Samstag, 30. April 2011

Konzertankündigung: Scout Niblett

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Konzertankündigung: Scout Niblett

Orte und Daten: siehe unten


Natürlich bin ich etwas enttäuscht. Schließlich hatte ich mir Hoffnungen gemacht, nachdem Scout Niblett völlig überraschend meine bereits vor ein paar Wochen gestellte Anfrage bzgl einer Oliver Peel Session am 8. Mai persönlich beantwortete und mir sagte, daß es möglicherweise klappen könnte. Am Freitag abend dann aber die Ernüchterung: "Unfortunately we couldn't play the show."

Hoch gepokert, knapp verloren. Oder so. Allerdings kann ich auch absolut verstehen, daß Musiker der Qualität einer Scout Niblett an ihrem freien Tag Besseres zu tun haben, als in einem Pariser Wohnzimmer zu spielen, wo eine weiße dicke Katze ihr Unwesen treibt.

Aufgeben werde ich so schnell aber nicht, vielleicht klappt es ja später irgendwann. Dann könnte es zwar angesichts des Temperaments der Engländlerin endgültig eng mit der Geduld der Nachbarn werden (der Herr unter uns hat sich neulich ein wenig beschwert), aber man hätte hinterher lustige Ankedoten zu erzählen. Nun ja, alles Zunkunftsmusik.

Konkreter sind zwei deutsche Konzerttermine und der Auftritt am 9. Mai in Paris. Hingehen, meine Damen und Herren!

Ausgewählte Konzerttermine Scout Niblett (ohne Gewähr)

06.05.2011: Make Or Break Festival @ Feierwerk, München
07.05.2011: Rätschenmühle, Geislingen
09.05.2011: Café de la Danse, Paris

Aus unserem Archiv:

Scout Niblett, Paris, 07.06.10
Scout Niblett, Paris, 30.11.09
Scout Niblett, Paris, 24.05.08
Scout Niblett, Paris, 17.12.07





Freitag, 29. April 2011

Francis International Airport, Offenbach, 27.04.11

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Konzert: Francis International Airport
Ort: Hafen 2, Offenbach
Datum: 27.04.2011
Zuschauer: weniger als 30


Flughafen im Bootshafen: Francis International Airport in Offenbach

von Ursula von neulich als ich dachte

Das Hafen 2 in Offenbach ist eigentlich ausgesprochen nett -- und das sage sogar ich als gebürtige Frankfurterin. Man kann im Sommer auf der Wiese liegen, Industrieromantik genießen und in den Main schauen, Kuchen essen, Bier trinken und hinterher die eine oder andere Indieband ansehen - und das alles, nachdem man sein Auto direkt vor dem Gelände geparkt hat. Wie Christoph und sein Kommentator Roland allerdings bereits feststellten, leidet das Hafen 2 an einem Problem sicherlich nicht: Überfüllung.

Als wir gestern Abend vorfuhren, um uns die junge österreichische Band Francis International Airport anzusehen, war also bereits klar, dass keine Menschenmassen auflaufen würden. Dennoch bangten wir im kleinen Konzertsaal ein wenig, ob die Zuschauerzahl noch die Dreißigermarke knacken würde. Sie tat es nicht. Dafür haben Francis International Airport als rein männliche Band aber einen anderen Vorteil: Gut 80 % des Publikums bestanden nämlich aus jungen Frauen, die auch nach dem Konzert noch lange blieben, um sich Poster signieren zu lassen und mit der Band zu sprechen.

Aber zurück zum Konzert: Etwas enttäuscht war die Band wohl schon über die geringe Zahl der Besucher, begrüßt wurden wir nämlich - durchaus freundlich - mit "Hallo, wie schön, dass es einige von euch hierher geschafft haben!". Einige Lieder später gab Sänger Markus Zahradnicek dann allerdings zu, dass die Band vor einiger Zeit bereits in Frankfurt aufgetreten sei, "es war aber keiner da!" -- dagegen mag dann Offenbach ein regelrechtes Erfolgserlebnis gewesen sein.

Leider gab es keine sichtbaren Setlisten, und so kann ich zur Songauswahl nur sagen, dass die Band Verschiedenes aus den beiden Alben "We Are Jealous. We Are Glass." und "In The Woods" spielte, und dass die besten Lieder - live wie auf CD - "Amnesiacs" und "Words On Logs" waren. Die Frage, ob denn jemand die Band schon kenne, beantwortete das Publikum mit verlegenem Schweigen, ich bin aber recht sicher, dass außer uns und der sehr begeisterten Dame vor uns sicherlich auch sonst vielen der Gäste das Songmaterial bereits bekannt war.

Und auch, wenn das Publikum erstens klein und zweitens (aus erstens bedingt) nicht sonderlich laut war, hätte man sich durchaus über seine zweite Zugabe gefreut - oder über eine erste, die mehr als ein Lied umfasst hätte. Aber dazu hatte die Band dann leider keine Lust mehr. Vielleicht spielen sie beim nächsten Besuch im Rhein Main Gebiet ja wieder woanders, es gibt ja noch zahlreiche weitere Städte, und dorthin kommen dann doppelt so viele Leute ... zu wünschen wäre es den Österreichern.

Links:

- Francis International Airport, Wien, 02.02.11



Donnerstag, 28. April 2011

Powerdove, Darmstadt, 17.04.11

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Konzert: Powerdove (Petula)
Ort: Gute Stube, Darmstadt
Datum: 17.04.2011
Konzertdauer: Petula etwa 40 Minuten, Powerdove eine gute Stunde


Gastbeitrag von Dr. Gudrun Thäter (vielen lieben Dank!)

Im März und April ist mir wieder aufgefallen, wie viele sehr schöne kleine Orte es gibt, wo die alternativen Musiker und ihr Publikum ein Zuhause und zueinander finden können, weil ein paar nette Enthusiasten sich darum kümmern.

Mein erstes Erlebnis war das Cafe Central in Weinheim (kürzlich auch hier schon erwähnt) und einem unvergesslichen Abend mit Dear Reader (4.10. 2009, von Heidelberg aus - eigentlich eine Fahrradentfernung...). Nun wohnen wir in Karlsruhe und das bietet gleich eine ganze Handvoll solcher Orte. Im März war ich z.B. zweimal im Cafe Nun (Rue Royal 16.3. und An Island-Film mit Efterklang am 23.3.) und im KoHi (am 27.3. zu Nylonsaiten & Saitenstrümpfe) zu tollen Konzerten.

Am Palmsonntag (also dem 17.4.) hat uns der Weg aber bis Darmstadt in die Gute Stube
http://www.myspace.com/guutestube
geführt, um dort das Konzert von Annie Lewandowski alias Powerdove

http://powerdove.bandcamp.com/ (free download)
bzw. http://www.circleintosquare.com/artist/powerdove

zu erleben. Die A5 ist zwar für die Autos gebaut aber am Sonntag Abend normalerweise nicht zu befahren. So waren wir vorsichtshalber recht pünktlich aufgebrochen. Da dann unterwegs alles glatt lief, erreichten wir tatsächlich schon kurz nach 19 Uhr den Ort des Geschehens: Im Hinterhof bei einer ehemaligen Autoschrauberbude. Eigentlich absolut innerstädtisch aber doch eine stille und grüne Oase.

Am Gartentisch fanden sich schon die Musiker des Abends und die Organisatoren beim Abendessen - dabei die Frühlingssonne genießend.

Es gab ein großes Hallo, als wir uns als Konzertbesucher aus Karlsruhe vorstellten und unversehens saßen wir mit am Tisch und plauderten über Musik, das Leben und weiß gestrichene Klaviere bevor sich ab 19:45 Uhr die gute Stube zu füllen begann (schließlich so etwa 40 Leute zwischen 20 und 60 Jahren).

Start ist 20 Uhr mit der Tagesschau auf einem uralten Röhrenfernseher...

Anschließend gab es zunächst einen mir bis dahin unbekannten Support aus Berlin:

http://www.petula.org/ bzw.
http://petula.bandcamp.com/album/elephant-dresses

interessant geloopte Musik sehr sympatisch vorgetragen. Das Publikum nahm sie freundlich an und auf und für alle ging so der Abend nett los.

Nach etwa 40 min und sehr kurzer Umbauzeit standen dann Annie Lewandowski und ein Begleiter auf der Bühne und bezauberten alle mit ihren minimalistischen Musikstücken.

Meist ist es wirklich nur Annies Stimme und ein kleines bißchen Gitarre dazu plus etwas "Hintergrundgeräusch", was aber vollkommen ausreicht um mich in die Welt des jeweiligen Liedes zu entführen. Die Stücke sind so leise vorgetragen, dass ich mich nicht traue, Fotos zu machen während musiziert wird. Schon das wirklich sehr leise Geräusch des Auslösers würde hier stören.





