Dienstag, 22. Oktober 2024

left of the dial Festival - Rotterdam - 17.-19.10.2024

 


Konzert: "left of the dial" Festival
Ort: Rotterdam - div. Locations 
Datum: 17.-19.10.2024
Dauer: 3 Tage
Zuschauer: ausverkauft



Schon im letzten Jahr stand dieses rasant wachsende Showcase-Festival auf unserer "to do" Liste. Einige Viren hatten leider etwas dagegen. 130 Acts auf 22 Bühnen, verteilt über die Innenstadt von Rotterdam. Ein Moloch von Programm, bei dem die Playlist alleine 14 Stunden in Anspruch nimmt.

Interessanterweise besteht hier das Line-Up aus unzähligen UK-Acts, die z.B. beim Reeperbahn Festival vor einem Monat fast gar nicht anzutreffen waren. Auch sind die Genre hier enger gefasst. Post-Punk, Indie und ein paar wenige Ausreißer in Richtung Pop, Folk und Punk. 


Umso besser, aber auch anstrengender ist daher die Planung mit der Festival eigenen App. Zwar sind alle Clubs in Gehweite, thematisch gibt es aber keine weitere Zuordnung. Ansonsten ist aber alles ganz liebevoll und organisatorisch perfekt gestaltet. 


Die Läden hören auf so tolle Namen wie Worm, Roodkapje oder Tiki`s. Drei  wunderschöne Kirchen werden bespielt. Dazu die bekannten und ehrwürdigen Clubs:  Perron und Rotown. 


Das Rahmenprogramm bietet einen Moshpit Lehrgang (auch in einer Kirche), Merch fast aller Bands zum Selberdrucken und Kinofilme am Mittag. Extra-Tickets gibt für vier Hafenrundfahrten in Booten mit je zwei Bands. Die Innenstadt präsentiert darüber hinaus noch einige Bands gratis und ohne Eintritt. 


Fast alle Bands treten mehrmals am Wochenende auf, so dass sich der Zeitdruck etwas entspannt. Irgendwann muss man dann ja auch nochmal etwas Essen und Schlafen. Ich kann diese Innenstadt Festivals nur immer wieder empfehlen. Man sieht trotzdem immer noch genug von der Stadt und entdeckt Ecken, die einem ein normaler Städte Tripp definitiv vorenthalten hätte. 

Bands auf ihren ersten Live-Schritten zu sehen macht einfach Freude. Viele werden den Sprung auf andere Festivals in 2025 schaffen. Musikalisch gab es folgende Bands zu beachten:


Deary konnte man bereits als Support von Slowdive in diesem Jahr erleben. Hier spielen sie am Nachmittag ihren ruhigen Mix aus Shoegaze und Indiepop. Pamphlets aus New York ziehen dann das Tempo schon etwas an. Klassischer Indie-Rock mit amerikanischem 90er Einschlag. 

Als einer der Gewinner des Wochenendes können dann Human Intrest punkten. Auf dem gleichen Label wie Sports Team und Englisch Teacher (Nice Swan) spielen sie tolle Songs mit Harmoniegesang und einen Sound zwischen Arcade Fire und T. Rex. Tipp. 


Eine der wenigen Bands, die schon vorher etwas Aufmerksamkeit bekamen, waren Dog Race. Ich konnte den Hype aus Haldern hier nicht nachvollziehen. Der Gesang ist sehr gewöhnungsbedürftig, irgendwo zwischen Highlands und Exorzist. Eine Coverversion von Joan Baez bleibt unverstanden. Trotzdem hat die Bands zwei echte Hits im Gepäck und wird ihren Weg machen. 

Viel mehr Spaß machten mir da schon zwei Bands aus dem BCNR Umfeld. Sowohl ladylike als auch Ugly sah ich in der Kirche und beide waren hervorragend. Introvertierte Pop-Perlen, meist jenseits der fünf Minutengrenze. Himmlisch. Danach noch zur Aftershow-Abriss Party ins Rotown. So schön können Herbst-Festivals sein. 


Eine besondere Erwähnung gibt es dann noch für Meryl Streek. Zunächst nur mit einer Taschenlampe beleuchtet betritt er die Bühne und startet einen Rant gegen Kirche und Staat, der Mike Skinner wie einen wortkargen Anfänger klingen lässt. In Dublin scheint sich einiges angestaut zu haben. Miete, Missbrauch und Mafia bieten genug Themen für einen explosiven Auftritt. Unbedingt reinhören. 

Und so verfliegen die Stunden, Tage und dann ist es auch schon wieder vorbei. "Left of the dial" beweist, wie ein perfektes Indoor-Festival funktioniert und wenn man in die lachenden Gesichter der unzähligen Musiker blickt, die ihre Instrumente durch die Gassen tragen, scheinen sie es genauso zu genießen.  

3 Fotos: Tineke Klamer    



 

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