Sonntag, 11. Juli 2010

Gisbert zu Knyphausen, Rüsselsheim, 10.07.10


Konzert: Gisbert zu Knyphausen
Ort: Phono-Pop Festival, Opelgelände, Rüsselsheim
Datum: 10.07.2010
Dauer: knapp 65 min


Seit einiger Zeit höre ich immer wieder, daß ich mir dringend Gisbert zu Knyphausen ansehen solle, weil mir seine Konzerte sicher gefallen würden. Bis heute habe ich das verpasst, das toll besetzte Phono-Pop Festival bot die Möglichkeit, diese Ignoranz zu korrigieren.

Der Local Boy zu Knyphausen (geboren in Wiesbaden, aufgewachsen im Rheingau) begann parallel mit der Berichterstattung des Spiels um Platz drei, das im nächsten Innenhof des Opelgeländes gezeigt wurde. Auf das hätte ich auch ohne Festival keine Lust gehabt, denn Trostpreise enthalten mir immer schon viel zu viel Tristesse.

Melancholie gehört auf Bühnen, nicht auf Fußballplätze. Also stand ich ganz richtig vor der Hauptbühne und war gespannt auf den in Berlin lebenden Sänger. Gisbert zu Knyphausen wurde von seiner vierköpfigen Band begleitet, von Keyboarder und Gitarrist Robert*, Schlagzeuger Sebastian, Gitarrist Jens und Bassist Frenzy.

80% der Band sahen aus, wie Hamburger oder Berliner Bands eben aussehen. Jung, mehr oder weniger schüttere Haare, aber kurz, T-Shirt oder schlichtes Hemd und
Jeans. Schwarzes Hemd mit bunten Schmetterlingen, Sonnenbrille und weiße Mähne erinnerten mehr an BAP oder Wolf Maahn Band, gehörten aber zum Bassisten der Band. Doofe Oberflächlichkeiten - aber die Schmetterlinge waren zu toll, um zu zu verschweigen!

Zur Musik: Leute, die Kettcar, Tomte, Element Of Crime oder anderen deutschen Indie hassen, werden mit Gisbert zu Knyphausen vermutlich wenig anfangen können. Die anderen werden sehr angetan sein. Ich zum Beispiel.

Die gespielten Stücke stammten zunächst einmal vom Debütalbum Gisbert zu
Knyphausen, so als vertraue der Künstler den älteren Songs mehr. Dabei ist das Nachfolgealbum bereits im April erschienen und hatte mehr als ordentliche Chartplazierungen.

Auch für den Auftritt des emigrierten Hessen gilt, was ich zu I Am Kloot geschrieben habe. Aus Berichterstattersicht ein undankbares Konzert, weil wenig Musikfernes passiert. Kleine Episoden am Rande machen es einfach, über Auftritte zu schreiben, fehlen die, muß man mehr über Musik schreiben, was viel gefährlicher ist, weil es die vielen Bildungslücken bloßstellt (ich habe aber gerade festgestellt, daß es auch andere Wege gibt, dies zu
umgehen). Trotzdem gab es auch bei Gisbert zu Knyphausen eine köstliche kleine Episode. Während des zweiten Lieds (passenderweise Flugangst), schmiss der Schlagzeuger einen kaputten Drumstick auf den Keyboarder. Der drehte sich ein wenig verstört um, lachte aber. Musikerhumor.

Obwohl mir die gute Stunde durchgängig gut gefiel, mochte ich die Phasen am liebsten, wenn es lauter wurde. Grau, grau, grau zum Beispiel war herausragend. Laut passt irgenwie besser zu 36 Grad Außentemperatur.

Was bin ich froh, endlich meine Ignoranz abgelegt zu haben und mir die Berliner einmal angesehen habe. Die sind toll! Und das war sicher nicht mein letztes Konzert mit ihnen!

Setlist Gisbert zu Knyphausen, Phono-Pop Festival:

01: So seltsam durch die Nacht
02: Flugangst
03: Erwischt
04: Hurra! Hurra! So nicht.
05: Kräne
06: Ich bin ein Freund von Klischees und funkelnden Sternen
07: Dreh dich nicht um
08: Seltsames Licht
09: Grau, grau, grau
10: Der Blick in deinen Augen
11: Sommertag
12: Es ist still auf dem Rastplatz Krachgarten
13: Neues Jahr
14: Nichts als Gespenster

* Ich bin recht sicher, daß Gisbert den Keyboarder als Robert vorgestellt hat. Laut myspace heißt sein (regulärer) Tastenmann Gunnar.




1 Kommentare :

undertaper hat gesagt…

Moin, lange nicht hier gewesen, aber jetzt wieder regelmäßig im Netz, was lief denn in Haldern parallel zu GzK, so was magisches ist natürlich fast einmalig, mal sehen, ob M&S und The National das widerlegen können?!
Grüße vom Undertaper

 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates