner, so als ob diesmal der gesamte musikalische Feingeschmack entscheiden muss, ob es weiter geht. 

Der Start nach Kaltern beginnt eigentlich schon am Freitag. "Zeche Carl" in Essen, Stefan Honig (D) als Support von The Slow Show (UK). Welch ein grandioser Einstieg in diese Woche. Stefan Honig gewohnt locker und entspannt, auch im Gespräch zwischendurch. Musikalisch sowieso herausragend. Und ja, es ist natürlich etwas anderes als mit "Tour of Tours" oder zu zweit unterwegs. Dann The Slow Show. Unglaubliche Dichte. Phantastische Harmonie und Rob‘s Bariton. Seit Jahren für mich unerreicht. Die Zeche Carl war etwas klein für meinen Geschmack. Das Konzert folglich schon lange ausverkauft und ich bin erneut hin und weg. Und diesmal nicht nur von dem grandiosen Set. 

Mit gut 700 Bildern auf den Speicherkarten geht es nach Hause. Lieben Dank an Anna! Weiter geht es mit dem WoMo Richtung Voralpen. Gut 550 Kilometer sind auf der Uhr und wir fahren in Biberach runter und landen in Schiessen. Der eigentliche Stellplatz ist dunkel und langweilig, zum drehen brauchen wir ein paar Meter und dann sehen wir es. Das Brauhaus von Schiessen. Eine ausreichend großer Parkplatz. WoMo eingeparkt und ab in die Wirtsstube. Diverse halbe Helle, Wurstsalat, Bratwurst und Kartoffelsalat später, dürfen wir auf auf dem Parkplatz stehen bleiben. Lieben Dank an Carina Hopp! Auf dem offiziellen Brauereiplatz hätten wir nicht besser stehen können. Hier die Koordinaten für diejenigen, die der hauseigenen Metzgerei einen Besuch abstatten möchten: Bräuhaus, Kirchpl. 4, 89297 Roggenburg. 


Weiter geht es am nächsten Morgen nach Füssen. Japanieren an den Königschlössern, Leberknödelsuppe in der Tourimeile Füssens, Blick auf die Alpen, Stellplatzsuche und weiter geht es am nächsten Morgen nach Meran. 

Und dabei den ersten Blick auf den Zeitplan des kpf19 riskiert. Und siehe da...ich habe wieder mal keine Ahnung wie das gehen soll. Ich werde programmtechnisch abspecken müssen. Das dichte Programm hat natürlich den Vorteil, dass sich die geneigten Zuhörer verteilen werden. Kleinere Spielorten werden davon profitieren. 

Zuletzt waren diese oft sehr voll und Besucher mussten warten oder wurden abgewiesen. Nicht so schön für ein neues Lieblingsfestival. Später auf dem Jaufenpass dann eine kleine zufällige Kaffeepause mit den Böggering/Wieseners aus dem Niederrheinischen. Ebenfalls Kalternenthusiasten. Das hat doch schon wieder Spaß gemacht 😉 Noch ein Tag in Meran und Bozen verbummelt und dann endlich  in Kaltern angekommen. 

Der erste Lagrain in der KalternPopBar zum „Lustigen Krokodil“ bei Stefan Florian und seinem Mannen. So geht Kaltern. PS: Und das am eigenen 20.Hochzeitstag. Mittwoch morgen wachen wir im WoMo mitten im Wochenmarkttrubel in Kaltern auf. 


Der Opener des ersten Tages ist zunächst klassisch. Cantus Domus in der Franziskanerkirche. Ein 35 Minuten Slot für klassisch chorale Stücke, auch mit (wein)glasigen Instrumentals, bis hin zu Bon Iver Interpretation.

Später dann Linde im Weinmuseum – ein eher experimentelles Klangarrangement des StarGaze Mitglieds Linde im Zusammenspiel etlicher Stargaze Kolleg*innen. In weiten Teilen dicht arrangiert mit (fast) allem was dieses Ausnahmeorchester zu bieten hat. Mandao Delaou - Feinste Klangvirtuosen. Im Zentrum steht hier die Schweizer Hang. Sehr spannender Aufritt. 


Woods of Birnham boten dann den ersten wirklichen Pop des Tages und hatten schon sichtlich Spaß dabei, das Publikum zu bespielen. Insbesondere die Frühgeborenen waren hin und weg. Und nebenbei. Nach Garda ist dies für mich die zweite, sehr empfehlenswerte Band aus Dresden in diesem Jahr.


Brandt Brauer Frick - drumgeschwängerte Beats. Das dritte Mal in diesem Jahr und ich kann mich nicht wirklich daran satthören. Bunspecht - Der Name ist Programm - Schöne bunte Vögel mit allerlei Hirnfusseln. Sie sind von Herz aus Romantiker und sind verrückt genug sich in dieser Welt zu verlieben. Und schließlich sei eine Briefbombe sei das romantischste der Welt, denn sie befreit dich von ihr selbst. Am Ende schreien wir AbraKadrabra und SimSalaBim bis wir alle verschwunden sind.

Letztendlich noch Ben E. Blame and Sugar Shame alias Ben Testrut und Markus Zucker. Die beiden legen nun schon seit Anbeginn der Kalterner Zeit Donnerstags im KuBa auf und machen so richtig Party. Und so zappelt er aus, der erste Festivaltag. 

Tag 2. Während sich die halbe Festivalgemeinde auf den Weg zur Weinprobe in die Kellerei Kaltern aufmacht, zieht es mich in die andere Richtung. Franziskanerkirche und Fyodor Biryuchev sowie im Anschluss Nicolas Müller & Cantus Domus. Biryuchev, ein schon recht kompletter Tastenvirtuose verzaubert den Kirchenraum in ein kleines Konzerthaus. Es gelingt ihm solo am Klavier, mit E-Piano und seinem McBook ein nahezu komplettes Orchesterarramgement aufzurufen. Unterbrochen wird das teils opulente Arrangement nur durch sein herausragendes Solospiel. Das vollzog er dann aber auch absolut entrückt, dass er von der Regie aufs Ende hingewiesen werden musste. 25 Min über der Zeit.

