Mittwoch, 31. Juli 2013

Still Corners, Ripley, 29.07.13

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Konzert: Still Corners
Ort: Indietracks Festival, Ripley
Datum: 29.07.2013
Dauer: knapp 50 min
Zuschauer: viel zu wenige!




In den Wochen vor dem Festival hatte ich mich auf eine ganze Menge Bands extrem gefreut, dabei aber immer wieder Still Corners vergessen. Bei jedem Blick aufs Lineup fiel mir wieder ein, daß ich an die Engländer wieder nicht gedacht hatte. "Ach, Still Corners spielen ja auch noch!"



Die Londoner traten als letzte Band beim Indietracks auf. Ob es am Sonntagabend lag oder an Helen Love, die sehr viel später als geplant auf der Indoorbühne noch parallel spielten, weiß ich nicht, der Platz vor der Mainstage blieb jedenfalls erschreckend leer, als Still Corners um zwanzig nach neun auftraten. Erschreckend leer im wörtlichen Sinne, denn auf den "Stehplätzen" vor den Gittern waren keine 30 Leute. Auf der ansteigenden Wiese dahinter saßen zwar noch einige Zuschauer, für die Band muß es aber frustrierend ausgesehen haben. Es hätte aber nicht zu diesem Wochenende gepasst, wenn die Headliner deshalb gemotzt hätten.


Vor ein oder zwei Jahren hätten Still Corners in Köln spielen sollen. Ihr Konzert mit Veronica Falls als Support wurde aber kurzfristig abgesagt. Bei einer anderen Gelegenheit, sie in Frankfurt zu sehen, hatte ich mich für Feist in Köln entschieden - und falsch gelegen.

Wenn ich mich nur an sie erinnert hätte, wären Still Corners einer der Hauptgründe für meine Indietracks-Vorfreude gewesen...

The Wake, die vorher auf der Outdoor-Bühne gespielt hatten, packten ihre Instrumente und gingen Richtung Campingplatz, als Still Corners mit ihrem Aufbau begannen. Sie packten jeden Menge Kram aus ihrem Bus, Bretter für die Keyboard-Konstruktionen und ein riesiges Gestell für eine Leinwand, sie waren eben einer der Headliner.



Als es dann losging, habe ich auf die Filme und Animationen auf im Hintergrund überhaupt nicht mehr geachtet. Ich erinnere mich an keines der Videos, so sehr fesselte mich die Musik. Schade, daß die ganze Deko-Mühe umsonst war, aber wir waren ja schließlich auch nicht bei Madonna.



Still Corners haben im Mai ihr zweites Album Strange Pleasures bei Sub Pop veröffentlicht. Das Konzert begann aber mit Cuckoo vom 2011er Debüt ("aber", weil überdurchschnittlich viele Gigs mit dem ersten Lied der aktuellen Platte beginnen - Klugscheißer-Wissen). Wenn man nach Referenzen für die Musik der Briten suchen möchte, liegen natürlich Beach House nahe. Vor allem die elektronischen Klänge, der Hall in Tessa Murrays Stimme erinnern an die amerikanischen Dreampop-Lieblinge. Aber auch Tessas Outfit hätte aus der Beach House Garderobe stammen können. Die dritte (und wichtigste) Gemeinsamkeit der beiden Bands sind aber die großartigen Songs, die eigenständig und originell sind, Ähnlichkeiten hin oder her.



Am Anfang - vor allem bei Beatcity - war (wie passend) der Beat zu laut, danach klang es toll und wurde zu einem wundervollen Konzert! Beste Lieder waren Submarine und vor allem das Schlußstück The trip



Ich habe wirklich keine Ahnung, wieso ich immer wieder vergessen hatte, wie toll Still Corners sind und wie sehr ich sie mag. Nach dem knackigen 50 minütigen Auftritt wird mir das nicht mehr passieren! So, wie das ganze Wochenende war, endete das Festival: extrem wundervoll!

Setlist Still Corners, Indietracks Festival, Ripley:

01: Cuckoo
02: Beatcity
03: Into the trees
04: Beginning to blue
05: Endless summer
06: Berlin lovers
07: Submarine
08: Fireflies
09: Midnight drive
10: The trip

Links:

- aus unserem Archiv:
- Still Corners, Paris, 26.03.12
- Still Corners, Berlin, 10.03.12



Dienstag, 30. Juli 2013

The Soulboy Collective, Ripley, 28.07.13

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Konzert: The Soulboy Collective
Ort:Indietracks Festival, Ripley
Datum:28.07.2013
Dauer: rund 30 min
Zuschauer: randvoll gestopfte Kirche (und Zuschauer draußen vor jedem Fenster!)



Irgendwann beim letzten Lied I'm not in love but I could be brachen im Publikum alle Dämme. Die große spanische Gruppe im hinteren Teil der Kirche brach in lauten Jubel und Gejohle aus und steckte den Rest der Zuschauer damit an. Bis dahin hatten die vielleicht 50 Zuschauer in der knallroten Holzkapelle andächtig und angetan den vier Musikern zugehört, die als The Soulboy Collective den "Sound of young Kornwestheim" spielten.



Ich war wie üblich schlecht vorbereitet und kannte nur das Stück, das auf dem Festival-Sampler drauf war (den man hier für 2 Pfund kaufen kann). Als ich auf den letzten Drücker nach anderen Verpflichtungen in die Kirche kam, war die bereits gerammelt voll. The Soulboy Collective waren aber noch mit Soundcheck beschäftigt und spielten mehrfach ein Lied, das unglaublich toll war. So klingt Kornwestheim? Wow!


The Soulboy Collective wurde in den frühen 90er Jahren gegründet, veröffentlichte aber erst 2011 das Debütalbum Clique Tragedy. Von der ursprünglichen Band ist nur noch Sänger Jürgen Dobelmann übrig. In der Indietrack Besetzung (Jürgen, Sängerin Lexa, Gitarrist Felix und Bassist Stefan) war TSC bisher nicht aufgetreten. Man merkte den Gesichtern der Musikern die Nervosität am Anfang deutlich an, den Stücken allerdings nicht. Und je größer die Resonanz, Quatsch, die Begeisterung des Publikums war, desto breiter wurde Lexas Lachen! 



The Soulboy Collective spielte sechs Stücke. Vier davon stammten von der Debütplatte, Before you break my heart und Not again werden auf einem Sampler beim Berliner Indiepop Label Firestation Records erscheinen. Die Band bezeichnet ihre Musik als Pickpocket Pop, beeinflusst von 60s Pop. Wer unter großer Popmusik nicht Radiokrams sondern Saint Etienne oder Pulp versteht, wird (und muß) die herrlichen Duette lieben (und Leute, die Saint Etienne oder Pulp nicht mögen, kommen hier eh nicht hin)!


Natürlich war der Auftritt viel zu kurz. Ich hatte das Gefühl, die ganze Kirche würde das nächste Konzert sofort gegen noch einige weitere TSC Stücke eintauschen. Immerhin hatten wir ja das besonders tolle Soundchecklied schon einige Male gehört, quasi als Zugabe vor dem Konzert. Als es im Set an der Reihe war, kündigte es Sänger Jürgen als das Stück an, das wir schon viermal gehört hätten. "It's called Not again."

Doch, zu gerne wieder! Eines der absoluten Festival Highlights! 

Setlist The Soulboy Collective, Indietracks Festival, Ripley:

01: Before you break my heart 
02: Let's stay undecided 
03: It must be you 
04: It's all because of you 
05: Not again 
06: I'm not in love but I could be

Links:

- mehr Fotos von The Soulboy Collective beim Indietracks Festival



When Nalda Became Punk, Ripley, 27.07.13

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Konzert: When Nalda Became Punk
Ort: Indietracks Festival
Datum: 27.07.2013
Dauer: gut 40 min



Seit Jahren lockt mich das Indietracks Festival irgendwo mitten in England, und vermutlich wäre das auch noch eine Weile so weitergegangen, wenn ich nicht Anfang des Jahres bei einem Konzert im King Georg energisch darauf hingewiesen worden wäre, da gefälligst dieses Jahr hinzufahren. Das sei schließlich genau meine Musik, die da gespielt würde. Und da ich schon immer sehr gut damit fahre, Freunden mit ausgezeichnetem Geschmack blind in Musikfragen zu vertrauen, reservierte ich sofort ein Hotelzimmer vor Ort.

Das Indietracks Festival ist das Paradies für Indiepop-Fans schlechthin. Das war mir schon klar. Wie toll es würde, wie viele großartige, mir vorher vollkommen unbekannte Bands ich für mich entdecken würde, hatte ich nicht geahnt. Nicht ansatzweise.

Am ersten Abend spielten drei Bands auf der Open Air Bühne. Big Wave (mit schiefem Gesang und nettem Pop), The Tuts, eine wahnsinnig junge Mädchenband in violetten Alufolien-Miniröcken, die unterhaltsam aber nicht wahnsinnig toll waren, aber vermutlich die meisten T-Shirts des Wochenendes verkauft haben und bis aus Glasgow, die zu toll waren, um das nicht mit einem eigenen Bericht zu würdigen.

Der Samstag begann schon früh mit einigen wunderbaren Auftritten. Der erste riesige Knüller waren aber um 17 Uhr When Nalda Became Punk aus Vigo in Spanien. Deren Album A Farewell To Youth kannte ich vor dem Festival - eine Ausnahme - daher waren die Spanier eine der wenigen vorher bereits gesetzten Bands.


WNBP war zunächst das Solo-Projekt der Sängerin Elena Sestelo, die Band entstand, nachdem Roberto Cibeira dazu kam. Begleitet wurden die beiden von Keyboarder Antonio und (Gast)-Bassist Bruno Murmura (der sonst in der Band Milknaut spielt). Die vier standen nebeneinander, einen Schlagzeuger gab es nicht, dessenPart übernahm Antonios Drumcomputer.


Das Set begann mit dem Instrumentalstück My headache is gone, das die Platte abschließt, aber nicht auf der Hülle genannt wird. Ich glaube, schon da war ich der Band hemmungslos verfallen. Die wundervollen Melodien, Elenas toller Gesang - herrlich!


Dabei sind die Lieder nur auf den ersten Blick fröhliche Popmusik. Summer, you and me handelt beispielsweise von unsicherer Zukunft, Joblosigkeit - und der Konstante, daß Spanien in all diesen Sommern wenigstens die Fußballendspiele gewann.

Oh, ich hätte dieser Band stundenlang zuhören und zusehen können! Alleine für dieses Konzert hätte sich der Ausflug in die englische Walachei gelohnt (aber das werde ich noch bei einigen anderen Berichten sagen)! 


Alle Stücke waren wundervoll! Die Höhepunkte waren aber Before 5, When I'll come und der Band-Mottosong When Nalda Became Punk (so was liebe ich eh!). 



