Konzert: Arcade Fire
Ort: Rock A Field, Luxemburg
Datum: 26.06.2011
Zuschauer: das Festival war nicht ausverkauft
Dauer: gut 70 min
Auf dieses Konzert habe ich mich seit Wochen gefreut, Arcade Fire! Im vergangenen Jahr (im November) hatten die Kanadier ein atemberaubendes Konzert in Düsseldorf hingelegt, das das beste 2010 sein sollte. Trotz Philipshalle und trotz schlimmer Verkehrsverhältnisse war das einer dieser Konzertabende, an die man sich noch in Jahren erinnern wird. So wie mein erstes Mal Arcade Fire, als noch ein blonder Owen Pallett Teil der Band war.
Heute bei Rock A Field hätte es auch wieder so sein sollen, das war der Plan. Als ich auf dem Festivalgelände auf einer Lichtung bei Roeser ankam, zwischen Luxemburg Stadt und der französischen Grenze gelegen, spielte gerade einer dieser beknackten Lärmbands, die jedes Jahr Teil des Lineups sind. Diesmal war es Bullet For My Valentine (wenn es nach mir ginge "Bullets For His Valentine's Valentine"), und die Band bestätigte alle Vorurteile, die ich ihr gegenüber pflege.
Es folgten Die Fantastischen Vier und die Wombats, bevor bereits um halb neun Arcade Fire anfangen sollten. Vergangene Woche war der längste Tag des Jahres, die Sonne schien also noch, als die Band auftrat. Den tiefere Bedeutung hinter dem Zeitplan hatte ich ohnehin nicht verstanden, daß hinter der mit Abstand bedeutendsten Band des Festivals noch Elbow, die Arctic Monkeys und Goose folgen sollten, war für Leute wie mich, die früh nach Hause fahren wollten, gut, aber doch etwas ungewöhnlich, wo Startzeiten doch vergleichbar mit der Buchstabengröße auf den Plakaten Indikator für die Relevanz der Gruppe sind. Sei's drum, so war das Licht für die Bilder wenigstens besser.
Bevor die kanadischen Grammy- und Britpop-Award Sieger erschienen, wurden sie von einer alten amerikanischen Werbetafel (digital) angekündigt: "Coming soon - Arcade Fire" Sehr hübsch!
Alles andere als hübsch war dann aber der Sound. Ready to start verpuffte regelrecht in dumpfem Bassgewummer. So etwas erlebt man speziell bei Festivals ja leider immer wieder, oft bekommt die Soundcrew das aber schnell in den Griff, aber nicht hier. Es blieb dumpf, sodaß wir unsere Plätze vorne schnell aufgaben, um es weiter hinten zu versuchen, aber auch von da klang es nicht viel besser. Schade, aber damit war das Konzert schon gelaufen; kein Vergleich zu dem Auftritt im November in der ungeliebten Düsseldorfer Halle, in der Arcade Fire fabelhaft klangen!
Die Setlist war eine verkürzte Festivalversion des Programms von Düsseldorf. Während ich auf Rococo zum Beispiel gut und gerne verzichten konnte, war das Wegfallen von Laïka schmerzhafter. Aber bei kürzerer Spielzeit, großer Hitdichte und der Tatsache, daß offenbar Lieder (ein Lied) wie Sprawl II, das zu den schwächsten der Band zählt, gesetzt sind, müssen eben auch zwangsläufig Riesenhits auf der Strecke bleiben.
Das punkigste Stück der Band, Month of May von der aktuellen, preisgekrönten Platte, das live sonst abräumt, fiel auch dem Soundbrei zum Opfer, es klang nur nach Krach.
