Konzert: Feist
Ort: E-Werk, Köln
Datum: 13.03.2012
Zuschauer: ausverkauft
Dauer: Feist 110 min, Fionn Regan 25 min
Seit heute ist der Streaming-Dienst Spotify auch aus Deutschland erreichbar. Ich bin noch nicht sicher, was von dieser Möglichkeit, Musik online hören zu können, ohne dafür etwas zu bezahlen, zu halten ist. Für Musik hat man gefälligst zu bezahlen. Wenn ich tagein tagaus in Buchhandlungen stünde und Bücher gleich da lesen würde statt sie zu kaufen, würde ich vollkommen zurecht als irre gelten. Bei Musik ist dies gesellschaftlich vollkommen anerkannt. Dienste wie Spotify geben diesem Verhalten einen rechtlich abgesicherten Rahmen. Organisiertes und abgesegnetes Betrügen von Künstlern also. Allerdings bekommen Musiker eine gewisse Entschädigung für das Hören ihrer Stücke über Spotify, auch wenn der Betrag offenbar elendig niedrig ist. Muß man die Schlecker-Löhne also vielleicht doch gut finden, weil mies bezahlt immerhin besser als nicht bezahlt ist? Schwierige Sache.
Leslie Feist braucht die Spotify-Einnahmen sicher lange nicht mehr für ein annehmbares Leben, dafür verkauft sich das Werk der Kanadierin zu gut. Auch das E-Werk (welch ein Wortwitz...) war heute ausverkauft, und das, obwohl der Ticketpreis mit gut 40 Euro gesalzen war.
Um es vorweg zu nehmen: man bekam einiges geboten für dieses Geld. Wir bekamen fast zwei Stunden Konzert geboten, zwei entzückende Zugaben, einige grandiose, druckvolle Rocknummern, wir bekamen aber auch von manchem deutlich zu viel; an einigen Stellen zu viel Bombast und vor allem zu viele Musiker auf der Bühne: die tanzenden und schnippsenden Gospel-Schwestern rechts nahmen eine Menge der Magie weg, die mein vorher einziges Feist Konzert vor ein paar Jahren in Frankfurt so wundervoll gemacht hatte. Es war ein durchwachsenes Konzert, auch wenn ich mit dieser Meinung vermutlich ziemlich alleine dastehe.
Feist war heute immer dann mehr als nur ok, wenn sie entweder ganz leise oder ganz laut war. Die letzten beiden Zugaben waren das viele Geld dann doch noch richtig wert, da spielte Leslie Feist alleine, und da war dieses Besondere, das ich mir für den Abend insgesamt so sehr erhofft hatte reichlich vorhanden. Das konnten selbst in allerlei Rhythmen mitklatschenden und schrecklich schief und laut mitsingende Menschen (an den Stellen, an denen man leise - wenn überhaupt - mitsingt) nicht versauen. Ebenso brillant waren die lauten Stücke: My moon my man und I feel it all gleich nacheinander. Neben den beiden akustischen Zugaben und So sorry vor den Encore-Blöcken waren das die mit Abstand besten Stücke des Abends. Es waren also die alten Lieder, die die Magie mitbrachten.
Zu den unmagischen Momenten (gibt es ein Gegenteil von magisch?) in Kürze mehr!
Setlist Feist, E-Werk, Köln:
01: Undiscovered first
02: A commotion
03: Graveyard
04: How come you never go there?
05: Mushaboom
06: The circle married the line
07: My moon my man
08: I feel it all
09: So sorry
10: Anti-pioneer
11: The bad in each other
12: Pine moon
13: Comfort me
14: Caught a long wind
15: Get it wrong, get it right
16: Cicadas and gulls (Z)
17: Sea lion woman (Z)
18: Let it die (Z)
19: Mushaboom (solo) (Z)
20: Intuition (Z)
Setlist Fionn Regan, E-Werk, Köln:
01: 100 acres of sycamore
02: Sow mare bitch vixen
03: ? (Könnte ein Puff the magic dragon Cover gewesen sein, klang zumindest sehr ähnlich. Irgendwas mit Japanese Poetry)
04: Violent Demeanour
05: Put a penny in the slut
06: For a nightingale
Links:
- aus unserem Archiv:
- Feist, Paris, 03.06.08
- Feist, Frankfurt, 01.06.08
- Feist, Paris, 09.10.07
Foto: Archiv by Oliver Peel
Ort: E-Werk, Köln
Datum: 13.03.2012
Zuschauer: ausverkauft
Dauer: Feist 110 min, Fionn Regan 25 min
Seit heute ist der Streaming-Dienst Spotify auch aus Deutschland erreichbar. Ich bin noch nicht sicher, was von dieser Möglichkeit, Musik online hören zu können, ohne dafür etwas zu bezahlen, zu halten ist. Für Musik hat man gefälligst zu bezahlen. Wenn ich tagein tagaus in Buchhandlungen stünde und Bücher gleich da lesen würde statt sie zu kaufen, würde ich vollkommen zurecht als irre gelten. Bei Musik ist dies gesellschaftlich vollkommen anerkannt. Dienste wie Spotify geben diesem Verhalten einen rechtlich abgesicherten Rahmen. Organisiertes und abgesegnetes Betrügen von Künstlern also. Allerdings bekommen Musiker eine gewisse Entschädigung für das Hören ihrer Stücke über Spotify, auch wenn der Betrag offenbar elendig niedrig ist. Muß man die Schlecker-Löhne also vielleicht doch gut finden, weil mies bezahlt immerhin besser als nicht bezahlt ist? Schwierige Sache.
Leslie Feist braucht die Spotify-Einnahmen sicher lange nicht mehr für ein annehmbares Leben, dafür verkauft sich das Werk der Kanadierin zu gut. Auch das E-Werk (welch ein Wortwitz...) war heute ausverkauft, und das, obwohl der Ticketpreis mit gut 40 Euro gesalzen war.
Um es vorweg zu nehmen: man bekam einiges geboten für dieses Geld. Wir bekamen fast zwei Stunden Konzert geboten, zwei entzückende Zugaben, einige grandiose, druckvolle Rocknummern, wir bekamen aber auch von manchem deutlich zu viel; an einigen Stellen zu viel Bombast und vor allem zu viele Musiker auf der Bühne: die tanzenden und schnippsenden Gospel-Schwestern rechts nahmen eine Menge der Magie weg, die mein vorher einziges Feist Konzert vor ein paar Jahren in Frankfurt so wundervoll gemacht hatte. Es war ein durchwachsenes Konzert, auch wenn ich mit dieser Meinung vermutlich ziemlich alleine dastehe.
Feist war heute immer dann mehr als nur ok, wenn sie entweder ganz leise oder ganz laut war. Die letzten beiden Zugaben waren das viele Geld dann doch noch richtig wert, da spielte Leslie Feist alleine, und da war dieses Besondere, das ich mir für den Abend insgesamt so sehr erhofft hatte reichlich vorhanden. Das konnten selbst in allerlei Rhythmen mitklatschenden und schrecklich schief und laut mitsingende Menschen (an den Stellen, an denen man leise - wenn überhaupt - mitsingt) nicht versauen. Ebenso brillant waren die lauten Stücke: My moon my man und I feel it all gleich nacheinander. Neben den beiden akustischen Zugaben und So sorry vor den Encore-Blöcken waren das die mit Abstand besten Stücke des Abends. Es waren also die alten Lieder, die die Magie mitbrachten.
Zu den unmagischen Momenten (gibt es ein Gegenteil von magisch?) in Kürze mehr!
Setlist Feist, E-Werk, Köln:
01: Undiscovered first
02: A commotion
03: Graveyard
04: How come you never go there?
05: Mushaboom
06: The circle married the line
07: My moon my man
08: I feel it all
09: So sorry
10: Anti-pioneer
11: The bad in each other
12: Pine moon
13: Comfort me
14: Caught a long wind
15: Get it wrong, get it right
16: Cicadas and gulls (Z)
17: Sea lion woman (Z)
18: Let it die (Z)
19: Mushaboom (solo) (Z)
20: Intuition (Z)
Setlist Fionn Regan, E-Werk, Köln:
01: 100 acres of sycamore
02: Sow mare bitch vixen
03: ? (Könnte ein Puff the magic dragon Cover gewesen sein, klang zumindest sehr ähnlich. Irgendwas mit Japanese Poetry)
04: Violent Demeanour
05: Put a penny in the slut
06: For a nightingale
Links:
- aus unserem Archiv:
- Feist, Paris, 03.06.08
- Feist, Frankfurt, 01.06.08
- Feist, Paris, 09.10.07
Foto: Archiv by Oliver Peel
6 Kommentare :
Ohne dabei gewesen zu sein: ich kann mir die unmagischen Momente sehr gut vorstellen und hätte sicherlich ebenso gemischte Gefühle gehabt.
Tolle Sängerin, sehr charmant, aber manchmal arg schmalzig und auf die Tränendrüse drückend.
Spotify sehe ich auch sehr kritisch, aber das habe ich ja schon zum Ausdruck gebracht. Wie man mit diesem Model Künstler fair entlohnen kann, ist mir ein Rätsel. Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
Über den Umweg dieses Konzertberichts erfahre ich nun, dass wir schon einmal beim gleichen Konzert waren, nämlich bei Feist in Frankfurt 2008.
Ich musste feststellen, dass ich mich an nichts von der Vorband mehr erinnern konnte (nicht mal mit Hilfe der Fotos) aber die lange Warterei auf Feist und die Magie, die sie erzeugen konnte, obwohl die Halle weiß Gott kein magischer (schon freundlicher aber eben Distanz schaffender) Ort ist, die war mir sofort wieder präsent. Trotzdem habe ich mich diesmal (also 2012) nicht getraut, nach Frankfurt zu fahren in der Befürchtung, es wird eher traurig im Vergleich zu 2008.
Spotify wird mittelfristig genauso viel kosten wie Simfy, momentan geht es sicher nur darum, mit einem vorläufig unbegrenzten Umsonstangebot die Simfy-Kunden abzuwerben. Und die GEMA verdient gut an beiden, wobei bei deren komischem Bezahlmodell ja nicht recht klar ist, wie viel welche Künstler letztendlich davon haben.
Problematisch ist halt vor allem, dass vielen Internetnutzern ein unbegrenztes Streamingangebot nicht einmal 5 Euro im Monat wert ist. Ich denke, mit diesen Beträgen wird es sowohl für die Künstler als auch für die Streaminganbieter schwierig, vor allem, wenn dann auch noch Konkurrenz zwischen den Anbietern besteht.
Puh, nach einer Nacht und im Vergleich zu 2008 war das Konzert doch um einige Ecken schlechter. Sehr schade! Gudrun, ich denke, Du hast da vollkommen richtig entschieden, es bei den tollen Erinnerungen zu belassen. Den Auftritt am Tanzbrunnen im Sommer haben wir nach dem Konzert schon auf dem Weg durch Köln gestrichen.
setlist.fm sagt Titel Nummer 5 sei "Mushaboom" gewesen, ich war allerdings nicht zugegen.
Danke!
Ich habe meine Mitkritzeleien noch einmal "analysiert", es war tatsächlich Mushaboom, allerdings in einer ziemlich mächtigen und nicht tollen Version. Die tolle kam dann am Ende bei den Zugaben in akustischer Form.
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