Gegen 22 Uhr ist das Konzert zu Ende - es gibt noch CDs zu kaufen, ein Autogramm muss natürlich sein und wir fahren sehr zufrieden mit dem Abend zurück nach Karlsruhe.



Schön, dass es Musikenthusiasten gibt, die solche Abende möglich machen.


Erland and the Carnival, Köln, 27.04.11

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Konzert: Erland and the Carnival (& Hannah Peel)
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 27.04.2011
Zuschauer: gut besucht, aber nicht ausverkauft
Dauer: Erland and the Carnival knapp 70 min, Hannah Peel 25 min


"I didn't mean to disappoint you," singt Gawain Erland Cooper im bisher größten Hit seiner Band Erland and the Carnival. Genau das tat die Folk Rock Band aber mit ihrem zweiten Album Nightingale, das vor wenigen Wochen erschien. Enttäuschung ist vielleicht ein wenig weit gegriffen, die Platte hat mich allerdings nach den ersten paar Hören nicht gepackt. Daß ich trotzdem, und trotz großer Unlust, ins Blue Shell gefahren bin, sollte sich wieder einmal als gute Idee rausstellen.

Im vergangenen November hatte ich Erland and the Carnival im Duisburger Café Steinbruch gesehen. Die Geschichte dieses Abends ist schnell erzählt: ich hatte einen netten folkigen Abend erwartet, war weder auf Lautstärke noch auf rohen Gitarrensound eingestellt und wurde restlos begeistert. Welch tolle Liveband!

Als ich um kurz nach neun im Blue Shell ankam, war der Laden recht gut gefüllt. Kurze Zeit später kletterte eine junge Frau auf die Bühne, Hannah Peel, eine Londoner Folksängerin. Der erste Eindruck von der jungen Britin war phänomenal: sie stand hinter einer Bar aus Keyboard und Orgel, hatte aber eine kleine Holzspieluhr in der Hand, in die sie einen aufgerollten Papierlochstreifen einlegte, die Kurbel drehte und Blue Monday von New Order spielte und sang! Hannah programmiert die Papierstreifen für ihre Musicbox selbst, die zarte Instrumentierung, die diese Spieluhr erzeugt, erinnerte mich an Laura Barretts Kalimbas (oder Kalimben?).

Die folgenden fünf Stücke stammten von Hannahs
Debütalbum The broken wave, das ihr hervorragende Kritiken in ihrer Heimat einbrachte. Nach Blue Monday rief Hannah Simon Tong und David Nock als Begleitung auf die Bühne. Simon spielte Gitarre, David Keyboard und elektronisches Schlagzeug. Auf Platte sind Hannahs Stücke reicher instrumentiert, heute war es etwas zurückhaltender, was es nicht schlechter machte. Ich glaube, bei vier der sechs gespielten Stücke stammte die Grundmelodie von der Spieluhr. Im Mittelpunkt steht aber zweifelsfrei Hannahs einprägsame Stimme, die auch in den sehr hohen Passagen nicht nervte.

Die Absolventin des Liverpool Institute of Performing Arts hat mich neugierig auf mehr gemacht, ihr kurzer aber knackiger Auftritt war überzeugend!


Oliver, Cousinchen Hannah solltest du dringend für dein Wohnzimmer buchen!

Setlist Hannah Peel, Blue Shell, Köln:

01: Blue monday (New Order Cover)
02: Don't kiss the broken one
03: Unwound
04: Solitude
05: The almond tree
06: Cailin deas cruite na mbo

Eigentlich wusste ich ja, was mich danach erwartete, trotzdem war es beruhigend, daß Erland and the Carnival mich live auch wieder nach wenigen Augenblicken erwischt
haben. Vollkommen egal, ob ein Stück auf Platte unspektakulär ist, auf einer Bühne machen die fünf Briten daraus einen Knüller.

Namensgeber der Band ist der von Orkney stammende Erland Cooper, prominentestes Mitglied Simon Tong, ehemaliges Verve (u.a.) Mitglied, der bei Erland and the Carnival sehr dezent als Gitarrist und Backgroundsänger auftritt.

Die Stücke der Band haben einen gemeinsamen altbackenen Grundsound, sie beruhen auch zum Teil auf britischen, traditionellen Liedern oder Texten. Aber genauso wie den Last Shadow Puppets geht genau von dieser Stimmung der besondere Reiz aus.

Live fehlt jeder Produktionsballast, jeder Weichzeichner, der die Platten wohl massentauglicher machen soll (und macht). Bei ihren Konzerten scheppern die
Gitarren, knallt das Schlagzeug roh und laut, singt sich Erland die Seele aus dem Leib. Und genau das machte das Konzert wieder hervorragend, trotz meinen Meinung vom Album. Die galoppierenden Gitarrenmelodien entfalten ihren Charme wirklich erst laut. Viele der Lieder fangen mit Bonanza-Gitarrenriffs an, die großartig sind!

Anders als auf Platte war keines der Lieder langweilig. Als besonders gut empfand ich
So tired in the morning, Was you ever see, die Hochgeschwindigkeitsgitarren von Gentle Gwen und die vier Zugaben. Eine Perle waren aber auch die beiden Duette von Erland mit Hannah Peel. Everything came too easy war das schönste Lied des Abends. Eigentlich passen die beiden Stimmen nicht richtig zusammen, trotzdem war das Duett grandios!

Bei
You have loved enough, der ersten Zugabe pfiffen Hannah und Erland eine Melodiepassage. Hannah drehte sich dabei auf der kleinen Bühne zu Simon Tong hin und pfiff ihn an, um anschließend Mühe zu haben, ernst zu bleiben!

Was für ein toller Konzertabend!

Setlist Erland and the Carnival, Blue Shell, Köln:

01: Emmeline
02: My name is Carnival
03: So tired in the morning
04: Map of an Englishman
05: Everything came too easy (mit Hannah Peel)
06: The echoing green
07: Was you ever see
08: This night (?)
09: Springtime
10: Nightingale
11: Trouble in mind
12: Gentle Gwen
13: One morning fair

14: You have loved enough (mit Hannah Peel) (Z)
15: I'm not really here (Z)
16: You don't have to be lonely (Z)
17: Love is a killing thing (Z)

Links:

- Erland and the Carnival, Duisburg, 12.11.10
- mehr Fotos




Mittwoch, 27. April 2011

Heligoland & Elizabeth Devlin, Paris, 16.04.11

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Konzert: Heligoland & Elizabeth Devlin

Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Paris, Oliver Peel Session # 37
Datum: 16.04.2011
Zuschauer: 30-35
Konzertdauer: Elizabeth Devlin etwa 40, Heligoland gut 50 Minuten

Update: 27.04.2011

Liebe Freunde. Ich bin zur Zeit sehr lahm, das schöne Wetter scheint blockierend auf meine Schreibaktivitäten zu wirken und so habe ich den ausführlichen Bericht immer noch nicht gebacken bekommen. Sei's drum, denn Videos angucken ist ja auch was Schönes. Und diesbezüglich hat Mickey von Le Cargo wundervolle Mitschnitte geliefert. In den nächsten Tagen soll von Heligoland sogar noch mehr hochgeladen werden. Und ist d'Artagnan nicht wahnsinnig süß in dem Video von Elizabeth Devlin??







Heligoland in meinem Wohnzimmer, ein Traum wurde wahr! Und Traum passt auch stilistisch, denn Heligoland spielen feinsten Dream Pop, der von keinem Geringeren als Robin Guthrie (Cocteau Twins) produziert wird.

Die Australier um die baumlange Sängerin Karen Vogt ließen mich und unsere Gäste dahinschmelzen, performten leidenschaftlich, eindringlich und bestens ausbalanciert. Sie waren extra bereits drei Stunden vor Beginn der Session erschienen, um ausgiebig und perfektionistisch den Soundcheck durchzuführen. Wahre Profis, die dennoch locker und herzlich drauf sind und uns mit noch unveröffentlichten Songs verwöhnten.

Vorher hatte die New Yorkerin Elizabeth Devlin verwunschene Stücke auf einer Auotharp zelebriert, die von einer alten Grammofon-Aufnahme hätten stammen können. Unser Kater d'Artagnan schnurrte zufrieden und machte sich breit wie ein kleiner Löwe. Kurios: Elizabeth ist im 8. Monat schwanger und ich hatte lange Zeit nichts davon gemerkt. Da sage noch jemand, Männer würden bei Frauen vor allem auf die Figur achten!