Daß Arcade Fire aber auch schlecht klingend spannend anzusehen sind, liegt an ihrer immer wieder wilden Bühnenshow. Auch wenn das Rumspringen, das wilde Trommelverprügeln, die Positionswechsel tausendmal praktiziert sind, hat das immer wieder einen improvisierten Charakter. Da dauert es zwischen zwei Liedern auch schon einmal etwas länger, bis jeder am Platz ist. Von Abgehobenheit nach dem weltweiten Popularitätssprung durch den Grammy ist nichts zu spüren. Wenn Win Butler ("der mit der Nazifrisur", wie empörte Twitter-User nach der Grammy Show feststellten, als nicht Lady Gaga oder Justin Bieber den Preis gewannen, sondern diese Arcade Who aus Ca-na-da) erwähnte "we won a fucking Grammy earlier!" wirkte das nicht großkotzig, es war vielmehr so ein "ihr glaubt gar nicht, was passiert ist."
Kein Konzert des Jahres von der besten Band der Welt. Aber ein guter Anlaß, sie schnell wiederzusehen!
Setlist Arcade Fire, Rock A Field, Luxemburg:
01: Ready to start
02: Keep the car running
03: No cars go
04: Haïti
05: Intervention
06: The suburbs
07: Month of may
08: Neighborhood #1 (Tunnels)
09: Sprawl II (Mountains beyond mountains)
10: We used to wait
11: Neighborhood #3 (Power out)
12: Rebellion (Lies)
13: Wake up
Links:
- Arcade Fire, Wiesen, 22.06.11
- Arcade Fire, Düsseldorf, 29.11.10
- Arcade Fire, Paris, 29.08.10
- Arcade Fire, Paris, 05.07.10
- Arcade Fire, Paris, 24.08.07
- Arcade Fire, Köln, 22.08.07
- Arcade Fire, Nimes, 22.07.07
- Arcade Fire, Paris, 20.03.07
- mehr Fotos
Ort: Rock A Field, Luxemburg
Datum: 26.06.2011
Zuschauer: das Festival war nicht ausverkauft
Dauer: gut 70 min
Auf dieses Konzert habe ich mich seit Wochen gefreut, Arcade Fire! Im vergangenen Jahr (im November) hatten die Kanadier ein atemberaubendes Konzert in Düsseldorf hingelegt, das das beste 2010 sein sollte. Trotz Philipshalle und trotz schlimmer Verkehrsverhältnisse war das einer dieser Konzertabende, an die man sich noch in Jahren erinnern wird. So wie mein erstes Mal Arcade Fire, als noch ein blonder Owen Pallett Teil der Band war.
Heute bei Rock A Field hätte es auch wieder so sein sollen, das war der Plan. Als ich auf dem Festivalgelände auf einer Lichtung bei Roeser ankam, zwischen Luxemburg Stadt und der französischen Grenze gelegen, spielte gerade einer dieser beknackten Lärmbands, die jedes Jahr Teil des Lineups sind. Diesmal war es Bullet For My Valentine (wenn es nach mir ginge "Bullets For His Valentine's Valentine"), und die Band bestätigte alle Vorurteile, die ich ihr gegenüber pflege.
Es folgten Die Fantastischen Vier und die Wombats, bevor bereits um halb neun Arcade Fire anfangen sollten. Vergangene Woche war der längste Tag des Jahres, die Sonne schien also noch, als die Band auftrat. Den tiefere Bedeutung hinter dem Zeitplan hatte ich ohnehin nicht verstanden, daß hinter der mit Abstand bedeutendsten Band des Festivals noch Elbow, die Arctic Monkeys und Goose folgen sollten, war für Leute wie mich, die früh nach Hause fahren wollten, gut, aber doch etwas ungewöhnlich, wo Startzeiten doch vergleichbar mit der Buchstabengröße auf den Plakaten Indikator für die Relevanz der Gruppe sind. Sei's drum, so war das Licht für die Bilder wenigstens besser.
Bevor die kanadischen Grammy- und Britpop-Award Sieger erschienen, wurden sie von einer alten amerikanischen Werbetafel (digital) angekündigt: "Coming soon - Arcade Fire" Sehr hübsch!
