Mittwoch, 30. November 2016

Konzerte in München im Dezember

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die livepräsenz von bands bzw. künstlern hat an bedeutung gewonnen. dem wollen wir gern rechnung tragen, indem wir immer mal wieder etwas deutlicher hinweise auf entsprechende veranstaltungen geben. das können tourdaten einzelner künstler sein, aber auch wie heute übersichten nur für eine stadt. dass uns münchen dabei am herzen liegt, dürfte auf der hand liegen. gleichsam bemühen wir uns nicht um einen kompletten überblick, sondern picken uns die perlen heraus. wenn Ihr etwas ergänzt haben wollt, gebt bescheid oder nutzt die kommentarfunktion. (und bitte, verlasst Euch nicht auf die angaben hier, sondern lasst sie Euch vom veranstalter vorab bestätigen, danke!)

 
Wir danken Eike, der diese Liste mit Liebe zusammengestellt und hier veröffentlicht hat (dort gibt es auch viel zu hören).
 
01.12. the wandrin' stars, titus waldenfels, milla
01.12. lasse matthiessen u.a., glockenbachwerkstatt
01.12. lubomyr melnyk, muffathalle
01.12. honne u.a., ampere
01.12. panzerballett, unterfahrt
02.12. sunny vegas u.a., orangehouse 
02.12. woog riots u.a., sunny red
02.12. yiannis aggelakas, milla
02.12. fiddler's green, tonhalle
02.12. theo croker, unterfahrt
02.12. sham 69 u.a., glockenbachwerkstatt
02.12. alien disko, kammerspiele
02.12. the dublin legends, technikum
02.12. die hochstapler, einstein kultur
03.12. baobab family, import export
03.12. jah sun u.a., hansa 39 
03.12. trixie whitley, strom
03.12. clutch, theaterfabrik
03.12. lina maly, milla
03.12. steaming satellites, ampere
03.12. neil cowley trio, unterfahrt
03.12. alien disko, kammerspiele
03.12. eins und dr3i, kafe marat
03.12. express brass band u.a., glockenbachwerkstatt
04.12. cigarettes after sex, strom
04.12. dawa, milla
04.12. ostava u.a., hansa 39
04.12. tiger lou, ampere
05.12. svavar knutur, trachtenvogl
05.12. winter void u.a., kafe kult
05.12. groove hospital, milla
05.12. boris, hansa 39
05.12. joanne shaw taylor, ampere
06.12. rag 'n' bone man, strom
06.12. myles sanko, ampere
06.12. hammond eggs feat. randy brecker, unterfahrt
06.12. clueso, milla
06.12. coma / owen rabbit, orangehouse
06.12. lydia lunch retrovirus, unter deck
07.12. northcote u.a., strom
07.12. les millionnaires, polka
07.12. oozing wound u.a., kafe kult
07.12. simon joyner, hauskonzerte com
07.12. blackberries, unter deck
08.12. louise distras / the sensitives u.a., import export
08.12. erdmöbel u.a., milla
08.12. haley heynderickx, hauskonzerte com
08.12. rae spoon u.a., orangehouse
08.12. blond / nosoyo, substanz
08.12. guy mintus, bar gabanyi
09.12. the crooked brothers, strom
09.12. liquid & maniac, milla
09.12. thisell, gut galerie
09.12. awa, import export
09.12. salsa roja, glockenbachwerkstatt
09.12. luckless, munich sessions
09.12. enno bunger, technikum
09.12. peter o'mara group, unterfahrt
09.12. young chinese dogs, kranhalle
09.12. half baked cheese u.a., kafe kult
10.12. blackout problems, strom
10.12. die dorks u.a., glockenbachwerkstatt
10.12. the wandrin' stars & titus waldenfels, stragula
11.12. delorentos, cord
12.12. lupid, strom
12.12. and the golden choir, milla
12.12. shantih shantih u.a., kafe kult
12.12. klaus von heydenaber big band, unterfahrt
13.12. the wave pictures, strom
13.12. bernd begemann, milla
13.12. eliza, trachtenvogl
13.12. elwood & ressle, unterfahrt
14.12. poets of the fall , strom
14.12. mobile ethnic minority, substanz
14.12. crippled black phoenix u.a., kranhalle
14.12. brew 36, sunny red
14.12. bohren und der club of gore, hansa 39
15.12. cosby, ampere
15.12. aloa input, import export
15.12. dreiviertelblut, milla
15.12. rob schröder, kap37
15.12. emile parisien quintet, unterfahrt
15.12. nick and the roundabouts, bar gabanyi
16.12. the courteeners, strom
16.12. nervöus u.a., kafe marat
16.12. the pbug, unterfahrt
17.12. the hidden cameras, strom
17.12. the asteroids u.a., glockenbachwerkstatt
17.12. mick flannery, milla
17.12. moop mama, muffathalle
17.12. schandmaul, zenith
17.12. bodensatz fest, kafe kult 
17.12. jenny evans, unterfahrt
17.12. clipping, orangehouse
18.12. impla ray, ampere
18.12. moop mama, muffathalle
19.12. n. mönkemeyer & schüler, milla
19.12. manfred mann's earthband, muffathalle
19.12. jazzrausch bigband, unterfahrt
20.12. kalle kalima, unterfahrt
20.12. frittenbude u.a., hansa 39
21.12. andy lutter quartett, unterfahrt
21.12. peter and the test tube babies u.a., backstage halle
22.12. sons of settlers, bar gabanyi
22.12. cro, olympiahalle
22.12. veronika zunhammer quartett, unterfahrt
23.12. monobo son, ampere
23.12. the funny valentines & trio, unterfahrt
24.12. christmas jam session, unterfahrt
26.12. bluekilla, milla
26.12. the jazz big band association, unterfahrt
26.12. ringsgwandl & band, kammerspiele
27.12. al jones band, unterfahrt
28.12. el rancho, strom
28.12. jung / jung, unterfahrt
28.12. balloon pilot, milla
28.12. wight, sunny red
29.12. bigband dachau, milla
29.12. max.bab, unterfahrt
29.12. gamskampler, substanz
30.12. max.bab, unterfahrt



Montag, 28. November 2016

Lush, Manchester, 25.11.16

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Konzert: Lush
Ort: Manchester Academy
Datum: 25.11.2016
Dauer: 90 min
Zuschauer: knapp 2.000 (fast ausverkauft)




Bands, die sich auflösen, hinterlassen meist das Gefühl, daß ihre Geschichte nicht zu Ende erzählt wurde. Ich habe eine ganze Menge Lieblingsbands, die ich nicht oder nicht mehr live sehen konnte, Lush zählte bis zum vergangenen Jahr dazu. Die Band hatte nach dem Suizid ihres Drummers Chris Acland 1996 alle Aktivitäten eingestellt und 1998 offiziell ihr Ende verkündet. Ich hätte ein paarmal die Chance gehabt, sie in den 90er live zu sehen, mir waren Konzerte damals aber nicht wichtig genug, Lush blieben musikalisch immer meine Beatles und live meine Smiths. Die Band, die man liebt, die man aber nie live sehen wird. 


Als die Lush-Reunion im vergangenen Jahr angekündigt wurde, war sie nicht mehr komplett überraschend, das machte sie aber keinen Deut weniger großartig! Vor vier Jahren hielt ich mich bei einem Lush-Konzert für Science Fiction. Das Jahr seit der Verkündung der Rückkehr war wunderbar. Ich sah das erste Lush-Konzert nach 20 Jahren, konnte neue Musik meiner Lieblingsband kaufen, sie interviewen, vier weitere Konzerte im Sommer sehen, ich hatte ein paar Monate sogar Grund zu der Hoffnung, Lush für ein Konzert in Köln zu buchen* - mehr geht nicht! 

Das Konzert in Manchester hätte ich vermutlich ausgelassen, es war nicht mehr wichtig. Auch wenn die Band anschließend angekündigt hätte, daß es keine weiteren gäbe, wäre ich zufrieden gewesen. Vor ein paar Wochen bekam die Reunion ihren Schönheitsfehler. Bassist Phil King, immerhin seit 1992 in Lush, sei aus der Band ausgeschieden. Die Auftritte beim Rolling Stone Weekender und beim Iceland Airwaves wurden abgesagt, das Manchester-konzert plötzlich die "final show", zunächst noch ohne den Zusatz "ever."

Natürlich kann man auf das letzte Konzert seiner Lieblingsband verzichten, ich allerdings nicht.

Jetzt, drei Tage später, ist das Rauschen im Ohr langsam weg. Lush waren auch am Ende noch einmal richtig laut, auch bei den leisen Stücken wie Etheriel. Die Songauswahl war nicht überraschend, es war das gleiche Set, das seit der Wiedervereinigung gespielt wurde, für das letzte Konzert wurden keine Bonbons ausgepackt, kein Jarvis aus dem Hut gezaubert, neben Ladykillers keine weiteren Stücke aus der ungeliebten (späten) Britpop-Phase gespielt. Aber warum auch? Musikalisch ging es eh nicht besser.

Es wurde auch nicht fies sentimental, Miki dankte zwar für alles, erklärte, es sei jetzt wieder Zeit für ihre Familien und witzelte über den ruhigen Saal zu Beginn. "So polite here! No one drunk yet! It's our last gig!" Nur einmal wurde es mies. Nach Hypocrite stellte Miki Michael vor: "You may have noticed, Phil is shorter and blonder and better at playing the bass." Gottseidank bin ich Meister des Verdrängens, mir hätte das den Abend verderben können. Emma sagte während des Konzerts nur einmal "cheers" und nach der letzten Zugabe "thanks!" Nach Thoughtforms rief jemand "shoegaze!" rein, was Miki zum Lachen brachte. "We reclaimed it! It used to be synonymous with wanker."



Nach Sweetness and light, den ersten drei Zugaben Stray, Nothing natural und Leaves me cold, kamen Justin, Mick, Emma & Miki noch einmal auf die Bühne und spielten Monochrome. "We had to come back", sagte Miki vorher. Und ja, das hatten sie! Auch wenn die Phil-Sache (wie auch immer sie war) wie der Knoblauchnachgeschmack nach einem fantastischen Essen ist, war die Lush-Reunion das letzte Kapitel einer großen aber gnadenlos unterschätzen Band, stilsicher erzählt. 

Setlist Lush, Manchester Academy, Manchester:

01: De-Luxe
02: Breeze
03: Kiss chase
04: Hypocrite
05: Lovelife
06: Thoughtforms
07: Light from a dead star
08: Desire lines 
09: Lit up 
10: Scarlet 
11: Etheriel 
12: Undertow 
13: For love 
14: Out of control 
15: Ladykillers 
16: Downer 
17: Sweetness and light

18: Stray (Z)
19: Nothing natural (Z)
20: Leaves me cold (Z)

21: Monochrome (Z) 

Links:

- aus unserem Archiv:
- Lush, Berlin, 18.07.16
-
Lush, Barcelona, 03.06.16
- Lush, London, 07.05.16
- Lush, London, 06.05.16
- Lush, London, 11.04.16 
- Interview mit Lush (03.06.16) 

* kein Witz!



Les concerts de la semaine à Paris du 28 novembre au 4 décembre

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Les concerts de la semaine à Paris du 28 novembre au 4 décembre

Semaine assez calme, mais on trouve quand même des perles si on cherche. Cigarettes After Sex, Hooton Tennis Club, The Julie Ruin, Howe Gelb et She Keeps Bees (photo archive), pour les fans de la musique indé c'est un beau programme.



28/11: Wrekmeister Harmonies (avec GY!BE), Espace B
28/11: Sondre Lerche, Sentie des Halles
28/11: Gisèle Pape, Manufacture Chanson
29/11: Archive, Salle Pleyel 
29/11: Hooton Tennis Club, Supersonic 
29/11: Thos Henley, Le Môtel
29/11: Kim, Les Etoiles
30/11: Howe Gelb Piano Trio, Pop-Up du Label
30/11: Cigarettes After Sex, Badaboum
30/11: Telegram et Johnny Montreuil, FGO Barbara
30/11: Jo Wedin & Jean Felzine, Les Trois Baudets
30/11: Labo Pop avec Balladur et Tropical Horses, Petit Bain
01/12: Joan As Poilce Woman, Le Flow
01/12: The Julie Ruin, Point Ephémère
02/12: Exsonvaldes, Sharko, In The Canopy, Petit Bain
02/12: Charlotte Reinahrdt, Bateau Théâtre-Le Nez Rouge 
02/12: Nada Surf et Amber Arcades, Le Bataclan 
02/12: Crystal Castles, Elysée Montmartre
02/12: Michel Polnareff, Salle Pleyel
03/12: She Keeps Bees, Le Pop-up du Label, complet
03/12: Stranded Horse, Gaité Lyrique
03/12: Temples, Point Ephémère
03/12: King Crimson, Salle Pleyel
04/12: King Crimson, Salle Pleyel


Sonntag, 27. November 2016

Gudruns Konzerttipps im Dezember

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Auch im Advent gibt es noch das eine oder andere Konzert zu empfehlen, welches nicht das Weihnachtsoratorium ist...


Haley Heynderickx
28.11. Poshteckel | Berlin
29.11. Cube | Düsseldorf
30.11. Wohngemeinschaft | Köln
01.12. Prinz Willy | Kiel
02.12. Ameise | Minden
03.12. Kartontage | Bremen
04.12. Hafen 2 | Offenbach
06.12. Cafe Konrad | Luxembourg
07.12. Cafe Galao | Stuttgart
08.12. Hauskonzerte | München
09.12. Marenzikeller | Leibnitz
10.12. Musikclub | Lembach
11.12. Gleis Süd | Horb am Neckar
12.12. Monomontag - Portier | Winterthur


Fox and Bones
28.11. Lendhafen Cafe | Klagenfurt
29.11. St.Arbogast | Götzis
30.11. Kafi für Dich | Zürich
01.12. Freiraum | Übersee
02.12. Club Glam | Feldbach
03.12. Plan B | Salzburg
04.12. Gleis Süd | Horb am Neckar
05.12. Inspire | Chemnitz
07.12. Essigfabrik | Lübeck
08.12. Marias Ballroom | Hamburg
09.12. Prinz Willy | Kiel
11.12. Hafen 2 | Offenbach
14.12. Kulturpunkt | Flawil
15.12. Blue Note | Dresden
17.12. Bolleke | Duisburg 




Andrea Schroeder
Andrea Schroeder, Chemnitz, 12.03.14

29.11. Dresden – Schauburg
30.11. Wien Akzent Theater
06.12. Bonn – Harmonie
07.12. Frankfurt – Das Bett
08.12. Cottbus – Bebel
10.12. Hannover – Cafe Glocksee
11.12. Berlin – Frannz Club


The Burning Hell
The Burning Hell, Karlsruhe, 24.05.13

Mathias Kom solo + Nick Ferrio
29.11. Bremen - Litfass
30.11. Kassel - NEU / Kafé am Weinberg
01.12. Düsseldorf - Kassette

Full band
11.12. Köln - Gebäude 9 (w/ The Wave Pictures)
12.12. Göttingen - Musa Kulturzentrum
13.12. Wetzlar - Franzis
14.12. Schorndorf - Club Manufaktur
15.12. Dresden - Beatpol
16.12. Berlin - Marie-Antoinette
17.12. Hamburg - Kleiner Donner
18.12. Lauenau - Kesselhaus Lauenau




