Donnerstag, 31. Juli 2014

Pearl Jam, Amsterdam & Rock Werchter, 16.06. & 05.07.14


Konzert: Pearl Jam
Ort: Ziggo Dome, Amsterdam & Rock Werchter
Datum: 16.06. & 05.07.2014
Zuschauer: 16.000 (ausv.) & 84.000 (ausv.)



von Dirk aus Mönchengladbach

Amsterdam:

Der Konzerttag in Amsterdam beginnt mit einer Überraschung. Obwohl man sich bereits vor Monaten Tickets über den bandeigenen Fan-Club besorgt hat und rechtzeitig an der neuen, modernen Konzerthalle des Ziggo Doms (direkt neben der Amsterdam-Arena) erscheint, muss man feststellen, dass Pearl Jam und die Niederlande immer noch ein besonderes Verhältnis haben. Tausende (kein Witz) Besitzer von Fan-Club Tickets, angeblich limitiert verlost, stehen Schlange und warten auf den bevorzugten Einlass. 

Ist dieser geschafft, zeigt sich die vor zwei Jahren als reine Konzertarena gebaute Halle von der allerbesten Seite. Fast alle Fehler diverser Mehrzweckhallen wurden bei diesem Neubau vermieden, man fühlt sich trotz der enormen Größe wie in einem Konzertsaal. Licht (dezentes lila), Essen (La Place), Garderoben (Schließfächer) und Toiletten am Innenraum lassen gar keine schlechte Laune zu. Vorgruppen gibt es ebenfalls keine bei dieser Tour und so beginnt Pearl Jam um 20.15 Uhr mit Pendulum

Die Band probte vorab 3 Tage in der ebenfalls naheliegenden HMH und spielt in Amsterdam das erste von wenigen Europa-Gigs 2014. Spielfreude und Eddies rotweingeschwängerte Ansagen sind bekannt, die Stimme kraftvoll wie selten. Nur leider macht Ihm eine Knieverletzung schwer zu schaffen. Wie ein alter Mann schleicht er über die Bühne und kann nur schwer die fehlende Energie früherer Shows kaschieren. So scheint es zunächst ein kurzer Abend zu werden. 

Die Bühne kommt ohne große LED Leinwand aus, stattdessen ein fast schon klassischer, hängender Lichtaufbau mit riesigen, schwingenden, glühbirnenartigen Lampen, sowie einem schwebenden Schrottkunstwerk in Form eines Riesenvogels. Ein sehr variables Design das besonders bei Pearl Jams täglich wechselnden Setlists Sinn ergibt. 

Das komplette Set besteht heute aus 32 Songs in fast 3 Stunden, und doch wird man wieder das Gefühl haben, nur die Hälfte zu sehen. Am zweiten Amsterdam Tag wird die Setlist wieder fast komplett ausgetauscht sein. Ein Grund, warum die Band diese Intensität in jedem Konzert erreichen kann. 

Heute gibt viele Raritäten (Evacuation), Cover (Sonic Reducer) sowie einen Song von Eddies Soloplatte (Sleeping by Myself) und natürlich auch Hits (Better Man, Alive, Reviewmirror). Band und Publikum benötigen ca. 30 min bis die Betriebstemperatur stimmt, doch dann gibt es kein Halten mehr. 

Lediglich der erste Zugabenteil, mit einigen langsameren Songs ohne Gitarrenlärm vorgetragen, dient hier als Showstopper bevor mit den letzten Songs bei vollem Saallicht der Abend zu Ende geht. 

Bis auf die fehlende Mobilität des Sängers gibt es da gar nichts zu meckern. Bands, die in Würde und ohne jede Peinlichkeit altern, deren Konzerte immer länger statt kürzer werden und deren neue Platte wirklich gut ist, kann man an einer Hand abzählen. Pearl Jam setzen hier wieder den Standard für Arena-Shows ohne sich beim Publikum anbiedern zu müssen. 

Die Wut und der Hass der frühen Tage mögen verflogen sein, die Dankbarkeit der Band bleibt. Als dann noch Eddies Schweiß am Bühnenrand von seinen Töchtern getrocknet wird, möchte man eine Träne verdrücken. 

 

Rock Werchter: 

Dies war aber nur der erste Streich, denn wenn es eine Band gibt bei der sich ein wiederholter Konzertbesuch lohnt, dann wohl bei Pearl Jam. Besonders wenn die Bedingungen für den zweiten Abend völlig andere sind. 

Das ehrwürdige Werchter Festival in einem Kaff (kleinem Dorf) in Belgien bietet netterweise Tageskarten an und auch wenn meine restlichen Kandidaten (Pixies im Zelt/Moderat auf der 3.Bühne) alle dem Slot von Pearl Jam zum Opfer fielen, es hat sich gelohnt. 