Erstaunlich, daß der Indietracks-Auftritt erst der zweite auf einem Festival war. When Nalda Became Punk hatten vorher nur beim Madrid Popfest gespielt. Auch in Deutschland waren die Spanier noch nie - etwas, das sich ganz dringend ändern sollte! Über ihren Auftritt beim Madrid Popfest hat die Band ürigens ein Lied geschrieben (Indiepop ?), das ans Indietracks angepasst wurde. Elena versprach aber einen eigenen Song über das Wochenende in Ripley!

Es gab viele fabelhafte Konzerte am Wochenende. Dieses war für mich eines der zwei, drei besten! Bis hoffentlich bald, WNBP!

Setlist When Nalda Became Punk, Indietracks Festival:

01: My headache is gone
02: Moderns you should stay home
03: Summer, you and me
04: Satellites
05: DIY
06: Before 5
07: Indiepop (?)
08: When Nalda Became Punk
09: Sometimes
10: When I'll come

Links:

- mehr Photos von When Nalda Became Punk beim Indietracks Festival 



* das hat mir mindestens zwei Allzeit-Lieblingskünstler beschert - "hier hör' die Kassette, du wirst es lieben" (Hazel O'Connor) oder "Christoph, kauf sofort die CD von The Organ, das wird deine neue Lieblingsband"



Montag, 29. Juli 2013

Wohnzimmerkonzert bei Claudia, Stuttgart, 27.07.13

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Konzert: This is the Kit mit Rozi Plain und Morning Star
Ort: Claudias Wohnzimmer in Stuttgart-Feuerbach
Datum: 27. Juli 2013
Dauer:  30 min + 20 min + 60 min
Zuschauer: 40


 
Zeit
wie die Zeit anhält
sich auflöst
im gelungenen
Augenblick

(Annemarie Schnitt)



Wir alle waren an diesem Abend kurz davor uns aufzulösen und schmelzend in die flüssige Phase zu wechseln. Der Abend des wärmsten Tages des Jahres. Gleichzeitig fühlte ich mich so voller Leben, dem prallen Sommertag innerlich ganz anhängend auf der Heimkehr nach zwei bezaubernden Tagen Burning Eagle Festival. In diesem Zwischenraum gelang einer dieser seltenen Momente, wo die Zeit für einen Augenblick - eine Ewigkeit anhält, mich das Leben mütterlich im Arm hält und ganz bei mir sein läßt.


Ich war zum ersten Mal bei Claudia - trotzdem fühlte es sich an wie heimkehren als ich gegen 20 Uhr in Feuerbach ankam. All die zweifelnden Planereien waren nach dem gelungenen Hops nach dem Honig-Set auf dem Listhof-Gelände nach Stuttgart weggewischt und unwichtig geworden. Die letzten Grashalme und den Sand der Wiese konnte ich mir im Bad abspülen, in der Küche mit Jens ein kühles Bier trinken. Rozi, Jesse und Kate hatte ich schon im Vorbeigehen ein fröhliches Hi zugerufen - wir hatten uns noch vor ein paar wenigen Stunden in Reutlingen voneinander verabschiedet im Wissen um das baldige Wiedersehen.


Es trafen immer weiter Gäste ein, die förmlich spürbare vorfreudige Erwartung wuchs und schließlich begann das Konzert 10 vor 9. Das Wohnzimmer war rekordverdächtig gefüllt und auch Terasse und Küche voll weiterer Hörer - alle mucksmäuschenstill und gespannt. Ich dachte, ich wüsste genau, was mich erwartete, hatte ich doch sowohl Rozi Plain als auch This is the Kit gerade am Vortag schon live gesehen und genossen.



Aber den Zauber, der sich dann im letzten Tageslicht entfaltete, hatte ich so nicht vorhersehen können. Die Lieder zündeten in der intimen Athmospäre ein Feuerwerk an Emotionen. Das Publikum dankte mit Applaus, Stille und Lachen und stimmte in die Lululu-Ruf von Sides ein. Schließlich verabschiedete sich Rozi Plain mit Vielen Dank you very much

Ohne Pause wechselte die Musiksprache anschließend in die etwas poppigere Richtung von Morning Star und das Wort hatte nun Jesse. Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir hier die Bolero Nummer I heard calling gently, die im Zimmer die Stimmung einer durchtanzten Sommernacht in Erinnerung rief und wann immer ich mich selbst anfeuern muss, werde ich auf One, two, three, four Work! zurückgreifen.


Nach einer Pause gab es Musik von This is the Kit mit den gleichen Musikern, nur dass jetzt Kate das Wort am Mikro hatte. Sie begann zunächst sehr ruhig und solo, dann trat im zweiten Stück Geigenbegleitung hinzu. Easy pickings hatte mir schon in Reutlingen so gut gefallen, zumal das picking auf dem Banjo den Text so schön konterkariert. Ich ließ mich mit der Musik treiben und konnte nur noch denken: Was für ein wunderbarer Abend.


Etwas Verwirrung stiftete ein lautes Feuerwerk in der Nachbarschaft in die getragene Musik hineinplatzend.  Und nach einer Zugabe war kurz nach 11 der musikalische Teil des Abends vorbei. Wir saßen aber noch lange zusammen und schauten erst nach den aufgehenden Sternen, dann in das Wetterleuchten der heranziehenden Gewitter.


Am Sonntag entluden sie sich rings um Stuttgart und auch in Reutlingen katastrophal mit Hagelsturm. Aber in diesem Moment war einfach alles gut so wie es war und ein wunderschöner Abend wurde bis zur Neige genossen.Vielen Dank!