Alles in allem also wieder sehr schön und harmonisch. Diejenigen die länger blieben, kamen noch in den Genuß der Coverversionen von The Tallest Man On Earth und Laura Marling, die die süße Französin Aurore auf der Gitarre meiner Frau zum Besten gab.

Und wer jetzt schon ausführlicher Bescheid wissen will, lese den tollen Artikel von Daniel (danke dir!), den er für die Seite Blogkultur verfasst hat. Klick!

Ich selbst brauche noch ein wenig Zeit, um weiter auszuholen. Zudem warten wir auch noch auf die Videos von Micky von le Cargo. Stay tuned!

- English Review of the session & great photos at Rockerparis, klick!



Dienstag, 26. April 2011

Snailhouse & Tricot Machine, Paris, 25.04.11

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Konzert: Snailhouse & Tricot Machine
Ort: L'International, Paris
Datum: 25.04.2011
Zuschauer: etwa 100
Konzertdauer: Snailhouse etwa 50 Minuten, Tricot Machine minimal kürzer


Möglicherweise hebt jetzt wieder jemand sein Beinchen und versucht mich anonym von der Seite anzupinkeln: "Hey, am gleichen Abend hat doch James Blake in der Maroquinerie in Paris gespielt, schlechte Entscheidung zu Snailhouse ins International zu gehen."

Da kann ich dann nur sagen: "papperlapapp!" Wie immer habe ich gut entschieden, denn nicht nur Snailhouse waren toll, sondern auch die auf quebécois singenden Tricot Machine. Außerdem kenne ich James Blake nur als technisch sehr beschlagenen Tennisspieler.



Diesen kanadischen Abend durfte man einfach nicht verpassen, die Musik war gut, der Laden nicht überhitzt, das Publikum angenehm. Und Eintritt hat das Ganze auch nicht gekostet, was Taschengeld für CD-Käufe übrig ließ. Natürlich habe ich die neue Snailhouse- CD (gibt es auch auf Vinyl) Sentimental Gentleman erworben.

Morgen erzähle ich dann wie die neuen Songs live klangen. Dann auch mehr lobende Worte zu den enorm charmanten Tricot Machine.



Eben jene Tricot Machine hatten das Programm eröffnet. Es ging ungewöhnlich spät los, was sicherlich daran lag, daß heute nur zwei anstatt üblichen drei Acts angesetzt waren. Weniger Masse, mehr Klasse, so wohl das Motto.

Tricot Machine hatte man mir im Februar mal zu einer Oliver Peel Session vorgeschlagen, aber leider funktionierte das Ganze aus terminlichen Gründen nicht. Nach dem heutigen Konzert ist mein Bedauern noch größer, denn die Kanadier bezauberten mich auf ganzer Linie. Niedlichkeits-und Charmefaktor 1000, wirklich wahr. Wie süß allein diese Catherine Leduc aussah! Grünes Kleidchen, rote Strumpfhose, rote Entchenschuhe und eine Eulenkette, so ihr Look. Noch tausendmal besser war aber ihr umwerfendes Lächeln. Ich hatte es mir vorne am rechten Bühnenrand bequem gemacht, als sie mich plötzlich mit ihren strahlenden blauen Augen ankicherte. Ich war wie vom Blitz getroffen, hatte hunderte Schmetterlinge im Bauch und wünschte mir für ein paar Minuten nichts sehnlicher, als ihre Hand zu berühren. Unschuldig und mit pochendem Herzen Händchen halten, wie damals als ich noch jung war und die ersten Mädchen datete, das wäre es jetzt gewesen Hach!

Ging aber natürlich nicht, denn ihr Ehemann war nicht allzuweit entfernt, er hieß Matthieu Beaumont und spielte in der Band Piano. Ein gemischtes Duo also, das aber heute zum Quartett hochsterilisiert worden war. Hinten agierte ein Drummer mit Kaffekannen- T Shirt und rechts an der Seite ein zweiter Pianist/Orgler. Eine tolle Truppe, diese vier Sympathen, die mir mit ihren unschuldigen Balladen, wundervollen Melodien und nicht zuletzt ihrem krassen Akzent aus Quebec ein Dauerlächeln auf die Lippen zauberten. Die musikalische Stimmung variierte von Lied zu Lied. Es gab sowohl heitere Mitklatschnummern, als auch nachdenkliche Melancholiesongs, die auf das Wundervollste instrumentiert wurden. Oft kam eine sentimentale Melodica zum Einsatz, immer wieder auch ein süßlich klimperndes Glockenspiel. Die Mischung aus fröhlichen und besinnlichen Songs war perfekt und schuf eine harmonische, ausgewogene Atmosphäre. Bedacht wurden beide Alben, sowohl vom Erstling, als auch von La Prochaine Étappe wurden Stücke gespielt. Zu kaufen gab es hinterher aber lediglich das neue Werk, das mit witzigen Gimmicks aufwarten konnte (kauft es, dann wisst ihr, was ich meine...).

Gegen 22 Uhr 45 war dann Schluß mit lustig, nun standen Snailhouse an. Ebenfalls Kanadier, allerdings der französischen Sprache nicht mächtig, obwohl die vier Musiker zum Teil in Montreal leben. Eine Band, angeführt von Michael Feurstack, die durch eine wundervolle Oliver Peel Session weltberühmt geworden war und seitdem 100 000 e Alben verkauft. Die Jungs kommen mit dem Pressen nicht mehr hinterher, so heftig ist der Hype geworden. Das neue Album Sentimental Gentleman verkaufte sich wie eine warme Semmel, aber auch das umfangreiche Altwerk wurde Snailhouse aus den Händen gerissen.

Konzentrieren wir uns auf den aktuellen Output, die alten Sachen kennt eh jeder. Sentimental Gentleman wurde quasi komplett durchgespielt. Durch die Bank weg melodiöse Stücke, die aber nie ins Hymnische abdrifteten, sondern Brüche aufwiesen, mit sphärischen Gitarrenparts überraschten und von Feuerstacks leicht rauchiger Stimme nach vorne getrieben wurden. Das Tempo nie sonderlich hoch, meist schleppend und an einigen Stellen verharrend, um den Lyrics besonderen Ausdruck zu verleihen. Snailhouse zelebrierten oft die Gemächlichkeit, das Innehalten, die Beobachtung. Man merkte, daß man es nicht mit ungestümen Jungspunden zu tun hatte, die auf Teufel komm raus folkrocken was das Zeug hält. Die Kanadier suchten nie den direkten Hit, verzichteten auf Bubblegumrefrains à la Band Of Horses und wussten gerade dadurch zu faszinieren. Eine Band, die zum Zuhören auffordert, keine deren Songs man auf Anhieb mitpfeifen kann. Dennoch aber nicht wirklich sperrig, sondern sich langsam aber stetig in die Gehörgänge einbrennend. Bin mir ziemlich sicher, daß mich Tracks wie Great Storrytellers, Daydream oder Sentimental Gentleman noch eine Weile begleiten und beglücken werden.

Abgeschlossen wurde heute durch Clean Water, bei dem Feuerstacks markante Stimme besonders zu Geltung kam. Und weil das Publikum so stürmisch applaudierte, setzte man noch die Ballade Airwaves obendrauf. Schön!



Links:

- Snailhouse, Oliver Peel Session, Paris, 07.11.2010, klick
- Sehr lesenswert: Das Klienicum zu Sentimental Gentleman, klick!

Ausgewählte Konzerttermine von Snailhouse (ohne Gewähr):

03.05.2011: Arena, Wien
04.05.2011: Glockenbachwerkstatt, München
05.05.2011: Hafen 2, Offenbach
06.05.2011: Pools, Göttingen
07.05.2011: Franz Mehlhose, Erfurt
08.05.2011: NBI, Berlin
09.05.2011: Cafe Central, Magdeburg
10. 05.2011: Astra Stube, Hamburg
18.05.2011: Rubinrot, Köln
21.05.2011: UT Connewitz, Leipzig





Montag, 25. April 2011

Best Coast, Paris, 23.04.11

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Konzert: Best Coast

Ort: La Maroquinerie
Datum: 23.04.2011

Zuschauer: gut gefüllt, aber nicht ganz ausverkauft
Konzertdauer: etwa 75 Minuten



Was mich gestört hat beim Konzert von Best Coast: Dieses weite Auseinanderstehen der drei Bandmitglieder. Die mangelnde nonverbale Kommunikation, der fehlende Augenkontakt, das nicht vorhandene Teamplay. Und dann performte Bandleaderin Bethany Cosentino auch noch an der Seite, statt in der Mitte. Das bringt mich ja regelmäßig auf die Palme, wenn ich so etwas sehe. Der Sänger/die Sängerin gehört in die verfluchte Mitte! Wer als Vorsteher einer Gruppe nicht gerne im Mittelpunkt steht, sollte am besten gar keine Bühne betreten. Ging mir ja schon neulich bei Lower Dens und Deerhunter tierisch auf den Geist. Auch da agierten Jana Hunter und Bradford Cox seitlich und dies schadete der Performance merklich. Aber wahrscheinlich sind diese ganzen Slacker einfach zu cool, um sich an tausendfach erprobte Gesetzmäßigkeiten zu halten. Ist schon erstaunlich, daß in der amerikanischen Indie, Noise- Garagenrockszene eine nichte existente Bühnenperformance als das Non plus ultra angesehen wird. Man kennt es ja von J Mascis von Dinosaur Jr. Der Typ steht mit seinen weißen langen Zottelhaaren auch nur rum, murmelt sich in den Bart und sagt dann hinterher immer nur ganz knapp und cool "thanks". Doug Martsch von Built To Spill (Foto) genauso. Spult wie manisch sein Programm ab, sucht nie den Augenkontakt zum Publikum und bekommt überhaupt nicht mit, was eine Bandkollegen machen.* "Ça degage rien sur scène", sagte mir einmal Konzertfotografenzar Robert Gil zu diesem Thema und auch speziell zu Built To Spill. Ça degage rien", das heißt, da kommt nichts rüber.

Passte auch irgendwie als Beschreibung zu Best Coast. Immer die gleiche Körperhaltung, dicht hinter dem Mikro auf der Gitarre schrammelnd, kaum Bewegung in den Beinen, null Mimik. Meine Fotos sahen alle gleich aus. Am meisten Abwechslung kam rein, wenn sich Bethany zwischen den stets sehr kurzen Songs mit dem Handtuch den Schweiß abwischte, der bei der Hitze in der Maroquinerie reichlich floß. Dann kam sie nach hinten gelatscht, hob den Arm und ich konnte endlich ihr schönes Tatoo am Arm sehen (eine feine Dame mit Hut) und abknipsen. Ihre Bandkollegen waren ähnlich trantütig und langweilig zu beobachten. Die füllige Drummerin guckte beim trommeln nach unten oder zur Seite, spielte pommadig und glotzte meistens ausdruckslos wie ein Fisch. Technisch sah das für mich nicht überzeugend aus., allein schon wie sie ihre Sticks hielt.

Ähnlich unspektakulär der Basser (Bobb Bruno) mit den schwarzen langen Haaren, der drei Meter Abstand zur Chefin hielt. Ihm kann man zumindest zu Gute halten, etwas versucht zu haben. Oft schaute er zu Beth drüber,
aber nie blickte sie zurück, bekam gar nicht mit, daß da noch jemand mit ihr auf der Bühne steht.

Manno Meter, da lob ich mir doch Performer wie Troy von Balthazar oder Anna Calvi! Da gibt es Mimik und Pose zuhauf, ist jedes Foto spannend, macht es Spaß hinzugucken.

Nun gut. Aber wenn schon die Bühnenpräsenz bei Best Coast zu bemängeln war, wie stand es dann um die Musik? Riss die einen vom Hocker? Na ja, halbwegs. Der Sound war schon cool, die naiv-luftigen Songs hatten Biss und Catchiness, aber innovativ geht anders. Zur Zeit klingen unzählige Bands (Dum Dum Girls, Vivian Girls, La Sera, Tennis) so ähnlich. Live war das Ganze allerdings deutlich noisiger, weniger melodisch und poppig als auf dem Album Crazy For You, von dem natürlich die allermeisten Stücke stammten. Zwei Neulinge wurden außerdem zusätzlich ins Programm aufgenommen, einen stilistischen Unterschied konnte man aber nur schwerlich ausmachen.

Letztlich wurde das rübergebracht, was vermutlich von Anfang an bezweckt wurde, als man dieses Projekt startete: Unbeschwerte Lebensfreude, Bock auf süßlich-naiven Retrosound. Das schnelle Abspulen unprätentiöser, kurzweiliger Songs mit hohem 60ies Faktor machte deutlich, daß Best Coast nie die Absicht hatten, die Musikwelt zu revolutionieren, sondern einfach nur ein bißchen Fun haben wollten. Und das macht sie wiederum sehr sympathisch. Mann kann sie gerne haben, diese drei Westküstler, braucht ja nicht jeden Tag eine neue essentielle Band.

Performance eher scheiße, Lieder absolut ok= gefälliges Konzert, Note 6/10.

* ändert natürlich rein gar nichts an der Großartigkeit von Built To Spill.

Setlist Best Coast, La Maroquinerie, Paris

01: ?
02: Bratty B
03: Summer Mood
04: Goodbye
05: Crazy for you
06: Boyfriend
07: Gone again (neu)
08: When The Sun Doesn't Shine
09: I Want to
10: Make You Mine
11: Sun Was High (So was I)
12: Far Away
13: When you Wake Up
14: Boy
15: When I'm With You
16: Something In The Way
17: Each And Every Day





Sonntag, 24. April 2011

Asobi Seksu & mylittlepony, Offenbach, 23.04.11

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Konzert: Asobi Seksu (& mylittlepony)
Ort: Hafen 2, Offenbach
Datum: 23.04.2011
Zuschauer: rund 40
Dauer: Asobi Seksu knapp 60 min, mylittlepony 45 min


Der laue Sommerabend wird seinen Anteil daran gehabt haben, daß kaum Zuschauer in den schönen Hafen 2 nach Offenbach gekommen waren, um an Karsamstag mit Asobi Seksu und My Little Pony zwei zwar grundunterschiedliche aber hervorragende Bands anzusehen. 40 waren da, als zunächst um kurz vor zehn mylittlepony aus Norwegen eröffneten.

Die fünfköpfige Band aus Oslo hat 2007 ihre erste EP Songs in A Major veröffentlicht, der 2008 das erste Album Think Too Much folgte. Obwohl
mylittlepony 2009 eine Europatournee mit Stationen in Deutschland gemacht haben, war das heutige Konzert meine Premiere, erreichbare Städte in Deutschland hatten die Osloer bisher nämlich ausgelassen. mylittlepony machen wundervollen Twee-Pop, ihre melodischen Songs werden von mindestens einem der Gitarristen (Ola Innset und Simen Herning) und der Keyboarderin Nina Bø gesungen. Komplettiert wird die Band durch Bassistin Marie Sneve Martinussen und Schlagzeuger Jørgen Nordby.

Die ersten Stücke stammten allesamt vom im Januar erschienenen neuen Album
Making Marks. Von dieser tollen Platte spielten die verflucht jung aussehenden Norweger fast alles, es war also im Prinzip eine Vorstellung ihres Albums.

Das alles war richtig schön, hätte sich aber damit eigentlich nicht von den vielen Abenden mit wundervollen Indiepopbands unterschieden, über die wir hier in der
Vergangenheit berichtet haben. Was das Konzert aber besonders charmant machte, war die Art und Weise, wie die Band auftrat. Zum einen wirkten die fünf unglaublich sympathisch, zum anderen waren ihre kleinen Gespräche und Ansagen zwischendrin wahnsinnig nett! Sie erzählten zum Beispiel davon, wie klug es für eine norwegische Band sei, im Herbst in Spanien zu touren, um den Sommer zu verlängern. Der schöne deutsche April lasse das auch fürs Frühjahr zu. Oder sie berichteten von ihren ersten Auftritten in den USA, als sie dem Publikum da weismachen wollten, alle Texte extra ihretwegen ins Englische übersetzt zu haben.

Meine Lieblingslieder in ihrem 45-minütigen Set waren
The grass that's still wet, Skipping down the street mit dem fabelhaften Housemartins-Ende und das unfassbar schöne 1943 zum Schluß, zu dem nur noch Nina und einer der Gitarristen auf der Bühne standen! Der schönste Moment fürs Herz waren aber die schmachtenden Blicke zwischen den beiden am Ende von Do you really love me, or am I just in your network?!

Ein richtig toller Auftritt, der auch trotz der wenigen Leute laut beklatscht wurde!

