Samstag, 24. Dezember 2016

Viktoriya Yermolyeva, Karlsruhe, 14.12.16


Konzert: Viktoriya Yermolyeva
Ort: Jubez in Karlsruhe
Datum: 14. Dezember 2016
Dauer: 90 min
Zuschauer: etwa 150


Gerade war ich in meinem Lieblings-Podcast über die Frage gestolpert, wer eigentlich heutzutage ein Star ist. So jemand wie Justin Bieber wohl. Die Pianistin Viktoriya Yermolyeva ist auch ein Star - bekannt unter dem Namen vkgoeswild. Ihre (klassische) Ausbildung erhielt sie im heimischen Kiev und in meiner Heimatstadt Weimar. Tatsächlich war ich auf Youtube schon über ihre wilden Metal-Piano-Cover-Versionen gestolpert und fasziniert hängen geblieben. Deshalb fiel die Entscheidung für dieses Konzert schnell und bestimmt, war aber vor allem von der Neugier bestimmt, wie es wohl live rüberkommen würde. Im jubez angekommen war klar: mit Begleitung am Schlagzeug und laut Ansage vor dem Konzertbeginn auch laut.


Dann betrat Vika die Bühne und setzte sich an ihr E-Piano mit dem Rücken halb zum Publikum. Dort spielte sie stark zusammengekauert und sagte auch vom Publikum abgewandt ihre Stücke an. Nach jedem Song stand sie auf, um sich zu verbeugen - klassische Ausbildung eben. Das Lied des Tages für mich wäre wohl System of a downs Lonely day gewesen, das auch zu ihrem Repertoire gehört, diesmal aber leider nicht auf dem Plan war.
 

Während des ganzen Konzertes überlegte ich, warum sie mich nicht richtig kriegte, denn sie spielte hoch kunstfertig und dramatisch und ziemlich laut. Aber wahrscheinlich ist der Ansatz, mit einem Klavier metal nachzuempfinden doch kein tragendes Konzept? Was so absolut auch nicht stimmen kann, denn ich mag z.B. Master of Puppets sehr in der Version der Dresden Dolls, die ja in der gleichen Besetzung spielen. An diesem Abend war es das Eröffnungsstück leider (noch) ohne Drummer und für mich nicht so recht überzeugend. Das nächste Stück von Queen war mir auch zu romantisierend. Zu Tool erschien dann auch ihr funny Hungarian drummer Gabor (Kovacz) - leider riß er es auch nicht richtig heraus, weil er nicht filigran spielte, sondern rockigen Grundbeat gab.
 

Schließlich spielte sie auch ein eigenes Stück, was sich aber vom restlichen Programm nicht arg abhob. Für das versprochene klassische Stück von Chopin schwiegen die Drums, aber leider konnte sie mich damit erst recht nicht überzeugen. Die Tempi waren so frei, dass das ganze Stück total zerfaserte. Was vielleicht auch Teil meines Problems mit ihrer Spielweise an und für sich war. Zu wenig Ordnung, keine spröden Passagen und irgendwie kriegte sie so in ihren Bearbeitungen das Herz der Stücke nicht zu fassen, sondern berauschte sich an Oberflächlichkeiten. 


Im Prinzip ging es im zweiten Teil ähnlich weiter. Sie ließ uns einmal wählen (statt Black Sabbath wäre auch Guns'n Roses im Angebot gewesen). Anschließend hatte Gabor wieder Dienst. Tatsächlich gab es schließlich doch noch ein Stück, dass mich überzeugte: Chop Suey! von System of a Down, aber Toxcity kam in Teilen wie hopsasa daher und machte mich damit ärgerlich. Zu sichtlich vorfreudigem durchatmen im Publikum führte die Ansage von Space oddity. Allerdings war das dann richtig schlecht. Und hinter mir sprach das tatsächlich jemand laut aus: Das war richtig schlecht. Ja. War es - weil es eine belanglose Barpianisten Version war. Und so blieb von dem Abend doch ein recht gemischtes Gefühl zurück.
 

Setlist
01: Metallica - Master of Puppets
02: Queen - Who wants to live forever 
03: Tool - Vicarious
04: Deftones - Minerva oder Change
05: V. Yermolyeva - Stone
06: Sepultura - Kaiowas
07: Chopin - Etude Op 10 No 3
08: Slipnot - Before I forget
   - Pause -
09: V. Yermolyevy - Questions
10: Black Sabbath - God is dead
11: Rammstein - Seemann
12: System of a Down - Toxicity
13: System of a Down - Chop Suey!
14: System of a Down - Aerials
15: David Bowie - Space odditiy
16: Nirvana - Smells like teen spirit

17: AC/DC - Highway to hell (Z)



 

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