Luckless

Luckless, Adorf, 20.06.15

30.11. Heiner's Bar, Berlin
01.12. Odradek, Chemnitz
02.12. Hole of Fame, Dresden
03.12. Stoned, Leipzig
06.12. Wohnzimmerkonzert, Karlsruhe
08.12. Frapé, Aalen
09.12. Munichsessions, München
16.12. Hinterhof, Arpke



She keeps bees
30.11. Brüssel, Acienne Belgique (Autumn Falls)
01.12. Köln, Blue Shell
02.12. London, Moth Club
03.12. Paris, Pop Up Du Label
04.12. Münster, Gleis 22
05.12. Berlin, Grüner Salon
06.12. Mainz, Schonschön
07.12. Genf, La Gravière
08.12. Fribourg, Nouveau Monde
09.12. Basel, Parterre
10.12. Zürich, Bogen F


Blackberries
30.11. Dresden - Ostpol
01.12. Leipzig - Noch Besser Leben
02.12. Hamburg - Astra Stube
03.12. Bocholt - Vogelhaus
04.12. Solingen - Cobra
07.12. München - Unter Deck
13.12. Bonn - Kult 41
16.12. Heilbronn - Mobilat
18.12. Bern - Rössli
21.12. Luxemburg - De Gudde Wellen


Locas in Love

Locas In Love, Karlsruhe, 21.04.16

01.12. Krefeld - Kulturrampe
02.12. Kaiserslautern - Kammgarn
03.12. Würzburg - Kellerperle
04.12. Köln Atelierzentrum Ehrenfeld (AZE)



The wave pictures
The Wave Pictures, Paris, 16.09.11

03.12. Bremen  kukoon
04.12. Hamburg  Kleiner Donner
05.12. Berlin  Bi Nuu
06.12. Bamberg  Pizzini
07.12. Nürnberg  MUZclub
08.12. Darmstadt  Oetinger Villa
09.12. Freiburg  The Great Räng teng teng
10.12. Wetzlar  Franzis
11.12. Köln  Gebäude 9 /w The Burning Hell
12.12. Dresden  Ostpol /w Tacho
13.12. München  STROM
14.12. Schaffhausen TapTab Musikraum
15.12. Luzern Neubad
16.12. Esslingen  KOMMA


Jherek Bischoff

03.12. Köln Britney


Sofia Talvik
04.12. Kulturzentrum Großenhain
09.12. Tonfink Kulturcafe & Bar    Lübeck
15.12. Daetz Centrum Lichtenstein
16.12. Horns Erben Leipzig
31.12. Ev. Kirche Alt Aumund Bremen
 



Black Oak
Black Oak, Karlsruhe, 19.09.15


06.12. Berlin  Privatclub
07.12. Hamburg  Kleiner Donner
08.12. Göttingen  Nörgelbuff
09.12. Bielefeld  Falkendom
10.12. Wuppertal  Hutmacher
13.12. Bern  Rössli Bar
15.12. Aarau  Kiff
16.12. Schorndorf  Manufaktur



Mittwoch, 23. November 2016

Weyes Blood und Laure Briard, Paris, 22.11.16

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Konzert: Weyes Blood und Laure Briard
Ort: L'Espace B
Datum: 22.11.2016
Zuschauer: etwa 150, ausverkauft

Foto: Gudio Engler ©


Alles ist sehr fein an Natalie Mering alias Weyes Blood. Die jungen Gesichtszüge, die Wespentaille, die langen glatten Haare, die Hände und vor allem natürlich ihr Gesang und ihre fragilen Folksongs, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Eine ästhetische, sehr elegante Künstlerin, die vor kurzem ihr zweites Album Front Row Seat To Earth herausgebracht hat. War schon der Vorgänger The Innocents aus dem Jahre 2014 eine Schönheit legte sie nun den grossen Wurf nach, ein Album, das sie weit nach vorne bringen könnte.

Das Espace B, in dem sie vor nicht sehr gut gefüllten Rängen 2015 schon einmal gespielt hatte, war dieses Mal schnell ausverkauft. Etwa 150 Leutchen hatten sich eingefunden und sorgten mit ihrer Körperwärme für tropische Temperaturen. Die türkisfarbene Anzugsweste ihres schönen Kostüms, das sie auch auf der Plattenhülle trägt, zog Natalie schnell aus und gab den Blick frei auf einen sehr schlanken Oberkörper, den sie in ein Ringelshirt gehüllt hatte.

Natalie war im Gegensatz zum letzten Male nicht alleine gekommen, sondern hatte eine richtige vielköpfige Band dabei, Schlagzeuger inklusive (aber nicht Chris Cohen der teilweise auf dem Album trommelte und es produzierte).

Alles Jungs, die aber Natalie nicht die Show stellen konnten (und dies auch gar nicht wollten), da Miss Mering wirklich Charisma und Ausstrahlung hatte und nicht nur wegen ihrer Lieblichkeit die Blicke auf sich zog. Sie hatte etwas Rätselhaftes an sich, eine Art die paradoxerweise gleichzeitig ein wenig reserviert und dennoch herzlich war. Und einen versauten Witz hatte sie auch auf Lager, es ging um den Vergleich einer Waschmaschine mit einer Jungfrau...

Am meisten begeisterte sie aber natürlich mit ihrer Stimme, diesem ätherischen Organ, das so herrlich rein und ergreifend klang. Ich versuchte die ganze Zeit Parallelen zu bekanten Folksängerinnen aus den 60ern und 70ern zu ziehen, aber die Vergleiche zu Vashti Bunjan, Joni Mitchell, Sandy Denny oder Joan Baez passten alle nicht so ganz. Sie erinnerte eher an zeitgenössische Kolleginen wie Marissa Nadler oder Angel Olsen.



Das gespielte Songmaterial war bestechend. Da gab es ein paar Songs, die wirklich was in mir bewegten, mich wirklich fesselten. Seven Ways mit seiner Orgel und der herrlichen sphärischen Pedalsteelgitarre wäre hier zu nennen, aber auch das feierliche Do You Need My Love mit seinen bababa Gesängen oder der Schmachtfetzen Used To Be. Als oldie but a goodie bezeichnete sie das eingängige Hang On vom Vorgängeralbum The Innocents von dem sie ansonsten sehr wenig performte (Bad Magic gab es noch)

Wäre die Hitze nicht gewesen, ich hätte mir ein wesentlich längeres Konzert gewünscht. So aber war ich froh, dass es nicht zu ausufernd wurde. Gegen Ende gab es noch ein gelungenes Soft Machine Cover und einen Solosong an der akustischen Gitarre, dann war die leicht gothisch anhauchte Messe gelesen.

Zuvor hatte die blonde Französin Laure Briard mit ihrer exquisiten Band des Labels von Midnight Special Records (Cléa Vincent, Michelle Blades, Alice Lewis...) für Charme und Eleganz gesorgt. Die junge Dame aus Toulouse spielte einen gelungen Mix aus französischem Chanson in der Tradition von Françoise Hardy, Sixties Pop à la Brigitte Bardot oder France Gall und Loungesongs im Stile von Stereolab.

Stücke wie Sur la piste de danse, oder Le roi du rock'n roll wurden mit mehr Pfeffer und Rockappeal als auf dem Album interpretiert, da klangen die Gitarren teilweise richtig laut und das Schlagzeug fetzig.

Titel vom Vorgänger wie Egoïste oder Révélation kamen sehr ohrwurmig rüber und so war bereits die Vorgruppe allein das Kommen wert. Aber es kam ja noch wie geschildert Weyes Blood und die machte den Abend perfekt.

Unter dem Strich: wundervoll!


Dienstag, 22. November 2016

The Cure, Paris 15.11.16

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Konzert: The Cure
Ort: Accor Hotels Arena, Paris
Datum: 16.11.2016
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: 2 Stunden und 45 Minuten


The Cure in Paris, Bercy. Da war doch was ? Richtig! 2008 spielte die Band um Robert Smith das Konzert ihres Lebens, mit 42 fabelhaften Songs und einer Spielzeit von 3:40 ging der sensationelle Gig in die Konzertgeschichte ein.

Würde es heuer wieder so gut werden ? Das Palais Omnisport de Paris Bercy heisst inzwischen Accor Hotels Arena und es wurden auch einige Umbauten durchgeführt, doch letztlich herrschte hier drinnen die gleiche Atmosphäre wie früher. Eine Halle bleibt eine Halle, mit kleinen Indieclubs hat das Ganze nur wenig gemein. Zuletzt war ich vor 2 Wochen hier um mir das Tennisturnier anzusehen, ansonsten hatte es mich nur für Neil Young im Juni hierhin verschlagen.

Opener des Abends waren die Schotten The Twilight Sad. Früher mochte ich die sehr, aber ich hatte mich lange nicht mehr mit den Jungs aus Glasgow beschäftigt und empfand das heutige Konzert als zu bombastisch und belanglos. Gut 30 Minuten uninteressante Musik im Stile der fürchterlichen Editors, ich hätte später kommen können (sollen!).


Um 20 Uhr 45 dann endlich The Cure. Grosser Beifall brandete auf als die Gladiatoren die Arena betraten. Simon Gallup am Bass, Jason Cooper am Schlagzeug und natürlich Robert Smith zuständig für Gitarre und Gesang (und in einem Falle Flöte), diese 3 spielten auch schon 2008 in Bercy. Reeves Gabrel sahen wir heute an der Gitarre, Roger O'Donnel an den Keybords. Die Show machten aber eher Simon Gallup und Robert Smith, wenn man überhaupt von Show reden kann, denn Rockstarposen sind glücklicherweise nicht so Robert Smiths Sache und Simon Gallup verzeiht man auch die gebückte Haltung und den tief hängenden Bass. Reeves Gabrel hatte optisch etwas von einem britischen Pubmusiker, spielte aber viel besser als er angezogen war. Schliesslich hatte er sich ja auch schon in der Band von David Bowie einen Namen gemacht. Porl Thompson wäre mir dennoch leiber gewesen. Aber der ist ja Maler geworden und hat der Musik den tätowierten Rücken zugekehrt...



Die Stimmung im Publikum während der ersten 3 Stücke war noch etwas verhalten. Erst als an 4. 6. und 8. Stelle mit In Between Days, Pictures Of You und Lovesong bekanntere Titel gespielt wurden, wurden die Leute munterer. Der Lovesong kam hierbei besonders gut rüber, Robert Smith intonierte mit noch mehr Melancholie und Verzweiflung als auf dem Album (dem fabelhaften Disintegration) die Zeilen: I will always love you." 



Auch die Liebe der Fans zu The Cure schien nicht gerostet zu sein, die Besucher feierten irgendwann jeden Song einzeln ab, im ersten Drittel besonders Just Like Heaven, der ein wenig bezeichnend für das musikalische Ambiente des Abends sein sollte. Statt düsterer Songs aus der Frühphase der späten 70er und frühen 80er dominierten fröhlichere Tracks, zu denen die Meute tanzte und phasenweise vorne sogar pogte. Ich persönlich war hingegen froh als mit A Hundred Years ein alter depressiver Klassiker ausgepackt und mit äusserster Präzision und Druck gespielt wurde. Ein Highlight des Konzerts das nach dem 17. Stück (End) und 90 Minuten Spielzeit erst einmal in eine kleine Pause ging.



Natürlich war dies noch nicht "The End", im Gegenteil jetzt, im ersten Zugabenblock sollte es erst richtig gut werden. Den Titel des noch unveröffentlichen Tracks It Can Never Be The Same Again hatte Robert Smith auf seiner Gitarre markiert und der hatte es wirklich in sich. Alle Stärken der britischen Band kamen hier zum Tragen. Die anziehende Melancholie, die mitreissende Melodiösität und die faszinierende Mystik. The Cure at its best und dies im Jahre 2016 fast 40 Jahre nach Bandgründung, Wahnsinn! 



Die Stimmung erlebte jetzt Höhepunkte, denn zu Play For Today johlten die Fans die Melodie mit und auf die letzten Bassriffs von Simon Gallup während A Forest reagierten die Leute mit lauten "Hey!" Rufen.


Dann erneuter Abgang von der Bühne, bevor Lullaby angestimmt wurde. Ein riesiges Spinnennetz war auf der Leinwand zu sehen und der vermutlich bekannteste (aber nicht beste) Titel von The Cure kam bei den meisten sehr gut an. "Spiderman is having me for dinner tonight" als ich diese hinlänglich bekannten Zeilen hörte wurde ich an meinen Hunger erinnert, rannte kurz raus, stopfte mir einen Burger (teuer aber gut) rein, spülte ihn mit Cola Zéro (als würde man davon abnehmen, wenn man gleichzeitig einen Burger ist) runter und flitzte zurück an meinen Platz. 



Seltsamerweise gingen nun schon die ersten Leute, wahrscheinlich mussten die ehemaligen Waver früh ins Bett um am nächten Tag frisch für ihren bürgerlichen Beruf zu sein. Schade für sie, denn sie verpassten nicht nur das famose Fascination Street, Never Enough und Wrong Number, sondern auch den letzten Zugabenblock, der ausschliesslich eingängigen und bekannten Songs gewidmet war. Nun wurden die Nummern abgefackelt die wir schon damals immer als verpickelte Schüler auf dem Gymnasium gehört hatten: The Lovecats, Hot Hot Hot!!!, Friday I'm In Love, Boys Don't Cry, Close To Me, Why Can't I Be You?, Hits die um die Welt gingen, für mich aber eher The Cure untypisch, weil sie eben viel zu fröhlich sind. Ich hätte mir stattdessen Charlotte Somtimes, M, Cold, Figurehead oder The Hanging Gardens gegen Schluss gewüscht, aber ich war nicht im Wunschkonzert, sondern bei The Cure 2016 und die hatten eben überwiegend Lust, weniger depressiv zu klingen. So einige Altfans nörgelten deshalb auch über die Radiotauglichkeit besonders des zitierten Schlussteils, zeigten sich gar vereinzelt enttäuscht, vergassen aber im Eifer des Gefechts, dass der fast 3 Stunden Gig insgesamt doch wieder sehr gut ausgefallen war. Robert Smith und seine Leute hatten sich Mühe gegeben, die Songs nicht nur einfach runtergenudelt, sondern neue Liveversionen gebracht und diese mit viel Schmiss performt. 



Und Robert war auch bei Stimme, besorgte Fans die Videos von vorgehenden Konzerten gesehen hatten, auf denen der schwarze Pummelbär nicht so gut sang, wurden in ihrer anfänglichen Skepsis nicht bestätigt. Beim definitiven Abgang zeigte sich Mister Smith regelrecht gerührt, ging in jede Ecke der Bühne um jedem Block mal zuzuwinken, das war schon schön, fast ergreifend.


01: Open (neu)
02: All I Want
03: Push
04: In Between Days
05: Primary
06: Pictures Of You
07: High
08: Lovesong
09: Before Three
10: A Night Like This 
11: The Walk
12: Just Like Heaven
13: Trust
14: From The Edge Of The Deep Green Sea
15: The Hungry Ghost
16: One Hundred Years
17: End

18: It Can Never Be The Same
19: Burn
20: Play For Today
21: A Forest

22: Lullaby
23: Fascination Street
24: Never Enough
25: Wrong Number

26: The Lovecats
27: Hot Hot Hot!!!
28: Friday I'm In Love
29: Boys Don't Cry
30: Close To Me
31: Why Can't I Be You?



Montag, 21. November 2016

Les concerts de la semaine à Paris du 21 au 28 novembre 2016

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Les concerts de la semaine à Paris du 21 au 28 novembre 2016

Une belle semaine de concerts nous attend ! Pour ceux qui aiment les grandes salles il y aura les Pixies au Zénith, pour ceux qui préfèrent l'intimité il y a des concerts sympa au Pop-Up du Label (Dan San, puis Margaret Claspy). Puis le BB MIX a une fois de plus invité un groupe culte: The Pop Group le samedi ! Moi je vais commencer la semaine avec deux jeunes chanteuses de talent, l'américaine Weyes Blood (photo par Guido Engler ©) et la française Laure Briard. Bons concerts à tout le monde !




21/11: Weyes Blood et Laure Briard, Espace B, complet
21/11: John Cunningham, Espace en Cours
21/11: Tinariwen, The Lemon Twigs, Seratones, Bataclan
21/11: Pharaon de Winter, Les Trois Baudets
21/11: Dan San et Octave Lissner, Pop-Up du Label
22/11: Zéro et It It Anita, Espace B
22/11: Yalta Club, Supersonic
22/11: Agnes Obel, Casino de Paris
22/11: Minou et Faroe, Point Ephémère
22/11: Be Quiet et Jaune, Les Trois Baudets 
22/11: Céline Tolosa, Le Motel
23/11: Zombie Zombie, Badaboum
23/11: Beach Slang, La Maroquinerie, annulé
23/11: Pixies, Le Zénith
23/11: Civil Civic, Point Ephémère 
24/11: Showcase Fantome, La Fabrique Balades Sonores
24/11: Arlt et Christophe Manon, Maison de la Poésie
24/11: Pantha Du Prince, La Gaité Lyrique
24/11: Margaret Glaspy, Le Pop-Up du Label
25/11: Psychic Ills, Le Batofar
25/11: Margaux Simone, Le Tigre Club 
26/11: Algo et Odds & Ends et Pollyanna, International
26/11: Michel Cloup et Gontard, Pan Piper
26/11: Xarah Dion et Ambeyance et Wunderland, Supersonic
26/11: Basile di Manski, Badaboum 
26/11: The Pop Group et Goat et Electric Electric, Festival BB Mix
27/11: Alice Mary et Sahara et Camille Bénâtre, Supersonic


Sonntag, 20. November 2016

PJ Harvey, Reykjavík, 06.11.16

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Konzert: 
  PJ Harvey (120 min)
  Mammút (40 min)
  Kevin Morby (40 min)
Ort: Valshöllin Reykjavík (Iceland Airwaves)
Datum: 6. November 2016
Zuschauer: etwa 1500


Die schönen Fotos sind von Claudia - Vielen Dank!

Ich sprach schon in meinem Bericht über das Björk-Konzert darüber, dass ich etwas unfreiwillig Heroen-Konzerte in Island  zu "sammeln" scheine.  Für den letzten Tag - und sicher als Finale gedacht - stand für das Airwaves Festival in Reykjavík PJ Harvey als Headliner in dem einzigen großen Venue fest, das am Sonntag bespielt werden würde. Dem Programm konnte man entnehmen, dass man hierfür extra ein Ticket (im wahrsten Wortsinn) erstehen musste, das am Freitag ab 12:00 Uhr ausgegeben würde. Was uns in dem Moment noch nicht so recht klar war, dass dies das Ticket für die gesamte Sonntagsveranstaltung in Valshöllin, einer Sporthalle am Nordrand von Reykjavíks Innenstadt war. 


Ich muss zugeben, dass ich mich der Tortur einer fragwürdigen Ticketschlange sicher nicht unterzogen hätte, wenn ich allein in Reykjavík gewesen wäre. Aber zu dritt war es ein bisschen wie ein Klassenausflug und wir kriegten in der Schlange sogar noch den einen oder anderen Konzerttipp für unsere Freitags- und Samstagsplanung. Da wir nicht riskieren wollten, zu weit hinten zu landen, waren wir etwa eine Stunde vor Ticketausgabe da und konnten so immerhin im Vestibül der Harpa auf dem Boden sitzend warten und nachdem es mit der Ausgabe losging, waren wir in etwa 15 min tatsächlich dran. Ich beglückwünschte mich ganz besonders zu dieser Entscheidung, als wir an einem Teil der hinter uns wartenden wirklich endlosen Schlange vorbei gingen um die Harpa mit unseren Tickets in der Hand wieder zu verlassen...
 

Am Sonntag waren wir alle ein wenig platt vom anspruchsvollen Programm der Tage davor und es regnete den ganzen Tag in Strömen. Es war das blanke Glück, dass für die 35 min Fußweg der Regen etwas nachließ und dann sogar ganz aufhörte, denn zusammen mit dem Wind kann man sich nicht gut vor dem Durchnässen schützen. Kaum angekommen, setzte der Regen auch schon wieder ein und ich bedankte mich noch einmal ganz herzlich bei allen Wetterheiligen, die uns ein bisschen Luft verschafft hatten.
 

Beim hineingehen verstanden wir auch erst, dass wir ohne die Karten für PJ Harvey für den ganzen Sonntag abgemeldet gewesen wären (außer vom Programm der nicht offiziellen Konzerte natürlich). Die Halle war zu den letzten beiden Songs von RuGI noch sehr locker gefüllt und wir konnten bis ganz nach vorn gehen und auch noch ein wenig auf dem Boden sitzen. Die beiden 14-jährigen jungen Frauen wirkten vor der Kulisse der Halle schon ein wenig falsch platziert. Das anwesende Publikum applaudierte ihnen aber ganz heftig. Der eigentliche Beginn des Konzertabends war dann ein halbstündiges Set von Kevin Morby mit Meg Duffy an  der Gitarre, Cyrus Gengras am Bass und seinem ehemaligen The-Babies-Bandkameraden Justin Sullivan  an den Drums. Mir war die Musik und das ganze Auftreten viel zu oberflächlich und selbstverliebt und ich fand keine musikalischen Anknüpfungspunkte.


Interessanter erschien mir da die isländische Frauenband Mammút, die in ihrer Heimat Hit an Hit reihen und 2013 immerhin acht Nominierungen in den Icelandic Music Awards hatten. Zu meinem großen Missvergnügen war dies aber ein Konzert, für das Hörschutz dringend nötig war (neben dem Nerven-Konzert das einzige). Das Spektakel veranstalteten Katrína Mogensen (Gesang), Vilborg Ása Dýradóttir am Bass, Alexandra Baldursdóttir (Gitarre) mit  den beiden Herren Arnar Pétursson (auch Gitarre) und Andri Bjartur Jakobsson an den Drums. Das war zwar interessant anzusehen, aber irgendwie in der Lautstärke auch zu anstrengend, um es wirklich zu genießen.  Insofern war ich eigentlich schon ziemlich hin, bevor PJ Harvey überhaupt die Bühne betraten, zumal es inzwischen so voll geworden war, dass man sich auch in den Pausen nicht mehr setzen konnte, wenn man nicht zertreten oder von stolpernden nach vorne drängenden Isländern mit Bier beschüttet werden wollte.


Wie schön hätte sich das in der ähnlich großen großen Halle der Harpa gemacht, im sitzen und ohne Streß.... Aber es spricht durchaus für die Musik von PJ Harvey und ihren neun Mitmusikern, dass mich die erste Hälfte des Konzertes noch einmal voll elektrisieren konnte und die bange Frage: War es das wert? mit einem klaren JA! zu beantworten ist. Schon der Einzug als Marching-Band war einfach nur mitreißend zu nennen. Sowohl von der Inszenierung als auch von der Musik her. Anschließend war es ein wenig wie beim Kreistraining, denn die Musiker mussten oft ihre Position wechseln und waren grob im Kreis um PJ Harvey angeordnet. 


Das mag etwas despektierlich klingen, ist aber nicht so gemeint, denn die große Geste der Musik und der Inszenierung kamen gut bei mir an und es entstand schon der Eindruck, dass hier alle hervorragende Musiker waren und auch voll beteiligt an dem, was als PJ-Harvey-Konzert vielleicht zu sehr auf die dominante Figur im Zentrum konzentriert wäre. Andererseits war es auch wieder richtig, denn sie war in ihrer irgenwie unaufdringlichen Art doch DIE präsente Figur auf der Bühne. Leider wurde mir nach einer Stunde Konzert die Luft im Pulk knapp und ich musste unbedingt zur Seite hinaus. Von da konnte ich immerhin noch einiges auf der Bühne erkennen aber ein ideales Konzerterlebnis sieht natürlich anders aus und schon bald wurde es auch zu vielen anderen zu dicht vorn, sodass auf meinem Seitenplatz die Luft schon wieder zu Sauerstoffarm wurde und ich nach hinten ausweichen musste, noch lange vor den Zugaben. Damit war mein PJ-Harvey-Konzerterlebnis eigentlich zu früh zu Ende. Trotzdem ging ich sehr zufrieden nach Hause mit dem Wissen, ein hautnahes Erlebnis gehabt zu haben, das seinesgleichen sucht.


Setlist:
01: Chain of Keys
02: The Ministry of Defence
03: The Community of Hope
04: The Orange Monkey
05: A Line in the Sand
06: Let England Shake
07: The Words That Maketh Murder
08: The Glorious Land
09: Written on the Forehead
10: To Talk to You
11: Dollar, Dollar
12: The Devil
13: The Wheel
14: The Ministry of Social Affairs
15: 50ft Queenie
16: Down by the Water
17: To Bring You My Love
18: River Anacostia  


19: Highway 61 Revisited (Bob Dylan cover, Z)
20: Is This Desire? (Z)



Aus unserem Archiv:
The Babies, Köln, 14.06.13
The Babies, Barcelona, 25.05.13
PJ Harvey, Hilvarenbeek, 24.06.16
PJ Harvey, Paris, 24.02.11
PJ Harvey, Paris, 14.02.11
PJ Harvey, Paris, 16.11.07



Björk, Reykjavík, 05.11.16

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Konzert: Björk &
  Streicher der Sinfóníuhljómsveit Icelandic Symphony
Ort: Saal Eldborg im Konzerthaus Harpa in Reykjavík
Datum: 5. November 2016
Dauer: 110 min
Zuschauer: 1800 - ausverkauft


Die tollen Bilder sind von Claudia - Vielen Dank! 

Es hatte sich ein wenig bescheuert - bestenfalls abenteuerlich - angefühlt, den stolzen Preis für das Björk-Konzert am Samstag Nachmittag auf ein ohnehin fantastisches und zu volles Airwaves-Programm draufzulegen (*). In den Tagen des Festivals hatte sich dieses Gefühl immerhin schon konsolidiert zu: Wie toll, dass wir wenigstens einmal ins Allerheiligste der wunderschönen Harpa kommen werden... Im Konzert jedoch habe ich mich von Gefühlen überwältigt erlebt, die ich mir (und in Wirklichkeit wohl auch Björk) nicht zugetraut hätte. Spätestens als Björk kurz vor Ende der ersten Hälfte am Bühnenrand stehend immer wieder in den Zuschauerraum sang hear me/heal me brachen bei mir alle Dämme. In der Pause schauten wir drei uns an wie weihnachtlich beschenkte Kinder - die Augen konnten schon sprechen über das wofür mir auch heute zwei Wochen später noch die Worte fehlen.


Natürlich ist Björk ein Phänomen. Weltweit und erst recht in Island. Sóley hatte ihre Cellistin vorgestellt als She plays with our Björk. Darüber hinaus ist sie schon so lange in meinem Leben präsent. Zu Beginn ihrer Solo-Karriere lief ihre Musik bei mir sehr viel und diese fast 20 Jahre alte Musik hat sich noch gar nicht abgenutzt und ist auch heute noch einzigartig und uneingeholt. In der Zwischenzeit fühlte ich mich ihr aber mehr als Frau verbunden, die in einem von Männern domierten Feld so ungestört wie möglich versucht, ihre Ideen zu verwirklichen - ihre Musik berührte mich nur noch punktuell, dafür faszinierten mich ihre Ideen, ihre Energie und dass sie mir auch als Weltstar noch so menschlich erschien - kein Idol sondern ein Vorbild. Zufällig über dieses Segment meiner täglichen Leseportionen hatte ich auch vom neuesten Album erfahren. Vulnicura - das Album, in dem sie dokumentierte, wie sie sich aus dem schwarzen Loch herauskämpfte, das sie nach der Trennung von ihrem langjährigen Lebenspartner aufgesogen hatte. Ein Album, das zunächst lange nur als Streicherstimmen existiert hatte.

In Wirklichkeit hatte ich aber vor dem Konzert gar nicht darüber spekuliert, was Björk uns in der Harpa vorsetzen würde. Und ich hatte auch noch gar nicht in Vulnicura hineingehört (wofür ich ja knapp zwei Jahre Zeit gehabt hätte). Dies war aber vielleicht auch gut so, denn so traf mich das Album mit voller Wucht in einer Verfassung wo ich bereit zum zuhören war. Begleitet nur von einem Orchester aus 27 Streichern (je neun Geigen, Violen und Celli). Was in dem Umfeld einer so großen Konzerthalle wie eine kleine, eine Kammerbesetzung wirkte. Für die zweite Hälfte wurden später noch zwei Kontrabässe hinzugefügt, was wirklich einen großen Klangunterschied machte. Es gab eine dezente Lichtshow und bis zur Pause fast keine Ansagen außer einem kleinen Tak.

  

Mit dem Abdunkeln hatte sich eine fast mit Händen greifbar andächtige Stille über den Raum gelegt. Das Konzert begann mit rufenden Klängen, die dann von den Celli fürsorglich durch den ganzen Song getragen wurden. Schon in diesem Moment fühlte ich mich wie ein Narr, denn natürlich würde dies ein herrliches Konzert werden! Show me emotional respect traf mich als erste Textzeile auch mitten ins Herz kaum dass das Konzert richtig begonnen hatte. Und in dem Moment dämmerte mir auch, dass wir wohl das Trennungsalbum hören würden. Eine Erfahrung die so ganz und gar persönlich wie absolut universell ist, da sie uns auf die tiefsten Fragen zurückwirft: Wer bin ich, wenn ich nur mit mir bin. Und ich gar nicht mehr jung bin und ich einem jungen Menschen eine geborgene Kindheit geben wollte. In der für mich heimatlichen Umgebung eines Konzertsaales im klassischen Musikstil erzählt, konnte ich mich auch an diesen Abgrund heranwagen obwohl Björk gerade in dieser ersten Hälfte so viel Trauer mit uns teilte. Insbesonder Black lake war kurz vor dem nicht mehr erträglichen. Aber wie sagte Björk selbst: It's a sign of maturity to be stuck in complexity (Lionsong)
 


Angenehm fand ich dabei, dass der Konzertsaal wirklich alle dazu anhielt nur zu hören und sich während der Lieder nicht zu äußern und selbst der Applaus kam mir zwischendurch wie ein unbefugtes Eindringen vor, das dem Fluß des Geschehens auf der Bühne nicht gerecht wurde. Besonders aufwühlend war für mich in diesem ersten Teil der Song Family.

 Is there a place where I can pay respects 
 for the death of my family

 How will I sing us out of this sorrow
 Build a safe bridge for the child out of this danger


Erst ganz zum Schluß bei Notget wurde auch Wut fühlbar darüber, dass sie aus eigener Kraft nicht verhindern konnte, dass ihr das Wichtigste genommen wird.
 