Setlist Rozi Plain

1: Foot out
2: Take it
3: Humans
4: Quarry
5: Catch up
6: Sides


 
Setlist Morning Star
1: Rainbow Land
2: Still mountain
3: I heard calling gently
4: Serious guy



Setlist This is the Kit
1: Birchwood Beaker
2: Creeping up our skins
3: Easy pickings
4: White ash cut
5: Nits
6: Water proof
7: Spores
8: Cold and got colder
9: Earthquake
10: Spinney

11: Magic spell (Z)
12: Numbers (Z) 



Aus unserem Archiv:
This is the Kit und Rozi Plain, Reutlingen, 26.07.2013
This is the Kit, Paris, 28. 09. 2011
This is the Kit und Rozi Plain, Paris, 3.12. 2009
This is the Kit, Paris, 1.2.2008
(insgesamt 13 Bericht aus Paris seit 2008)

Der Bericht zum Konzert auf dem Gigblog




Sonntag, 28. Juli 2013

Burning Eagle Tag 2, Reutlingen, 27.07.13

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Konzert: Tag zwo des Burning Eagle Festivals
          Neufundland (35 min)
          Green Apple Sea (35 min)
          Zigitros (45 min)
          Daniel Nordgren (30 min)
          Honig (45 min)
Ort: Listhofgelände in Reutlingen
Datum: 27. Juli 2013
Dauer: 14:00 bis 18:15 Uhr



Es gibt bestimmt gut begründete psychologische Theorien, die nachvollziehbar begründen, dass man auf keinen Fall so einen Bericht mit irgendwelchen Negativa beginnen sollte. Aber das ist mir jetzt mal Schnuppe, zumal es genau genommen um ein Luxusproblem geht: Im Planungsvorlauf für das Festival auf dem Listhofgelände gab es nach der endgültigen Fassung des Lineups für mich eine schwierige Entscheidung zu treffen: Für Efterklang und Amatorski und gegen Get well soon oder umgekehrt. Zwei Übernachtungen in Reutlingen hätten meine Lebensbalance auf verschiedenen Skalen zu sehr belastet. Der gestrige Bericht hat schon verraten, dass die Entscheidung für einen langen Freitag und einen verkürzten Samstag fiel. Deshalb endet mein Bericht über den zweiten Tag schon am frühen Abend nach dem Set von Honig. Ich zweifele keinen Moment daran, dass ich damit Höhepunkte hier nicht bezeugen kann und muss das anderen überlassen. 


Es spricht meiner Meinung aber sehr für das Festival, dass auch die Zeit in der ersten Hälfte des Samstagsprogramm mit Neufundland, Green Apple Sea und Honig für mich gleich drei wunderschöne Perlen barg, sich Zigitros als eine recht positive Überraschung erwiesen und das Set von Daniel Nordgren mich an diesem heißen Sommertag dazu einlud mich ganz fallen und treiben zu lassen. Kein einziges innerliches skip und schon gar keine halb ärgerlich verbrachte Wartezeit.

Der zweite Tag begann 14 Uhr mit brüllender Sonne und kaum Wolken am blauem Himmel. Die Jungs von Neufundland vorn an der Bühne hatten da eine richtige Tortur auszustehen: Sie wurden frisch gebraten - alles heiß und hell und die Gitarren verstimmten sich dauernd. 


Mir gefiel die Musik der Kölner gleich. Es war recht eingängiger Indie-Rock mit den genau richtigen Ecken und Kanten für mich und am Schluss gab es auch noch ordentliche Hexenaustreibung an den elektronischen Reglern. Aber eigentlich sorgten die Texte dafür, dass ich das Set wohl auch in naher Zukunft nicht so leicht aus dem Kopf bekommen werde. Eher unerwartet für einen so heiteren Sommertag versetzten sie mich in einen sehr nachdenklichen Modus: wo wollen wir uns unterstellen wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt - das hatte mich auf einmal voll getroffen. Und die verwendeten Bilder waren nicht platt und Effekte heischend, sondern drückten ein Lebensgefühl aus, das an Fragen in mir anknüpfte, die mich schon mein Leben lang begleiten. 


Interessanterweise fragte ich mich schon im Moment des Konzertes wie sehr  sich diese Art von Fragen in den verschiedenen Generationen gleichen, wo sich die Umstände im Laufe der Zeit so stark gewandelt haben. Meiner Mutter und meiner Oma fiel der Himmel auf dem Kopf als Fliegerbomben. Danach wurde nichts je wieder gut aber andererseits war danach alles eine Verbesserung.  Und für die Kinder - meine Generation - sollte die Welt ja auch unbedingt besser werden. Was aber nicht wie erhofft eintrat, denn wir hatten die begründete Erwartung, dass ein atomarer Erstschlag durch menschliches Versagen eher heut als morgen die Menschheit auslöschen wird. Unser Szenario von Welt auf den Kopf fallen. Meine Kinder und damit auch die jungen Männer von Neufundland haben diese Sorge nicht mehr in der gleichen Form, aber sie stehen in einer Welt wo die Begriffe Nähe und Entfernung gerade neu definiert werden und Deutschland am Hindukusch verteidigt wird. Unsere Welt spuckt Rauch und fordert uns heraus, uns immer wieder einzumischen. Das ist immer neu und bleibt doch erstaunlich konstant.



Setlist Neufundland 
1: Napoleon
2: Raus, Raus
3: Hallo
4: Unterstellen
5: Lernen
6: Großbuchstaben
7: Und reicht dir das


Einmal in der nachdenklichen Stimmung war eigentlich auch das Set von Green Apple Sea - wenngleich musikalisch ganz anders gelagert - eine Fortschreibung der existenziellen Gedanken. Where do you go when there's no place to go. Allerding war dies sowohl musikalisch als auch textlich von einem eher tröstlichen Unterton getragen in einer Art Grundvertrauen, dass sich schon alles irgendwie klären wird und wir alle ähnliche Sorgen tragen, wenn sie auch verschiedene konkrete Gesichter haben. Sehr sympathisch fand ich die Ansagen zu den Liedern, die jeweils einen guten Einstieg gaben, eine weitere Dimension der Musik etwas schneller zu erfassen. Ich schleiche virtuell schon länger um diese Band herum - ich glaube, mit dem Auftritt in Reutlingen haben sie mich nun endgültig gekriegt!


Setlist Green Apple Sea
1: Northern Sky
2: Nightmares
3: Whale watching
4: Satellite Wings
5: Sleep Now
6: How else
7: El fin del
8: One of a million
9: Farewell
10: Please slow down




Das erste Lächeln huschte mir übers Gesicht als Zigitros sich selbst vorstellten. Man muss sich dabei die schweizer Mundart vorstellen und der Name bekommt eine ganz andere Färbung! Die Gesangsstimmen fand ich angenehm und auch ein bisschen zum wegträumen. Andererseits luden Refrains zum mitgrölen ein. Das klingt wie ein Widerspruch, war es an dem Nachmittag in der Sommersonne aber gar kein bisschen. Ein sehr schönes Set, das in meinen Augen perfekt in das Festival passte.

Setlist Zigitros
1: Yours, truly
2: Wondering white
3. Horses an hold
4: Anchor & Sparrows
5: Nightshade grinning
6: Bellevue balcony
7: Black boots
8: Sinister
9: Whoever
10: Witch hunt
11: Bravery of none



Das Set von Daniel Nordgren nutzte ich zum essen und trinken. Die Biertische standen so günstig zur kleinen Better2gether Bühne, dass ich auch von da das meiste gut mitbekam. Seine schmachtende Amerikana-Musik-Mischung hatte ja die Sonne förmlich in der DNA und kam total überzeugend. Ich ließ mich damit treiben und genoß einfach nur ohne nähere Analyse.



Mit dem Set von Honig kam für mich schon leise der Abschied angekrochen. Ich bewegte mich noch einmal in alle Ecken des Festivalgeländes und genoß die schöne Atmosphäre. Die Band trat barfuß auf und es war wohl ihr erster Auftritt in kurzen Hosen? Konnte ich gar nicht so recht glauben.



Wie immer hatte mich die Musik von Honig vom ersten Moment an. Besondere Highlights waren aber For those lost at sea und In my drunken head. In den Zwischenansagen wurde viel rumgeblödelt. Es schien ihnen echt gut zu gehen da vorn auf der Bühne und ich glaube, sie genossen die Festivalatmosphäre in vollen Zügen. Kritik von mir aber daran, dass ich von Julias Stimme fast gar nichts gehört habe. Ihr dürft doch einen Trumpf nicht in den Skat drücken, Jungs!


Setlist Honig
1: Hometowns

2: The morning chorus
3: Song for Julie
4: Look what we brought in
5: For thoses lost at sea
6: Swimming lessons
7: In full makeup
8: In my drunken head
9: This old house
10: Burning down bookshops

Damit hieß es für mich Abschied nehmen von diesem bezaubernden Festival. Von Leuten, die ihren Müll mitnehmen und rücksichtsvoll nacheinander schauen. Von der Gelegenheit, meine Lieblingsmusiker im Publikum zu sehen und einen kleinen Schwatz mit ihnen zu halten.

Vielen Dank an alle, deren Idealismus und Begeisterungsfähigkeit diese zwei Tage in unsere Welt gebracht haben. Das nächste Burning Eagle steht schon jetzt in meinen Kalender für 2014 gemeißelt!



Aus unserem Archiv:
Tag 1 des Burning Eagle 2013
Honig,  Köln am 22. Oktober 2012 

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Samstag, 27. Juli 2013

Lingby, Karlsruhe, 25.07.13

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Konzert: Lingby
Ort: Café Nun in Karlsruhe
Datum: 25. Juli 2013
Dauer: 45 min
Zuschauer:40


Ein bisschen verrückt war es ja schon, aber nach dem schönen Konzert mit Jane Birkin war der Abend noch jung und ich probierte mein Glück im Café Nun. Dort sollte 21 Uhr Frére de Song den Abend eröffnet haben und anschließend noch Lingby aufspielen. Da es nur ein Katzensprung zwischen Tollhaus und dem Nuncafé ist, schaute ich auf gut Glück noch dort vorbei.

Und das Glück war mir hold: Es war gerade Pause. Ich würde also noch das ganze Lingby Konzert mitnehmen können. Es war auf der Bühne ganz schön viel aufgebaut, denn heute war die volle Besetzung nach Karlsruhe gekommen.  Mit Hörnern und Posaune, Keyboard, Gitarre, Bass und Schlagzeug wurde da ganz schön was aufgeboten. Lingby hatte mir ja auch schon in der Kammermusikversion gut gefallen. Die Lieder haben einfach Substanz und bestehen deshalb auch ohne aufwendige Arrangements. Oft verdrehe ich ja innerlich die Augen und denke mir: Weniger wäre mehr gewesen. Reduziert die Songs aufs Wesentlich und schmiert uns nicht 1000 Schichten ins Ohr, die den Kern nur verstecken.




