Montag, 4. Februar 2019

Dilly Dally, Lüttich, 02.02.19


Konzert: Dilly Dally (& Chastity)
Ort: La Zone, Lüttich
Datum: 02.02.2019
Dauer: Dilly Dally 45 min, Chastity 25 min
Zuschauer: vielleicht 120



Der Februar ist einer dieser jeden-Tag-ein-Konzert-Monate. Das ist natürlich toll, es erfordert aber manchmal auch intensive Planungen. Dilly Dally aus Kanada wollte ich auf keinen Fall verpassen. Mit Konzerten in Köln und Wiesbaden boten sich auch mehrere erreichbare Chancen. In solch konzertintensiven Monaten heißt das aber nichts. Parallel zum Köln-Termin spielen nämlich auch Massive Attack ihre "20 Jahre Hitalbum plus buntes Cover-Spektakel" Gala, gleichzeitig zu Dilly Dally in Wiesbaden, spielen Chorusgirl in Köln, die immer gesetzt sind.

Weil ich Dilly Dally aber nicht wieder verpassen wollte (ich bin nicht mehr sicher, ob sie schon in Köln gespielt haben, ich bilde mir ein, der Termin wurde abgesagt), musste es ein Konzertausflug nach Belgien sein, ins La Zone, eine kleine Punkrock-Kellerkneipe.

Wie außerhalb Deutschlands üblich war der Zeitplan der drei Bands des Abends vorher kommuniziert worden. Obwohl ich damit gerechnet hatte, die erste Band (eine aus Lüttich) zu verpassen, spielte die noch, als ich kam, hinterließ aber nach einem Lied nicht genug Eindruck, daß ein Spaziergang durchs malerische Lüttich nicht verlockender gewesen wäre. 


Zweiter Versuch, diesmal internationaler und eindrucksvoller. Chastity stammen aus Whitby, Ontario (einer Stadt groß wie Koblenz, aus der eine Reihe von NHL-Profis, u.a. der Olympiasieger Joe Nieuwendyk kommen). Die Band bestand aus dem stark erkälteten Sänger William Brandons, einer Bassistin, einem Gitarristen und einem Schlagzeuger. William trug erst eine Strickmütze, eine Winterjacke und einen Sankt-Pauli-Schal, zog das aber nach und nach aus, je länger die Show dauerte. Wobei lang relativ ist. Schon der Soundcheck dauerte im viel zu lang (mir auch, ich hatte einen ordentlichen Heimweg). Der Soundmann wollte noch einmal am Ende ein ganzes Lied spielen lassen, William wollte nicht. "Lass uns anfangen und nach ein, zwei Liedern gucken, wie es klingt." Das führte im Ergebnis dazu, daß sein Mikro zu leise war und das Konzert ein wenig zahnlos klang. Der schreiende Sänger, von dessen Stimme aber nur wenig zu hören war, das war ein wenig wie ein Konzert hinter Glas. Nach zwanzig wild-punkigen Minuten war der Auftritt auch schon beendet, trotz des Hinweises auf seine Erkältung und wegbrechende Stimme ergab sich Chastity aber den Forderungen nach einer Zugabe und spielte ein weiteres Lied. 


Bei Dilly Dally klang alles deutlich besser, nur die Leadgitarre von Liz Ball hätte ich gerne lauter gehört. Dilly Dally sind ein Quartett aus Toronto, das laut Toronto Star "grunge-indebted, metallo-punk sturm und drang" bietet. Auf diese Genre-Beschreibung wäre ich gerne selbst gekommen, vermutlich hätte ich aber den Metallo-Part weggelassen, davon höre ich weder auf Platte noch live etwas. Sängerin Katie Monks fing ganz getragen und ruhig an, ihre Stimme springt dann irgendwann aber in eine quäkende Mischung aus Cyndi Lauper, Julee Cruise und (später) Hazel O'Connor - das klingt beschrieben schrecklich, ist live aber umwerfend spannend!

Natürlich hatte ich auch von den Pixies-Anleihen gelesen, mit denen die Band beschrieben wird. Und ja, es war immer mal wieder Pixiehaftes rauszuhören, vor allem immer wieder ein kurzes Motiv aus Where is my mind (zum Beispiel in Sober Motel aber auch in vielen anderen Liedern). Ich kann mir nicht vorstellen, daß die kanadische Band früher nie Lieder der Pixies gehört hat, sie ist aber viel zu eigen, um mehr als kuriose Zitate der ollen Amerikaner zu verwenden.



Der Schwerpunkt des Konzerts lag auf Stücken des im Herbst erschienenen Albums Heaven. Bis auf ein Lied spielte die Band die ganze Platte, die ich zu gerne hinterher gekauft hätte, würden die Geldautomaten in Lüttich samstags zugänglich sein.

Einzelne Lieder rauszupicken, wäre Unsinn, das Konzert war homogen gut. Leider hörte man viel zu selten die wundervolle Gitarre von Liz laut genug. Wenn das der Fall war (bei Snake head oder Sorry ur mad zum Beispiel), wurde es besonders gut!

Ach wie gerne würde ich das noch mal sehen, aber das ist ein Luxus, der in Monaten wie diesen einfach nicht drin ist.  

Setlist Dilly Dally, La Zone, Lüttich:

01: I feel free
02: Sober Motel
03: Doom
04: Candy mountain
05: Gender role
06: Snake head
07: Marijuana
08: Sorry ur mad
09: The touch
10: Desire
11: Bad biology
12: ?
13: Heaven



 

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