Nach dem ersten Teil wurde der Zyklus von Vulnicura nicht einfach fortgesetzt - statt dessen gab es z.B. mit I've seen it all ein wiederhören mit einem wohlvertrauten Song. Thematisch wurde der Zyklus schon fortgesetzt, auch wenn er sich nicht an die Tracklist des Albums hielt, es war aber mit dramatischerem Impetus und mehr von einem inneren Aufbruch gezeichnet und endete mit einer dramatischen Tangoversion von Bachelorette. Björk stellte uns im Anschluss vier Musiker vor, die schon vor fast 20 Jahren beim Album Homogenic dabei gewesen waren und beschrieb, dass die Proben für das Konzert daher für sie sehr emotional gewesen seien.

Natürlich musste es eine Zugabe geben - und was für eine. Wir sollten mitsingen und Björk selbst stand auf der Bühne voller Kraft - rockröhrig als Trolls Schwester und gab uns einen Arschtritt zurück in die Welt:

 Excuse me / But I just have to Explode
 Explode this body / Off me 
 I'll be brand new / Brand new tomorrow
 A little bit tired / But brand new



Setlist:
01: Stonemilker
02: Lionsong
03: History of Touches
04: Black Lake
05: Family
06: Notget

- Pause -
07: Aurora
08: I've Seen It All
09: Jóga
10: Vertebræ by Vertebræ
11: Quicksand
12: Mouth Mantra
13: Bachelorette

14: Pluto   (Z)


(*) Das spontante Ja folgte wohl eher einer gewissen Tradition, Pop-Ikonen für die ich in Deutschland nicht arg weit fahren würde, einmal im Leben ausgerechnet in Island live zu sehen. Wobei es für Björk ja wenigstens ein logischer Ort war und ich mir in jedem Fall ein sehr gutes Konzert versprach, allerdings im Vergleich zu anderen Airwaves Konzerten eher im unteren Mittelfeld der Island Erinnerungen 2016.

eindrucksvolle Fotos
treffender Bericht 

Aus unserem Archiv:
Björk, Melt!, 20.07.08
Alle Konzertberichte vom Iceland Airwaves



Samstag, 19. November 2016

Birdeatsbaby, Karlsruhe, 17.11.16

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Konzert: Birdeatsbaby
Ort: Dachbodenkonzert in Karlsruhe
Datum: 17. November 2016
Dauer: 70 min
Zuschauer: etwa 40


Herzlichen Dank an Tom!

Mein Bericht über das euphorisierende Konzert von Birdeatsbaby im Kohi im April endete mit einem fröhlichen: Zum Glück sehen wir uns am 12. November wieder.  Tatsächlich war aber in der ersten Tourplanung der schon fest ausgemachte Termin in Karlsruhe gar nicht mehr dabei ... so ein Mist. Nach großem Haare raufen ließ ich Karlsruhe für den 17. November wieder auf den Plan setzen im Vertrauen darauf, dass sich Partner dafür finden würden. Der erste Versuch versackte leider kläglich und wider Erwarten im Time-out von nicht beantworteten mails. Aber schließlich fand sich doch noch der tollkühne Kollege Tom mit einem Dachboden und genug Abenteuerlust. Fast wäre ihm noch seine Arbeit dazwischen gekommen, aber schließlich war am Abend des 17.11. alles bereit für den Tourstop der Band um Mishkin Fitzgerald. Es würde ein Wiedersehen geben mit Hana Maria (Geige und Gesang) und Forbes Coleman (diesmal an Gitarren und Bass).


Allerdings musste die Truppe ohne das Ur-Mitglied Garry Mitchell auskommen und hatte dafür Samuel de Broize-Ward für die Drums gewonnen. Seit dem April hatte ich das allerneuste Album Tanta Furia schon ungezählte Male gehört und war deshalb froh, sehr viel von dem ganz neuen Material nun live zu hören. Im Vergleich zum Set im Kohi ging es diesmal nicht ganz so laut zu, aber die Intensität der Songs von Birdeatsbaby hängt ja nicht sehr an der Lautstärke. Es ist schwer zu sagen, welche Lieder mich diesmal besonders fingen, weil ich fast eine Dauer-Gänsehaut hatte.




Zum zweiten Teil des Konzertes hatte es sich noch einmal deutlich gefüllt und auch die Intensität auf der Bühne hatte zugenommen, so als hätte es etwas Zeit gebraucht, um mit dem Publikum und dem Raum so warm zu werden, dass es rückhaltlos ans eingemachte gehen konnte. In die Selbstverpflichtung der Band übersetzt hieß das, beim hören jedes der Songs wurde einer der folgenden drei Wünsche ausgelöst: To fuck someone, To hit someone or To kill yourself. Harter Tobak aber irgendwie wirklich genau die richtige Medizin im laufenden Zeitgeschehen. Zum Glück für mein geschundenes Herz verabschiedete sich die Band mit dem Versprechen, dass es nächstes Jahr wieder ein  Treffen in Karlsruhe geben wird (vielleicht im Kohi?),  dem Walzer Into the Black als Zugabe und dem Plan Lets get drunk ...


Setlist:
01: In Spite of you
02: Scars
03: Drinking
04: Ghosts
05: Elliot
06: Baby steps
07: Spiders
08: Lighthouse

09: Bullet
10: My arms
11: Part of me (für Trump)
12: Silence
13: Rosary
14: Eulogy
15: I always hang myself

16: Into the black (Z) 

Aus unserem Archiv:
Birdeatsbaby, Karlsruhe, 09.04.16  
 

Tourdaten
10.11. Oefenbunker Landgraaf
11.11. Seemühle Geislingen an der Steige
12.11. QLTourRaum Übelmesser e. V. Heubach
13.11. Cowhide House Concerts Schwalbach
14.11. The Clearing Barrel GI Bar & Coffeehouse Kaiserslautern
15.11. Cafe Glocksee Hannover

16.11. Super Sonic  Paris
17.11. House gig Karlsruhe
18.11. Café Amélie Gießen, Hessen
19.11. Die Kiste Berlin
21.11. Bastion Bochum
22.11. Extra-Blues-Bar Bielefeld

23.11. Honigfabrik Industriestr. 125 Hamburg
24.11. Kuß Rosa Bremen
25.11. Polyester Klub Oldenburg

26.11. Sorte Firkant Festival Kopenhagen


Freitag, 18. November 2016

The Human League, Köln, 15.11.16

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Konzert: The Human League
Ort: Live Music Hall, Köln
Datum: 15.11.2016
Dauer: gut 80 min
Zuschauer: ausverkauft



"Ich weiß nicht, ob ich hingehe. Das ist ja ein Hochrisiko-Konzert." - "Hochrisiko-Konzert?" - "Weil es ein riesiger Flop werden kann."

Als wir in der wenig geliebten und völlig überfüllten Live Music Hall angekommen waren - kurz bevor The Human League auftraten - schien meine Einschätzung richtig gewesen zu sein. Auf der Bühne standen zwei Keyboard-Türme und ein Schlagzeug, einheitlich weiß und aus Kunststoff - Luigi Colani Edition. Als die Band um zehn nach neun auf die Bühne kam, erst die beiden Keyboarder und der Schlagzeuger, dann die beiden Sängerinnen Joanne Catherall und Susan Ann Sulley und zuletzt Philip Oakey, war ich sicher, das es mit viel Wohlwollen und Fantum ein okayer Abend werden würde. Das Bühnenbild, das an "'Die Carmen Nebel Show' oder 'Ein Kessel Buntes'" erinnerte (Facebook), die beiden tänzelnden und "uh uh" singenden Schulfreundinnen Susan und Joanne, dazwischen der Sänger, der eine kleines Schwarzes anhatte. Puh.