Aber an dem Abend schwelgte ich förmlich im Glück bei den warmen Bläserklängen und dem vielstimmigen Gesang. Das gab den vertrauten Songs noch einmal so richtig einen mit und hob sie für mich auf ein ganz neues Gefühlsniveau. Wie schön! Und wie schön, dass mir das nicht entgangen war, sondern sich noch an den Abend im Tollhaus angefügt hatte.

Vielleicht der schönste Moment war, als sich der Text Breath deep an so einem übewarmen Sommerabend mit warmen Bläserklängen vermischte und dann im Fingerschnipsen quasi der glückliche Herzschlag aufgenommen wurde.
 


Sicher wird das Nuncafé die Jungs und Mädels von Lingby wieder so warm empfangen - wir versuchen sie dann beim nächsten Mal auch nicht wieder so gar zu kochen wie an diesem Abend.  Aber ob es eine noch nettere Dekoration geben kann??
 



Aus unserem Archiv:
Lingby, Köln, 14.02.


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Jane Birkin, Karlsruhe, 25.07.13

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Konzert: Jane Birkin
Ort: Tollhaus in Karlsruhe im Rahmen des Zeltivals
Datum: 25. Juli 2013
Dauer: 90 min
Zuschauer: 500


Jane Birkins Stimme begleitet mich schon mein ganzes Leben. Erst als Erwachsene aber habe ich nach und nach verstanden, dass die mir so vertrauten Lieder zum großen Teil einer besonderen künstlerischen Partnerschaft mit Serge Gainsbourg entspringen und noch viel viel später, welche Verehrung dieser Kunst in Frankreich entgegengebracht wird.


Ich war sehr neugierig, dies auch einmal live zu erleben als sich die Chance dazu im Rahmen des Zeltivals  2012 auftat. Leider  wurde der Auftritt dann abgesagt. Als sich auf dem 25. Juli in Karlsruhe gleich drei für mich sehr interessante Konzertmöglichkeiten boten, war ich zunächst geneigt, das kleinste Venue zu bevorzugen. Aber schließlich siegte das Argument: Wer weiß ob sich die Gelegnheit noch einmal bietet, Jane Birkin in so guter Form zu erleben!


So führte mein Weg mich an diesem Abend ins Tollhaus. Selbst 15 min vor Beginn fand ich noch einen recht guten Platz - was sicher vor allem der Tatsache geschuldet war, dass bei dem schönen Sommerwetter viele bis auf den letzten Moment im schönen Garten bleiben wollten. Die liebevolle Bewirtschaftung der Außenanlagen im Rahmen des Zeltivals ist wirklich ein Trumpf des Festivals. Und mit dem Juliwetter 2013 sticht er bisher jeden Tag aufs Neue.


Im ankommen zeigte sich mir auch, dass es einen großen Teil des Publikums gab, der aus Frankreich stammt oder vielleicht für den Abend auch extra angereist war aus dem nahen Nachbarland. Rings um mich sprach man Französisch.



Das Konzert begann sehr pünktlich und die Grand Dame des Chansons wurde überaus enthusiastisch und herzlich begrüßt. Sie freute sich sichtlich darüber und sparte den ganzen Abend nicht mit ihrem glücklichen Lächeln. Was für mich vielleicht das schönste überhaupt an dem Abend war. Diese in Würde reif gewordene Person auf der Bühne zu sehen, voller Liebe zu den Liedern, der Musik, dem Leben und dem Publikum.

Als Jane Birkin sich eigentlich pro forma die Absolution holen wollte, in ihren Ansagen Englisch zu sprechen (und nicht deutsch) gab es fast so etwas wie einen Zwischenfall, denn sofort wurde lautstark der Wunsch vorgetragenen die Ansagen sollten doch unbedingt auf französisch sein, was Frau Birkin etwas aus dem Tritt brachte. Ich glaube, sie hielt das für etwas unhöflich dem Karlsruher Publikum gegenüber und hat es dann auch später immer wieder nach Gusto variiert und Englisch, Französisch und Deutsch gemischt.

Anscheinend hatte sie an dem Tag einige nette Erlebnisse gehabt und bedankte sich warmherzig und enthusiastisch für erwiesene Freundlichkeit und kleine Hilfestellungen von Karlsruhern an diesem Tag. 



Ein wirklich magischer Moment entstand, als sie die Bühne verließ mit einem Schirmgestell voll lauter kleinen Lampen und sie einen weiten Weg damit durch die Reihen des Publikums zog. Der für mich aber schönste Moment war meine Verblüffung, als ihr bei Comic Strip eine zweite Frauenstimme ins Wort fällt und mit lustigen lautmalerischen Tönen antwortet. Schnell zeigte sich, dass hier die zweite Dame auf der Bühne, die eigentlich die Geige spielte, den Part des singenden Clowns übernommen hatte und überzeugend spielte. Jane Birkin bedankte sich anschließend mit einem mütterlichen Lächeln: She's so sweet!


Die Hochachtung für ihre japanische Begleitband, mit der sie seit April 2011 schon mit dem Programm unterwegs ist zeigte sich auch darin, dass jeder die Gelegenheit bekam, seine Kunst in den Mittelpunkt zu stellen, während sich Jane Birkin in die bewundernde Zuhörerin verwandelte. Es war ihr ein Anliegen, die Verheerungen des Erdbebens noch einmal in die Erinnerung zu rufen mitsamt Tsunami und Atomunfall. Diese stolzen Japaner sollen ihrer Meinung nach der Welt zeigen, was Japan zu leiden hat und wie sie darüber nicht klein beigeben.