Pearl Jam bekamen auf der Hauptbühne die Zeit von 22:00 bis 01:00 Uhr zugeteilt, selbst für erfahrene Festivalgänger fast unglaublich. Die vorab platzierten Black Keys konnten die Erwartungen leider nicht erfüllen. Zum einen war das Gelände auf Grund des WM Spiels der Belgier zu diesem Zeitpunkt nur schwach gefüllt, zum anderen war der Band wohl selber klar das Pearl Jam den Abend spektakulärer zu Ende bringen würden als die Black Keys im sommerlichen, belgischen Nieselregen. 

Die Hits kamen ohne Druck und Spielfreude, ein Auftritt zum Vergessen… 

Danach versammelte sich vor der Bühne ein Mix aus den besten Pearl Jam Fans der europäischen Gemeinschaft und pünktlich mit dem Ende des Regens kam die Band auf die Bühne. Es folgte eine Lehrstunde für die übrigen „Rock“-Bands dieses Festivals. Vedder, sichtlich genesen und ohne erneute Knieprobleme wieder in Topform, kann es auch nach über 20 Jahren noch mit jedem aktuellen Frontmann als Headliner aufnehmen. 

Man muss Pearl Jam gar nicht mögen, um festzustellen, wie schnell diese Band auch unwissende, junge Festivalbesucher sofort packt und mitreißt. Schon der Opener Reviewmirror würde vielen als letzte Zugabe reichen…weiter geht es ohne Pause: Animal, Corduroy, Lightning Bolt, Do the Evolution…immer weiter treibt die Band sich und die Fans an….Vedder mal auf dem Schlagzeug, mal im Bühnengraben, mal mit belgischem Brief als Vorleser, dann wieder als springender Derwisch vor den Boxen... es gibt so viel zu sehen, obwohl es eigentlich gar keine Bühnenshow gibt. 

Bei All Night kommen zum ersten Mal Midlake mit auf die Bühne, der normale Set endet mit einem begeisternden Better Man in einer Endlosversion. 

Dann noch die Zugaben: Mother von Pink Floyd in voller Version, Black und Daughter mit weiteren Cover-Snippets (Where is my mind - Pixies) und Eddies Hinweis, dass vor den Pixies doch nur englische Bands gute Musik machten. 

Und wer immer noch stehen konnte, für den gab es dann kurz vor 01:00 Uhr noch die üblichen Rausschmeißer Sonic Reducer, Alive,…Free World (nochmal mit Midlake) und Yellow Ledbetter hintereinander. 

Da bleiben keine Fragen offen. Pearl Jam gönnten sich nur wenige Konzerte in Europa, es wird klar warum. Familien und Freunde müssen mit, mehr als 4 Wochen soll die Sause nicht dauern und die Spannung auf der Bühne muss unverändert hoch sein. 

Das Ziel wurde erreicht, die Wiese dampft, und alle sind glücklich. Eine letzte Frikandel und ein belgisches Bier auf dem Weg nach Hause, was für ein Abend. 

Setlist Pearl Jam, Ziggo Dome, Amsterdam:

01. Pendulum 
02. Nothingman 
03. Breakerfall 
04. Corduroy 
05. All Night 
06. Animal 
07. Got Some 
08. Mind Your Manners 
09. Given to Fly 
10. Who You Are 
11. Lightning Bolt 
12. Even Flow 
13. Swallowed Whole 
14. Sirens 
15. Light Years 
16. Evacuation 
17. Wishlist 
18. Porch 

19. Low Light (Z)
20. Thin Air (Z)
21. Sleeping By Myself  (Z)
22. Footsteps (Z)
23. Come Back (Z)
24. Jeremy (Z)
25. Better Man (Z)
26. Rearviewmirror (Z)

27. Go (Z)
28. Why Go (Z)
29. Supersonic (Z)
30. Sonic Reducer (Z)
31. Alive (Z)
32. Indifference (Z)

Setlist Pearl Jam, Rock Werchter:

01. Rearviewmirror 
02. Mind Your Manners 
03. Animal 
04. Corduroy 
05. Lightning Bolt 
06. My Father's Son 
07. Do the Evolution 
08. Given to Fly 
09. All Night 
10. Even Flow 
11. Sirens 
12. Elderly Woman Behind the Counter in a Small Town 
13. Why Go 
14. Spin the Black Circle 
15. Wasted Reprise 
16. Life Wasted 
17. Better Man 

18. Future Days (Z)
19. Mother (Z)
20. Jeremy (Z)
21. State of Love and Trust (Z)
22. Black (Z)
23. Daughter (Z)
24. Porch (Z)

25. Sonic Reducer (Z)
26. Alive (Z)
27. Rockin' in the Free World (Z)
28. Yellow Ledbetter (Z)



 

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