Konzert: Julie Peel (& Hailey Wojcik)
Ort: Herbrand's Club
Datum: 03.03.2012
Zuschauer: gut 50
Dauer: Julie Peel 50 min, Hailey Wojcik 50 min
Veranstaltungen, bei denen hippe, elektronische Musik im Mittelpunkt steht, fangen gerne spät an. Während dem gesetzteren Publikum im Studio 672 am Freitag Kathleen Edwards bereits um halb neun präsentiert wurde, war der Ablaufplan des intro-Jubiläums im E-Werk um einige Zeitzonen verschoben. Für mich ein perfekter Umstand, nicht weil ich plötzlich Hoffnungen hegte, im E-Werk zu Cool-Colonia zu zählen, es bot vielmehr die Chance, vorher noch die aus Paris hochgelobten Julie Peel und Hailey Wojcik zu sehen. Wenn schon an vier Tagen nacheinander Konzerte sind, macht eines mehr die Augenringe auch nicht mehr tiefer.
Die beiden New Yorker Zimmergenossinnen waren im Herbrand's Club in Ehrenfeld angesetzt. Der Club ist Teil eines großen Restaurants, das etwas versteckt hinter einem Kino- und einem Muskelcenter liegt. Weil mal wieder Bettenwechsel in den niederländischen Skigebieten war, brauchte ich viel länger als sonst und kam erst um fünf nach halb neun im Konzertsaal an, in dem bereits eine sehr zierliche rothaarige Frau mit schwerer Gitarre und schweren Stiefeln rockte. Die junge Amerikanerin, die Julie Peel auch in Paris supportet hatte, gefiel mir auf Anhieb. Normalerweise spielt sie ihre Stücke in Begleitung eines Schlagzeugers, aber auch solo, nur mit E-Gitarre und einer herrlich punkigen Stimme mit viel Tremolo war Haileys Programm sehr unterhaltsam. Leider kannte ich noch keinen der Titel, aber einige überzeugten wirklich sehr.
Die ursprünglich aus dem Mittleren Westen stammende Musikerin (später liebevoll von Julie Peel als echte Bitch vorgestellt), begeisterte überhaupt das Publikum, so daß sie ihr Programm um mindestens zwei Nummern ausdehnte, nachdem sie die an der Bar stehende Julie dazu ermuntert hatte.
Veranstaltet wurde das Konzert von einem Club der 40, einem kulturfördernden Verein mit (glaube ich) ursprünglich 40 Gründern. Ein kluges Vorgehen, denn mit vielen Mitgliedern ist auch ein ordentliches Publikum gewährleistet. Der kleine, sehr doof zugeschnittene Saal war recht gut gefüllt.
Um halb zehn bestieg dann Julie Peel sehr schüchtern die Bühne. Irgendwie schien zu Beginn niemand Kenntnis von ihr zu nehmen. Im Vergleich zu der ihrer Mitbewohnerin ist Julies Musik auch deutlich leiser bzw. ruhiger. Trotzdem hatte Julie mit den ersten Tönen die Aufmerksamkeit der meisten Zuschauer gewonnen. Auch mich verzauberte die Südfranzösin sofort (und nicht etwa, weil sie mich ein wenig an Katie Harkin von Sky Larkin erinnerte).
Julie hat eine wunderbare Stimme, die zwar ein wenig gelangweilt klingt (oder schleifend, falls das für irgendwen Sinn macht), dadurch aber herrlich einprägsam ist. Bei ihren Ansagen hat Julie einen leichten französischen Akzent, der beim Singen kaum noch hörbar ist. Bei einem Stück dachte ich zwar, jetzt breche die französische Betonung richtig raus (vgl. "I'll kieeell her"), da sang Julie "se stair". Aus der französischen Treppe wurde bei näheren Zuhören aber "Sister".
Zwei Stücke des äußerst kurzweiligen Programms konnte ich nicht identifizieren, der Großteil stammte jedoch von ihrem Album Near the sun, das man bei Bandcamp oder iTunes kaufen kann. Dabei war alles schön, ganz besonders gut gefiel mir aber Living in a movie, zu dem sie von einem Resident Akkordeonspieler (Christian) begleitet wurde - ein Knüller!
Was das für ein Film ist, in dem Julie lebt, weiß ich nicht. Ihre Lieblingsserien kenne ich aber: Buffy und Portlandia - vermutlich würden in Julies Film also vegane Dämonen vorkommen. Daß jemand, der so guten Fernseh- (und Hemden-!) geschmack hat, auch musikalisch zu den Guten gehört, ist also nicht weiter verwunderlich.
Es brauchte also nichts mehr, um mich zu begeistern. Julie packte aber noch etwas drauf - just in case. "Das hier ist nicht meine normale Gitarre. Die benutze ich in Europa zum Proben. Nach dem Konzert würde ich mich gerne von ihr trennen. Wenn sie also jemand kaufen will, ab 50 € könnt ihr sie haben."
Kein hippes, aber ein sehr schönes Konzert!
Setlist Julie Peel, Herbrand's, Köln:
01: Once more with feeling
02: Innocence
03: ?
04: Near the sun
05: Sister
06: ?
