Samstag, 11. Juli 2009

The Lucksmiths u.a., Hamburg, 11.07.09


Konzert: The Lucksmiths, A Smile And A Ribbon, Gary Olson, Uni & Her Ukulele

Ort: Prinzenbar, Hamburg
Datum: 11.07.2009
Zuschauer: vielleicht 250 (voll)
Dauer: The Lucksmiths 95 min, A Smile And A Ribbon 40 min, Gary Olson 27 min, Uni & Her Ukulele 35 min


Im März bekam ich ein mail mit dem Betreff "Wir fahren nach Hamburg". Als ich las, wer der Grund für den Ausflug sein sollte, fiel mir als Antwort nicht mehr als "Natürlich!!!" ein. Obwohl da wirklich noch nicht absehbar war, daß die bevorstehende Trennung der australischen Band, das Konzert noch besonderer machen sollte, wollte ich unbedingt hin, denn zu gerne wollte ich die Indiepop-Band endlich einmal sehen. Im Mai folgte dann auf ihrer Website die Meldung, daß sich die Lucksmiths nach ihrer Europatour (die Samstag in Berlin endete) und einigen australischen Abschiedsgigs auflösen würden ("There's no easy way to put this, so please accept our apologies for the seemingly abrupt nature of this post. We are saddened to announce that after sixteen years as The Lucksmiths, the band has decided to break up"). Schnief.

Die Lucksmiths wären wahrlich Grund genug gewesen, nach Hamburg zu fahren. Aber das
Programm bot noch mehr... Vorgruppen sollten die tollen A Smile And A Ribbon, eine fabelhafte schwedische Indiepop-Band und Uni & Her Ukulele aus den USA sein. Uni hatte ich noch nicht gesehen, ihre Musik hörte sich aber interessant an. Also mehr Motivation als nötig...

Die Prinzenbar gehört zum gleichen Gebäudekomplex wie die Docks. Während die
aber von der Reeperbahn erreicht werden, befindet sich der Eingang zur Prinzenbar in einer Parallelstraße. Die Bar ist einer der sehenswertesten Clubs, die ich kenne. Neben vielen Stuckverzierungen an den Wänden fallen sofort der riesige Kronleuchter und das nach Jugendstil aussehende Oberlicht auf. Besonders toll sind aber die beiden unterschiedlich hohen Balkone, von denen man in dem kleinen Club den perfekten Überblick hat.

Um acht war der Laden noch sehr leer. Aber wir wollten ja nichts verpassen. Von oben sah man die Künstler des Abends eintreffen. Unverkennbar waren dabei Uni und A Smile And A Ribbon. Uni trug ein Kleid, das mich ein wenig an eine Gardine erinnerte, an eine schöne. Mit ihrer Ukulele und ziemlich hohen Schuhen, kletterte die recht kleine Uni auf die Bühne und begann ein 35 minütiges Set, bestehend aus eigenen und fremden Liedern. Das war nett, hat mich aber nicht umgehauen. Am meisten sind mir die (mindestens drei) Cover im Gedächtnis geblieben. Schön war dabei Dancing in the dark von Bruce Springsteen. Am besten kam aber ein Lied von einem Sänger an, den Uni als "great songwriter with awesome hair" ankündigte: Right here waiting von Richard Marx...

Nach einer Zugabe machten Uni und ihre Ukulele dann Platz für einen später ins Roster gerutschten vierten Künstler: Gary Olson, den Sänger von The Ladybug Transistor. Da er ohne Band aus New York angereist war, begleiteten die Lucksmiths den amerikanischen Sänger und Trompeter. Gary Olson spielte Trompete und
einen... zweisaitigen Bass. Schwer einzuschätzen, ob der nur Deko war, laut ausgesteuert habe ich keinen Bass gehört, oder ob eben zwei Saiten vollkommen genügen. Dazu drei Gitarren und Schlagzeug (ein ausgewachsenes) der Lucksmiths und es entstand ein großartiger Song nach dem anderen. Leider war ich zu hingerissen, um eine Setlist zusammenzubekommen. Das war allerdings auch vollkommen egal, denn der knapp halbstündige Augenblick war so fabelhaft, wie wenige Konzerte, die ich dieses Jahr gesehen habe. Die Musiker harmonierten, als hätte sie nie in anderer Besetzung gespielt. Nur einmal gab es kleinere Unstimmigkeiten, als Gary ein Under The Bridge Cover ankündigte (die Frage, ob das Original oder das vorzügliche All Saints Cover besser ist, war gerade Dienstag erst Gesprächsthema), man sich kurz unterhielt und dann etwas anderes spielte (Summer rain?, keine Ahnung). Es ging alles viel zu schnell vorbei und hinterließ uns mit der irren Meinung, daß es die Lucksmiths schwer haben würden, das bessere Konzert hinzulegen...