Dann geschah allerdings etwas Merkwürdiges. Die Lieder taugten etwas. Nein, sie taugten sogar viel. Mirror man zum Auftakt ist einer dieser Hits, die jeder über 40 kennt. Ich hatte das Lied seit Jahrzehnten nicht gehört, wusste aber auch noch, daß es das gibt. Und obwohl auf der Bühne alles nach einer Modern Talking Reunion-Show aussah, war es musikalisch so gar nicht dazu passend. Es war gut. Philip Oakey hat auch live (oder gerade live) eine eindrucksvolle Stimme. Wenn es zu hoch ging, merkte man, daß seine Stimme über 60 ist, all die tiefen Passagen waren brillant.

Während Mirror man war mir bereits klar, daß hier nichts schiefgehen würde. Vor ein paar Jahren habe ich meine alten Helden The B-52's zum ersten Mal live gesehen. Auch da war der erste Eindruck schwierig, das Konzert aber wundervoll, ebenso bei OMD im vergangenen Sommer. 


Außer den beiden Liedern, die man auch als Radioverweigerer immer mal wieder hört (Human und Don't you want me), habe ich bewußt seit den 90ern nichts mehr von The Human League gehört. Trotzdem kannte ich die meisten Stücke. Und so wurde das Konzert mehr und mehr zu einer Art Klassentreffen nach 25 Jahren, zu dem aber nur Leute kommen, die man damals mochte und die auch heute noch toll sind. Menschen die man aber komplett vergessen hat.

The Lebanon. Was für ein großartiger Song! Oder Open your heart!

Da die letzten beiden Alben 2011 und davor 2001 erschienen sind (der offizielle Grund der Tour ist eine Anthologie - A Very British Synthesizer Group, die heute veröffentlicht wird), spielte The Human League vor allem alte Lieder. Was ich nicht kannte, war neu. 

Die Showelemente blieben das ganze Konzert über schwierig. Bei The sound of the crowd (von 1981), kamen die beiden Keyboarder nach vorne und hatten ihren Kommandotürmen Umhänge-Keyboards entnommen. Es war nicht nur musikalisch eine Reise in die goldenen Jahre der Popmusik.

Die Kostüme wurden immer wieder gewechselt. Allerdings eher von Philip als von den beiden Sängerinnen. Joanne und Susan zogen sich nur zweimal um. Nach den weißen Kleidern kamen dunkle, danach wurde es revuegirlhafter. Das große Umkleiden gab es beim glatzköpfigen Sänger. Nach dem schwarzen Lederkleid trug er u.a. einen Frisörumhang, Hemd und Hose, ein Rüschenhemd und zur Zugabe weiße Hose mit weißer Regenjacke mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze.  Dazu liefen hinter der Band Animationen, die vor allem Computerspiele der 80er Jahre zeigten.


Das war alles sehr gut und kurzweilig! Human, einen der größten Hits, versauten The Human League allerdings. Das Stück klang gelangweilt und runtergenudelt. Vielleicht ist es auch kein gutes Livelied. Ich finde es aber ganz gut, wenn eine Band ihren großen Hit versaut, weil das ein wenig die straft, die nur wegen des einen Lieds kommen. Chumbawamba haben das mit großer Eleganz mit ihrem Tubthumping gemacht - es nur kurz angespielt, sodaß man sich auf all die anderen Perlen neben dem einen Star konzentrieren konnte. 

Anders die letzten 10, 15 Minuten des Abends. Das letzte Lied vor den Zugaben war der andere große Hit. Anders als Human war Don't you want me fantastisch! Das Lied ist gut gealtert! Das gilt uneingeschränkt auch für die beiden Zugaben Being boiled und Together in electric dreams. Welch ein Konzertende!

Gäbe es heute abseits unerer kleinen Indieszene noch Bands wie The Human League, würde ich vielleicht auch wieder Radio hören. 

Setlist The Human League, Live Music Hall, Köln:

01: Mirror man
02: Sky
03: The sound of the crowd
04: Love action (I believe in love)
05: Filling up with heaven
06: Heart like a wheel
07: Soundtrack to a generation
08: Seconds
09: The Lebanon
10: One man in my heart
11: Human
12: Stay with me tonight
13: Open your heart
14: Tell me when
15: (Keep feeling) Fascination
16: Don't you want me

17: Being boiled
18: Together in electric dreams 



Dienstag, 15. November 2016

Let's Eat Grandma, Reykjavik, 05.11.16

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Konzert: Let's Eat Grandma
Ort: Kex Hostel, Reykjavik, Iceland Airwaves 16
Datum: 05.11.2016
Dauer: 22 min
Zuschauer: rund 200 (wie bei allen Konzerten war das Kex knallvoll)




Im Leben käme ich nie auf die Idee, Dummheiten wie "für eine Frau spielt sie gut Schlagzeug" zu denken, die man leider oft genug liest. Auch wenn ich dieses Jahr viel mehr Bands mit vielen Frauen als ohne gesehen habe, ist mir vollkommen egal, welches Geschlecht die Bandmitglieder haben. Eine Gruppe nur deshalb schlecht zu finden, weil ein Typ an der Gitarre steht, käme mir nie in den Sinn, solange er seinen Job gut macht. Das gilt auch fürs Alter einer Band. Das ist keine Ausrede, in keine Richtung. Am Ende des Konzerts gilt nur, ob es mir gefallen hat oder nicht. 


Bei Let's Eat Grandma erkenne ich an, daß die beiden jungen Musikerinnen aus Norwich für ihre enorm jungen Jahre wahnwitzig viel können, eine durchdachte Show gespielt haben, nicht bloß Konzert, auch Cabaret-Elemente geboten haben und so viel mehr Präsenz auf der kleinen Bühne des Kex gezeigt haben als viele, die seit Jahrzehnten die Livemusik-Situation kennen. Aber durchgängig (musikalisch) spannend fand ich das Konzert leider nicht. 


Jenny Hollingworth und Rosa Walton sehen aus wie Schwestern, sind 17 Jahre alt und stammen aus Norwich. Sie begannen ihr Konzert im Kex sehr speziell: vom Band lief ein Rhythmus, dazu klatschten sich beide wie bei einem Schulhofspiel ab. Eine der beiden blieb am Keyboard, die andere setzte sich auf den Boden. Das Lied mit diesem Abklatschen war Deep six textbook, eine der Singles vom im Sommer erschienen Debüt I, Gemini

Vermutlich war mein Problem mit dem Konzert, daß es zu viel von allem gab. Zu viele Ideen, zu viele Choreo-Elemente, zu viele Stile, zu viele Haare. Es ist originell, daß sich bei Eat shiitake mushrooms die beiden Frauen am Keyboard abwechseln und die, die nicht spielt, dann tanzt. Aber es ist bei einem 22-minütigen Set auf eine Spur drüber, wenn so viele dieser Elemente vorkommen, daß ich als Zuschauer mich kaum auf die Songs konzentrieren kann. Auch innerhalb der teilweise langen Lieder wechselte meine Stimmung. Zum Teil gefielen die mir hervorragend, dann trauerte ich wieder einer guten Song-Idee nach, die aufgegeben wurde. Rapunzel fängt mit Keyboard und Blockflöte asiatisch an, dann wechselt eine der beiden Engländerinnen ans Schlagzeug, die andere singt von ihrer toten Katze und ihrem Vater, der sie schlägt.



Ich kann mir gut vorstellen, daß Let's Eat Grandma sehr positive Kritiken erntet, mich hat das Konzert leider nicht umgehauen. Mich beeindruckt enorm, daß zwei 17-jährige sich solche Lieder und solch eine Performance ausdenken. Aber es war nicht das Konzert in Island, an das ich in ein paar Jahren noch denken werde.
Setlist Let's Eat Grandma, Kex Hostel, Reykjavik:
01: Deep six textbook
02: Eat shiitake mushrooms 
03: Rapunzel
04: Sink

Links:

- all unsere Berichte von Iceland Airwaves 16




 

Konzerttagebuch © 2010

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