07: Unfold
08: Living in a movie
09: Lousy weekend (Daniel Johnston Cover) (Z)
10: Let go (Daltonians) (Z)
Links:
- Julie Peel, Paris, 29.02.12
Ort: Herbrand's Club
Datum: 03.03.2012
Zuschauer: gut 50
Dauer: Julie Peel 50 min, Hailey Wojcik 50 min
Veranstaltungen, bei denen hippe, elektronische Musik im Mittelpunkt steht, fangen gerne spät an. Während dem gesetzteren Publikum im Studio 672 am Freitag Kathleen Edwards bereits um halb neun präsentiert wurde, war der Ablaufplan des intro-Jubiläums im E-Werk um einige Zeitzonen verschoben. Für mich ein perfekter Umstand, nicht weil ich plötzlich Hoffnungen hegte, im E-Werk zu Cool-Colonia zu zählen, es bot vielmehr die Chance, vorher noch die aus Paris hochgelobten Julie Peel und Hailey Wojcik zu sehen. Wenn schon an vier Tagen nacheinander Konzerte sind, macht eines mehr die Augenringe auch nicht mehr tiefer.
Die beiden New Yorker Zimmergenossinnen waren im Herbrand's Club in Ehrenfeld angesetzt. Der Club ist Teil eines großen Restaurants, das etwas versteckt hinter einem Kino- und einem Muskelcenter liegt. Weil mal wieder Bettenwechsel in den niederländischen Skigebieten war, brauchte ich viel länger als sonst und kam erst um fünf nach halb neun im Konzertsaal an, in dem bereits eine sehr zierliche rothaarige Frau mit schwerer Gitarre und schweren Stiefeln rockte. Die junge Amerikanerin, die Julie Peel auch in Paris supportet hatte, gefiel mir auf Anhieb. Normalerweise spielt sie ihre Stücke in Begleitung eines Schlagzeugers, aber auch solo, nur mit E-Gitarre und einer herrlich punkigen Stimme mit viel Tremolo war Haileys Programm sehr unterhaltsam. Leider kannte ich noch keinen der Titel, aber einige überzeugten wirklich sehr.
Die ursprünglich aus dem Mittleren Westen stammende Musikerin (später liebevoll von Julie Peel als echte Bitch vorgestellt), begeisterte überhaupt das Publikum, so daß sie ihr Programm um mindestens zwei Nummern ausdehnte, nachdem sie die an der Bar stehende Julie dazu ermuntert hatte.
Veranstaltet wurde das Konzert von einem Club der 40, einem kulturfördernden Verein mit (glaube ich) ursprünglich 40 Gründern. Ein kluges Vorgehen, denn mit vielen Mitgliedern ist auch ein ordentliches Publikum gewährleistet. Der kleine, sehr doof zugeschnittene Saal war recht gut gefüllt.
Um halb zehn bestieg dann Julie Peel sehr schüchtern die Bühne. Irgendwie schien zu Beginn niemand Kenntnis von ihr zu nehmen. Im Vergleich zu der ihrer Mitbewohnerin ist Julies Musik auch deutlich leiser bzw. ruhiger. Trotzdem hatte Julie mit den ersten Tönen die Aufmerksamkeit der meisten Zuschauer gewonnen. Auch mich verzauberte die Südfranzösin sofort (und nicht etwa, weil sie mich ein wenig an Katie Harkin von Sky Larkin erinnerte).
Julie hat eine wunderbare Stimme, die zwar ein wenig gelangweilt klingt (oder schleifend, falls das für irgendwen Sinn macht), dadurch aber herrlich einprägsam ist. Bei ihren Ansagen hat Julie einen leichten französischen Akzent, der beim Singen kaum noch hörbar ist. Bei einem Stück dachte ich zwar, jetzt breche die französische Betonung richtig raus (vgl. "I'll kieeell her"), da sang Julie "se stair". Aus der französischen Treppe wurde bei näheren Zuhören aber "Sister".
Zwei Stücke des äußerst kurzweiligen Programms konnte ich nicht identifizieren, der Großteil stammte jedoch von ihrem Album Near the sun, das man bei Bandcamp oder iTunes kaufen kann. Dabei war alles schön, ganz besonders gut gefiel mir aber Living in a movie, zu dem sie von einem Resident Akkordeonspieler (Christian) begleitet wurde - ein Knüller!
Was das für ein Film ist, in dem Julie lebt, weiß ich nicht. Ihre Lieblingsserien kenne ich aber: Buffy und Portlandia - vermutlich würden in Julies Film also vegane Dämonen vorkommen. Daß jemand, der so guten Fernseh- (und Hemden-!) geschmack hat, auch musikalisch zu den Guten gehört, ist also nicht weiter verwunderlich.
Es brauchte also nichts mehr, um mich zu begeistern. Julie packte aber noch etwas drauf - just in case. "Das hier ist nicht meine normale Gitarre. Die benutze ich in Europa zum Proben. Nach dem Konzert würde ich mich gerne von ihr trennen. Wenn sie also jemand kaufen will, ab 50 € könnt ihr sie haben."
Kein hippes, aber ein sehr schönes Konzert!
Setlist Julie Peel, Herbrand's, Köln:
01: Once more with feeling
02: Innocence
03: ?
04: Near the sun
05: Sister
06: ?
07: Unfold
08: Living in a movie
09: Lousy weekend (Daniel Johnston Cover) (Z)
10: Let go (Daltonians) (Z)
Links:
- Julie Peel, Paris, 29.02.12
3 Kommentare :
Lied drei in der Setlist von Julie Peel war sicherlich "OK". Schöner Bericht!
Ich hab ein Foto von der Setlist gemacht. Die Reihenfolge stimmt zwar nicht, aber vielleicht hilft dir das ja die Lücken zu füllen.
Ich denke, Julie hat weder Ok noch Alone gespielt. Diesen Song for a stranger kenne ich gar nicht, habe dazu auch nichts gefunden. Vielleicht war das einer der fehlenden Titel. Ist das auch von den Daltonians, Oliver?
Die ausliegende Setlist stimmte jedenfalls gar nicht.
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