Dritte Akteure des Abends waren die schwedischen A Smile And A Ribbon. Die weiblichen Bandmitglieder konnte man schon vorher im Saal kaum übersehen. Vor allem Bassistin Antonia Pehrson stach ins Auge. Mit
einem schwarz-weißen Kleid mit schwarzer Fliege, roter Brille und Pony war sie vermutlich die auffälligste Person in der Prinzenbar. An ihrem Bass steckte dann vorne auch noch eine Sonnenblume (da, wo ansonsten die Stimmechanik ist - die wiederum habe ich nicht gesehen - ein Fakebass vielleicht auch hier?). Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren (dazu zählten u.a. das Befestigen eines Stoffeinhorns und eines Tuchs an Mikroständern), begannen die fünf Schweden. Sängerin Rebecca Mehlman sah mit Dauerwelle und rotem Kleid wie eine 50er Jahre Traum-Schwiegertochter aus. Mein Bandliebling war aber eindeutig die Keyboarderin (Kajsa Tretow vermutlich) mit ihrem Matrosenkleid und der roten Schleife im Haar! Hui!

Ich hatte die Zeit mir die Band genauer anzugucken, weil es mich musikalisch leider etwas enttäuschte. Die The boy I wish I never met EP von ASAAR mag ich sehr, live lebte alles von den Personen, weniger vom Spiel. Es fesselte mich leider nicht sonderlich... Natürlich spielte der irre gute Auftritt von Gary Olson vorher dabei eine Rolle. Quasi eine akustische Täuschung, nachdem man zu lange etwas Brillantes gehört hat (analog zu diesem).

A Smile And A Ribbon spielten all die fabelhaften Instrumente, die eine Indiepop-Band gefälligst im Repertoire haben sollte: Flöte, Glockenspiel, Melodica und Keyboard - aber sie spielten ihren größten Hit leider
nicht, The boy I wish I never met. Gespielt haben ASAAR Stücke ihrer EP, Lieder, die ich nicht kannte (darunter eines mit dem dänischen Titel Den lille havfrue - Die kleine Meerjungfrau, auf Schwedisch Den lilla sjöjungfrun) und ein Television Personalities Cover (Magnificient dreams).

Sehen will ich sie auf alle Fälle noch mal, ohne die beiden Auftritte vor und nach ihnen, werde ich das vielleicht anders beurteilen. Die Musik ist ja da, und die ist gut.

Setlist A Smile And A Ribbon, Prinzenbar, Hamburg:

01: Sommer
02: Then I felt your cheek
03: The bomb
04: My bunny's back
05: Pebbles
06: Batgirl
07: A nice walk in the park
08: A little late to be polite
09: Den lille havfrue
10: Blue rose
11: Miracles
12: Magnificient dreams (Television Personalities Cover)

Und dann der Hauptact... Die Lucksmiths haben ein anderes Bühnenlayout als
normale Bands. Weil der Leadsänger auch Schlagzeuger ist, standen mittig Tali Whites Trommeln. Er bediente sein Instrument im Stehen, alleine optisch macht das viel mehr her. Neben und hinter Tali hatten sich seine Kollegen, Bassist Marky Monnone und die beiden Gitarristen Marty Donald und Louis Richter aufgebaut.

Mit Young and dumb von Warmer corners und Good light von der leider letzten Platte First frost begann die Show und nahm mir die Angst, die Lucksmiths könnten nur zweiter Sieger des Abends sein. Es folgte eine Perle nach der anderen, darunter Transpontine von der A little distraction EP, das Lied, das Kölner (und
Wäre-gern-Kölner) so gut nachvollziehen können ("The river has a right side and a wrong side"). Brillant brillant wurde es dann mit The town & the hills (mit der punktgenauen Ansage "this is a song about a town and the hills") und dem Wiedererscheinen von Gary Olson. Die Trompete gab dem Sound und meinem breiten Grinsen den Rest.