Setlist
mylittlepony, Hafen 2, Offenbach:

01: A miracle
02: I volunteer

03: The grass that's still wet
04: MacGyver Blues
05: Do you really love me, or am I just in your network?
06: I do remember
07: Capital of Norway
08: Stories about love
09: Skipping down the street
10: Fragments of an island
11: Hard to be good
12: 1943

Daß 40 Leute für mylittlepony größer sind als für Asobi Seksu, liegt auf der Hand, war aber auch in den ersten Konzertminuten der Hauptgruppe bereits zu merken. Ich habe keine Ahnung, wie groß Asobi Seksu eigentlich sind. Größer als drei Dutzend allemal. Aber in welcher Saalgröße sie zu Hause oder in großen europäischen Städten spielen, weiß ich nicht. Mir ist die Band lange schon sehr vertraut, dadurch verliere ich gerne einmal den Realitätsbezug, vollkommen unbekannte Gruppen werden gedanklich Stars. "Pony Up? Die mußt du doch kennen?! Nein?" Trotzdem denke ich, daß Asobi Seksu durchaus großes Publikum gewohnt sind. Daß Sängerin Yuki Chikudate wenig Motivation hatte, merkte man dagegen deutlich. Die Band spielte ihr Programm von Beginn an extrem professionell herunter, Yuki konnte aber nicht verbergen, daß das nicht der beste Konzertabend der Karriere werden würde. Prinzipiell ist mir nicht schrecklich wichtig, wie viel auf der Bühne passiert, wenn die Musik stimmt. Es gibt Bands, da ist Passivität bewusstes Stilelement. Aber so wie Hunde angeblich Angst spüren, merkt man als Zuschauer eben auch Bocklosigkeit einer Band.

Das mag alles übertrieben wirken, schließlich war das Konzert überhaupt nicht
schlecht. Die Lieder waren gut abgemischt, Yukis hoher Gesang perfekt zu hören. Als Asobi Seksu vor Jahren die Editors in der Kölner KulturKirche supportet hatten, war der Sound so gruselig, daß man die Sängerin gar nicht wahrnahm.

Heute klang es gut, obwohl auch die Lautstärke (vielleicht der wenigen Besucher wegen) harmloser war als erwartet. Bei Shoegaze-Bands hilft viel in der
Regel ja viel. Aber es war ausreichend laut, um uns die Gitarrenläufe um die Ohren zu knallen. Und in den doch reichlich vorhandenen brillanten Momenten (etwa bei New years, Thursday, Strawberries oder Size) merkte man dann auch, wie grandios diese Band grundsätzlich sein kann. Daß niemand da war, daß ihr Konzert so etwas wie Tennis gegen die Wand oder Segeln auf der Ostsee wurde, kann man den Amerikanern schwerlich vorwerfen. Daß sie ihren Frust nicht komplett wegspielen konnten, sicher auch nicht. Also schlechtes Karma - aber für das gute hatten ja die fünf Norweger vorher schon gesorgt!

Setlist Asobi Seksu, Hafen 2, Offenbach:

01: Coming up

02: Trails
03: Strawberries
04: Size
05: Perfectly crystal
06: New years
07: Leave the drummer out there
08: Thursday
09: I'm happy but you don't like me
10: Pink light
11: Trance out
12: Never understand (The Jesus And Mary Chain Cover)

13: Red Sea (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:






Samstag, 23. April 2011

Asobi Seksu, Paris, 22.04.11

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Konzert: Asobi Seksu
Ort: La Flèche d'or, Paris, Inrocks Indie Club
Datum: 22.04.2011
Zuschauer: nicht sonderlich viele
Konzertdauer: etwa 1 Stunde


Boah, ey!!! Der Hammer! Asobi Seksu haben mich mit ihrem noisigen Dreampop in andere Galaxien gebeamt, das Konzert in Paris war ein Oberknaller.

Offebachä, nix wie hin zu Asobi Seksu heute abend!!

Setlist Asobi Seksu, La Flèche d'or, Paris:

01: Coming Up
02: Trails
03: Rasberry
04: Size
05: Perfectly Crys
06: New Years
07: Drummer
08: Thursday
09: Happy
10: Pink Light
11: Trance Out
12: J.A.M.C.

13: Red Sea

Mina Tindle, Paris, 22.04.11

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Konzert: Mina Tindle
Ort: La Loge Paris
Datum: 22.04.11
Zuschauer: restlos ausverkauft, mindestens 100
Konzertdauer: 70 Minuten
Raumtemperatur: 55 ° Celsius!


Ein wunderschönes Konzert, das unfreiwillig in einem Hammam stattfand. So zumindest fühlte es sich in der Pariser Loge an, in der an diesem heißten Freitagabend die Klimaanlage ausgefallen war. Mina Tindle mag keine türkischen Dampfbäder (" j'aime pas les hammams"), zeigte aber dennoch viel Spielfreude und begeisterte mit einem formidablen Konzert und vielen Stargästen (Bertand Bellin, JP Nataf, zwei Streicherinnen, etc.).

Demnächst mehr von der Hitzeschlacht, dann auch die Setlist und Fotos.

Aus unserem Archiv:

Mina Tindle, Paris, 30.06.10
Mina Tindle, Paris, 11.02.10
Mina Tindle, Paris, 19.10.09
Mina Tindle, Paris, 07.09.09
Mina Tindle, Paris, 12.05.09
Mina Tindle, Paris, 14.04.09
Mina Tindle, Paris, 13.01.09
Mina Tindle, Paris, 15.10.08



This Is The Kit, Paris, 21.04.11

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Konzert: This Is The Kit

Ort: Gals Rock, Paris
Datum: 21.04.2011
Zuschauer: 30-35 im eigentlichen "Konzertraum", 10-15 draußen
Konzertdauer: etwa 45 Minuten


"Does anyone have a banana?"

Eine Banane? Na klar, für Mo, die kleine Tochter von Kate (Stables) und Jesse (Vernon), die zusammen unter dem Moniker This Is The Kit fungieren! Die Süße, sie hatte Hunger während des Konzertes bekommen, forderte plötzlich energisch die gelbe Frucht.

Konzerte von This Is The Kit gehen grundsätzlich familiär zu, das ist es für die Eingeweihten nichts Neues, wenn Little Mo Mutti in den Haaren rumwuschelt oder Papi in den Arm zwickt. Und dies während die beiden performen.

Nicht neu ist ebenfalls, daß die Konzerte von Kate grundsätzlich wunderschön, authentisch und herzerwärmend sind. Der Auftritt in dem Musikladen Gals Rock machte da keine Ausnahme. Trotz sicherlich minimaler Gage legten sich Kate, Jesse, und die aus Portland, Oregan stammende Anne vor etwa 35 Leuten mächtig ins Zeug, gaben sich große Mühe und bezauberten mit naturreinen Bildschön-Songs, tollen vokalen Harmonien und einschmeichelnden Melodien. Die Stimme von Kate war wie immer traumhaft, so tröstlich, so zärtlich, so liebevoll. Es ist mir eine Riesenfreude ihr zuzuhören, ihr gehört seit Jahren mein Herz. Besonders schön finde ich immer, daß man merkt, wieviel Spaß Kate udn Jesse das Musizieren macht. Da werden die Lieder nicht einfach abgespult, sondern mit viel Liebe zum Detail vorgetragen, immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Die blonde Amerikanerin Anne gehört noch nicht allzu lange zur Band, aber sie ist jetzt schon eine große Bereicherung. Wenn sie die singende Säge zum Schwingen bringt, glaubt man, eine Opernsängerin im Raum zu haben. Toll! Aber sie harmoniert auch stimmlich prima mit Kate, die beiden trällerten wirklich herzallerliebst.



Die drei Musiker konnten auf etliche starke Titel zurückgreifen. Moon, Spinney, oder Easy Picking, das sind fast schon moderne Klassiker, die jeder auf seinem i-pod haben sollte. Das zweite Album Wriggle Out The Restless, auf dem diese Perlen drauf sind, ist ohnehin so hervorragend, daß es schon von befreundeten Musikern gecovert wurde. Besondere Erwähnung finden sollte eine Version von John Parish. John Parish?!, ja genau der Kerl, der immer mit der Harvey musiziert. Klasse, oder? Er ist ein alter Verbündeter von Kate, hat ihr erstes Album Krulle Bol produziert. Von diesem Erstling stammte dann auch eine der beiden Zugaben, Our Socks for Evermore, bei der das Banjo auf das Schönste vor sich hinpluckerte. Aber auch die Fans von Michael Hurley kamen auf ihre Kosten, ein Song von ihm wurde gecovert.

Nach etwa 45 Minuten war dann leider Schluß, aber ich verließ den Laden nicht ohne einen von Kate gefertigten Topflappen und die Remix CD nach Hause getragen zu haben!

Foto: Archiv. Links Kate, oben Mo, rechts Rachael Dadd. Aktuelle Pics folgen.

