Festival: Maifeld Derby
Ort: Maimarkt-Gelände, Mannheim
Datum: 16. - 18.06.2023
Für echte Konzertnerds sind Festivals ganz sicher nicht erfunden worden. Man kann nicht alle Bands sehen, die man sehen will, das Publikum ist zu einem zum großen Teil trotz und nicht wegen der Musik da und die Toiletten sind spätestens nach ein paar Stunden nüchtern nicht zu ertragen. Da aber im Sommer Festivals die einzige Möglichkeit sind, Bands live zu sehen, muß man das hinnehmen. Ähm, nein. Muß man nicht. Denn glücklicherweise gibt es auch im Livemusik-Entwicklungsland Deutschland seit einigen Jahren Festivals, die Spaß machen und die von Menschen veranstaltet werden, die dies aus Liebe zur Musik und nicht zum Geld machen. Eine dieser Perlen ist das Maifeld Derby auf dem Maimarkt-Gelände in Mannheim, das auch mit miesem Lineup toll wäre. Aber das Lineup ist alles andere als lahm: Mit Headlinern wie Phoenix, Interpol, Warpaint, M83 und Bat For Lashes beweist das Team um Timo Kumpf wieder einmal ein extrem gutes Händchen.
Das Gelände ist extrem angenehm für ein Festival. Das Derby findet rund um das Reitstadion in Mannheim statt. Dadurch werden dessen Tribünen integriert und bieten schattige Sitzplätze. Die Hauptbühne ist in einem Zirkuszeit untergebracht, daneben gibt es die Open Air Stage, den legendären Parcours d'Amour und das kleinere Hüttenzelt.
Bands:
Der Freitag startet vielversprechend mit dem Chor für Menschen, die nicht singen können. Headliner des ersten Tags ist die englische Sängerin Natasha Khan alias Bat For Lashes, ein großer Liebling unserer Seite. Daneben spielen die tollen Los Bitchos aus London, die mit ihrem Instrumental-Tarantino-Rock unfassbar spannend sind, Erregung Öffentlicher Erregung, die Postpunk-Sensation aus Hamburg / Berlin oder spannende Acts wie die aus Berlin stammende japanische Band Mitsune, Fågelle aus Schweden, auf die ich mich besonders freue. Wie facettenreich das Maifeld Derby ist, beweist auch das Booking der Punkrap-Band Death Grips aus Kalifornien, die vor Bat For Lashes angesetzt sind. Den Abend im Zelt beendet die Elektroband Overmono aus Wales. Vervollständigt wird der Freitag durch Kerala Dust (UK), Say She She (USA), Surf Curse (USA), Sevdaliza (IRN), Temmis (D), Nand (D), Zulu (USA), Mandy, Indiana (UK), Jack Botts (AUS), Agat (ISR), Kiara Mali (Ma) und eine Lesung von Tara-Louise Wittwer.
Der späte Samstag wird mit den fantastischen Warpaint, Phoenix, Pisse und The Haunted Youth fast schon anstrengend gut. Warpaint sind nicht nur ein weiterer großer Liebling unserer Seite, sie sind auch eine der Bands, die auch einen Song und ein Album gleichen Namens haben, ich liebe das. Timo, wo wie bei solchen Bands sind, nächstes Jahr wieder Slowdive mit neuem Album? Warpaint habe ich 2010 vor ihrer ersten Platte zum ersten Mal und im letzten Sommer zuletzt gesehen. Die Band hat nichts an ihrer Live-Faszination eingebüßt. Mit Liedern wie Champion vom neuen Album und all den alten Hits erzeugen sie eine (uneklig-tolle) sphärische Stimmung, die perfekt zu einem lauen Sommerabend in Mannheim passt. Dass Phoenix auf der Bühne fantastisch sind, geschenkt! Parallel zu Phoenix spielt The Haunted Youth, ein Projekt aus Belgien, das mir trotz des Worts "psychedelisch" in fast allen Bandbeschreibungen, sehr gut gefällt. Schwierige Entscheidung. Den Abend eröffnen werden Viagra Boys aus Schweden. Außerdem spielen am Samstag PVA (UK), Loyle Carner (UK), Deki Alem (S), Leya (USA), Nogra Erez (ISR), Sinkane (USA), Carolin Rose (USA), Lime Garden (UK), Sorcha Richardson (IRL), Cabin On Pluto (MA), Sophia Blende (AT), Ditz (UK), Rolf Blumig (D), Hope (D), Katya (AT), Das Sterben (MA), Spoon and the Forkestra (MA).
Der Sonntag wird natürlich von Interpol überstrahlt. Die Band aus New York hat live nichts von ihrer Coolness in Sound und Auftritt verloren. Coole Coolness, nicht das, was viel zu viele für Coolness halten. Neue Interpol-Lieder sind nicht immer umwerfend, das ist aber vollkommen egal, wenn Stella, Leif oder andere Lieblinge gespielt werden! Früher am Abend spielt die französische Dreampop- (und vor allem früher Shoegaze-) Band M83 aus Frankreich (benannt nach einer Galaxie, was könnte man daran nicht lieben!). Leider parallel zu Interpol ist mit Nichtseattle eine der spannenden deutschen Künstlerinnen der letzten Zeit angesetzt. Am Sonntag freue ich mich besonders auf Sorry (London), die kein gutes Timing mit ihrer ersten Platte (veröffentlicht im März 2020), musikalisch aber ein sehr gutes Händchen haben. Weitere (vermutliche) Highlights: Cumgirl8, eine (post)punkige US-Band, Baxter Dury natürlich und die sichere Bank Dillon. Auch am Sonntag: Jungstötter (Ex-Sizarr), Tamino (BEL), Ekkstacy (CAN), Glass Beams (AUS), Florist (USA), Indigo Sparke (USA), Cinegraph (MA), Jealous (D), Suns Of Thyme (D), Uche Yara (AT), Fulu Miziki (CNG) und Listenojules (MA).
Das Dreitages-Ticket kostet aktuell 175 €, die früheren Preisstufen sind ausverkauft! Es gibt Tageskarten für 75 € (Freitag), 85 € (Samstag) und 80 € (Sonntag). Der Campingplatz kostet 25 €, ein Wohnmobil-Parkplatz 30 €. Tickets gibt es hier: https://www.maifeld-derby.de/shop
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