Nicolas Müller & Cantus Domus: Neben Covern von Justin Vernon (Bon Iver) und Elbow spielt er natürlich das neue eigene Material über Ängste, Männlichkeit und gebrochene Herzen. Und auf jede Träne wird ein Glas geleert und sagt den Skeptikern: jeder Tag hat sich gelohnt. Mein erstes wirkliches Highlight.


Some Sproud - wirklich gut gemachter Indiepop einer recht jungen Combo, der vor allem die Mädels in den ersten Reihen nicht losließ. Während Frontmann Joschi allein schon die Blicke auf sich zog, blieb die Band musikalisch eventuell unter ihren Möglichkeiten, etwas mehr Druck hätte dem Ganzen gut getan. 

Unvorbereitet wie ich war, überraschte mich danach bei Jungstötter ein stimmlich eindringlicher Gesang, den ich irgendwo zwischen Velvet Underground und Nick Cave (jetzt hängt die Latte aber extrem hoch) einordnen würde. Zwischendurch bat er noch um weniger Bühnenlicht und spielt ein vollkommen entschleunigtes Set ab. 

Priests: Wem steht der Leopardenlook, richtig: dem Leoparden. Hier kommt wieder was in Mode, was längst aussortiert gehört. Dazu Marylinstyle und bums-fertig ist der Eyecatcher. Doch dann endet die Geschichte auch schon. Musikalisch alles sauber, aber stimmlich noch mit Luft nach oben. Daran änderte auch der wiederkehrende Wechsel zwischen Frontfrau 1 und Frontfrau 2 nichts.


Lewsberg: Ich wusste ja schon, dass die fotografischen Möglichkeiten bei diesem Set begrenzt sein werden. Aber musikalisch ist dieses Kollektiv von hypnotischer Strahlkraft, dass ich die Kameras eingepackt habe und mich habe etwas treiben gelassen. Zudem erweitern sie die alte Regel, dass zwei Akkorde Punk und drei Akkorde Blues sei. Auch mit nur einem Akkord lässt sich Hypnopop basteln. 

Tag 3. Alles packen lautet die Devise. Nach dem letzten Konzert wird es mitten in der Nacht losgehen in Richtung Heimat. Aber erstmal die Matinee im Grandhotel Penegaal -Wir erinnern uns - Sissis Ballsaal!

Wie zuletzt auch findet die gefühlt komplette Festgemeinde in dem wunderschönen Ballsaal irgendwie Platz und lauscht den phantastischen Sets von Adam French, der wunderbar souligen Stimme von Odette Peters, Jack Curley, der mit dem Publikum nach Alice ruft, Wendy McNeill und ihrem creepy Lupo, zuletzt eingerahmt von den wunderbaren Stargazern, die sich selbst noch mit Bachinterpretionen hervortun und damit dem Saal die passende klassische Note verpassen. Astronautalis gesellt sich dazu und sorgt für grandiosen Klassik-HipHop. Für den Loop wird ein Drummer benötigt und Barry aus dem Publikum kommt auf die Bühne. 


Mit einem vor zwei Tagen gebrochenen Arm und endlosem Selbstvertrauen gibt er den Takt vor. Was ein Spaß zum Abschluss einer erneut grandiosen Matinee auf dem Penegal und man fragt sich zurecht...Ist das noch ein Festival ? 

Rilan & The Bombardiers - im neuen Spielort, der Aula Magna, bester Funk aus Harlem (NL) und die Aula kriegt sich gar nicht mehr ein. 


Für Fortuna Ehrenfeld ist es schon der zweite Besuch auf dem kpf. Folglich der Umzug vom KuBa ins Vereinshaus. Deutlich poesievoller und elektronischer ausgerichtet als bei den letzten von mir besuchten Konzerten, begeisterten sie mit Witz, Charme und Pyjama. Seit drei Wochen sind sie auf Tour und auch die T-Shirts gab es nur noch in XXS.

5KHD - technisch, experimentell, grell verzerrte Klangwelten. Schon sehr speziell. Und dann nochmal Nicolas Müller. Diesmal mit großem Besteck und der ersten eigenen Show mit dieser, seiner neuen Band. 

Mit seinen Texten rührt er viele zum Nachdenken und selbst in den kurzen Pausen zwischen einzelnen Songs ist der Saal seltsam ruhig. Er regt dazu an , zu trauern und zu lieben, zu fühlen und weinen. Diese Konzerte sind Herzensangelegenheiten. 

Shortparis: Der Ausklang des dritten Tages konnte entweder ruhiger, mit Adam French oder Wendy McNeill angegangen werden, oder mit den eher brachialen Elektrodrumjüngern, einer der besten russischen Livebands (arte.tv). 

Etwas viel Drama für meinen Geschmack, aber die Jungs schafften einen Abschluss über den man sicherlich noch länger nachdenken wird. Das #kpf19 endet hier für mich. 


Und es spricht vieles für eine Neuauflage im nächsten Jahr. Es gibt die ersten eigenen Motivbecher, Das Lustige Krokodil scheint nun ganzjährig zur KalternPopBar gereift zu sein und der Lottowein verspricht als Hauptgewinn Tickets und Übernachtung für das #kpf20. 

Wir freuen uns sehr und danken allen Schaffenden für diesen herausragenden Jahresabschluss!

Denis Schinner Webseite mit diversen Fotos



 

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