Freitag, 30. März 2012

Lambchop, Karlsruhe, 28.03.12

Konzert: Lambchop mit Support Cortney Tidwell 28. März 2012
Ort: Tollhaus, Karlsruhe
Zuschauer: voll, etwa 550 Zuhörer
Konzertdauer: 30 min + 100 min



Bericht und Fotos von Gudrun aus Karlsruhe


In Vorbereitung des Konzertabends fiel mir auf, dass es schon 10 Jahre her ist, dass ich mit der Platte "Is a woman" großer Lambchop-Fan wurde. Das war die Zeit, wo ich auch alle Kristoffer Aström Platten haben musste. Inzwischen bin ich zu diesen traurigen Männern etwas distanzierter, aber beide Helden dieser Zeit kamen nun im Abstand von nur einer Woche nach Karlsruhe. Kristoffer Aström musste ich verpassen, da ich unterwegs war, aber wenigstens Lambchop wollte ich im Konzert einmal beschauen gehen. Und sei es nur um der alten Zeiten willen.

Den letzten Ausschlag gab für mich der Support. Ich liebe die beiden
Platten von Cortney Tidwell (die gemeinsame Platte mit Kurt Wagner aber nicht wirklich).

Seien wir ehrlich: irgendwie sind die Lieder von Kurt sich alle sehr
ähnlich und Texte versteht man immer nur so, naja. Als CD habe ich nur "Is a woman" behalten (sozusagen als Prototypen) und die anderen wieder weitergegeben bzw. nicht mehr
erworben. Deshalb habe ich mir auch kein besonders erregendes Konzerterlebnis versprochen, eher gediegen und etwas melancholisch für mich. Ich hätte vielleicht sogar das Konzert ganz vorübergehen lassen, wenn es nicht gerade diese Konstellation gegeben hätte, dass ich bei Kristoffer Aström keine Wahl hatte und ich den Support sehr gern sehen wollte.

Diese Vorbehalte waren während des Konzertes alle dahin - einziger
Kritikpunkt: der Support hätte sich ruhig 15 min mehr nehmen dürfen.

Ich glaube, ich bin noch nie in einem nicht klassischen Konzert
gewesen, wo der Sound so exzellent war. Für diese Art Musik der sehr leisen Töne ist das natürlich ganz besonders wichtig und damit auffällig und auffällig angenehm als Zuhörer.

Cortney Tidwell betrat auf die Minute pünktlich 20:30 Uhr nur mit einer Gitarre
die Bühne und sang ihr erstes Stück. Die Saaltechnik war wohl auch etwas überrascht und musste erst einmal Bühnenlicht an- und Saallicht ausschalten, das Publikum schnell die Plätze einnehmen. Aber dann war für das gesamte Set eine gespannte Stille, die nur durch zunächst freundlichen aber zunehmend enthusiastischen Applaus unterbrochen wurde. Für die weiteren Lieder hatte Cortney Unterstützung von zwei Herren, die entweder Keyboard und Steelguitar spielten oder Gitarren. Die Stücke waren mir gegenüber den Albumversionen sehr fremd, jedoch über die Stimme als Cortney Tidwell klar zu erkennen. Diese Frau singt wirklich Engels-gleich in den höchsten Höhen aber ganz und gar nicht niedlich und süß. Sie interagierte nicht sehr viel mit dem Publikum. Außer um ihre Mitstreiter vorzustellen und sich dafür zu bedanken, dass wir so aufmerksam zuhörten, ergriff sie kaum das Wort. Im Gespräch später am Merchandise-Stand machte sie auch eher einen sehr bescheidenen, fast zu selbstkritischen Eindruck.


Nachdem sie 21:00 Uhr ihr Set beendet hatte und ein klein wenig auf der Bühne neu geordnet wurde (wobei offensichtlich fast alles schon fertig war), ging es 21:20 Uhr mit Lambchop "richtig" los. Lambchop waren an dem Tag Kurt Wagner mit 6 weiteren Musikern. Wie schon vermutet war Cortney Teil der Band und ihre zwei Begleiter "geborgt". Dazu trat noch ein Schlagzeuger, ein Mann am Bass und einer am Flügel. Das Set war im Halbkreis aufgestellt. Links vorn war das Drumset platziert, Cortney im Scheitel und rechts vorn Kurt. Ein sehr ungewöhnliches Setting, was aber den psychologischen Effekt auf mich hatte, dass ich selbst mich als "im Kreisbogen" empfand und dies für fast jede Position im Saal möglich war. So als säße man in einer gemütlichen Kneipe beisammen. Die Atmosphäre war sehr intim und understated. Man spürte die ganzen Emotionen sozusagen unter der Oberfläche. Die Gruppe zog die Stücke aufeinander hörend ganz professionell durch gleichsam nach dem Motto, "wir wissen ja das Leben ist kein Ponyhof - da muss man nicht noch viele Worte drum machen, ihr wißt schon...". Cortneys Stimme war meist einfach wie ein Instrument eingesetzt gar nicht wie eine zweite Gesangsstimme oder als Background.

Erst nach 60 min
ergriff Kurt zum ersten Mal das Wort. Das wurde dann aber sehr schnell extrem lustig, denn er lieferte sich einen schlagfertigen Wortwechsel mit dem Mann am Flügel, der prompt anfing schlüpfrige Witze zu erzählen... Anschließend wurde das Set noch auf 90 min gefüllt.

Erst in der Zugabe ergaben sich zwei Dinge, die ich mir sehr gewünscht
hatte: ein richtiges Duett der zwei Sänger und ein Stück, wo mal die Emotionen raus durften, ohne wenn und aber. Das wurde dann vom Publikum auch besonders enthusiastisch gefeiert.

Nach dem Konzert waren Cortney und Kurt am Merchandisestand als freundliche, bescheidene und aufmerksame Menschen anwesend. Ich glaube, die Band hat den Abend mit dem Karlsruher Publikum auch als einen der schöneren Abende auf ihrer Tour für sich erlebt.

Ich werde jedenfalls nicht wieder mit dem Gedanken spielen, ein
Lambchopkonzert einfach vorbeiziehen zu lassen.



3 Kommentare :

E. hat gesagt…

gudrun wird Euch hier nach und nach den rang ablaufen! holla! großartige arbeit, gudrun!

Oliver Peel hat gesagt…

Ja, Gudrun ist dufte und wird immer besser!

Gudrun hat gesagt…

Huch, ich werde ganz rot... Danke!

 

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