Setlist: morgen

Aus unserem Archiv:

This Is The Kit, Paris, 06.02.11
This Is The Kit, Paris, 27.03.10
This Is The Kit, Paris, 03.12.09
This Is The Kit, Paris, 09.06.09
This Is The Kit, Paris, 11.03.09
This Is The Kit, Paris, 06.03.09
This Is The Kit, Paris, 26.03.08
This Is The Kit, Paris, 01.02.08




Freitag, 22. April 2011

Holden & Milenka, Paris, 20.04.11

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Konzert: Holden & Milenka, Mon Petit Club # 7

Ort: International, Paris
Datum: 20.04.2011
Zuschauer: volle Hütte


Popmusik aus Frankeich haben wir oft hier auf dem Konzerttagebuch. Allerdings singen die besprochenen Bands fast immer auf englisch (bzw. etwas Ähnlichem, weil man bei dem starken Akzent teilweise gar nicht versteht, was die meinen). Dabei gibt es sie, die qualitativ hochwertigen französischen Gruppen, man muss sich nur ein wenig auskennen, um auf sie zu stoßen.



Holden gehören ganz sicher zu den besten Popbands, die in der Sprache Molières texten. Ein kleines Wunder, daß sich Armelle und Mocke, die beiden übriggebliebenen Gründungsmitglieder, bereit erklärten, im International zu spielen. Das gemischte Duo ist quasi auf allen großen und angesehenen Bühnen von Paris aufgetreten, müsste solche Low Budget Konzerte wie heute also nicht akzeptieren. Daß die beiden es dennoch taten, hat sicherlich damit zu tun, daß wir von Mon Petit Club einen guten Draht zu Armelle aufgebaut haben und sie uns vertraut. Und daß Armelle mit ihrem Soloprojekt SuperBravo bereits in meinem Wohnzimmer zu Gast war, hat sicherlich auch geholfen...

Langer Vorrede, kurzer Sinn: Holden waren grandios! Der Name ihres gerade erschienenen Best Of Doppelalbums ist gut gewählt. Es heißt L'essentiell und dies sind sie ohne jede Frage: eine essentielle französische Popband.

Warum? Wieso? Die Antwort und weitere Erläuterungen in Kürze.

Stargäste des Abends: Laetitia Sadier, Bertrand Belin (viele sagen, dies sei der beste Franzose zur Zeit) und JP Nataf. Es war wirklich die Creme de la Creme der neuen französischen Chansonszene da.



Donnerstag, 21. April 2011

Ginga, Wien, 20.04.11

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Konzert: Ginga
Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Wien
Datum: 20.04.2011
Zuschauer: ca. 40
Konzertdauer: gute 80 Minuten

Ginga, das war die Entdeckung des letztjährigen Wiener Popfestes. Zumindest für die relevante Presse und almighty radio station Fm4. Ich verzog mich, abgeschreckt von Vorschusslorbeeren und Hype-Flutwellen, in meine supercoole Schmollecke und ignorierte die Band ein Jahr lang. Bis ich Karten für deren Wohnzimmerkonzert gewann und mich eines Besseren belehren ließ, zumindest was deren Live-Qualitäten angeht. Des Albums größter Freund bin ich immer noch nicht, das akustische Set in einem Altbau nahe dem Praterstern war aber einfach sehr groß. Und dass der ehemalige Starsailor-Bassist, der die Band bei großen Auftritten unterstützt, heute nicht dabei war, ist - ähm - zu verkraften.

Es hatte recht lange gedauert, bis das "perfekte Wohnzimmer" gefunden worden war, zwei Tage vor dem Konzert wurde schließlich eine Adresse zwischen Praterstern und Karmeliterviertel verkündet. Diese stellte sich als klassischer Altbau heraus, mit engen Stiegenhäusern und hohen Wänden. Das Wohnzimmer wirkte denn auf den ersten Blick wie eine Einladung zur Hausbesetzung, vom Parkett bis zum Vorhang war alles stilecht schäbig. Genau solche Räume liebe ich , wer will auch schon in einem möbelhauskatalogfähigen Umfeld wohnen?

Nach einer halben Stunde, in der die Leute allmählich eintrudelten und die Band zwischen einem improvisierten Backstageraum und der aufgebauten kleinen Bar pendelten, gings los und die vier Burschen nahmen ihre Plätze vor zwei hohen Fenstern ein.

Der erste Song war In the stagelights, und dieses kam von der, diese Woche höchst großzügigen, Sonne und zwei, die Band flankierenden, Ikea-Stehlampen. Ginga waren an diesem Abend ein singender und gitarrespielender Großer in bunt-gestreiftem Shirt, ein kleinerer in klassischer gestreiftem Leiberl an der Geige, ein Schlagzeuger natürlich und ein Karierter am Keyboard. Das zusammen ergab sehr formidable Klänge, die von kleinen Fehlern mehr profitierten als dass sie unter solchen litten. Ist mir das Album zu glatt und austariert, so war ich von der aufs Gerüst der Songs reduzierten akustischen Darbietung sehr angetan.

Eine sehr angenehme Erscheinung waren auch die vier von Ginga selbst. Sympathisch und witzig, zwischen den Songs immer wieder mal eine kleine Geschichte erzählt. So erfuhr der Sänger auch vom Geburtstag seines Geigers, worauf er spontan alle auf ein anschließendes Bierchen ins Fluc einlud.

Gedankt wurde auch viel an diesem Abend, erst dem Publikum fürs zahlreiche Erscheinen, dann der anwesenden Besitzern des Wohnzimmers (es stellte sich heraus, dass es eigentlich ein Arbeitszimmer war), abermals dem Publikum...
Dabei war es eigentlich an uns, zu danken. Immerhin war dieser Abend vollkommen kostenlos, Getränke waren auch nicht zu knapp vorhanden und es kursierte sogar eine von der Band gestiftete Wodkaflasche.

War diese zwecks Auflockerung des Publikums gedacht, hätte es dieser gar nicht bedurft, man war auch so bester Laune, in einem Song wurde dann auch auf die Interaktion zwischen Spielenden und Bespielten gesetzt.
Die Band wirkte (trotz konkurrierender Hemden) wie eine kleine Familie. Alleine der herzig-suchende Blick des Geigers zum Schlagzeuger, wenn er zu rhytmischen Einlagen abkommandiert war (nicht seine Haupttätigkeit)...

Recht schnell war eine Stunde voller hübscher Songs und kurzweiliger Unterhaltung vergangen, in der die besten Seiten der fehlenden Distanz in einem Wohnzimmer hervorgekehrt wurden, eine Stunde, die sich hoffentlich bald öfter so oder so ähnlich in Wiens Wohnungen ereignen wird.
Letzter Song war Dancer, dieser Songs war auch die Antwort auf die Gewinnspielfrage gewesen. Sänger Alex und Geiger Emmanuel lieferten sich dabei ein kanon-ähnlich versetztes Gesangsduett und meine Güte, der Geiger hat vielleicht eine tolle Stimme! Der sollte echt noch mehr singen dürfen...

Na
ch dem Konzert rauschte ich dann ganz fix ab, um noch ins WUK zur Clara Luzia-Albumpräsentation zu kommen, aber Falling into place war für mich leider nicht der Fall, ich kam zu spät an und musste mich mit einem Bier im Innenhof zufrieden geben. Was ich dort so hörte, war jedenfalls sehr sehr toll. Vielleicht treibe ich ja noch wen auf, der einen Gastbeitrag darüber verfasst...

Gedanklich nochmal zurück in die Heinestraße zu Wien: Ginga, ihr seid großartige Gastgeber! Ihr Wohnzimmer Wiens - macht euch auf mehr solch tolle Abende gefasst!

Setlist Ginga, Wien, 20.04.11 in etwa:

01: In the stagelights
02: Fire
03: Fashion
04: The nights
05: Final call
06: They should have told us
07: Fever
08: Partisan
09: Cinnamon
10: Up a creek
11: This is happening
12: Lie

13: Dancer (Z)


Danke für die Fotos (und fürs Mitkommen) an Elisabeth!



Dienstag, 19. April 2011

Josh T. Pearson & Troy von Balthazar, Paris, 15.04.11

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Konzerte: Josh T. Pearson (+ Lisa Germano) & Troy von Balthazar

Orte: Le Café de la Danse (Josh), La Machine Du Moulin Rouge (Troy), Paris
Datum: 15.04.11
Zuschauer: jeweils etwa 400-500



"Man soll nicht auf zwei Hochzeiten tanzen", so das Sprichwort.

Selbstredend, daß solch althergebrachte Weisheiten für mich nicht gelten. "Man kann nicht alles haben", auch diesen Spruch habe ich schon als Kind gehasst, ich wollte immer alles haben und dachte nicht daran, mich mit der Hälfte zu begnügen.

Gleichzeitig auf zwei Konzerten zu sein, ist aber selbst bei größtem Ehrgeiz nicht möglich. So musste ich dann zähneknirschend hinnehmen, daß ich von den Konzerten von Josh T. Pearson respektive Troy von Balthazar jweils nur die Hälfte mitbekam, weil die beiden Herren an relativ weit auseinanderliegenden Orten ihre schöne Kunst zur Schau stellten.

Begonnen hatte den Konzertabend des 15. April 2011 allerdings eine Dame. Lisa Germano hielt sich gegen 20 Uhr 15 im Café de la Danse am wundervollen Flügel bereit und ließ etwa 40 Minuten lang ihre Finger samtweich durch die Tasten gleiten. Ihre sehnsüchtigen Pianoballaden begleitete sie mit einer herzerweichenden Hauchstimme und schaffte es mit dieser Rezeptur tatsächlich, meinen überdrehten Puls deutlich nach unten zu fahren. Sie schien optisch vom Leben angegangen (kein Wunder, sie ist Jahrgang 1958), stimmlich war sie aber nach wie vor top. Zum Vortrag kamen Stücke von verschiedenen Werken ihrer umfangreichen Diskografie, vor allem vom aktuellen, noch nicht erschienenen Ouput und dem Vorgänger Magic Neighbor. Zwischen den Songs gab es immer mal wieder Erklärungen zur Entstehungsgeschichte der Stücke und auch ein paar Anekdoten, an die ich mich aber nicht mehr so genau erinnern kann (Alzheimer lässt grüßen!). Auf jeden Fall ging es in der witzigsten Szene um ihren bösen Nachbarn und auch eine Katze spielte in der Anekdote eine Rolle (oh je, Oliver, wo warst du mit deinen Gedanken, als sie das alles erzählte?).

Nach etwa 40 Minuten hatte die gute Lisa dann ausgeklimpert, schnappte sich die Setliste und ihr Glas Rotwein und überließ die Bühne dem Texaner Josh. T. Pearson, der in der Kabine schon mit den Hufen (ähem den Cowboy-Boots) scharrte.

Der hagere, hochaufgeschossene Bartträger ließ sich dann gegen 21 Uhr 15 auf der Bühne blicken, fragte zynisch, ob wir Pariser an einem Freitag abend nichts Besseres zu tun hätten, als einem traurigen Singer/Songwriter zuzuhören und legte mit einem Boney M Cover (!) los. The Rivers Of Babylon verhunzte er aber dreimal, weil er von Lachkrämpfen geplagt wurde und sein Manager Peter schüttelte am Bühnenrand schon entsetzt mit dem Kopf. Aber der verpatzte Start war (vermutlich) Teil der Show, die in der weiteren Folge wunderbar flutschte. Josh schafte es ganz alleine mit seine Akustikgitarre und seiner markanten Stimme, eine knisternde Atmosphäre zu kreieren und die Leute zum Schweigen und Zuhören zu bringen. Keiner muckte und dies obwohl die Stücke in der Regel mindestens 10 Minuten lang und oft sehr karg instrumentiert waren. In einzelnen Momenten kitzelte Josh die Saiten seiner Klampfe nur ganz leicht, bloß um kurz später perlende Riffs hinterherzujagen, die aufbrandeten wie eine hohe Welle im Meer. Tottraurig die Texte, in denen es um Trennungsschmerz, Einsamkeit und Depresisonen geht, Themen mit denen sich Josh in den letzten Jahren auseinandersetzen musste. Schmerzliche Erfahrungen, die allerdings der perfekte Näbroden für seine verzweifelten Bildhübsch-Songs waren und den Mann mit der Totenkopf Gürtelschnalle inspiriert haben. Aufgenommen wurden sie zum Großteil in Berlin, wo Josh ein paar Jahre lang lebte und wo er sogar eine deutsche Frau geheiratet hatte, von der inzwischen geschieden ist. In den letzten eineinhalb Jahren kampierte Pearson in Paris, genauer gesagt in der Wohnung über der Créperie West Country Girl. Der Patron Erwan Le Floch ließ ihn dort völlig mietfrei leben, ihm genügte es, daß der Texaner Akustik-Sessions in seinem Restaurant abhielt und famose Künstler aus Texas einlud, darunter Bosque Brown und Micah P. Hinson. Diese West Country Girl Night Sessions sind legendär geworden und inzwischen interessieren sich selbst britische Musikjournalisten genauestens für diese originellen Veranstaltungen, das Restaurant und die Pariser Vagabunden Zeit von Pearson (selbst Mojo berichtete).



Das Café de la Danse ist allerdings keine urige Crêperie und so war das heutige Konzert doch mit wesentlich mehr Druck verbunden, als die improvisierten Konzerte, die vor Augen von wohlwollenden Freuden stattfanden. Druck, dem Pearson nach den oben geschilderten anfänglichen Problemen auf beeindruckende Weise stand hielt. Dier Vortrag war intensiv, knisternd, packend und trotz der Länge der Stücke nie langweilig oger gar einschläfernd. Geradezu magisch, wie der baumlange Kerl das Publikum in seinen Bann zog.

Trotzdem: nach etwa 40 Minuten zog es mich weiter, denn ich wollte unbedingt noch das Ende des Konzertes von Troy von Balthazar mitbekommen. Ich rannte aus dem Café de la Danse Richtung U-Bahn, beeilte mich so gut wie ich konnte, kam aber dennoch mit massiver Verspätung in der Machine du Moulin Rouge an. Troy war bereits bei den Zugaben angelangt, aber die hatten es in sich und rechtfertigen die Hetzerei vollkommen. Wings ist eine der schönsten Balladen, die in den letzten Jahren geschrieben wurde. Der Hawaiianer trug dieses Kleinod mit solch brüchiger Falsett Stimme vor, daß sein Weltschmerz förmlich ertastbar war. Von Balthazar hatte Wings auch damals bei meiner Oliver Peel Session performt und schon zu diesem Zeitpunkt war ich hin und weg von dem Track, den man auf seinem aktuellen Album How To Live On Nothing finden kann. Der endgültig letzte Songs stammte dann allerdings vom ersten Solo Output des ehemaligen Chokebore Sängers. Heroic Little Sisters, fast schon ein Klassiker.

Hinterher hatte ich zumindest kurz die Gelegenheit mit Troy und seiner Begleitband, bestehend aus der französischen Bassistin Adeline und dem amerikanischen Drummer Christian (Chokebore), zu plaudern. Die drei Musiker waren vom Touren geschlaucht und urlaubsreif, was man verstehen kann, wenn man weiß, wie stark sie sich immer ins Zeug legen.

Setlist Troy von Balthazar, La Machine du Moulin Rouge, klick!



Diego Zavatarelli, Paris, 14.04.11

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Konzert: Diego Zavatarelli

Ort: La Loge, Paris
Datum: 14.04.11
Zuschauer: 15 oder so
Konzertdauer: etwa 50 Minuten


Diego Zavatarelli. Den Preis für den schönsten Namen hat der Argentinier auf jeden Fall schon einmal gewonnen. Za-va-ta-relli, das hat Klang, zergeht fast auf der Zunge. Aus seinem südamerikanischen Heimatland kennen wir ja eher Fußballer. Mario Kempes, Diego Maradonna, Lionel Messi, um nur die Bekanntesten zu nennen. Zavatarelli kickt nicht, zumindest nicht professionell, sondern ist Singer/Songwriter, lebt seit knapp 2 Jahren in Paris. Der Liebe wegen.

Ich hatte ihn schon zweimal live auf einer Bühne erlebt, aber jedesmal gab es Störfaktoren, die den Hörgenuß beeinträchtigten.. Als er im März 2010 im Café de Paris spielte, war ich brutal müde und als er vor ein paar Wochen im International auftrat, plapperten die Leute viel zu laut und seine Gitarre war zu leise. Dabei ist seine erste EP Shadows hervorragend und gespickt mit tiefmelancholischen, fast gothisch anmutenden Folksongs. Der argentinische Nick Drake, so könnte man ihn nennen, wohlwissend das Drake eine Klasse für sich war und insofern solche Vergleiche eine Bürde für jeden Nachfolger darstellen. Nichtsdestotrotz, Zavatarelli kann so einiges in die Waagschale werfen. Vor allem sein Gitarrenspiel, sein filigranes Fingerpicking, ist Extraklasse. Kein Wunder, Diego ist seit Jahren Gitarrenlehrer, hat eine klassische Ausbildung durchlaufen.

