Montag, 31. Oktober 2011

Erland and the Carnival, Köln, 30.10.11


Konzert: Erland and the Carnival

Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 30.10.2011
LinkZuschauer: ca. 100
Dauer: Erland and the Carnival 75 min, Blue Roses 30 min


Vor sechs Monaten hatten Erland and the Carnival ein hervorragendes Konzert im
Blue Shell gespielt. Heute waren nicht mehr Zuschauer im deutlich größeren Gebäude 9. Die Konkurrenz mit Bon Iver im E-Werk war einfach zu groß. Dabei haben die fehenden Leute etwas verpasst, das Konzert der Band aus London war nämlich wieder fabelhaft und damit nicht schlechter als im April. Nunja, nicht viel zumindest. Denn die wundervolle Hannah Peel, die ursprünglich auch heute die Engländer begleiten sollte, war nicht dabei. Auch die "Ersatzvorgruppe" war eine junge Britin. Laura Groves bzw. Blue Roses, verstärkt um Erland-Schlagzeuger David Nock, spielte ein halbstündiges Set von traurigen Liedern, begleitet von vielen Keyboards. David saß zunächst nur aus pragmatischen Gründen hinter den Trommeln, er spielte da auch allerlei Tasteninstrumente. Nur bei den Stücken, die Laura auf der Gitarre anstimmte, kam ein leises Schlagzeug dazu.

Verkehrt war das nicht, Hannah Peel hätte mir aber besser gefallen. Deren Auftritt im Blue Shell war so gut, daß die Meßlatte etwas zu hoch lag.

Nach der jungen Sängerin wurde es laut. Erland and the Carnival war anzumerken, wie viel Spaß es ihnen bereitete, richtig Krach machen zu können. Meine Ohrschützer lagen währenddessen zu Hause und freuten sich über den ruhigen Abend...

Erland and the Carnival sind Sänger Gawain Erland Cooper, Gitarrist Simon Tong, Schlagzeuger David Nock, Bassist Danny Wheeler und Keyboarder Andrew Bruce. Als die fünf im winzigen Blue Shell gespielt haben, passte alles gerade so auf die Bühne. Im Gebäude 9 ist alles deutlich größer, der Platz reichte also locker dafür, sich auszubreiten. Erland and the Carnival ließen sich davon nicht verunsichern. Andrew und Danny hatten ihren Platz am hintersten Eck der Bühne, hinter Monitorboxen und Verstärkern, Andrew hockte hinter den Keyboards, die auf einer Equipment-Kiste standen. Eine herrliche Form der Bescheidenheit!

Grund dafür, zurückhaltend zu sein, hat die Band nicht. Wenn man die Platten der Briten hört (vor allem die erste), fällt immer wieder auf, wie viele Hits, Erland im Repertoire haben. Hits im Sinne von Riesenhits! Daß viele traditionelle britische Stücke verarbeitet und neu interpretiert werden, schmälert die Originalität dabei keinen Deut!
Was you ever see, Trouble in mind, Everthing came too easy, You don't have to be lonely, Gentle Gwen und wie sie alle heißen, sind live enorme Kracher. Vor allem die treibenden Rhythmen, die ich, wenn ich Pferde mögen würde, mit Reitkrams verbinden würde, sind grandios. Auch das Stilmittel, das Tempo eines Songs zu steigern, um dann am Ende wieder langsamer zu werden, ist nicht neu, Erland beherrschen es aber hervorragend. Mehrmals arteten die lauten, schnellen Passagen in wahren Postrockanfällen aus, um dann wieder die Kurve zum traditionellen, englischen Folklied zu kriegen.

Besonders schön sind auch die Duette im Set. Im Blue Shell war da Hannah Peel Erlands Partnerin, heute übernahm Laura deren Rolle. Auch ihre Stimme passte ganz wundervoll zu der des Sängers. Gemeinsam sangen die beiden
Everthing came too easy und You don't have to be lonely und Gentle Gwen am Ende des Sets.

Man kann mit Erland and the Carnival wirklich nichts verkehrt machen! Die Band spielt vorzügliche Konzerte und erspielt sich damit eine zwar kleine aber treue Anhängerschaft. Zufällige Zuschauer schienen mir keine anwesend zu sein, dafür wurde über all zu inbrünstig mitgesungen.


Setlist Erland and the Carnival, Gebäude 9, Köln:

01: Out of sight
02: So tired in the morning
03: Everthing came too easy
04: One morning fair
05: The echoing green
06: Was you ever see
07: Trouble in mind
08: My name is Carnival
09: Stack O Lee
10: Nightingale
11: The Derby ram
12: Map of an Englishman
13: You don't have to be lonely
14: Gentle Gwen

15: ? (Z)
16: The sweeter the girl the harder I fall (Z)
17: Love is a killing thing (Z)

18: This night (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Erland And The Carnival, Paris, 13.05.11
- Erland And The Carnival, Köln, 27.04.11
- Erland And The Carnival, Duisburg, 12.11.10
- Blue Roses, Paris, 18.09.09
- mehr Fotos von Erland and the Carnival im Gebäude 9




4 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

1. Zugabe war "Arabian Sea" ("Trouble In Mind" B-Seite).

Guido hat gesagt…

Man sollte halt die Ohrenstopfen militärisch gesprochen, immer "am Mann" haben. Ich verstehe auch die nicht mak gute Musik hier im McCafe ausgezeichnet. Vielleicht sollte ich dich mal in meine Tasche greifen...
War in jedem Fall sehr übersichtlich, kam mir in der ersten Reihe fast einsam vor.

SomeVapourTrails hat gesagt…

Tolle Band, schön zu wissen, dass sie das auch in ein gutes Konzert umzumünzen versteht. Warum sie jedoch nur eine kleine Anhängerschaft haben, kann ich beim besten Willen nicht verstehen. 100 Zuseher hat doch heutzutage jede noch so mickrige Indie-Truppe.

Nelle hat gesagt…

Scheiße, das gibt es doch nicht...
Seit fast vier Jahren (damals spielte Laura noch unter ihrem richtigen Namen) warte ich auf eine Deutschlandtour von Blue Roses, aber bis auf ein einziges Konzert in Berlin im Vorprogramm einer Akustiktour von Mika 2009 war da bis dato nix... und nun hab ich nix davon mitbekommen. Warum stand das nicht bei last.fm, warum hab ich den letzten Newsletter nicht bekommen...?

Es ist doch zum verrückt werden... :-(

 

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