Konzert: Jenny Ritter mit Ryan Boeur
Ort: Break'Art Mix in Paris
Datum: 14. Februar 2015
Dauer: 60 min
Zuschauer: 15
Die Wochenendreise nach Paris war schon lange geplant. Kurz vor der Abfahrt flatterte noch eine verführerische Einladung herein: Experience the aphrodisiac alchemy of music + pancakes + beer this Saturday afternoon. Break'Art Mix und Friends with Benefits hatten die Kanadierin Jenny Ritter zu Gast und warben um weitere offene Herzen für den Nachmittag des Valentintages mit dem Versprechen von intimer Musik fürs Gemüt und Stärkung für den Magen. Was könnte es besseres geben?!
So gab es ein Wiedersehen mit den hinreißenden Gastgebern David Simard und Anne Vegnaduzzo, die ich bei einer Oliver Peel Session mit Feral and Stray im letzten Juni dort kennengelernt hatte. Jenny hatte Ryan Boeur (Fish & Bird) an der Gitarre mitgebracht, der gerade eine Tour in Großbritannien absolviert hatte (*). Offensichtlich harmonsieren die beiden nicht nur auf der Bühne gut.
Jenny spielte nach einer sich spontan entwickelnden Setlist und wählte viele Stücke, die auf ihrer aktuellen CD sind und neueres noch unveröffentlichtes Material. Sie hat persönliche Erfahrungen der letzten Jahre verarbeitet, die aber zu allen sprachen, die an diesem Nachmittag anwesend waren. Mögen die konkreten Erfahrungen sehr persönlich sein, sind doch die damit verbundenen Gefühle, die in der Musik Ausdruck fanden, recht universell. Jenny nutzte das intime Arrangement dazu, uns viel zu ihren Lieder zu sagen. Z.B. wie die Bande zu den Musikerinnen ihrer 10 Jahre bestehenden Band The Gruff, sich nicht in Luft auflösen, nur weil das gemeinsame Projekt zu Ende ist.
Oder wie es war, sich als Mensch, der von der Insel und vom Dorf kommt, an die Stadt Vancouver zu gewöhnen: Five nights schaut dabei auf den Mond und gibt taumelnd und schunkelnd einen Eindruck vom suchen und finden von neuartigen Gewissheiten. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Zeilen We must sing to forget about it - We must sing to remember it, in die wir alle schließlich mit einstimmten. Ein flottes Liedchen mit Ohrwurmpotential. In They can't tell wurden Vögel in die Ferne geschickt, um von den Bergen zu singen. Cold house song wiegte sich dann in langsamem und tröstlichen Dreiertakt. Interessant war auch die Geschichte zum Museum song. Ihre Mutter arbeitete an Exponaten im lokalen Museum. Natürlich außerhalb der Öffnungszeiten. Jenny musste sie an den Abenden oft begleiten und durfte sich dann auf einer Etage frei bewegen. Heute sagt sie, dass in dieser Zeit ihre Faszination dafür geboren wurde, hinter Fassaden zu schauen und Entwicklungen und Zusammenhänge zu verstehen.
So verging die Stunde wie im Flug. Es wurde viel gelacht und gescherzt. Leider stehen keine Konzerte in Deutschland auf dem Plan. Jetzt gerade ist sie in Schweden zu Gast und freute sich während unserer Begegnung in Paris schon sehr darauf, weil die Schweden nach ihrer Erfahrung selbst so eine lebendige Tradition von Volksmusik pflegen, dass sie dort immer auf ein verständiges und offenes Publikum treffe. Umso froher hat mich unser Treffen in Paris gemacht.
Aus unserem Archiv:
Feral & Stray, Paris, 17.06.14
Mehr Fotos und ein Bericht
(*) Soon thereafter we’re headed to the UK for our first overseas tour, concluding with an appearance at the Celtic Connections festival in Glasgow, Scotland!!
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen