Samstag, 26. November 2011

Emmy The Great & Anna Aaron, Paris, 23.11.11


Konzert: Emmy The Great & Anna Aaron (Susanna Sundför)

Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 23.11.2011

Zuschauer: 250 vielleicht?


Emmy The Great. Ist sie das wirklich? Großartig? Darüber will ich mich in Kürze hier auslassen. Natürlich und sympathisch ist sie jedenfalls nicht, zumindest in Paris kam sie nicht so rüber. Stattdessen wirkte sie schnippisch, hochnäsig und arrogant. Vermutlich bildet sie sich etwas auf ihr blendendes Aussehen ein und ihre Freundschaft mit Tim Wheeler von Ash.

Interessanterweise berichten aber Beobachter, die bei einem Konzert in Köln dabei waren, daß sie dort sehr charmant und herzlich auftrat. Hmm. Schlecht gepennt in der Nacht vor Paris? Möglich ist das. Tourende Musiker sind einem großen Stress ausgesetzt, reisen unkomfortabel und bekommen oft nicht ausreichend Schlaf. Da ist es kein Wunder, wenn man manchmal gereizt und pampig ist. Im Falle von Emma-Lee Moss aka Emmy The Great kann es aber durchaus eine große Rolle spielen, daß die junge, ursprünglich aus Hongkong stammende Frau, so früh Im Rampenlicht stand, vor allem in ihrer Heimat England. Wenn man von allen Seiten hört, daß man so toll ist und so entzückend aussieht, dann kann man schon mal die Bodenhaftung verlieren. Zumal Großbrittanien der einzige Markt ist, in dem noch ein wenig Geld steckt und Platten verkauft werden. Und Platten hat Emmy schon so einige veröffentlicht. Insgesamt stehen nun 4 Eps und zwei Alben zu Buche. Das letzte heißt Virtue und davon stammte dann natürlich auch der Löwenanteil der Stücke. Ein Werk, welches mit lobhudelnden Kritiken nur so überschüttet wurde. Zumindest in Teilen kann man das Nachvollziehen. Paper Forest z.B, ist in der Tat ein Knüller, sowohl in der Konserve als auch live. Zur Umsetzung bedurfte es neben Emmy eines zuszätzlichen E-Gittaristen, der zwar schöne, sehr atmosphärische Melodien spielte, sonst aber eher gesichtslos blieb. Die ganze Aufmerksamkeit zog die bildhübsche Asiatin auf sich. Sie sah aber auch wirklich extrem sexy aus! Gülden glitzender kurzer Rock, coole schwarze Boots, lilanes Glitzertop und darüber eine Jeansjacke. Ein Hingucker! Schade aber, daß sie kaum Augenkontakt zum Publikum aufnahm, sondern mit ihren wundervollen Rehaugen anscheinend ins Leere guckte. Es wäre deutlich mehr rübergekommen, wenn sie nicht so distanziert und kühl aufgetreten wäre. Ich hatte fast den Eindruck, sie achte bei jedem Schritt darauf, wie sie aussieht und wie sie auf den Konzertfotos wirkt. Ein echtes Barbie Girl, lediglich in der dunklen Variante!

Zurück zu den gespielten Liedern. Hier muss auf jeden Fall auch We Almost Had A Baby erwähnt werden. Ein Stück vom Debütalbum First Love, das sixtiespoppig und romantisch daherkam und bei einigen Leuten im Publikum schmachtvolle Blicke auslöste.

Auch alles andere als übel: der Pfeifsong Mia, ebenfalls von First Love und die abschließende schmachtende Ballade Trellick Tower, bei der Emmy textlich so sehnsüchtig fragte: "and I'll keep praying 'til the language dies, praying cause your'e so high, can I spend my life trying to climb you?

Ich persönlich fragte mich eher: "can I spend my life trying to understand why a young girl calls herself great, although she has still so much to learn?"

Aber es standen außer Emmy The Great auch noch andere junge Damen auf der Bühne an jenem 28. November. Die Norwegerin Susanna Sundför war als Erste auf die Zuschauer gehetzt worden, aber zu diesem Zeitpunkt weilte ich noch im Kino. Im Moment läuft in Paris gerade das Festival du Cinéma Allemand und ich hatte netterweise eine Einladung für den Eröffnungsabend bekommen, an dem der absolut bezaubernde Film Westwind lief. Vom Kino bis zur Flèche d'or war es ein weiter Weg, so daß ich erst zu Anna Aaron erschien. Und selbst diese junge Lady hatte bereits seit etwa einer viertel Stunde angefangen. Was ich aber noch zu hören und zu sehen bekam, weckte meine Neugierde. Ich erlebte das Konzert einer jungen selbstbewußten Pianistin aus der Schweiz, die eine mehrköpfige Band um sich scharte. Ihre Stimme war außergewöhnlich, leicht soulig/bluesig/jazzig und insofern dem Kehlchen von Sophie Hunger nicht unähnlich. Melancholische Balladen und flotte und eingängige Pop/Rocknummern (besonders toll: Seamonsters) hielten sich die Wage und die Band hatte ab und an richtig Bock, loszurocken. Anna verfügt über ein gehöriges Charima und kam entsprechend begeisternd rüber. Das zierliche Persönchen hielt ihre Truppe zusammen und auch filigrane Arrangements klappten fantastisch. Ich persönlich hatte eine Schwäche für die getragenen Stücke wie Joanna, in die Anna besonders viel Gefühl und Sehnsucht legte, aber auch Uptempo Tracks wie King Of The Dogs wurden immer wieder eingestreut.

Aber wo ordenet man Fräulein Aaron jetzt stilistisch ein? Was sind die Referenzen? Sophie Hunger könnte man nennen, aber auch Regina Spektor, Cat Power, Fiona Apple, PJ Harvey, oder Joan As A Police Woman. Letztlich aber - und das ist das Schöne- klingt Anna sehr eigen. Ihre Stimme transportiert so viele persönlichen Emotionen, daß es mir schwer fiel, nicht gerührt zu sein.

Daumen hoch für Anna Aaron!






Setlist Emmy The Great, La Flèche d'or, Paris

01: Eastern Maria
02: Dinosaur Sex
03: Paper Forest
04: Desert Prom
05: We Almost Had A Baby
06: Mia
07: First Love
08: North
09: Trellick Tower


Setlist Anna Aaron, La Flèche d'or, Paris:

01: Elijah's Chant
02: Holy Mother
03: Sea Monsters
04: Solo
05: Fire Over The Forbidden Mountain
06: Joanna
07: Mary Ruth
08: King Of The Dogs
09: Where Are You David




4 Kommentare :

Guido hat gesagt…

Das "The Great" zeugt nicht von Größenwahn, sondern liegt in ihrer Schulzeit begründet, wo die kleine Emma immer nur Emmy gerufen wurde. Das hat sie dann ausgeglichen, indem sie "The Great" nachstellte. Als sie dann mit der Musik anfing behielt sie den einfach bei.
In Köln hat sie auch mindestens 3 Lieder mehr im Programm.
Der einzige Begleitmusiker hat wohl auch finanzielle Gründe, da sie ansonten schon mit Band auftritt.

Anonym hat gesagt…

Na ja, die Engländer mochten Franzosen ja noch nie, vielleicht lag es ja daran....

Oliver Peel hat gesagt…

Hmm,vielleicht. Aber mögen Engländer die Deutschen? Das wäre mir neu...

Anonym hat gesagt…

Dass Musiker einen schlechten tag haben ist ja das eine, dass dann einer Musikerin sofort unterstellt wird, sie sehe vielleicht zu gut aus und bilde sich was darauf ein, ist an Dummheit kaum zu übertreffen.
Das Konzert, das ich gesehen habe (Berlin) war einmalig zauberhaft und sie hätte sich dabei eine Papiertüte überziehen können, es wäre genausogut gewesen.
Vielleicht sind dem Autor hier ein bisschen die Hormone durchgegangen. Klingt für mich nach verletzter Männlichkeit, die dann die Frau auf so eine Niedlich-Tour herunterputzen muss. Der Erfolg, den Emmy the Great hat, wird niemandem einfach so geschenkt, egal, wie gut man aussieht. Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in ihrer Laufbahn so richtig vielen Idioten begegnet ist, die sie nicht ernst genommen haben, weil sie eine schöne Frau ist, ist bei Künstlerinnen wie ihr so hoch, dass man jede beglückwünschen kann, die nicht aufgegeben hat.
Go Emmy!

 

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