Schade insofern, daß am 14. April nur maximal 15 Leute den Weg in die Pariser Loge gefunden haben. Ohne extensive Promo, ohne Anzeigen in Zeitschriften und U-Bahnen, ist es in der französischen Metropole enorm schwierig, Locations zu füllen. Diejenigen die da waren, erlebten allerdings ein astreines Konzert. Dieses Mal gab es nicht den geringsten Störfaktor. Der Sound war brillant, niemannd plapperte, alle hörten gespannt zu. Diego spielte seine wundervolle EP komplett durch. Besonders Like Autumn Clouds begeisterte mich über alle Maßen. "Every lovely word you said to me still sounds in my mind", sang Zavatarelli und eine Gänsehaut übermannte mich. Seine Musik könnte ich mir gut in einer Kirche vorstellen, sie ist kontemplativ, spirituell, choral.

Aber er sang nicht nur auf englisch, sondern in zwei Fällen auch in seiner spanischen Muttersprache, was der Sache eine besonder Note hinzufügte.

Spektakulär dann das Ende. Zu den letzten zwei Liedern, jeweils Coversongs, bat Zavatarelli seine französische Frau Marlene auf die Bühne und die Dame sang vor allem den 60 er Jahre France Gall Klassiker Poupée de Cire Poupée de Son so lieblich, daß sich die Leute im Publikum begeistert ansahen. Den alten Kraftwerk Hit Radioactivity hatten Diego und Marlene ganz aktuell mit ins Programm aufgenommen, um der Sorge über die Atom-Katastrophe in Fukushima Ausdruck zu verleihen. Sowohl Fukushima als auch Tschernobyl fanden schließlich im Text Erwähnung. Verblüffend wie der alte Elektro-Song im folkigen Gewande klang, ganz anders als das Original, aber erstaunlich organisch und warm.

Insgesamt ein erstklassiges Konzert. Argentinien hat nicht nur Fußballer zu bieten, hört euch auch Zavatarelli an!

Setlist Diego Zavatarelli, La Loge, Paris:

01: Asturias
02: Oceans Of Time
03: Like Autumn Clouds
04: In Between
05: Persistent Universe
06: A Lost Paradise
07: Espiral
08: Shadows
09: Invisible Prison
10: Donde Mueren Los Amores Olvidados
11: The Beginning Of The End
12: Poupée de Cire Poupée De Son (France Gall)
13: Radioactivity (Kraftwerk)



Montag, 18. April 2011

The Head & The Heart & Mechanical Bride, Paris, 13.04.11

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The Head & The Heart & Mechanical Bride (Trevor Moss and Hannah Lou)

Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 13.04.11
Zuschauer: nicht sonderlich viele


Am Datum sieht man es: ich kommen zur Zeit mit den Konzertberichten nicht hinterher und muss einen Rückstand aufholen. Fast drei Wochen lang jeden Abend ein Konzert, das setzt auch mir zu und lässt mir kaum Zeit, meine Reviews zu schreiben. Sorry!

Für den 13. April hatte ich mir eigentlich ein Konzert im International vorgemerkt. Portugal The Man sollten gratis im International aufspielen und da wollte ich gerne dabei sein, denn die Band aus Portland, Oregan hat sich noch nie in Paris blicken lassen. Im Laufe des Tages meldeten sich aber gleich drei Freunde per e-mail bei mir und hatten alle die gleiche erfreuliche Botschaft zu verkünden: "Hallo Oliver, ich habe einen überschüssigen Gästelistenplatz für den Abend von Cooperative Music in der Flèche d'or und den würde ich gerne an dich weiterreichen." Schon rührend, daß man an mich denkt, aber ich vermute, man möchte sich erkenntlich für meine Wohnzimmer-Sessions zeigen, bei denen ich keine Kosten und Mühen scheue und versuche, alle einzuladen, die ich kenne und mag (eigentlich wäre es ja mal witzig, das genaue Gegenteil zu machen, man lädt nur Leute ein, die man nicht kennt und von denen man vermutet, daß sie Arschlöcher sind).

Planänderung war also angesagt und ich fand mich am Abend des 13.04. in der Flèche d'or und nicht im International wieder. Nicht sonderlich viele Leute ließen sich heute hier blicken und man konnte sich seinen Stehplatz frei aussuchen.

Den ersten Act des umfangreichen Programms, Trevor Moss and Hannah Lou, hatte ich glatt verpasst. Meine Freundin Uschi war "schuld", die wollte noch ein Fertiggericht (Marke Picard) in ihrer Bude verzehren und so trudelten wir gemeisam erst recht spät vor Ort ein. Ich war ihr natürlich nicht böse, schließlich hatte sie mich eingeladen und die Aufnahmefähigkeit für drei Bands hatte ich ohnehin nicht.

Der Einstieg erfolgte also mit der jungen Engländerin Lauren Doos aka Mechanical Bride, die mit einer ausgewachsenen Band erschienen war. Sie sah so unglaublich jugendlich aus, daß man kaum glauben konnte, daß sie bereits 25 und nicht erst 16 Jahre alt war. Eine blasse, schüchterne Dame mit tadellosen Manieren und einem höflichen, dezenten Wesen. Sie hätten noch nie zuvor außerhalb Englands gespielt und nun hier gleich in Paris, das sei schon eine tolle Sache, ließ sie verlauten (an dieser Stelle wäre es witzig gewesen, wenn sie gesagt hätte: "Scheiße, ich hasse Paris und euch Froschfresser, warum können wir nicht in Amsterdam sein?"). Und die Franzosen zeigten sich ebenfalls erfreut und hörten zumindest leise und bedächtig zu. Mit Piano, Akkordeon, Flöte und bisweilen Akustikgitarre und Mandoline instrumentierten Mechanical Bride und hätten ihre schönen Songs noch etwas mehr Relief und Prägnanz gehabt, hätte man glatt von einer herausragenden Neuentdeckung sprechen können. So aber blieb es "nur" bei einem respektablen Eindruck. Man sah ein gefälliges, ansprechendes , durchaus schönes Konzert, aber keine neue Sensation am englischen Folkhimmel. Lauren Doos also keine 2. Laura Marling, auch keine Mary Hampton, aber dennoch ein Talent. Eine Leisetreterin, die weder ihre Stimme aufmerksamkeitsheischend einsetzte, noch durch die Selbstdarstellung einer Bat For Lashes (der sie musikalisch ähnelt) auffiel. Ein wohltuender Kontrast zu furchterregenden englischen Heulbojen wie Kate Nash oder Florence & The Machine und deshalb auf jeden Fall im Auge zu behalten.

Etwa 20 Minuten später war dann die Zeit für die in Seattle beheimateten The Head and The Heart gekommen. Aus dieser regnerischen Gegend der Vereinigten Staaten von Amerika erwartet man ja eher Grunge Bands oder Riot Girls, aber The Head And The Heart springen pünktlich auf den mit Volldampf fahrenden Folk Zug auf, der dafür sorgte, daß Mumford & Sons Nummer 1 in den amerikanischen Mainstream Charts wurden. Es gibt noch kein neues Album von Mumford & Sons? Da muss Nachschub her! Das Eisen muss geschmiedet werden, solange es noch heiß ist. Wobei The Head And The Heart nicht nur nach Folk-Rock rochen, sondern auch an britischen Sixties Pop erinnerten. Gerade die flotten, pianolastigen Stücke klangen volles Rohr nach den Beatles, die folkigeren Sachen standen in der Tradition von Neil Young. Für reichlich Bewegung und Dynamik war jedenfalls gesorgt, Lahmheit konnte man der jungen Band wahrlich nicht vorwerfen. Gerade die blonde Geigerin hopste wie auf Sprungfedern über die Bühne und wusste auch mit ihren hübschen blauen Augen zu gefallen.

Das Tempo des ersten Drittels konnte aber über die gesamte Distanz nicht gehalten werden und in der Mitte flachte das Set ab, bevor zum Schluß noch einmal letzte Reserven mobilisiert wurden.

Ebenfalls ein passables Konzert, das aber keinen meiner anspruchsvollen (abgestumpften?) Konzertfreunde so rundum begeistern konnte. Zu oft hat man in den letzten Jahren Ähnliches gehört und mit den Fleet Foxes und der Band Of Horses gibt es zwei Gruppen, die den anderen Kombos in Amerika in punkto Folk-Rock meilenweit voraus sind.

Ob Portugal The Man im International geiler waren? Meine Frendin von Amazinglyblog berichtet von einer vollen Hüte und einem guten Konzert (klick!). Viele Deutsche sollen dagewesen sein. Kein Wunder, Portugal The Man kennt in Paris kein Mensch, während sie in Germany richtig groß sind, zumindest in Indiekreisen, der Dauerwerbung durch die Käseblättchen (ich mag Käse!) Visions und Musikexpress sei Dank.



 

Konzerttagebuch © 2010

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