Die Zugabe wurde schließlich mit einem wahren Gassenhauer beendet, in dem auch das Publikum gern einstimmte. Jane Birkin genoß jede Minute davon und verabschiedete sich schließlich endgültig: Thank you for this wonderful sweaty evening, Karlsruhe! 


Setlist:
1: Requiem pour un con
2: Tombee des nues
3: Di doo dah
4: En rire de peur d etre oblige
5: Le couteau dans le play
6: Con c'est con
7: Amour des feintes
8: L'anamour
9: Ces petits riens
10: Une chose entre autres
11: Comic strip
12: Les amours perdues
13: Mon amour baiser
14: Ballade de Johnny Jane
15: Fuir le bonhheur
16: Haine pur aime
17: Les dessous chic


Aus unserem Archiv:
Jane Birkin, Ludwigsburg, 14. Juli 2013

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Burning Eagle Festival Tag 1, Reutlingen, 26.07.13

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Konzert: Tag eins des Burning Eagle Festivals für mich mit:
          Rozi Plain (30 min)
          Pamplona Grup (45 min)
          This is the Kit (45 min)
          Dark Dark Dark (45 min)
          Mikhael Paskalev (35 min)
          Get well soon (40 min)
Ort: Listhofgelände in Reutlingen
Datum: 26. Juli 2013
Dauer: 15:00 bis 23:55 Uhr


Dieses Festival hat mich vom ersten Moment an bezaubert. Alles ist mit so viel Liebe zum Detail vorbereitet. Angefangen von der Musik, vom Gelände, von den Ständen von der Auswahl an Essen und Trinken. Es ist wie ein Ausflug in eine freundlichere Welt.


Die Musik des ersten Tages hatte gleich mehrere Highlights für mich. Die Lieblinge unseres Tagebuches Get well soon spielten wunderbar auf, zuvor waren Dark Dark Dark herzerwärmend. Neuentdeckungen für mich Rozi Plain und This is the Kit und die unglaublich fröhlich aufspielende Pamplona Grup. Auch Mikhael Paskalev war in meinen Augen für diesen Tag eine hervorragende Wahl der Veranstalter.



Ich muss zugeben, dass ich mit der Lage des Festivals und meiner Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein wenig Herzklopfen hatte (vor allem bezüglich der Abreise am Abend). Aber als ich es tatsächlich geradeso rechtzeitig zum Set von Rozi Plain geschafft hatte, musste ich doch zugeben: Ja, so ein Festival passt genau hierher! Ins Grüne, unter die Bäume und zwischen die einfallsreich gestalteten Verkaufs - und Informationsstände. Ich setzte mich neben die Walderdbeeren vor die große Bogak-Bühne und ließ mich von der sommerleichten Musik von Rozi Plain einfangen und einstimmen auf zwei wunderbare Tage in so schöner Umgebung. 
 
Kate Stables bei Rozi Plain

Die Musik von Rozi Plain (E-Gitarre und Gesang) wurde von Jesse  Vernon am E-Bass und Kate Stables (Vocals) und Michael am Schlagzeug interpretiert. Die Ansagen waren freundlich und obwohl die Besetzung nach traditionell hau-drauf-mäßig klingt, eher auf der zarten und verträumten Seite. Wie sagt mein Kollege Oliver aus aus Paris das so schön: einfacher aber nie einfältiger Folk vorgetragen mit einer warmen Stimme. Und ganz am Schluss wurden wir mit einem freundlichen Indianergruß entlassen.


Rozi Plain

Setlist Rozi Plain
Foot out
Alive
Take it
Humans
Quarry
See my boat
Catch up
Sides



Auf der Better2gether-Bühne hatte ich schon im Vorbeigehen eindrucksvoll viele Instrumente vorbereitet gesehen. Geboten wurde dann von acht jungen Männern an Akkordeon, Klarinette, Trompete, Posaune, Kontrabass, E-Gitarre, Geige, und Cajon eine tanzbare Gute-Laune-Musik mit Balkananklängen, die durch die vielen Rhythmuswechsel immer etwas unvorhersagbar und überraschend blieb. Es gab nette Zwischenansagen mit schweizer Einfärbung, z.B. zum Stück Haschisch in dem die Wirkung des Stoffes durch besondere Rhythmenwechsel verdeutlicht worden war und wir hörten die Geschichte vom Fisch Jacques bevor wir uns in die vertonte Variante vertiefen konnten.



Bei Schöni Frau zog es dann endgültig die ersten Tanzwütigen aus dem Sitzen an den Bühnenrand.



Nettes Detail (und irgendwie sehr typisch für das Festival), dass Kate im Publikum saß und die jungen Männer während des Auftritts zeichnete. Wenig später war sie in ein Gespräch mit Wallis Bird vertieft. Eigentlich versuchten die Jungs Kai Lehmann von Garda zum letzten Stück auf die Bühne zu rufen, aber leider klappte das nicht - er hatte noch hinter der Bogak-Bühne zu tun. Statt dessen musste das Publikum singen üben und wurde dabei ordentlich gefordert, aber es gab kein Gesicht, auf dem nicht ein frohes Lächeln dabei zu sehen war.


Setlist Pamplona Grup
Klezmi 
Galéron 
Haschisch 
Jacques 
Flying Bulgar 
Schöni Frau 
T'Fila 
Rodeo 
Noi Siech 
Die Oros



Nach einer kurzen Pause ging es mit This is the Kit auf der Bogak-Bühne weiter. Die Besetzung war wie bei Rozi Plain, aber nun war Kate in der führenden Position und Rozi support an der E-Gitarre. Ich war ganz fasziniert von der Känguruh-Tasche für das Banjo! Der Schlagzeuger spielte bei einigen Stücken die Geige und die musikalischen Gesten bezogen sich häufig auf Folk, aber die Grenzen von Folkmusik wurden überschritten in Richtung sphärischer und psychedelischer Musik. Hauptargument für mich, warum mir die Musik so ausgesprochen gut gefiel sind eindeutig die Stimmen aller vier. Männer und Frauen in dieser Mischung waren zum wegträumen schön.