Der Trompeter begleitete die Band auch bei den nächsten drei Stücken. Eines davon, Even Stevens, ist eine Kooperation seiner Ladybug Transistors mit den Australiern. Ein weiterer Gastmusiker kam dann zu
The year of driving langourously dazu, die in Dänemark lebende Violinistin Saundrah Humphrey des Math And Physics Club aus Seattle. Wundervoll!

Normalerweise achte ich bei Konzerten immer auf die vielen Dinge, die so nebenher passieren. Entweder gab es so etwas nicht, oder ich war einfach so sehr auf die Lieder der Lucksmiths fixiert, daß alles drumherum egal war. Ich fürchte, es war letzteres.

Die Band war aufmerksamer als ich. Auf der der Bühne gegenüberliegenden Seite der Bar hängt ein riesiger gekippter Spiegel. Einer der Schmidts sagte, wie toll das sei, das man als Band auch einmal die Zuschauer von hinten sehen könnte. Einer hätte ein Teenage Fanclub T-Shirt an, habe er da gesehen...

Weil der Club wegen der Anwohner (Rückseite Reeperbahn, remember...) um
Mitternacht leiser sein muß, kündigte Tali Sunlight in a jar als letztes Lied an. "One more...". Im richtigen Moment erschien der Veranstalter und sagte ihm etwas. "Five more!" Leider gingen aber auch die viel zu schnell um. Aber vermutlich wäre jede Konzertlänge zu kurz gewesen. Wir haben 95 Minuten Bandgeschichte von allen Platten seit der vierten gespielt bekommen und schließlich die tollen Lucksmiths vor ihrer Auflösung noch einmal rechtzeitig sehen können. Sänger Tali wird jetzt als Grundschullehrer arbeiten, seine Kollegen in anderer Form weitermusizieren. Darf man hoffen, daß australische Kinder ganz schreckliche Nervensägen sind? Dann mache ich das hiermit!

Setlist The Lucksmiths, Prinzenbar, Hamburg:

01: Young and dumb
02: Good light
03: Transpontine
04: Synchronised sinking
05: South-east coastal rendezvous
06: A hiccup in your happiness
07: Under the rotunda
08: The town & the hills
09: Self-preservation
10: Even Stevens
11: Stay-away stars
12: Song of the undersea
13: Smokers in love
14: Great lengths
15: The year of driving langourously
16: A sobering thought (just when one was needed)
17: T-Shirt weather
18: Sunlight in a jar
19: California in popular song
20: The music next door

21: Untidy towns (Z)

22: Camera-shy (Z)

Links:

- mehr Fotos aus der Prinzenbar




8 Kommentare :

E. hat gesagt…

danke danke danke! das ist das von mir meistbeneidetste konzert ever!

Christoph hat gesagt…

Du machst mir ein schlechtes Gewissen!

Warst Du denn nicht in Berlin?

Anonym hat gesagt…

christoph in die prinzenbar passen aber nur 150 Leute rein

http://www.karsten-jahnke.de/venue.php?id=14534

oliver.s.

E. hat gesagt…

nein, leider nicht. bin zur zeit mächtig eingespannt und habe für die musike nur ein halbes ohr.

buenaventura hat gesagt…

berlin war auch sehr fein und bot teilweise andere songs. der letzte war the year of driving langourously, so dass es schön auf "where the hell do we go from here?" aufhörte.

Unknown hat gesagt…

den gleichen gedanken (und die ein oder andere träne...) hatte ich auch..

buenaventura hat gesagt…

hier noch die setlist aus berlin:

A Hiccup In Your Happiness
Good Light
A Downside To The Upstairs
The Chapter In Your Life Entitled San Francisco
Pines
Take This Lying Down
Broken Bones
Song Of The Undersea
Guess How Much I Love You
The Town & The Hills
Self-Preservation
Even Stevens
Stayaway Stars
Successlessness
A Sobering Thought
The Art Of Cooking For Two
How We Met
Great Lengths
Sunlight In A Jar
T-Shirt Weather
Midweek Midmorning
The Music From Next Door
The Year Of Driving...

Christoph hat gesagt…

Ich kann Mengen größer als 20 nie einschätzen. Um 100 verfehlt finde ich für meine Verhältnisse sehr gut ;-)

 

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