Konzert: Kettcar
Ort: Ringlokschuppen, Bielefeld
Datum: 25.04.2024
Dauer: 105 Minuten
Zuschauer: ca. 1.500
„Gute Laune ungerecht verteilt“ lautet der Titel des mittlerweile sechsten Kettcar Albums, welches sofort auf Platz 1 steigt. Auch mich motiviert das neue Album die, nun wirklich nicht unbekannte Band, einmal Live zu erleben.
Von den alten Alben kenne ich nur ein paar Songs, das neue Album habe ich allerdings die letzten zwei Wochen rauf und runter gehört.
Ich bin jemand der sehr stark auf die Lyrics achtet und somit viel es nicht schwer, mich für Kettcar zu begeistern. Eine Band mit außergewöhnlichen Songtiteln wie „Wir betraten die Enterprise mit falschen Erwartungen“ sind ohne Frage eine Ausnahmen vom Einheitsbrei.
Die Stimmung und Atmosphäre in der alten Lokhalle ist gut und entspannt. Zwar ist das Konzert an diesem Abend nicht ausverkauft, aber die Halle ist gut gefüllt.
Als Support steht an diesem Abend Christin Nichols auf der Bühne. Die deutsch-britische Künstlerin, Sängerin und Komponistin (aus Bünde) genießt Ihr Heimspiel.
Mal mit deutschen, mal mit englischen Texten erklingt Ihre Stimme zu Gitarren, Synthies, und Drums. Der Auftritt macht Spaß die Einflüsse aus Postpunk und Wave mit düsterem Pop und intimen, Chanson-artigen Momenten sind eine schöne Abwechslung: »Kein Auto, keine Perspektive«, singt die Musikerin zu analogen Gitarrenriffs und ergänzt ihre musikalische Aufzählung durchaus charmant und mir einer Portion Ironie um fehlende Häuser, Liebe und Sex-Appeal. Ein vergnüglicher Start in den Abend.
Dann ist es soweit, Kettcar betritt die Bühne und ohne Worte startet der Auftritt zu den Klängen von „Auch für mich sechste Stunde“. Dieser Song braucht auch keine Ankündigung da er durch seinen aussagekräftigen Text alles sagt, politischer kann es an diesem Abend wohl nicht werden. Der Song ist eine heftige Kritik gegen Intoleranz, Wegschauen und ein Plädoyer für ein besseres Miteinander.
Alles gute Songs, sowohl in den Lyrics als auch in der Klangfolge. Das Niveau ist hoch und vielleicht ist es, die mir fehlende emotionale Verbundenheit zu den Liedern, dass ich ein leichtes Gefühl von Langeweile verspüre.
Die erste Single Auskoppelung des neuen Albums „München“ beendet dieses Gefühl und begeistert mich live dann doch viel mehr als zuvor von Platte.
Der Druck des Songs der mir von der Bühne entgegenkommt und auch die, während des gesamten Konzerts eingesetzte Videoprojektionen sind ein Vergnügen. Ein motivierender Song zum Aufschrei gegen Alltagsrassismus.
Auch die neuen Songs „Kanye in Bayreuth“ und „ Ein Brief meines 20- jährigen Ichs“ wissen zu begeistern.
Danach widmen Kettcar sich intensiv ihren Klassikern wie „Balu“, der alleine mit Gitarre und Keyboard instrumentiert wird, „Ankunftshalle“ und „Im Taxi weinen“ sind auf der Setlist vertreten. „An den Landungsbrücken raus“, beendet den Hauptteil des Konzerts fast traditionell.
Auch wenn mir zu dem Zeitpunkt meine Highlights der neuen Platte wie „ Zurück“ und „Bringt mich zu eurem Anführer“ fehlen, verlasse ich die Lokhalle mit einem zufriedenen Gefühl.
Kettcar ist eine super symphytische Band, die was viel sagen und zu erzählen haben und dies auf eine wundervolle Weise auch tun.
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