Konzert: Grant Hart
Ort: Stadthalle Mülheim, Köln (Week-End Fest #3)
Datum: 13.12.2013
Dauer: 55 min
Zuschauer: gut 1.000
Ich hasse Festivals. Wenn die Musik und nicht die Party im Mittelpunkt stehen soll, sind Festivals eine schlechte Form, Bands zu gucken. Denn die spielen dort meist kurz, parallel, im Regen oder mit miesem Sound. Und bei den liebsten Künstlern stehen grundsätzlich ein paar 16jährige Betrunkene nebenan und machen gegenseitig Handyfotos.
Daß das Week-End Fest in der ollen Mülheimer Stadthalle anders sein würde, war vorher schon klar. Vielleicht heißt das Ding daher auch Fest ohne "ival" hinten. Zwei Tage, einmal drei, einmal vier Bands, keine von denen eine der typischen Gruppen, die man im Sommer fünfmal im Umkreis von 150 km um Köln hätte sehen können und vor allem keine, die irgendwie im Verdacht steht, daß es an diesem Wochenende nicht in erster Linie um die Musik gehe.
Robert Forster, die wundervollen Pastels, Mirel Wagner und die Young Marble Giants am Samstag und The Fall und Yuck am Freitag. Den Eröffnungspart hatte aber Grant Hart, der Drummer von Hüsker Dü. Obwohl der Amerikaner und seine Exband sehr große Legenden sind (ich benutze das fiese Wort jetzt letztmalig, versuche ich), war mir Grant Hart vorher am wenigsten wichtig. Der 45-Minuten-Stau auf der Fahrt ließ mich daher sehr ruhig. Wenn ich wegen Parkplatzsuche und der lästigen Einlaßkontrolle ein paar Lieder verpassen würde, mein Gott, es kommt ja noch genug.
Ich schaffte es pünktlich, weil wie alles andere das Parken und der Einlaß herrlich entspannt waren. Mein letztes Konzert in der Stadthalle hatte ich im April 1993 gesehen (Anne Clark, die uns aufforderte, uns hinzusetzen - tolles Konzert!), der Saal kam mir aber vertraut vor. Als der Swearing At Motorists Sänger Dave Doughman im Anzug und mit gutem Deutsch den Hüsker Dü Mann ankündigte, war der Raum noch nicht sonderlich voll. Der Auftritt, der mir nicht wichtig gewesen war, entpuppte sich schnell als erster Knüller!
Grant Hart schluffte auf die Bühne (in viel zu großen Schuhen, wie ich später erzählt bekam), zog sich eine Stirnlampe um, nahm seine Gitarre und stimme Awake, arise! von seinem im Sommer erschienenen Album Argument. Die Lampe und seine Aufforderung mitzusingen, waren etwas ungewöhnlich, gut. Aber das wahre Ausmaß seiner Exzentrik kam erst beim anschließenden Shin, shine, shine zum Vorschein. "Habt ihr Haustiere? Warum habt ihr die nicht mitgebracht? Das wäre doch sehr schön gewesen!"
Nach ein paar Stücken zog Grant die Grubenleuchte ab. An seiner Liveshow änderte sich sonst nichts. Der Amerikaner spielte nur mit seiner Gitarre Song um Song von seinen Soloplatten, von Hüsker Dü oder Nova Mob. Gegen Ende jeden Lieds ging Grant zu den beiden Verstärkern rechts und spielte die letzten paar Töne dort. Die anderen Mikros, das Keyboard und das Schlagzeug auf der Bühne schienen schon für Yuck aufgebaut zu sein. Nach einem der ersten Liedern sprach Grant Hart von jemandem, dessen Namen ich vergessen habe, den wir aber auch nicht kennten. Es kam dann kein Gast (zumindest keiner, den wir sehen konnten). Als er irgendwann einen "imaginary friend" ankündigte, dachte ich auch, daß das nbicht unbedingt einer sein würde, von dem das Publikum auch etwas hätte.
Wie schon bei meiner Vorabbewertung des Konzerts lag ich falsch. Der Gast war echt. Robert Forster, der Samstag mit Streichern Lieder der Go-Betweens spielen wird, kam dazu und spielte mit Grant Hart dessen Solostück 2541. Ein wunderbarer Moment! Die beiden Musiker passen scheinbar überhaupt nicht zueinander, ihr gemeinsamer Auftritt war großartig!
My regrets sollte das Konzert beschließen. "Ich spiele zu dem Zeitpunkt immer das eine oder das andere. Welches wollt ihr? Das andere? Ok." Grant bekam danach signalisiert, noch Zeit zu haben und spielte mit You're a soldier und Never talking to you zwei weitere Hüsker Dü-Stücke.
Der Auftritt des Amerikaners war erstaunlich unterhaltsam. Nicht hip aber gut. So wie das ganze Fest!
Berichte von Yuck und The Fall und dem ganzen Samstags-Rest am Sonntag!
Setlist Grant Hart, Week-End Fest, Köln:
01: Awake, arise
02: Shine, shine, shine
03: Is the sky the limit
04: Admiral of the sea (Nova Mob)
05: So far from heaven
06: Pink turns to blue (Hüsker Dü)
07: Back from somewhere (Hüsker Dü)
08: She floated away (Hüsker Dü)
09: Remains to be seen
10: 2541 (mit Robert Forster)
11: The girl who lives on Heaven Hill (Hüsker Dü)
12: California Zephyr
13: Where you gonna land (next time you fall off of your mountain) (Nova Mob)
14: My regrets
15: You're a soldier (Hüsker Dü)
16: Never talking to you again (Hüsker Dü)
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