Setlist This is the Kit
Waterproof
Easy Pickings
White Ash cut
Nits
See here
Colder
Earthquake
Numbers
Spinney


Auf der kleinen Bühne ging es im Anschluss mit Friedemann Weise weiter, mir war aber schnell klar, dass dies meine Pause würde, um für mein leibliches Wohl zu sorgen und mir anschließend einen guten Platz für Dark Dark Dark zu suchen. 
 
Bild von Claudia

Deren Set begann gleich mit einem meiner Lieblingslieder It's a secret und einem ganz neuen Lied mit einem hymnischen Refrain. Bei Hear me kam nach einem extra langem Intro beim einsetzen der Pauke mit dem vertrauten Rhythmus der erste echte Gänsehautmoment des Abends. Und natürlich Trompete und Akkordeon gleichzeitig gespielt sind Bild unglaublicher Hingabe, die sich auch auf mich übertrug.


Trouble wurde anschließend sehr rockig und rhythmusbetont dargebracht. Es war auch der erste Song, in dem ich von meinem Platz aus den Blick auf den Schlagzeuger frei hatte. Ich liebe es zuzusehen, wie er sein Drumset regelrecht massiert! Natürlich war Daydreaming wieder eine tolle Nummer. Hierfür stand Nona Marie Invie vom Piano auf und sang mehrer Stücke lang im stehen. Das Lied verfehlt nie seine Wirkung auf mich und auch die anderen Hörer an diesem Abend verfielen seinem Zauber ganz offensichtlich.


Für How it went war Walt McClements am Piano und es wirkte sehr innig und persönlich. Im letzten Stück The great mistake gab es aber als "Rausschmeißer" fast New-Orleans-Jazzige Anklänge. 


Ein rundum tolles Set. Einzig zu beklagen, dass es zu schnell vorbei war.

Setlist Dark Dark Dark
It's a Secret
New song
Meet in the dark
Hear me
Trouble
Daydreaming
What I need
How it went
The great mistake



Weiter ging es im Programm des Burning Eagle mit dem mir ganz unbekannten Mikhael Paskalev. Die Band brauchte eine ganze Weile für den Soundcheck und begann 10 min später als geplant.


Bild von Claudia
Ihr Set begann Mikhael mit einer Solonummer an der Gitarre, aber es wurde im Anschluss ordentlich fetzig und nach drei Nummern kam schließlich der Moment, wo alle aufstanden und ordentlich getanzt wurde. Das passte und machte richtig Spaß. Es macht mir auch große Freude, der Dame an der Steelguitar zuzusehen. Die hatte eindeutig den Schalk im Nacken.
 
Bild von Claudia
Walls Bird überging ich im Biergarten bei einem netten Gespräch und etwas Wein. Es wurde darüber dunkel.



Schließlich sicherte ich mir einen Platz am Bühnenrand von Get well soon. Der Garten war nun ordentlich gefüllt und man stand recht dicht gepackt. Freudige Erwartung lag in der Luft. 



Leider dauerte der Soundcheck 30 min länger als geplant und es gab schon etwas Unruhe, aber als es gegen 22:45 Uhr denn losging, wurde uns mit Beckengetöse und dramatischer Einspielmusik bei Mayan Calender gleich ordentlich was geboten. Es war einfach nur euphorisierend und vielleicht DER Moment des Abends überhaupt. Die Begrüßung durch Herrn Hopper war sehr lustig. Die Organisatoren hätten die Band wirklich ganz schön betteln lassen, bis sie endlich, endlich mal auftreten dürften auf dem Burning Eagle Festival.  Nun, endlich, sei es so weit und sie freuten sich sehr darüber!


Auf der Bühne war alles etwas gedrängt, und bei den immer wieder vorkommenden Wechseln der Instrumente (fast alle durften mal ans Xylophon und bei einigen Stücken paukte man zu viert!) mussten alle ein bisschen achtsam sein. Aber es wurde ein wahrhaftes musikalisches Feuerwerk gezündet und bis zur finalen Geisteraustreibung You cannot cast out the demons you might as well dance war das Publikum gebannt und begeistert dabei und die Musiker auf der Bühne ekstatisch und dramatisch. Was für ein herrlicher Auftritt an so einem Sommerabend.


Setlist Get well soon
Mayan calender
Last days of Rome
Roland, I feel you
Werner Herzog gets shot
We are ghosts
Voice in the Louvre
Courage Tiger
Oh my good heart
Gallows
Angry young man
Burial at sea
You cannot cast out the demons you might as well dance



Im Rückweg zum Parkplatz (ich hatte zum Glück eine Mitfahrgelegenheit in die Stadt zurück) einmal um den Listhof herum im Dunkeln begleitete mich noch wie ein guter Zauber die Musik von Denis Jones für 20 min. 


Was blieb mir nach diesem wunderbaren Tag zu sagen? Alles fühlte sich an wie für mich ganz persönlich gemacht. Sogar auf Hörschutz konnte ich fast durchgängig verzichten. Das Publikum war so herrlich entspannt und fast alle Künstler mischten sich auch unter das Publikum. Besser geht nicht!

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