Alles andere als hübsch war dann aber der Sound. Ready to start verpuffte regelrecht in dumpfem Bassgewummer. So etwas erlebt man speziell bei Festivals ja leider immer wieder, oft bekommt die Soundcrew das aber schnell in den Griff, aber nicht hier. Es blieb dumpf, sodaß wir unsere Plätze vorne schnell aufgaben, um es weiter hinten zu versuchen, aber auch von da klang es nicht viel besser. Schade, aber damit war das Konzert schon gelaufen; kein Vergleich zu dem Auftritt im November in der ungeliebten Düsseldorfer Halle, in der Arcade Fire fabelhaft klangen!
Die Setlist war eine verkürzte Festivalversion des Programms von Düsseldorf. Während ich auf Rococo zum Beispiel gut und gerne verzichten konnte, war das Wegfallen von Laïka schmerzhafter. Aber bei kürzerer Spielzeit, großer Hitdichte und der Tatsache, daß offenbar Lieder (ein Lied) wie Sprawl II, das zu den schwächsten der Band zählt, gesetzt sind, müssen eben auch zwangsläufig Riesenhits auf der Strecke bleiben.
Das punkigste Stück der Band, Month of May von der aktuellen, preisgekrönten Platte, das live sonst abräumt, fiel auch dem Soundbrei zum Opfer, es klang nur nach Krach.
Daß Arcade Fire aber auch schlecht klingend spannend anzusehen sind, liegt an ihrer immer wieder wilden Bühnenshow. Auch wenn das Rumspringen, das wilde Trommelverprügeln, die Positionswechsel tausendmal praktiziert sind, hat das immer wieder einen improvisierten Charakter. Da dauert es zwischen zwei Liedern auch schon einmal etwas länger, bis jeder am Platz ist. Von Abgehobenheit nach dem weltweiten Popularitätssprung durch den Grammy ist nichts zu spüren. Wenn Win Butler ("der mit der Nazifrisur", wie empörte Twitter-User nach der Grammy Show feststellten, als nicht Lady Gaga oder Justin Bieber den Preis gewannen, sondern diese Arcade Who aus Ca-na-da) erwähnte "we won a fucking Grammy earlier!" wirkte das nicht großkotzig, es war vielmehr so ein "ihr glaubt gar nicht, was passiert ist."
Kein Konzert des Jahres von der besten Band der Welt. Aber ein guter Anlaß, sie schnell wiederzusehen!
Setlist Arcade Fire, Rock A Field, Luxemburg:
01: Ready to start
02: Keep the car running
03: No cars go
04: Haïti
05: Intervention
06: The suburbs
07: Month of may
08: Neighborhood #1 (Tunnels)
09: Sprawl II (Mountains beyond mountains)
10: We used to wait
11: Neighborhood #3 (Power out)
12: Rebellion (Lies)
13: Wake up
Links:
- Arcade Fire, Wiesen, 22.06.11
- Arcade Fire, Düsseldorf, 29.11.10
- Arcade Fire, Paris, 29.08.10
- Arcade Fire, Paris, 05.07.10
- Arcade Fire, Paris, 24.08.07
- Arcade Fire, Köln, 22.08.07
- Arcade Fire, Nimes, 22.07.07
- Arcade Fire, Paris, 20.03.07
- mehr Fotos
6 Kommentare :
Häh? Sprawl II ist das einzige gute Lied was die je gemacht haben!
Mein Pariser Freund stand wie immer in der ersten Reihe und fand den Sound ausgezeichnet. Er fragt, ob du das Konzert von der Toilette aus verfolgt hast?
Mein Pariser Freund Gilles sollte es vollständig heißen.
Hinterm Würstchenzelt standen wir.
Hinterm Würstchenzelt war folglich ein guter Platz, um schnell an Würstchen zu kommen, aber nicht um das Konzert zu hören.
Kann ich so 100% bestätigen (außer, dass ich Sprawl II ganz großartig finde). Danke für den Beitrag!
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